Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah
ist?! Diese Volksweisheit lässt sich aufgrund meines Wohnortes, der
keine zehn Kilometer von Olten weg liegt, eigentlich auf jedes
Konzert münzen, das im „Güggel“, sprich im Coq d’Or stattfindet.
Seit unser Kissi den Laden als Geschäftsführer vor einer Weile
übernommen hat und die PA im Keller unten modernisiert wurde, finden
immer wieder an sich kultige Gigs statt, die oft etwas mehr Zuspruch
verdient hätten. Des Weiteren ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass
die inzwischen wieder reformierten Graveyard (!) auch schon zu Gast
waren. Heute Abend waren die finnischen Rabauken von Ranger
angesagt. Die Truppe aus dem hohen Norden hat sich dabei voll dem
Heavy Metal der 80er verschrieben und spielt nach eigener Auffassung
„fast, loud and rude“. Meine einordnenden Stilschubladen sind dabei
vor allem die frühen Exciter und, wie sich auf der Bühne noch
heraus stellen sollte, ein sehr interessanter Bastard aus Iron Maiden
und Celtic Frost! Klingt in der Tat etwas schräg, ist aber definitiv
so. Als Support fungierten die Schweizer Metaller Atlas & Axis, wo
ja mitunter Romana Kalkuhl (Burning Witches) dabei ist.
Atlas & Axis Die versierte Truppe aus dem Aargau,
die mittlerweile zwei Alben («March Of The Night», 2011 und
«Confrontation», 2014) veröffentlicht hat, frönt melodischem Heavy
Metal mit thrashigem Grundgerüst, der immer wieder mal an Iced Earth
erinnert. Gitarristin Ramona Kalkuhl, die mittlerweile mit der
Allgirl-Band Burning Witches ein zweites heisses Eisen im Feuer hat,
kann sich bei Atlas & Axis in ähnlicher Art und Weise austoben.
Zusammen mit ihrem Sidekick Pablo Cevallos wird solide Arbeit
abgeliefert und mit Jonas Ambühl verfügt die Gruppe über einen
exzellenten Sänger, der sich in allen Lagen wohl fühlt. Die
Rhythm-Section mit Roman Zeindler (d) und Nico Ardüser (b) musste
dabei mit wenig Platz auskommen. Vor allem der
bewegungsaktive
Bassist war in seinem Aktionsradius ziemlich eingeschränkt, was ihn
aber nicht davon abhielt, eine agile Performance auf die Bretter des
Coq d’Or zu legen. Das galt für die ganze Band, die ordentlich vom
Leder zog, auch wenn vor allem der Drumsound nicht das Gelbe vom Ei
war. Einerseits waren die Hi-Hat und teils auch die Cymbals viel zu
laut, und dafür hörte man praktisch nichts von der Snare-Drum. Für das
an einem Montagabend ganz passabel aufmarschierte Publikum schien
dies jedoch keine Rolle zu spielen. In der vordersten Reihe wurde
stilgerecht abgeschädelt und die Songs fair abgeklatscht. Nach etwas
mehr als einer Dreiviertelstunde gewährte man der angewärmten Meute
eine Pause, ehe es wieder wild und laut wurde.
Ranger
Als ich im Coq d’Or ankam, sass die ganze Band mit ihrer Entourage
gerade gemütlich beim Abendessen, das extra von einem so zu sagen
angemieteten Koch frisch zubereitet worden war. Das ist mitunter
auch ein Grund, warum sich diese Location einen guten Ruf in der
Szene erarbeitet hat. Es geht halt nichts über ein funktionierendes
Catering. Nach der leiblichen Stärkung und dem töften Support-Act
fanden sich Dimi Pontiac (b/v), Mikael (g), Ville (g) und Miko (d)
auf der „Güggel-Bühne“ ein, und kurz darauf ging es gleich ohne
doppelten Boden los! Man wähnte sich sogleich in einem Zeitfenster,
das über dreissig Jahre in die Vergangenheit schwappte. Mit
unbändiger Energie holzten Ranger ihre meist pfeilschnellen Songs
brachial runter. Die High-Pitch Vocals von Dimi verfügten über
jugendliche Power und Miko schien sein Arbeitsgerät beinahe in seine
Einzelteile zu zerlegen. Herrlich waren dabei die oftmaligen
Anleihen an den Drum-Stil von Celtic Frost. Zusammen mit den
Gitarren-Leads von Mikael und Ville, die zudem immer wieder mal an
die Eisernen Jungfrauen erinnerten, entstand eine kultige
Sound-Melange zwischen den frühen Exciter und einem Bastard, den man
wahlweise Iron Frost oder Celtic Maiden nennen konnte. Auf jeden
Fall besassen die
Songs
Dampf ohne Ende und liessen die entzückten Fans vorderen Reihen vom
Feinsten abschädeln. Derweil versuchte ich trotz dem gewohnt
spärlichen Licht ein paar anständige Pics zu schiessen.
Mit
etwas Geduld gelang dieses Unterfangen halbwegs befriedigend. Die
Atmosphäre in diesem schummrigen Licht war jedoch genau das Richtige
und sorgte unter den gut fünfzig anwesenden Besuchern für beste
Stimmung. Die Unbekümmertheit der vier Nordländer war wirklich
ansteckend und die zeitweiligen Soundprobleme wurden einfach
weggepowert. Allerdings fand ich es schade, dass der Bass von Mr.
Pontiac kaum bis gar nicht zu hören war. Das vom Schlagzeugspiel her
eh rumplige Rhythmusgerüst wäre durch einen kongenialen Basssound
massiv aufgewertet worden. Nichtsdestotrotz hinterliessen Ranger
trotz einer knappen Spielzeit von etwas über einer Stunde nur
verbrannte Erde. Kein Wunder wurde der Merchstand danach belagert, doch so
viel gab es dort gar nicht mehr kaufen, vor allem das Vinyl im
LP-Format der aktuellen Scheibe «Speed & Violence» war schon vor dem
Auftritt in Olten „sold out“. Immerhin gab es noch eine begrenzte
Anzahl der neuen Single von «Lethal Force» (B-Seite: «Night
Slasher») zu kaufen. Müssig zu erwähnen, dass es auch von denen bald
keine mehr vor Ort hatte. Der allererste Auftritt von Ranger in der
Schweiz war auf jeden Fall
saucool, und wenn dieses oldschoolige Quartett wieder mal auftaucht,
dann zieht Euch den wilden Haufen aus Helsinki unbedingt rein, es
lohnt sich! Kommt dazu, dass man sich so eine Band zwingend in
kleineren Locations und Clubs reinziehen sollte, damit die Energie
und Power nicht flöten geht.
Setliste: «Speed & Violence» -
«Shock Troops» - «Omen Of Doom» - «Last Breath» - «Shock Skull» -
«Night Slasher» - «Knights Of Darkness» - «Ranger» - «Touch Of
Death» -- «Supreme Evil» - «Steel Dawn».
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