Livereview: Red Hot Chili Peppers - Foals
13. Dezember 2011, Zürich - Hallenstadion
By Rockslave
24 Stunden nach dem Hammer-Konzert von Rammstein war das Hallenstadion erneut komplett gefüllt sprich ausverkauft, obwohl sich ziemlich sicher keine sehr grosse Schnittmenge zum Vorabend erneut nach Zürich aufgemacht hatte. Stilistisch sprechen wir da von zwei komplett unterschiedlichen Bands, die jedoch auch in der Schweiz beide eine sehr grosse Fangemeinde haben. Heute Abend war natürlich die Rede von den Red Hot Chili Peppers, die unlängst ihren mit Spannung erwarteten, neuen Longplayer «I'm With You» veröffentlicht haben. Es dauerte satte fünf Jahre, bis der Nachfolger des sehr erfolgreichen Doppeldeckers «Stadium Arcadium» in trockenen Tüchern war. Gründe dafür gibt es einige, darunter den, dass Sänger Anthony Kiedis eine Weile lang keinen grossen Bock auf die Band hatte, sich on/off Gitarrist John Frusciante ein weiteres Mal vom Acker machte sowie durch Josh Klinghoffer ersetzt wurde und zu guter Letzt setzte sich ja Schlagzeuger Chad Smith mit der neuen Supergroup Chickenfoot optimal in Szene. Doch jetzt war die Zeit wieder reif für die Peppers, die von der britischen Support-Band Foals begleitet wurden. Dass Letztere dann eigentlich kaum beachtet wurden, erstaunte nicht wirklich, doch die Jungs zogen ihren Kurzset professionell durch.

Foals

Eigentlich tun einem solche Gruppen im Vorprogramm von Vertretern der Oberliga, zu denen zum Beispiel auch U2, Bon Jovi oder Muse gehören, schon fast leid, denn die Fans des jeweiligen Headliners nehmen in der Regel kaum bis gar nicht Notiz vom Opener des Abends. Mehr als der übliche Höflichkeitsapplaus gilt darum stets als echt abbuchbarer Erfolg. Nicht anders erging es Foals aus Oxford (UK), die sich zwar redlich bemühten und sich zumindest instrumental wie gesanglich keine Blösse gaben. Die Musik, die als Indie- oder Math Rock geführt wird, klang irgendwie noch rhythmisch und teils sogar groovig, gehörte aber für meine Begriffe mehrheitlich in den Pop-Bereich. Im Mai 2010 kam der zweite Longplayer «Total Life Forever» auf den Markt, woraus es fünf (!) Single-Auskopplungen und später, also im gleichen Jahr, noch eine Live-EP gab. Die allerwenigsten Besucher (und ich vor Ort inklusive), wenn überhaupt, dürften gewusst haben, dass Songs von Foals durchaus unter die Leute gekommen sind! Die Erklärung dazu ist einfach und simpel: Soundtracks zu Computerspielen! «Olympic Airways» zum Beispiel war auf FIFA '09 zu finden und «Miami» konnte auf PES '11 verewigt werden. Das hört sich dann schon etwas anders an, doch bei den insgesamt sieben weiteren Konzerten der RHCP Winter-Euro-Tour im Dezember konnte dies zumindest heute Abend in Zürich nicht als Vorteil genutzt werden. So hangelten sich Yannis Philippakis (v/g), Jimmy Smith (g/keyb), Edwin Congreave (keyb, sax), Walter Gervers (b) und Jack Bevan (d) an sich ohne grosses Gedöns durch ihre 30 Support-Minuten hindurch und das Einzige, was mir nach dem Kurzauftritt in Erinnerung blieb, wenn auch nur kurz, war die langohrige Fellmütze von Schlagzeuger Jack, die wenigstens für etwas optische Heiterkeit sorgte. Insgesamt war es ein solider wie soweit engagierter Auftritt, aber nicht wirklich mitreissend.

Setliste (ohne Gewähr): «Blue Blood» - «Olympic Airways» - «Total Life Forever» - «Miami» - «Balloons (oder Cassius)» - «Red Socks Pugie» - «Spanish Sahara».

Red Hot Chili Peppers
Es ist kaum zu glauben, aber der letzte Besuch der amerikanischen Crossover-Könige im Zürcher Hallenstadion lag ziemlich genau fünf Jahre (03.12.06) zurück! Damals waren sie anlässlich der «Intercalactic-Tour» zum Doppel-Album «Stadium Arcadium» weltweilt über 150 Mal unterwegs und schenkten der Welt unter anderem den Über-Hit «Dani California», der bei ungezählten Radiostationen rauf und runter gespielt wurde und immer noch zu hören ist. Freilich waren Kiedis & Co. aber schon vor zwanzig Jahren erfolgreich, respektive mit dem Mega-Seller «Blood Sugar Sex Magik» von 1991, wo ja die Smasher «Under The Bridge» und «Give It Away» darauf zu finden sind. Ein weiterer, unverzichtbarer Hammer ist natürlich «Can't Stop», der zwar nicht heute Abend, aber in der Vergangenheit oft als der Opener schlechthin gespielt wurde. Das Konzert in Zürich wurde zu Beginn gleich mit «Monarchy Of Roses», dem ersten Song des neuen Albums bedacht, gefolgt vom unverwüstlichen «Dani California». Das Publikum ging eigentlich von der ersten Sekunde an bereits kräftig ab und spätestens bei «Can't Stop» war der Zapfen ab und die Meute nicht mehr zu halten. Anders noch als am Tag zuvor bei Rammstein, mussten die von zwei Mitmusikern unterstützten Amerikaner keine zusätzlichen, grossen Show-Gimmicks auffahren, um das Publikum ganz in ihren Bann ziehen zu können. Hinten war zum Beispiel einfach eine riesige, elektronische Leinwand, wo diverse Einspielungen und live auf der Bühne gefilmte Sequenzen wiedergegeben wurden. Von der Optik der Protagonisten her passte auch nix zusammen, doch an solchen Nichtigkeiten reiben sich die Red Hot Chili Peppers schon lange nicht mehr auf, wenn überhaupt jemals. Sänger Anthony Kiedis trug zu einem grossen Cap einfach ein rotes T-Shirt, Bassist Flea entledigte sich dessen ziemlich schnell und präsentierte einen überaus asketisch wirkenden Oberkörper, dem man die bald 50 Jahre (im Herbst 2012) nie geben würde. Chad Smith trug derweil und traditionellerweise (wie auch bei Chickenfoot) sein rotes, verkehrt herum getragenes Cap und war voll im Element. Neuzugang Josh Klinghoffer sah dagegen wie ein Vertreter der 80er New Wave Ära aus und obwohl dieser sich recht agil auf der Bühne bewegte, wirkte er irgendwie wie ein Fremdkörper und konnte dem leider wieder abgewanderten John Frusciante das Wasser auch vom Spiel her zu keinem Zeitpunkt reichen.

Was die Songauswahl anging, so gab es neben den in etwa erwarteten fünf neuen Songs eine ganze Menge davon, die auch auf der «Greatest Hits» von 2003 zu finden sind. Eher überraschend war allerdings der gross umjubelte Alt-Classic «Blood Sugar Sex Magik». Ins gleiche Horn stiess der am Anfang gespielte Vornamens-Vetter aus Californien, jedoch aus einem anderen Grund, denn dies war tatsächlich der einzige Vertreter der insgesamt 28 Songs (!) von «Stadium Arcadium»! Von den ganz frühen Werken gab es nur «Me & My Friends» zu hören, während der Fokus der restlichen Songs bei «Californication», der siebten Scheibe von 1999 lag. Die Mischung war ausgewogen und liess auch noch etwas Spielraum für das Drum-Solo von Chad Smith, das er zusammen mit dem Perkussionisten Mauro Refosco zum Besten gab. Die benötigten Keyboard-Parts übernahm Chris Warren und beide Musiker wurden von Anthony Kiedis entsprechend vorgestellt. Soundmässig gab es eigentlich wenig bis gar nichts zu rütteln. Der Mix war halt insgesamt etwas "schweizerisch dezent", aber man hörte Flea's Bassspiel schön heraus, was, wenn nicht, ziemlich schade wäre. Letzterer verfügte offenbar über reichlich Energie und so sah man den Ausnahme-Musiker plötzlich im Handstand (natürlich ohne seine Bass-Gitarre) über die Bühne gehen, was als weiterer Beweis seiner bemerkenswerten, physischen Fitness zu werten war. Zudem wurde er seinem Ruf als Exzentriker einmal mehr gerecht, denn er trug eine schwarze Hose, bei der das linke Hosenbein nur bis zum Knie reichte und der Grund dafür war jetzt nicht wirklich ersichtlich, geschweige denn von Bedeutung. Im Zugabenteil gehörte das Groove-Monster «Give It Away» zu dem Highlights des wiederum innert 24 Stunden gefüllten Hallenstadions. Den Abschluss bildete schliesslich eine Art «Final Jam» und entliess nach knappen zwei Stunden Spielzeit sichtlich zufriedene Fans in die Nacht hinaus. Wer an diesem Konzert nicht dabei sein konnte (Ticketcorner lässt grüssen!), erhält nun eine zweite Chance, denn Anthony, Flea, Chad, Josh und ihr Gefolge werden anfangs Juli 2012 das "Stade de Suisse" in Bern ein weiteres Mal in ein Tollhaus verwandeln. Danach werden wir ja sehen, wie viele Jahre es dauern wird, bis die nächste Tour ansteht!

Setliste: «Monarchy Of Roses» - «Dani California» - «Scar Tissue» - «Can't Stop» - «Factory Of Faith» - «Parallel Universe» - «Universally Speaking» - «Look Around» - «Blood Sugar Sex Magik» - «The Adventures Of Rain Dance Maggie» - «Me & My Friends» - «Under The Bridge» - «Higher Ground (Stevie Wonder Cover)» - «Californication» - «By The Way» -- «Chad & Mauro Jam (with Josh)» - «Around The World» - «Meet Me At The Corner» - «Give It Away (with 'You're Gonna Get Yours' [Public Enemy] Intro)» - «Final Jam».