24 Stunden nach dem Hammer-Konzert von Rammstein war das
Hallenstadion erneut komplett gefüllt sprich ausverkauft, obwohl
sich ziemlich sicher keine sehr grosse Schnittmenge zum Vorabend
erneut nach Zürich aufgemacht hatte. Stilistisch sprechen wir da von
zwei komplett unterschiedlichen Bands, die jedoch auch in der
Schweiz beide eine sehr grosse Fangemeinde haben. Heute Abend war
natürlich die Rede von den Red Hot Chili Peppers, die unlängst ihren
mit Spannung erwarteten, neuen Longplayer «I'm With You»
veröffentlicht haben. Es dauerte satte fünf Jahre, bis der
Nachfolger des sehr erfolgreichen Doppeldeckers «Stadium Arcadium»
in trockenen Tüchern war. Gründe dafür gibt es einige, darunter den,
dass Sänger Anthony Kiedis eine Weile lang keinen grossen Bock auf
die Band hatte, sich on/off Gitarrist John Frusciante ein weiteres
Mal vom Acker machte sowie durch Josh Klinghoffer ersetzt wurde und
zu guter Letzt setzte sich ja Schlagzeuger Chad Smith mit der neuen
Supergroup Chickenfoot optimal in Szene. Doch jetzt war die Zeit
wieder reif für die Peppers, die von der britischen Support-Band
Foals begleitet wurden. Dass Letztere dann eigentlich kaum beachtet
wurden, erstaunte nicht wirklich, doch die Jungs zogen ihren Kurzset
professionell durch.
Foals
Eigentlich tun einem solche Gruppen im Vorprogramm von Vertretern
der Oberliga, zu denen zum Beispiel auch U2, Bon Jovi oder Muse
gehören, schon fast leid, denn die Fans des jeweiligen Headliners
nehmen in der Regel kaum bis gar nicht Notiz vom Opener des Abends.
Mehr als der übliche Höflichkeitsapplaus gilt darum stets als echt
abbuchbarer Erfolg. Nicht anders erging es Foals aus Oxford (UK),
die sich zwar redlich bemühten und sich zumindest instrumental wie
gesanglich keine Blösse gaben. Die Musik, die als Indie- oder Math
Rock geführt wird, klang irgendwie noch rhythmisch und teils sogar
groovig, gehörte aber für meine Begriffe mehrheitlich in den
Pop-Bereich. Im Mai 2010 kam der zweite Longplayer «Total Life
Forever» auf den Markt, woraus es fünf (!) Single-Auskopplungen und
später, also im
gleichen Jahr, noch eine Live-EP gab. Die
allerwenigsten Besucher (und ich vor Ort inklusive), wenn überhaupt,
dürften gewusst haben, dass Songs von Foals durchaus unter die Leute
gekommen sind! Die Erklärung dazu ist einfach und simpel:
Soundtracks zu Computerspielen! «Olympic Airways» zum Beispiel war
auf FIFA '09 zu finden und «Miami» konnte auf PES '11 verewigt
werden. Das hört sich dann schon etwas anders an, doch bei den
insgesamt sieben weiteren Konzerten der RHCP Winter-Euro-Tour im
Dezember konnte dies zumindest heute Abend in Zürich nicht als
Vorteil genutzt werden. So hangelten sich Yannis Philippakis (v/g),
Jimmy Smith (g/keyb), Edwin Congreave (keyb, sax), Walter Gervers
(b) und Jack Bevan (d) an sich ohne grosses Gedöns durch ihre 30
Support-Minuten hindurch und das Einzige, was mir nach dem
Kurzauftritt in Erinnerung blieb, wenn auch nur kurz, war die
langohrige Fellmütze von Schlagzeuger Jack, die wenigstens für etwas
optische Heiterkeit sorgte. Insgesamt war es ein solider wie soweit
engagierter Auftritt, aber nicht wirklich mitreissend.
Setliste (ohne Gewähr): «Blue Blood» - «Olympic Airways» - «Total
Life Forever» - «Miami» - «Balloons (oder Cassius)» - «Red Socks
Pugie» - «Spanish Sahara».
Red Hot Chili Peppers
Es ist kaum zu glauben, aber der letzte Besuch der amerikanischen
Crossover-Könige im Zürcher Hallenstadion lag ziemlich genau fünf
Jahre (03.12.06) zurück! Damals waren sie anlässlich der «Intercalactic-Tour»
zum Doppel-Album «Stadium Arcadium» weltweilt über 150 Mal unterwegs
und schenkten der Welt unter anderem den Über-Hit «Dani California»,
der bei ungezählten Radiostationen rauf und runter gespielt wurde
und immer noch zu hören ist. Freilich waren Kiedis & Co. aber schon
vor zwanzig Jahren erfolgreich, respektive mit dem Mega-Seller «Blood
Sugar Sex Magik» von 1991, wo ja die Smasher «Under The Bridge» und
«Give It Away» darauf zu finden sind. Ein weiterer, unverzichtbarer
Hammer ist natürlich «Can't Stop», der zwar nicht heute Abend, aber
in der Vergangenheit oft als der Opener schlechthin gespielt wurde.
Das Konzert in Zürich wurde zu Beginn gleich mit «Monarchy Of
Roses», dem ersten Song des neuen Albums bedacht, gefolgt vom
unverwüstlichen «Dani California». Das Publikum ging eigentlich von
der ersten Sekunde an bereits kräftig ab und spätestens bei «Can't
Stop» war der Zapfen ab und die Meute nicht mehr zu halten. Anders
noch als am Tag zuvor bei Rammstein, mussten die von zwei
Mitmusikern unterstützten Amerikaner keine zusätzlichen, grossen
Show-Gimmicks auffahren, um das Publikum ganz in ihren Bann ziehen
zu können. Hinten war zum Beispiel einfach eine riesige,
elektronische Leinwand, wo diverse Einspielungen und live auf der
Bühne gefilmte Sequenzen wiedergegeben wurden. Von der Optik der
Protagonisten her passte auch nix zusammen, doch an solchen
Nichtigkeiten reiben sich die Red Hot Chili Peppers schon lange
nicht mehr auf, wenn überhaupt jemals. Sänger Anthony Kiedis trug zu
einem grossen Cap einfach ein rotes T-Shirt, Bassist Flea entledigte
sich dessen ziemlich schnell und präsentierte einen überaus
asketisch wirkenden Oberkörper, dem man
die bald 50 Jahre (im Herbst
2012) nie geben würde. Chad Smith trug derweil und
traditionellerweise (wie auch bei Chickenfoot) sein rotes, verkehrt
herum getragenes Cap und war voll im Element. Neuzugang Josh
Klinghoffer sah dagegen wie ein Vertreter der 80er New Wave Ära aus
und obwohl dieser sich recht agil auf der Bühne bewegte, wirkte er
irgendwie wie ein Fremdkörper und konnte dem leider wieder
abgewanderten John Frusciante das Wasser auch vom Spiel her zu
keinem Zeitpunkt reichen.
Was die Songauswahl anging, so gab es neben den in etwa erwarteten
fünf neuen Songs eine ganze Menge davon, die auch auf der «Greatest
Hits» von 2003 zu finden sind. Eher überraschend war allerdings der
gross umjubelte Alt-Classic «Blood Sugar Sex Magik». Ins gleiche
Horn stiess der am Anfang gespielte Vornamens-Vetter aus Californien,
jedoch aus einem anderen Grund, denn dies war tatsächlich der
einzige Vertreter der insgesamt 28 Songs (!) von «Stadium Arcadium»!
Von den ganz frühen Werken gab es nur «Me & My Friends» zu hören,
während der Fokus der restlichen Songs bei «Californication», der
siebten Scheibe von 1999 lag. Die Mischung war ausgewogen und liess
auch noch etwas Spielraum für das Drum-Solo von Chad Smith, das er
zusammen mit dem Perkussionisten Mauro Refosco zum Besten gab. Die
benötigten Keyboard-Parts übernahm Chris Warren und beide Musiker
wurden von Anthony Kiedis entsprechend vorgestellt. Soundmässig gab
es eigentlich wenig bis gar nichts zu rütteln. Der Mix war halt
insgesamt etwas "schweizerisch dezent", aber man hörte Flea's
Bassspiel schön heraus, was, wenn nicht, ziemlich schade wäre.
Letzterer verfügte offenbar über reichlich Energie und so sah man
den Ausnahme-Musiker plötzlich im Handstand (natürlich ohne seine
Bass-Gitarre) über die Bühne gehen, was als weiterer Beweis seiner
bemerkenswerten, physischen Fitness zu werten war. Zudem wurde er
seinem Ruf als Exzentriker einmal mehr gerecht, denn er trug eine
schwarze Hose, bei der das linke Hosenbein nur bis zum Knie reichte
und der Grund dafür war jetzt nicht wirklich ersichtlich, geschweige
denn von Bedeutung. Im Zugabenteil gehörte das Groove-Monster «Give
It Away» zu dem Highlights des wiederum innert 24 Stunden gefüllten
Hallenstadions. Den Abschluss bildete schliesslich eine Art «Final
Jam» und entliess nach knappen zwei Stunden Spielzeit sichtlich
zufriedene Fans in die Nacht hinaus. Wer an diesem Konzert nicht
dabei sein konnte (Ticketcorner lässt grüssen!), erhält nun eine
zweite Chance, denn Anthony, Flea, Chad, Josh und ihr Gefolge werden
anfangs Juli 2012 das "Stade de Suisse" in Bern ein weiteres Mal in
ein Tollhaus verwandeln. Danach werden wir ja sehen, wie viele Jahre
es dauern wird, bis die nächste Tour ansteht!
Setliste: «Monarchy Of Roses» - «Dani California» - «Scar Tissue» -
«Can't Stop» - «Factory Of Faith» - «Parallel Universe» - «Universally
Speaking» - «Look Around» - «Blood Sugar Sex Magik» - «The
Adventures Of Rain Dance Maggie» - «Me & My Friends» - «Under The
Bridge» - «Higher Ground (Stevie Wonder Cover)» - «Californication»
- «By The Way» -- «Chad & Mauro Jam (with Josh)» - «Around The World»
- «Meet Me At The Corner» - «Give It Away (with 'You're Gonna Get Yours' [Public
Enemy] Intro)» - «Final Jam».
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