Es war ein spontaner Bauchentscheid, der mich zu diesem Konzert
führte! Und natürlich der Umstand, dass das Kofmehl in Solothurn für
mich als typischer Mittelländler sehr nahe liegt. Rhino Bucket kenne
ich vom Namen her schon lange, aber ich hatte mir bisher (leider)
nicht die Zeit und Musse genommen, mich mal eingehender mit der Band
aus Übersee zu beschäftigen. Die stilistische Nähe zu AC/DC ist mir
hingegen schon präsent und da liegt wohl auch der Hase im Pfeffer.
Wer will schon die 247. Kopie der grössten Rock'n'Roll Band der Welt
hören? Im Fall der Rhinos, die 1987 durch Sänger/Gitarrist Goerg
Dolivo gegründet wurden, lohnt es sich aber durchaus, etwas genauer
hin zu hören. Wer sich das sechste Album «The Hardest Town» von 2009
zur Brust nimmt, wird womöglich einen Drum-Sound hören, der ihm
irgendwie "bekannt" vorkommt. In der Tat sass damals Simon Wright,
seines Zeichens Ex-Drummer der australischen Überväter, hinter den
Kesseln. Das ist aber schon eine Weile her und nach dem Split von
1995 kam 2001 der Neustart und eine Dekade später lärmen sie immer
noch!
Pornolé
Die Schweizer Punk Stoner Rocker bestritten das Vorprogramm und
standen sich auf der zugegebenermassen recht kleinen Bühne schon
bald auf den Füssen rum. Pornolé bringen es inzwischen auf ein paar
Jahre Bandgeschichte und haben seither einige Gigs als Anheizer für
unter anderem Orange Goblin, Bonafide oder Fu Manchu gezockt. Die
insgesamt etwas schludrig und mitunter kauzig wirkende Optik war
wohl Programm und so klang dann auch der Sound, der auf der kleinen Kofmehl-Bühne geboten wurde. Im Zentrum des Geschehens stand dabei
vor allem Sänger Fredy Volvo (zu geil!), der ordentlich Gas gab und
dabei seine Kollegen bis auf Drummer Cpt. Steiff und Gitarrist Lord
Latex ziemlich alt aussehen liess. Vor allem der zweite Gitarrist
Chuck Fuck und Bassist Nick Shooter hinterliessen bei mir gewisse
Fragezeichen. Ersterer wandte sich ständig seitlich vom Publikum ab
und spielte wohl mehr für seinen Amp als die Fans vor der Bühne,
während dem guten Nick sein Instrument mal gar so schwer wurde, dass
er dieses kurzerhand ganz auf den Boden abstellte, den Hals schräg
nach oben und so den ganzen Song durchspielte! Das sah recht schräg
aus und diesen Eindruck gewann man zunehmend, je länger Pornolé auf
der Bühne standen. Als sich dann der sichtlich bemühte Fredy seines
inzwischen verschwitzten Hemdes entledigt hatte und danach seine
ordentliche Wampe definitiv nicht mehr verheimlichen konnte, war die
Ästhetik vollends dahin. Die Mucke hatte zwar einen gewissen Drive,
zündete aber heute Abend im recht gut gefüllten Kofmehl nicht
wirklich. Die Cover-Version vom Rolling Stones Smasher «Brown Sugar»
geriet zum Schluss hin ganz ordentlich, doch unter dem Strich waren
Pornolé für meine Begriffe einfach zu wenig "sexy". Das Publikum war
an diesem Abend aber definitiv tolerant und eh gut drauf. So
resultierte ein vernünftiger Schlussapplaus, den sich eigentlich
jede Band verdient hat, die ihr musikalisches Handwerk soweit
beherrscht.
Setliste (so, wie sie notiert wurde): «Novadriver» - «Pilots» - «Schnudi»
- «Zamarro» - «Pain Or Glory» - «Unholy Day» - «We Are Pornolé» -
«Sack» - «Flynn» - «Brown Sugar» - «Fritz».
Rhino Bucket
Obwohl ich vor dem Konzert noch keine CD oder LP der Amis im Regal
rumstehen hatte (nachher allerdings schon und zwar digital wie auch
analog!), waren mir Rhino Bucket durchaus ein Begriff. Die
zweifelsfreie Affinität für Angus & Co. liess mich bis anhin
allerdings ziemlich kalt und so ignorierte ich die Band bis anhin
halt kalten Arsches. Das Ganze hat aber nach über dreissig Jahren
als Fan von harten Klängen den unschätzbaren Vorteil, dass man immer
noch echt was "Neues" zu Gesicht und Ohren bekommt! Darum freute ich
mich diebisch auf den heutigen Abend im Kofmehl zu Solothurn, wo die
Chose im Bereich der kleinen Bühne abgehalten wurde. Nebst dem
Gründer und Bandleader Georg Dolivo war es vor allem der ehemalige
Kix-Gitarrist Brian Forsyte, dem meine Aufmerksamkeit galt. Darüber
hinaus sass mit Drummer Anthony Biuso ein neuer Mann an seinem
Arbeitsgerät, der noch für mächtig Dampf sorgen sollte. Den Auftakt
machte mit «Who's Got Mine» ein Song des Vorgänger-Albums, gefolgt
vom Titeltrack «The Hardest Town». Und kaum angefangen, merkte man
einfach, dass die Band sowas von auf den Punkt spielte, wie es eben
nur Profis können. Vor allem der Schlagzeug-Sound hatte einen
mächtigen Punch und trieb die Gitarrenwand gnadenlos vorwärts.
Georgs nicht mehr ganz lupenreine und gleichzeitig leicht kratzige
Stimme passte zudem bestens dazu und da würde Dö Röhrs
Allerweltsspruch von wegen «Meh Dräck!» vollends zutreffen. Die oft
nachgesagte, stilistische Nähe zu Angus & Co. war zwar nicht von der
Hand zu weisen, aber nicht so dominant, dass man bloss von einer
besseren Cover-Band sprechen konnte, im Gegenteil! Vielmehr groovte
es einfach wie Sau und einer der neuen Kracher wie «Joke's On You»
würde ich jetzt eher noch Airbourne als bloss AC/DC zurechnen.
Bluesige und teils leicht punkige Parts vervollständigten dabei die
Palette des Rhino-Sounds wohltuend, zu dem übrigens auch töfte
Backing Vocals von Georgs Kollegen gehörten. Nach den geknipsten
Fotos blieb ich gleich in der ersten Reihe stehen und bangte mir
einmal mehr fast meine Rübe vom Nacken runter. Die gut 150 Leute
füllten die Location optimal und machten entsprechend gut mit. Die
Stimmung war heiss und das liess Rhino Bucket bis zum Schluss nicht
nachlassen. Das war bei diesen klasse Songs auch gar nicht möglich
und als der Gig nach knappen 80 Minuten leider schon vorüber war,
wusste ich, dass ich diese geile Combo künftig im Auge behalten
muss. Bleibt nur zu hoffen, dass der allgemeine Gesundheitszustand
von Georg Dolivo besser ist, als dies seine grossen und recht
dunklen Augensäcke signalisieren. Nachzutragen bleibt noch, dass
sich mein Nacken erst nach mindestens einer ganzen Woche "Erholung"
wieder schmerzfrei zeigte! Rock'n'Roll forever!!
Setliste: «Who's Got Mine» - «The Hardest Town» - «Welcome To Hell»
- «Beat To Death» - «Monkey Boy Highway» - «Joke's On You» - «Hey
There» - «Smile» - «Message In My Bottle» - «One Night Stand -
«Word» - «She's A Screamer» - «Ride With Yourself» - «Bar Time» -
«Street To Street» -«I Was Told» - «Hammer And Nail» - «Ride The
Rhino».
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