Livereview: Rhino Bucket - Pornolé
11. Februar 2011, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave
Es war ein spontaner Bauchentscheid, der mich zu diesem Konzert führte! Und natürlich der Umstand, dass das Kofmehl in Solothurn für mich als typischer Mittelländler sehr nahe liegt. Rhino Bucket kenne ich vom Namen her schon lange, aber ich hatte mir bisher (leider) nicht die Zeit und Musse genommen, mich mal eingehender mit der Band aus Übersee zu beschäftigen. Die stilistische Nähe zu AC/DC ist mir hingegen schon präsent und da liegt wohl auch der Hase im Pfeffer. Wer will schon die 247. Kopie der grössten Rock'n'Roll Band der Welt hören? Im Fall der Rhinos, die 1987 durch Sänger/Gitarrist Goerg Dolivo gegründet wurden, lohnt es sich aber durchaus, etwas genauer hin zu hören. Wer sich das sechste Album «The Hardest Town» von 2009 zur Brust nimmt, wird womöglich einen Drum-Sound hören, der ihm irgendwie "bekannt" vorkommt. In der Tat sass damals Simon Wright, seines Zeichens Ex-Drummer der australischen Überväter, hinter den Kesseln. Das ist aber schon eine Weile her und nach dem Split von 1995 kam 2001 der Neustart und eine Dekade später lärmen sie immer noch!

Pornolé

Die Schweizer Punk Stoner Rocker bestritten das Vorprogramm und standen sich auf der zugegebenermassen recht kleinen Bühne schon bald auf den Füssen rum. Pornolé bringen es inzwischen auf ein paar Jahre Bandgeschichte und haben seither einige Gigs als Anheizer für unter anderem Orange Goblin, Bonafide oder Fu Manchu gezockt. Die insgesamt etwas schludrig und mitunter kauzig wirkende Optik war wohl Programm und so klang dann auch der Sound, der auf der kleinen Kofmehl-Bühne geboten wurde. Im Zentrum des Geschehens stand dabei vor allem Sänger Fredy Volvo (zu geil!), der ordentlich Gas gab und dabei seine Kollegen bis auf Drummer Cpt. Steiff und Gitarrist Lord Latex ziemlich alt aussehen liess. Vor allem der zweite Gitarrist Chuck Fuck und Bassist Nick Shooter hinterliessen bei mir gewisse Fragezeichen. Ersterer wandte sich ständig seitlich vom Publikum ab und spielte wohl mehr für seinen Amp als die Fans vor der Bühne, während dem guten Nick sein Instrument mal gar so schwer wurde, dass er dieses kurzerhand ganz auf den Boden abstellte, den Hals schräg nach oben und so den ganzen Song durchspielte! Das sah recht schräg aus und diesen Eindruck gewann man zunehmend, je länger Pornolé auf der Bühne standen. Als sich dann der sichtlich bemühte Fredy seines inzwischen verschwitzten Hemdes entledigt hatte und danach seine ordentliche Wampe definitiv nicht mehr verheimlichen konnte, war die Ästhetik vollends dahin. Die Mucke hatte zwar einen gewissen Drive, zündete aber heute Abend im recht gut gefüllten Kofmehl nicht wirklich. Die Cover-Version vom Rolling Stones Smasher «Brown Sugar» geriet zum Schluss hin ganz ordentlich, doch unter dem Strich waren Pornolé für meine Begriffe einfach zu wenig "sexy". Das Publikum war an diesem Abend aber definitiv tolerant und eh gut drauf. So resultierte ein vernünftiger Schlussapplaus, den sich eigentlich jede Band verdient hat, die ihr musikalisches Handwerk soweit beherrscht.

Setliste (so, wie sie notiert wurde): «Novadriver» - «Pilots» - «Schnudi» - «Zamarro» - «Pain Or Glory» - «Unholy Day» - «We Are Pornolé» - «Sack» - «Flynn» - «Brown Sugar» - «Fritz».

Rhino Bucket
Obwohl ich vor dem Konzert noch keine CD oder LP der Amis im Regal rumstehen hatte (nachher allerdings schon und zwar digital wie auch analog!), waren mir Rhino Bucket durchaus ein Begriff. Die zweifelsfreie Affinität für Angus & Co. liess mich bis anhin allerdings ziemlich kalt und so ignorierte ich die Band bis anhin halt kalten Arsches. Das Ganze hat aber nach über dreissig Jahren als Fan von harten Klängen den unschätzbaren Vorteil, dass man immer noch echt was "Neues" zu Gesicht und Ohren bekommt! Darum freute ich mich diebisch auf den heutigen Abend im Kofmehl zu Solothurn, wo die Chose im Bereich der kleinen Bühne abgehalten wurde. Nebst dem Gründer und Bandleader Georg Dolivo war es vor allem der ehemalige Kix-Gitarrist Brian Forsyte, dem meine Aufmerksamkeit galt. Darüber hinaus sass mit Drummer Anthony Biuso ein neuer Mann an seinem Arbeitsgerät, der noch für mächtig Dampf sorgen sollte. Den Auftakt machte mit «Who's Got Mine» ein Song des Vorgänger-Albums, gefolgt vom Titeltrack «The Hardest Town». Und kaum angefangen, merkte man einfach, dass die Band sowas von auf den Punkt spielte, wie es eben nur Profis können. Vor allem der Schlagzeug-Sound hatte einen mächtigen Punch und trieb die Gitarrenwand gnadenlos vorwärts. Georgs nicht mehr ganz lupenreine und gleichzeitig leicht kratzige Stimme passte zudem bestens dazu und da würde Dö Röhrs Allerweltsspruch von wegen «Meh Dräck!» vollends zutreffen. Die oft nachgesagte, stilistische Nähe zu Angus & Co. war zwar nicht von der Hand zu weisen, aber nicht so dominant, dass man bloss von einer besseren Cover-Band sprechen konnte, im Gegenteil! Vielmehr groovte es einfach wie Sau und einer der neuen Kracher wie «Joke's On You» würde ich jetzt eher noch Airbourne als bloss AC/DC zurechnen. Bluesige und teils leicht punkige Parts vervollständigten dabei die Palette des Rhino-Sounds wohltuend, zu dem übrigens auch töfte Backing Vocals von Georgs Kollegen gehörten. Nach den geknipsten Fotos blieb ich gleich in der ersten Reihe stehen und bangte mir einmal mehr fast meine Rübe vom Nacken runter. Die gut 150 Leute füllten die Location optimal und machten entsprechend gut mit. Die Stimmung war heiss und das liess Rhino Bucket bis zum Schluss nicht nachlassen. Das war bei diesen klasse Songs auch gar nicht möglich und als der Gig nach knappen 80 Minuten leider schon vorüber war, wusste ich, dass ich diese geile Combo künftig im Auge behalten muss. Bleibt nur zu hoffen, dass der allgemeine Gesundheitszustand von Georg Dolivo besser ist, als dies seine grossen und recht dunklen Augensäcke signalisieren. Nachzutragen bleibt noch, dass sich mein Nacken erst nach mindestens einer ganzen Woche "Erholung" wieder schmerzfrei zeigte! Rock'n'Roll forever!!

Setliste: «Who's Got Mine» - «The Hardest Town» - «Welcome To Hell» - «Beat To Death» - «Monkey Boy Highway» - «Joke's On You» - «Hey There» - «Smile» - «Message In My Bottle» - «One Night Stand - «Word» - «She's A Screamer» - «Ride With Yourself» - «Bar Time» - «Street To Street» -«I Was Told» - «Hammer And Nail» - «Ride The Rhino».