Livereview: Rhino Bucket - They Were Called Sickness

03. Februar 2013, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave
Den letzten Livebericht von 2011 an gleicher Stelle und zum gleichen Headliner beendete ich mit den Worten, dass ich diese geile Combo künftig im Auge behalten muss. Genau so habe ich es gehalten und darum war die neuerliche Ankündigung die direkte Aufforderung dazu, den persönlichen Terminkalender entsprechend nach zu pflegen. Dafür gab ich für einmal gerne und selten genug einen 3-Stern Tatort hin. Rhino Bucket stammen aus Los Angeles und formierten sich gegen Ende der 80er. Ihr Credo war allerdings nicht mit toupierten Haaren, geschminkt und mit Spandex-Hosen herum zu rennen. Das machten zu der Zeit in der berühmt berüchtigten Szene schon eine ganze Menge anderer Combos, wovon dann zur Hauptsache Mötley Crüe, Ratt oder Cinderella gross heraus kamen. Dieses Glück hatte Georg Dolivo damals nicht, aber das ist ihm noch heute mehr oder weniger so schnuppe wie damals. Begleitend zur kleinen, aber feinen Europa-Tour brachte man eine neue alte Live-CD mit. Dort sind neun Songs darauf verewigt, die Rhino Bucket mitunter am 24.07.90 in ihrem Lieblings-Club „Coconut Teaszer“ gespielt hatten. Ein paar davon standen auch im Live-Set des heutigen Abends, wo sich so gegen 100 Leute in der Raumbar des Kofmehl eingefunden hatten. Als Support traten die jungen Schweizer von They Were Called Sickness auf, die vor allem soundmässig ein erstes Ausrufezeichen des Abends setzten.

They Were Called Sickness

Auf den ersten Blick könnte man hinter dem etwas seltsam anmutenden Bandnamen durchaus eine Metalcore Kapelle vermuten. Dem war aber nicht so, denn das Quartett, bestehend aus Janick Scheidegger (v), Christoph Gähler (g), Samuel Wyssenbach (b) und Alain Freiburghaus (d) spielte lupenreinen Rock, der eine leicht alternative Duftmarke hinterliess. Letztere zwei hoben das Fundament für ihre Band 2005 aus und nach der erfolgreichen Suche um zwei weitere Mitstreiter, ging das Ganze erst richtig los. Die Jungs stammen aus der Region, genau genommen Wiedlisbach, und durften wohl das erste Mal für einen namhafteren Act eröffnen. Das taten sie in unbe-kümmerter und frischer Manier. Dabei fiel nach dem Intro schon beim Opener «Only For Money» der prägnante und gut hörbare Bass-Sound auf, zu dem das Schlagzeug den benötigten fetten Groove ablieferte. Derweil bemühte sich „Chrüsi“ redlich an der Gitarre, ohne aber für offene Münder zu sorgen und Master „Scheidi“ versuchte dazu seinen Beitrag ebenfalls zu leisten. Dies gelang allerdings nur bedingt, denn schon bald stellte sich heraus, wer das momentan schwächste Glied in der Gruppe ist. Insgesamt, respektive als Kollektiv, lieferten They Were Called Sickness eine anständige Leistung ab, die vom gut aufgelegten, zumeist eher jüngeren Publikum ordentlich beklatscht wurde. In der Tat spielte man keinen schrillen und lauten Rock, sondern vielmehr mit rockiger Grundausrichtung und variablen Stimmungen. Genau diese Abwechslung vermochte man dann aber nicht entsprechend auf den Gesang um zu münzen. Die zwischendurch ausge-stossenen Screams klangen zum Beispiel für meine Ohren reichlich deplatziert. Nichtsdestotrotz empfahlen sich die vier „Wiedlisbacher Giele» nach knappen 40 Minuten für weitere Auftritte.

Setliste: «Intro» - «Only For Money» - «Wild One» - «She Hates It» - «Last Level Breakdown» - « Y.O.U.N.G» - «One More Whiskey» - «The Message» - «Shout» - «Ashley Sue».


Rhino Bucket
Der visuelle Backflash rief mir wieder in Erinnerung, dass Bandboss Georg Dolivo vor zwei Jahren nicht wirklich fit wirkte, und dafür waren ja vor allem seine markanten Augensäcke verantwortlich, die vermeintlich so dunkel wie die Eingänge zu einer Kohlenmine aussahen. Ein erster Augenschein vor dem Konzert liess aber erfreulicherweise erkennen, dass Maestro Doliva zwar nicht gerade fit wie ein Turnschuh rüber kam, aber dennoch guten Mutes war. Wiederum dabei waren natürlich auch der Ur-Basser Reeve Downes, der irgendwie leicht abwesend wirkte, da entweder saumüde oder wohl eher etwas zugedröhnt war, von was auch immer. Ebenso wieder dabei war natürlich auch der ehemalige Kix-Klampfer Brian Forsyte, der für sein Alter vergleichsweise immer noch blendend aussieht! Ergänzt wurde das lärmende Kult-Ensemble durch Neuzugang Dave DuCey, der zuletzt bei den US-Metallern Warrior (!!) spielte. Er ersetzte den Hünen Anthony Biuso und musste nun zeigen, was er drauf hat. Schon nach den ersten Takten des Openers «One Night Stand» war klar, wohin die Reise geht. Das Ganze stand überdies unter dem Motto, dass das selbstbetitelte Debüt von 1990 am Stück und in der richtigen Reihenfolge durchgespielt wurde. Der Groove, der hier mit einer unglaublichen Leichtigkeit losgetreten wurde, war schlicht phänomenal.

Hier lautete das glasklare Credo „mehr dank weniger“. Es brauchte absolut keinen Firlefanz und auch keine Lichtgewitter noch Trockeneis-Salven. Lediglich purer Rock’n’Roll, vorgetragen durch die markante Reibeisenstimme von Dolivo und zwischendurch ergänzt durch stimmige Backing Vocals der Kollegen. Wie schon beim letzten Mal, verrichtete ich meine journalistische Aufgabe an vorderster Bühnenfront und es war abzusehen, dass nach dem Fotographieren einfach nur still dastehen überhaupt nicht ging. Dem knochenharten und fadengraden Rhythmus war ohne Gegen-bewegung nicht beizukommen und es war nur eine Frage der Zeit, bis mein Haupthaar in der Gegend rum flog. Die Folgen davon sind hinlänglich bekannt und bleiben hier und jetzt für einmal unkommentiert. Während andere Bands nach 70 bis 75 Minuten die Bühne ein erstes Mal verlassen, um danach die Zugaben anzuhängen, finden Rhino Bucket das erklärtermassen doof und spielten somit ihren ganzen Set von knapp 90 Minuten mehr oder weniger am Stück durch. Das Fazit des zweiten Besuches in der gut gefüllten Raumbar des Kofmehl zu Solothurn, wo übrigens Kollege Günti von ROCKSTATION vor und nach dem Konzert noch Sound auflegte, fiel gleich euphorisch, sprich ebenbürtig aus. Wie schon ihre Vorbilder aus Australien, besitzen auch die Amis die wertvolle Gabe, das Beste aus dem Einfachen überzeugend heraus holen zu können, auch ohne Simon Wright (Ex-AC/DC, Ex-Dio).

Setliste: «One Night Stand» - «Beg For Your Love» - «Train Ride» - «Going Down Tonight» - «Even The Sun Goes Down» - «Blood On The Cross» - «Shot Down» - «I'd Rather Go Insane» - «Inside/Outside» - «Ride The Rhino» - «Raise Your Glass» - «Who’s Got Mine» - «The Hardest Town» - «Welcome To Hell» - «Ride With Yourself» - «She’s A Screamer» - «Bar Time» - «Hey There» - «Beat To Death Like A Dog» - «Ain't Going Back».