Den letzten Livebericht von 2011
an gleicher Stelle und zum gleichen Headliner beendete ich mit den
Worten, dass ich diese geile Combo künftig im Auge behalten muss. Genau
so habe ich es gehalten und darum war die neuerliche Ankündigung die
direkte Aufforderung dazu, den persönlichen Terminkalender entsprechend
nach zu pflegen. Dafür gab ich für einmal gerne und selten genug einen
3-Stern Tatort hin. Rhino Bucket stammen aus Los Angeles und formierten
sich gegen Ende der 80er. Ihr Credo war allerdings nicht mit toupierten
Haaren, geschminkt und mit Spandex-Hosen herum zu rennen. Das machten
zu der Zeit in der berühmt berüchtigten Szene schon eine ganze Menge
anderer Combos, wovon dann zur Hauptsache Mötley Crüe, Ratt oder
Cinderella gross heraus kamen. Dieses Glück hatte Georg Dolivo damals
nicht, aber das ist ihm noch heute mehr oder weniger so schnuppe wie
damals. Begleitend zur kleinen, aber feinen Europa-Tour brachte man
eine neue alte Live-CD mit. Dort sind neun Songs darauf verewigt, die
Rhino Bucket mitunter am 24.07.90 in ihrem Lieblings-Club „Coconut
Teaszer“ gespielt hatten. Ein paar davon standen auch im Live-Set des
heutigen Abends, wo sich so gegen 100 Leute in der Raumbar des Kofmehl
eingefunden hatten. Als Support traten die jungen Schweizer von They
Were Called Sickness auf, die vor allem soundmässig ein erstes
Ausrufezeichen des Abends setzten.
They Were Called Sickness
Auf den ersten Blick könnte man hinter dem etwas seltsam anmutenden
Bandnamen durchaus eine Metalcore Kapelle vermuten. Dem war aber nicht
so, denn das Quartett, bestehend aus Janick Scheidegger (v), Christoph
Gähler (g), Samuel Wyssenbach (b) und Alain Freiburghaus (d) spielte
lupenreinen Rock, der eine leicht alternative Duftmarke hinterliess.
Letztere zwei hoben das Fundament für ihre Band 2005 aus und nach der
erfolgreichen Suche um zwei weitere Mitstreiter, ging das Ganze erst
richtig los. Die Jungs stammen aus der Region, genau genommen
Wiedlisbach, und durften wohl das erste Mal für einen namhafteren Act
eröffnen. Das taten sie in unbe-kümmerter und frischer Manier. Dabei
fiel nach dem Intro schon beim Opener «Only For Money» der prägnante
und gut hörbare Bass-Sound auf, zu dem das Schlagzeug den benötigten
fetten Groove ablieferte. Derweil bemühte sich „Chrüsi“ redlich an der
Gitarre, ohne aber für offene Münder zu sorgen und Master „Scheidi“
versuchte dazu seinen Beitrag ebenfalls zu leisten. Dies gelang
allerdings nur bedingt, denn schon bald stellte sich heraus, wer das
momentan schwächste Glied in der Gruppe ist. Insgesamt, respektive als
Kollektiv, lieferten They Were Called
Sickness eine anständige Leistung ab, die vom gut aufgelegten, zumeist
eher jüngeren Publikum ordentlich beklatscht wurde. In der Tat spielte
man keinen schrillen und lauten Rock, sondern vielmehr mit rockiger
Grundausrichtung und variablen Stimmungen. Genau diese Abwechslung
vermochte man dann aber nicht entsprechend auf den Gesang um zu münzen.
Die zwischendurch ausge-stossenen Screams klangen zum Beispiel für
meine Ohren reichlich deplatziert. Nichtsdestotrotz empfahlen sich die
vier „Wiedlisbacher Giele» nach knappen 40 Minuten für weitere
Auftritte.
Setliste: «Intro» - «Only For Money» - «Wild One» - «She Hates It» -
«Last Level Breakdown» - « Y.O.U.N.G» - «One More Whiskey» - «The
Message» - «Shout» - «Ashley Sue».
Rhino Bucket
Der visuelle Backflash rief mir wieder in Erinnerung, dass Bandboss
Georg Dolivo vor zwei Jahren nicht wirklich fit wirkte, und dafür waren
ja vor allem seine markanten Augensäcke verantwortlich, die
vermeintlich so dunkel wie die Eingänge zu einer Kohlenmine aussahen.
Ein erster Augenschein vor dem Konzert liess aber erfreulicherweise
erkennen, dass Maestro Doliva zwar nicht gerade fit wie ein Turnschuh
rüber kam, aber dennoch guten Mutes war. Wiederum dabei waren natürlich
auch der Ur-Basser Reeve Downes, der
irgendwie leicht abwesend wirkte, da entweder saumüde oder wohl eher
etwas zugedröhnt war, von was auch immer. Ebenso wieder dabei war
natürlich auch der ehemalige Kix-Klampfer Brian Forsyte, der für sein
Alter vergleichsweise immer noch blendend aussieht! Ergänzt wurde das
lärmende Kult-Ensemble durch Neuzugang Dave DuCey, der zuletzt bei den
US-Metallern Warrior (!!) spielte. Er ersetzte den Hünen Anthony Biuso
und musste nun zeigen, was er drauf hat. Schon nach den ersten Takten
des Openers «One Night Stand» war klar, wohin die Reise geht. Das Ganze
stand überdies unter dem Motto, dass das selbstbetitelte Debüt von 1990
am Stück und in der richtigen Reihenfolge durchgespielt wurde. Der
Groove, der hier mit einer unglaublichen Leichtigkeit losgetreten
wurde, war schlicht phänomenal.
Hier lautete das glasklare Credo „mehr dank weniger“. Es brauchte
absolut keinen Firlefanz und auch keine Lichtgewitter noch
Trockeneis-Salven. Lediglich purer Rock’n’Roll, vorgetragen durch die
markante Reibeisenstimme von Dolivo und zwischendurch ergänzt durch
stimmige Backing
Vocals der Kollegen. Wie schon beim letzten Mal, verrichtete ich meine
journalistische Aufgabe an vorderster Bühnenfront und es war abzusehen,
dass nach dem Fotographieren einfach nur still dastehen überhaupt nicht
ging. Dem knochenharten und fadengraden Rhythmus war ohne
Gegen-bewegung nicht beizukommen und es war nur eine Frage der Zeit,
bis mein Haupthaar in der Gegend rum flog. Die Folgen davon sind
hinlänglich bekannt und bleiben hier und jetzt für einmal
unkommentiert. Während andere Bands nach 70 bis 75 Minuten die Bühne
ein erstes Mal verlassen, um danach die Zugaben anzuhängen, finden
Rhino Bucket das erklärtermassen doof und spielten somit ihren ganzen
Set von knapp 90 Minuten mehr oder weniger am Stück durch. Das Fazit
des zweiten Besuches in der gut gefüllten Raumbar des Kofmehl zu
Solothurn, wo übrigens Kollege Günti von ROCKSTATION vor
und nach dem Konzert noch Sound auflegte, fiel gleich euphorisch,
sprich ebenbürtig aus. Wie schon ihre Vorbilder aus Australien,
besitzen auch die Amis die wertvolle Gabe, das Beste aus dem Einfachen
überzeugend heraus holen zu können, auch ohne Simon Wright (Ex-AC/DC,
Ex-Dio).
Setliste: «One Night Stand» - «Beg For Your Love» - «Train Ride» -
«Going Down Tonight» - «Even The Sun Goes Down» - «Blood On The Cross»
- «Shot Down» - «I'd Rather Go Insane» - «Inside/Outside» - «Ride The
Rhino» - «Raise Your Glass» - «Who’s Got Mine» - «The Hardest Town» -
«Welcome To Hell» - «Ride With Yourself» - «She’s A Screamer» - «Bar
Time» - «Hey There» - «Beat To Death Like A Dog» - «Ain't Going Back».
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