Livereview: Rob Zombie - Marilyn Manson

11. Dezember 2012, Basel - St. Jakobshalle
By Liane P.
Der Begriff „Zombie“ passte schon mal hervorragend zu meiner Tagesverfassung. Kaum geschlafen, zum ersten Meeting bei der Arbeit aufgrund (wen wunderts!?) Stau schon mal zu spät eingetrudelt, anderes Meeting in Zürich hatte sich dann auch noch am späten Nachmittag schön hinaus gezogen, was bedeutete: Es wurde verdammt eng für mich! Dauerstress! Schnell Richtung Basel gerauscht, schnell versucht zu tanken, Kreditkarte defekt, unterwegs während der Autofahrt noch schnell Business-Outfit gegen Evil-Outfit getauscht, Arme geritzt, los gings! Punkt 19:45 Uhr stand ich dann doch noch rechtzeitig beim Treffpunkt der Fotografen. Ach ja, und die tiefen dunklen Augenringe passten perfekt zum Abend-programm! Hübsch. Vor Ort wurden die Fotografen dann höflich gebeten, sich strikte an die Anweisungen zu halten: Nur während dem ersten Song durfte fotografiert werden und dann nichts wie raus, denn Marilyn Manson hasst Fotografen und man sagte uns: „Er wird euch anspucken, wenn ihr nicht rechtzeitig den Graben verlässt.“ Schien spannend zu werden...

Marilyn Manson
Der extrovertierte Schockrocker Manson war – soweit ich mich erinnern kann - das letzte Mal in der Schweiz, als er im Zürcher Caberet Voltaire die Vernissage seiner Bilderausstellung feierte. Als grosser Fan der Dada Kunstbewegung war dies natürlich für ihn eine Ehre. Was soll ich sagen? Es ist etwas schwierig, meine Meinung über Herrn Manson in Worte zu fassen. Für mich ist er ein lebendes Kunstwerk und es gibt Alben, die waren ganz spannend («Mechanical Animals»), dann Konzerte, die ich aufgrund der Bühnenshow sehr unterhaltsam gefunden hatte, Cover Versionen von Songs, die er meiner Meinung nach mit sehr viel „Schmackes“ gut umsetzen konnte und Interviews, die mich immer wieder überrascht haben, denn Manson weiss von was er spricht und hat ziemlich was auf dem Kasten. Vor allem aber imponierte mir sein Sinn für die exzellente provokante Selbstinszenierung. Nach Basel war er gekommen, um sein aktuelles Album «Born Villain» zu präsentieren, am Ende waren es aber genau die erwähnten Cover-Songs wie «Personal Jesus» (Depeche Mode) oder «Sweet Dreams» von den Eurythmics und alte Songs wie «The Beautiful People» die die halbvolle St. Jakobshalle jubeln liessen – auch wenn die Sound Qualität bei keinem der an diesem Abend vorgetragenen Songs überzeugen konnte. Egal wo man sich aufgehalten hatte, was bei mir angekommen ist, war ein leider unerträglicher Brei. Stimmlich gesehen war die Enttäuschung meinerseits ebenso gross und das Fazit darüber unerwartet schlecht. Die einzige qualitativ hochwertige Konstante bei Herrn Manson scheint wohl seine Kreativität zu sein. Zu jedem Song gab es das passende Outfit und am Ende erschien er sogar hoch provokant vor einem nationalsozialistisch angehauchtem Bühnenbild. Das Publikum jeweils schwer schlucken zu lassen, ist sein Spezialgebiet. Ich habe das Gefühl, dass er seinem „Kumpel“ Rob Zombie dankbar sein kann, denn der eine oder andere wäre sicher früher nach Hause gegangen. Vielleicht war es nicht so clever am Ende der Show noch Marylin Manson vom Band zu spielen, denn hierbei wurde nämlich besonders klar, dass er live diese Qualität nicht hochhalten kann. Für alle, die sich jetzt fragen: Hat er oder hat er nicht? Manson war ganz harmlos und posierte sogar noch für die Fotografen, und angespuckt hat er uns nicht.


Rob Zombie
Um circa 21:30 Uhr fiel der Vorhang und ein verstaubter Rob Zombie betrat die Bühne und machte seinem Namen gleich alle Ehre. Er sah aus wie eine Mumie, die nach vielen Jahren zum Leben erweckt wurde. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er beim Herumrasen noch Körperteile verloren hätte, welch gruseliger Gedanke! Die kunterbunte Bühnenshow von Zombie war noch aufwändiger als die von Manson und überforderte fast die Augen. Man wusste gar nicht, wohin mal als Erstes schauen sollte. Auf die anderen Bandmitglieder, die ebenfalls wie Aliens von einem anderen Stern aussahen oder auf die Roboter, die über die Bühne rollten? Da ging ganz schön die Post ab. Auf die Leinwände wurden Filmsequenzen projiziert und Rob Zombie – was für ein Freak! - brachte meiner Meinung nach wieder Leben in die Bude und verhalf, die Enttäuschung über den Vorgänger zu verkraften. Der Musiker, Comic-Autor und Filmemacher präsentierte auch Songs seiner früheren Band White Zombie und huldigte Alice Cooper mit «Schools's Out». Mit viel Druck kamen Songs wie «Meet The Creeper» beim Publikum gut an und Zombie genoss die Euphorie des Publikums sichtlich. Mit einer Taschenlampe in der Hand watschelte er mitten durch die Meute. Im Grossen und Ganzen war der Abend eine riesige Freak-Show und überzeugte durch eine aufwändige Bühnen-dekoration. Die Musik war da fast schon ein wenig nebensächlich, doch am Ende war Rob Zombie aber von A-Z der Gewinner des Abends.