Der Begriff „Zombie“ passte schon mal hervorragend zu meiner
Tagesverfassung. Kaum geschlafen, zum ersten Meeting bei der Arbeit
aufgrund (wen wunderts!?) Stau schon mal zu spät eingetrudelt,
anderes Meeting in Zürich hatte sich dann auch noch am späten
Nachmittag schön hinaus gezogen, was bedeutete: Es wurde verdammt eng
für mich! Dauerstress! Schnell Richtung Basel gerauscht, schnell
versucht zu tanken, Kreditkarte defekt, unterwegs während der
Autofahrt noch schnell Business-Outfit gegen Evil-Outfit getauscht,
Arme geritzt, los gings! Punkt 19:45 Uhr stand ich dann doch noch
rechtzeitig beim Treffpunkt der Fotografen. Ach ja, und die tiefen dunklen
Augenringe passten perfekt zum Abend-programm! Hübsch. Vor Ort
wurden die Fotografen dann höflich gebeten, sich strikte an die
Anweisungen zu halten: Nur während dem ersten Song durfte
fotografiert werden und dann nichts wie raus, denn Marilyn Manson
hasst Fotografen und man sagte uns: „Er wird euch anspucken, wenn
ihr nicht rechtzeitig den Graben verlässt.“ Schien spannend zu
werden...
Marilyn Manson
Der extrovertierte Schockrocker Manson war – soweit ich mich
erinnern kann - das letzte Mal in der Schweiz, als er im Zürcher
Caberet Voltaire die Vernissage seiner Bilderausstellung feierte.
Als grosser Fan der Dada Kunstbewegung war dies natürlich für ihn
eine Ehre. Was soll ich sagen? Es ist etwas schwierig, meine Meinung
über Herrn Manson in Worte zu fassen. Für mich ist er ein lebendes
Kunstwerk und es gibt Alben, die waren ganz spannend («Mechanical
Animals»), dann Konzerte, die ich aufgrund der Bühnenshow sehr
unterhaltsam gefunden hatte, Cover Versionen von Songs, die er meiner
Meinung nach mit sehr viel „Schmackes“ gut umsetzen konnte und
Interviews, die mich immer wieder überrascht haben, denn Manson weiss
von was er spricht und hat ziemlich was auf dem Kasten. Vor allem
aber imponierte mir sein Sinn für die exzellente provokante
Selbstinszenierung. Nach Basel war er gekommen, um sein aktuelles
Album «Born Villain» zu präsentieren, am Ende waren es aber genau
die erwähnten Cover-Songs wie «Personal Jesus» (Depeche Mode) oder «Sweet
Dreams» von den Eurythmics und alte Songs wie «The Beautiful People»
die die halbvolle St. Jakobshalle jubeln liessen – auch wenn die
Sound Qualität bei keinem der an diesem Abend vorgetragenen Songs
überzeugen konnte. Egal wo man sich aufgehalten hatte, was bei mir
angekommen ist, war ein leider unerträglicher Brei. Stimmlich gesehen
war die Enttäuschung meinerseits ebenso gross und das Fazit darüber
unerwartet schlecht. Die einzige qualitativ hochwertige Konstante
bei Herrn Manson scheint wohl seine Kreativität zu sein. Zu jedem
Song gab es das passende Outfit und am Ende erschien er sogar hoch
provokant vor einem nationalsozialistisch angehauchtem Bühnenbild.
Das Publikum jeweils schwer schlucken zu lassen, ist sein Spezialgebiet.
Ich habe das Gefühl, dass er seinem „Kumpel“ Rob Zombie
dankbar sein kann, denn der eine oder andere wäre sicher früher
nach Hause gegangen. Vielleicht war es nicht so clever am Ende der
Show noch Marylin Manson vom Band zu spielen, denn hierbei wurde nämlich
besonders klar, dass er live diese Qualität nicht hochhalten kann.
Für alle, die sich jetzt fragen: Hat er oder hat er nicht? Manson
war ganz harmlos und posierte sogar noch für die Fotografen, und
angespuckt hat er uns nicht.
Rob Zombie
Um circa 21:30 Uhr fiel der Vorhang und ein verstaubter Rob
Zombie betrat die Bühne und machte seinem Namen gleich alle Ehre. Er sah aus wie
eine Mumie, die nach vielen Jahren zum Leben erweckt wurde. Es hätte
mich nicht gewundert, wenn er beim Herumrasen noch Körperteile
verloren hätte, welch gruseliger Gedanke! Die kunterbunte Bühnenshow von
Zombie war noch aufwändiger als die von Manson und überforderte
fast die Augen. Man wusste gar nicht, wohin mal als Erstes schauen
sollte. Auf die anderen Bandmitglieder, die ebenfalls wie Aliens von
einem anderen Stern aussahen oder auf die Roboter, die über die Bühne
rollten? Da ging ganz schön die Post ab. Auf die Leinwände wurden
Filmsequenzen projiziert und Rob Zombie – was für ein Freak! - brachte
meiner Meinung nach wieder Leben in die Bude und verhalf, die
Enttäuschung über den Vorgänger zu verkraften. Der Musiker,
Comic-Autor und Filmemacher präsentierte auch Songs seiner früheren
Band White Zombie und huldigte Alice Cooper mit «Schools's Out».
Mit viel Druck kamen Songs wie «Meet The Creeper» beim Publikum gut an
und Zombie genoss die Euphorie des Publikums sichtlich. Mit einer
Taschenlampe in der Hand watschelte er mitten durch die Meute. Im
Grossen und Ganzen war der Abend eine riesige Freak-Show und
überzeugte durch eine aufwändige Bühnen-dekoration. Die Musik war da
fast schon ein wenig nebensächlich, doch am Ende war Rob Zombie aber
von A-Z der Gewinner des Abends.
|
|