Die ersten zwei Veranstaltungen in dieser Reihe fanden 1993
und 2002 statt und sind also keine Neuerscheinung in der Szene.
Dennoch setzte die allgemeine Wahrnehmung erst ab dem Comeback von
2010 ein, denn seither gab es die „Rock Meets Classic“ Show jedes
Jahr. Bis auf die Ausgabe von 2014 habe ich die Reihe nun vier Mal
verfolgt und ich weiss echt nicht, ob es noch ein fünften Besuch von
mir absetzen wird. Die ersten beiden Konzerte überschnitten sich ja
bereits mit Lou Gramm und Dan McCafferty und so hörte man mehr oder
weniger die gleichen Songs. Mit Ian Gillan von Deep Purple holte man
sich indes einen weiteren Hochkaräter rein, der aber mittlerweile,
inklusive der aktuellen Show von 2015, bereits zum dritten Mal
aufgeboten wurde. Das bedeutete natürlich ebenso, dass Leute, die
alle drei Shows mit Gillan gesehen haben, mehr oder weniger dasselbe
Material zu Gehör kriegten. Heuer waren mit Rick Parfitt (Status
Quo), Eric Martin (Mr. Big), John Wetton (Asia) und Gianna Nannini
(als doch eher selten gesehene Künstlerin) immerhin mal ein paar
neue Gesichter am Start. Letztere ist inzwischen ennet der 60 Jahre
angelangt und zeigte, wie gut sie immer noch ist!
Rock Meets
Classic Zwei Tage zuvor fand der gleiche Anlass im
Zürcher Hallenstadion statt, wobei da, wie das letzte Mal schon, nur
die halbe Halle hergerichtet wurde. Das lässt somit den Rückschluss
zu, dass man damit die ganze Halle nie voll kriegen würde. Im
Gegensatz dazu gestaltete sich die Stadthalle in Sursee als der
geeignetere Ort, da grundsätzlich kleiner. Obwohl optisch ordentlich
gefüllt, war nicht zu übersehen, dass man auch hier klar nicht von
„sold out“ sprechen konnte. Das gewohnte Gewusel im Foyer
suggerierte mindestens vor dem Anlass, dass dennoch viele Besucher
gekommen waren. Da die Aussentemperaturen der Jahreszeit
entsprachen, also relativ mager waren, füllte sich die Garderobe
augenscheinlich ziemlich rasch. Nachdem sich die Sitzplätze langsam
füllten, kam der Anfang des Konzertes immer näher. Nachdem mir dann
mitgeteilt
wurde, wie die Regeln für die Fotographen vor Ort sind, konnte es
losgehen! Bevor Mainman und Strippenzieher Mat Sinner den ersten
Gast (Marc Storace von Krokus) ansagte, spielte das
„Bohemian Symphony Orchestra“ aus Prag den bekannten Queen-Song
«Show Must Go On» als Show-Opener. Warum dann allerdings
«Thunderstruck» von AC/DC und kein Krokus-Stück gespielt wurde, fand
ich seltsam bis befremdlich, zumal es ja genügend Alternativen
gegeben hätte. Zudem konnte Marc nach dem zweiten Song bereits Pause
bis zum Finale Pause schieben. Danach kam John Wetton
von Asia, den ich, zusammen mit dem Rest des Original-Lineups, vor
gut fünf Jahren in Winterthur gesehen hatte.
Zusammen mit
dem Orchester klangen die vier vorgetragenen Lieder, darunter
natürlich auch der Rockklassiker «Heat Of The Moment» ganz
ordentlich. Das Publikum wurde hiermit erst langsam warm und darum
war der Applaus nicht viel mehr als anteilnehmend. Dies änderte
sich dann schlagartig, als Eric Martin von Mr. Big
auf die Bühne kam. Nebst seinem grundsätzlich agilen Auftritt
überzeugten hier vor allem das bekannte Cover «Wild World» von Cat
Stevens und die einstige Erfolgsballade «To Be With You», wo dann
endlich mal was los war in der Stadthalle. Nach einem Intermezzo des
Orchesters folgte mit der italienischen Rockröhre Gianna
Nannini der erste, gefühlte echte Höhepunkt des Abends. Es
dürfte eine ganze Weile her sein, seit die mittlerweile über
60-jährige (!) Powerfrau aus bella Italia das letzte Mal in der
Schweiz auftrat. Und nun, respektive endlich, kam Leben in die Bude
und innert Minutenfrist sprangen gleich um die dreissig Leute auf,
die dann unmittelbar vor der Italienerin abtanzten. Mit dem alten
Smasher «Bello E Impossibile» zog Gianna das erwachte wie
begeisterte Publikum voll auf ihre Seite. Das gleiche Bild gab auch
«Latin Lover» ab und liess die körperlich eher kleine Sängerin ganz
gross aussehen. Die in meinen Ohren völlig unglücklich gewählte
Dorffest-Hymne «Volare» hätte es allerdings nicht gebraucht! Da
hätten weitere Hits wie «I Maschi» oder «Voglio Fare L’Amore» besser
gepasst, seis drum. Am 05. Juli 2015 wird Gianna Nannini in
Kestenholz (CH) am „Live at St. Peter“ übrigens als Headlinerin
auftreten und wiederum alles geben.
Nach einer Pause von
knapp zwanzig Minuten stand das Orchester erneut im Mittelpunkt und
interpretierte den Meat Loaf Schmachtfetzen «I Would Do Anything For
Love» in opulenter Weise, ehe Mat Sinner mit sichtlicher Freude
Rick Parfitt von Status Quo auf die Bühne bat. Nun
konnte sich das unterstützende Gitarren-Duo mit Oliver Hartmann und
Alex
Beyrodt
in die entsprechenden Posen stürzen, wie man das von früher her
kannte. Die Chose entwickelte insgesamt allerdings zu wenig Druck
und verpuffte etwas. «Rain» und «Down Down» gerieten dennoch
ordentlich und das obligate «Rockin' All Over The World» liess den
Stimmungspegel erwartungsgemäss wieder ansteigen. Dass man hierzu
dann plötzlich aber nicht mehr in die Nähe der Bühne durfte, war
schlicht kleinlich und lächerlich. Nach der «Frantic»-Tour 2013/2014
im Original-Lineup und dem unvergesslichen Hammerkonzert im Londoner
Apollo Hammersmith (15.03.2013) ist dieses Kapitel für mich jedoch
so oder so abgeschlossen. Mit dem Filmmusik-Thema von «Mission
Impossible» demonstrierte das eingespielte Ensemble mit vornehmlich
jüngeren MusikerInnen noch ein letztes Mal, wie viel Spass ihnen
dieses mehrjährige Engagement inzwischen bereitet. Mein ganz
persönlicher Höhepunkt folgte erst jetzt mit Deep Purple Frontmann
Ian Gillan. Wenn man dann sieht, wie fit der bald
70-Jährige immer noch aussieht, könnte man schon glatt etwas
neidisch werden.
Als Gitarrist Alex Beyrodt sich mental in den „Ritchie Blackmore“
Modus versetzte und der unverwüstliche Kracher «Highway Star» in die
Gänge kam, merkte man bald, dass sich diese Musik auch in diesem
Rahmen bestens entfalten kann. Gillans Stimme war an diesem Abend
absolut auf der Höhe und es war einfach nur Genuss pur, ihm
zuzuhören! Als vor «Perfect Strangers» unerwartet, respektive
verteilt auf etwa fünf bis sechs Meter der Bühne, Gasflammen in die
Höhe züngelten, war klar, warum dass nun niemand mehr davor stehen
durfte. Der Hit des gleichnamigen Reunion-Albums von 1984 hätte zwar
auch ohne diesen Gimmick gezündet, aber optisch blieb die Wirkung
auf das Auge des Betrachters nicht aus. Gemächlicher, aber nicht
weniger eindringlich unterstrich «When A Blind Man Cries» wie
verdammt gut diese Jahrhundert-Ballade immer noch ist und ohne Ians
kultige Gesangsstimme undenkbar wäre. Ein spezieller Moment brach
mit «Hush» an, denn da erinnerten sich unweigerlich einige Leute
(ich inklusive) an Gotthard, als der unvergessene Steve Lee (R.I.P.)
diesen Live-Klassiker an genau diesem Ort in seiner unnachahmlichen
Art vortrug. Der zweiletzte Song des Abends war «Black Night», der,
wie überhaupt alles vom „Purple-Set“ an diesem Abend mehr als nur
optimal intoniert wurde. Trotzdem müsste man sich für die künftigen
Shows (2016 wird es mit „RMC“ definitiv weiter gehen) mal was Neues
an Bord holen, selbst wenn der traditionelle wie abschliessende
Allstar-Auflauf zu «Smoke On The Water» kaum zu toppen sein wird.
Den Besuchern scheint die Ausgabe 2015 auf jeden Fall sehr gefallen
zu haben, was die orchestrierte Mat Sinner Band ebenso gefreut haben
dürfte.
Setliste: Opener 1 – mit Streichern und Orchester
– «Show Must Go On (Queen-Song)» - Marc Storace (Krokus) -
«Thunderstruck (AC/DC-Song)» - «Long Stick Goes Boom (Krokus-Song)»
- John Wetton (ASIA) - «Only Time Will Tell (Asia-Song)» - «The
Smile Has Left Your Eyes (Asia-Song)» - «Don't Cry (Asia-Song)» -
«Heat Of The Moment (Asia-Song)» - Eric Martin (Mr. Big) - «Take
Cover (Mr. Big-Song)» - «Wild World (Cat Stevens-Song)» - «Just Take
My Heart (Mr. Big-Song)» - «To Be With You (Mr. Big-Song)» -
«Green-Tinted Sixties Mind (Mr. Big-Song)» - «Intermezzo – Bohemian
Symphony Orchestra Prag» - Gianna Nannini - «America» - «Bello E
Impossibile» - «Dio E Morto» - «Latin Lover» - «Volare».
Pause (circa 15 - 20 Minuten)
Opener 2 – Orchester – «I Would
Do Anything For Love (Meat Love-Song)» - Rick Parfitt (Status Quo) -
«Whatever You Want (Status Quo-Song)» - «In The Army Now (Bolland &
Bolland-Song)» - «Rain (Status Quo-Song)» - «Down Down (Status
Quo-Song)» - «Rockin' All Over The World (John Fogerty-Song)» -
Bohemian Symphony Orchestra Prag – «Mission Impossible-Theme» - Ian
Gillan (Deep Purple) – «Highway Star (Deep Purple-Song)» - «Strange
Kind Of Woman (Deep Purple-Song)» - «Perfect Strangers (Deep
Purple-Song)» - «When A Blind Man Cries (Deep Purple-Song)» - «Hush
(Billy Joe Royal-Song)» - «Black Night (Deep Purple-Song)» - «Bonus:
Smoke On The Water (Deep Purple-Song)» - Finale mit Eric Martin,
Gianna Nannini, Rick Parfitt, John Wetton und Marc Storace).
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