Dass das Emmental
rockt, weiss man nicht nur seit dem Aufkommen von Shakra. Verschiedene Anlässe wie etwa
die "Biker-Party" in Sumiswald und das "Ice-Rock" in Wasen haben
gezeigt, wie man auch im hintersten "Chrachen" zünftig abfeiern kann. Dazu
gehört, auch auf Sumiswalder Boden, das "Rocktober-Fest", das der regionalen
Bierbrauer-Kunst gewidmet ist und den idealen Rahmen für harte Sounds bildet. Mitten auf
einem "währschaften Kartoffelacker" stand das grosse Festzelt und darin auch
die Bühne, auf der an diesem Abend drei Bands auftreten sollten. Der Berichterstatter
fuhr primär wegen Crown Of Glory ins Emmental, aber der Abend brachte noch eine nicht
erwartete Überraschung mit sich, die es wirklich in sich hatte: "Breakin' the
Reinheits-Law"! Dieser kurze Spruch verfehlte die Wirkung nicht, denn zuerst dachten
alle an..., richtig: Judas Priest! Aber dahinter verband sich in erster Linie die ernst
gemeinte Message der Bierbrauer, die sich damit gegen das industriell hergestellte Bier
für die Massen auflehnen. Soweit so gut, aber es kam noch besser: Alle drei auftretenden
Bands des Abends mussten an irgend einer Stelle in ihrem Set eine Cover-Version des
zeitlosen Priest-Klassikers spielen. Das klingt auf den ersten Moment einfach, aber das
war es zumindest für die erste Band sicher nicht!
Sunny Mountain Grass
Der Name deutete es untrüglich an, dass diese Truppe wohl eher nicht dem Rock oder Metal
frönt, sondern..., genau, dem Blue Grass! Das hat absolut nichts mit benebelnden
Substanzen zu tun, sondern das ist eine Musikrichtung, die wohl kaum einer der Anwesenden
in seinem Plattenschrank stehen hat(te). Aber wer nun dachte, dass der stark von Country
geprägte Sound hier allenfalls fehl am Platze sein könnte, sah sich schon bald eines
Besseren belehrt, denn kaum angefangen, entwickelte sich eine ausgelassene und fröhliche
Stimmung im Festzelt. Je ein Banjo, eine Mandoline, ein Dobro (sieht aus wie
Akustik-Gitarre, wird aber liegend gespielt), eine Akustik-Gitarre und ein (Kontra-) Bass
sowie Leadvocals (wie Backing Vocals) waren dafür verantwortlich. Die bestens
eingespielte Band überraschte mit einer exzellenten Spieltechnik, die sogar den neben mir
stehen Crown Of Glory Gitarristen Hans "Hungi" Berglas beeindruckte. Und dann,
zum ersten Mal an diesem Abend, folgte die Ankündigung von "Breakin' the law"!
Die (neue) Erfahrung war für die Band wie für die Zuschauer gleichermassen spannend und
man durfte mit Fug und Recht behaupten, dass sich Sunny Mountain Grass dabei achtbar aus
der Affäre zogen. Gegen Schluss der guten Stunde ebbte die Resonanz dann allerdings etwas
ab, aber dennoch konnte man getrost von einem überaus gelungenen, musikalischen Auftakt
des "Rocktober-Festes" sprechen! Wen es allenfalls interessiert, hier die
Bandpage: www.sunnymountaingrass.ch
Pesticide
Nach einer kurzen Umbaupause stiegen dann die Lokalmatadoren auf die Bühne, denn die
Jungs, also Pesticide, stammen aus der Gegend, nämlich Hasle/Rüegsau, also mehr oder
weniger gleich um die Ecke. Mir war der Name allerdings nicht mehr geläufig, aber zu
Hause, als ich auf deren Homepage ging, machte es im wahrsten Sinne des Wortes
wieder "klick". Die Band spielt gemäss eigener Definition einfach Rock, der
sehr rhythmisch ist und manchmal auch eine leicht funkige Note besitzt. Groovemässig
lassen sie sich etwas mit Pure Inc. vergleichen. Vor allem Gitarrist Roland Zenger
erinnerte mit seinem prägnanten Spiel immer wieder mal an Sandro Pellegrini und auch
Bassist Mathias Zenger machte mächtig Druck wieauch Drummer David Jutzi mit seinem
variantenreichem Spiel auffiel und im Hintergrund glänzte. Sänger Thomas Kurz lag dann
allerdings nicht in der stimmlichen Reichweite von Gianni Pontillo, wenn wir beim
Vergleich mit Pure Inc. bleiben, aber seine Stimmlage passte optimal zum Sound von
Pesticide. Zudem trieb er die zum Teil ordentlich abbangenden Leute in den ersten Reihen
unablässig an. Man merkte schon, dass sie wohl etwas vom Heimvorteil profitieren konnten,
aber es waren in erster Linie die Songs und die Performance, die zu gefallen vermochten.
Ein paar Mal hörte ich das Rhythmus-Gerüst des schleppenden Kiss-Songs "War
machine" heraus, was natürlich unweigerlich dazu führte, dass dazu kräftig die
Matten geschüttelt wurden. Mit der DVD-Einspielung von "Judas Priest - Live"
aus dem Jahre 1983 in Front (also im Rücken der Zuschauer), war es dann wohl nicht mehr
so schwer, die Pesticide-Version von "Breakin' the law" runter zu zocken.
Zusammen mit einem kopulenten Gastsänger schaffte es auch die zweite Band des Abends, die
vom Veranstalter gesetzte Auflage zu meistern. Nach einer Stunde war dann Schluss und der
reissende Absatz von etwa gut einem Dutzend verschenkter 4-Track CDs der ersten Aufnahmen
von 2002 zeigte, dass Pesticide, obwohl nicht wirklich hart, ganz ordentlichen Zuspruch
beim überwiegend jugendlichen Publikum fanden. Weitere Infos findet Ihr auf der überaus
witzig gemachten Site: www.pesticide.ch
Set-Liste: "In the middle of the night", "Grave digger",
"Drunk'n'weary", "World of war", "Numbered",
"Tomorrow", "Girl's ass", "What happened", "Listen to
me", "Breakin' the law", "Is it worth to live", "I know I'll
try".
Crown Of Glory
Ziemlich genau zur Geisterstunde stieg dann der Headliner auf die Bühne und verwandelte
den zum Teil arg angetrunkenen Haufen von Anfang an in einen regelrechten Moshpit. Als
Opener wurde "The Limit" von der neuen CD "Spirit" gewählt und im
Anschluss daran gleich der Ohrwurm "Here we are". Der Sound kam laut und
deutlich und trotz etlicher Nebelschwaden der Trockeneismaschine (Scheisszeug..., denkt da
eigentlich niemand an die armen Fotographen?) standen Crown Of Glory keineswegs im Dunst
des Nebels, sondern powerten voll drauf los, was das Zeug hielt. Es gab kaum
Verschnaufpausen bei Titeln wie "Destiny", "Immortal",
"Illusions" oder "Crown Of Glory". Wo es früher noch ein wenig an der
Präzision haperte, klang die Band tight wie selten. Der neue Gitarrist "Hungi"
Berglas (als Ersatz für den ausgestiegenen Cyril Montavon) darf getrost als Glücksgriff
bezeichnet werden, da er sich inzwischen bestens integriert hat und sich gut mit Markus
Muther (g) wie auch Tiefton-Dame Ursi Dietrich ergänzt. Auch der neue Drummer Thomas Merz
(kam für Marco Heller) verrichtete seine Arbeit ohne Fehl und Tadel. Trotz der
vorgerückten Zeit und dem entsprechenden Alkoholpegel war die Stimmung trotz eher tiefen Temperaturen im Zelt konstant gut, was die Band
natürlich fortwährend antrieb. Sänger Heinz Muther war topfit und lieferte eine saubere
Gesangsleistung ab, die eigentlich alles zwischen Growls, cleanen Vocals und
gelegentlichen Screams beinhaltete. Deshalb geriet die COG-Version von "Breaking the
law" nicht unerwartet am besten. Während des, respektive kurz nach Beginn des Gig's
stolperte "Tschörby", ein Mitglied des OKs im Backstage-Bereich derart
unglücklich über anscheinend ein Kabel, dass das Fussgelenk dabei arg in Mitleidenschaft
gezogen wurde und umgehend ein Arzt aufgesucht werden musste. Dabei verpasste der arme
Kerl den Titel "Crown Of Glory", offenbar seinen Lieblingssong. Etwas später,
mit den obligaten Krücken an der Hand und von Kollegen und Freunden gestützt, humpelte
der Bedauernswerte wieder in Richtung Bühnenrand. Nachdem "Stand ground" von
der Set-Liste gestrichen wurde, liessen sich Crown Of Glory aber nicht lange bitten,
erfüllten den Wunsch postwendend und spielten das Stück somit ein zweites Mal. Tschörby
dankte es mit einigen dicken Krokodilstränen aus der Mischung zwischen Schmerz und
Ergriffenheit. Jetzt soll einer noch sagen, dass Metal-Musik keine Emotionen weckt! So
endete das gute Konzert schliesslich nach satten 110 Minuten mit der Gewissheit, dass die
Innerschweizer definitiv auf dem richtigen Weg sind! www.crown-of-glory.ch
Set-Liste: "The limit", "Here we are", "Destiny",
"Immortal", "Illusions", "Crown Of Glory (1)", "Art of
payback", "Spirit", "Ikarus", "Anthem of the end",
"Salvation", "Dreamer", "Don't give up", "Keep the
flame", "Breaking the law, "Reach the stars", "See your
rise", "Crown Of Glory (2)".
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