Livereview: Crown Of Glory - Pesticide - Sunny Mountain Grass
7. Oktober 2005, Sumiswald Rocktober-Fest
By Rockslave
Dass das Emmental rockt, weiss man nicht nur seit dem Aufkommen von Shakra. Verschiedene Anlässe wie etwa die "Biker-Party" in Sumiswald und das "Ice-Rock" in Wasen haben gezeigt, wie man auch im hintersten "Chrachen" zünftig abfeiern kann. Dazu gehört, auch auf Sumiswalder Boden, das "Rocktober-Fest", das der regionalen Bierbrauer-Kunst gewidmet ist und den idealen Rahmen für harte Sounds bildet. Mitten auf einem "währschaften Kartoffelacker" stand das grosse Festzelt und darin auch die Bühne, auf der an diesem Abend drei Bands auftreten sollten. Der Berichterstatter fuhr primär wegen Crown Of Glory ins Emmental, aber der Abend brachte noch eine nicht erwartete Überraschung mit sich, die es wirklich in sich hatte: "Breakin' the Reinheits-Law"! Dieser kurze Spruch verfehlte die Wirkung nicht, denn zuerst dachten alle an..., richtig: Judas Priest! Aber dahinter verband sich in erster Linie die ernst gemeinte Message der Bierbrauer, die sich damit gegen das industriell hergestellte Bier für die Massen auflehnen. Soweit so gut, aber es kam noch besser: Alle drei auftretenden Bands des Abends mussten an irgend einer Stelle in ihrem Set eine Cover-Version des zeitlosen Priest-Klassikers spielen. Das klingt auf den ersten Moment einfach, aber das war es zumindest für die erste Band sicher nicht!

Sunny Mountain Grass
Der Name deutete es untrüglich an, dass diese Truppe wohl eher nicht dem Rock oder Metal frönt, sondern..., genau, dem Blue Grass! Das hat absolut nichts mit benebelnden Substanzen zu tun, sondern das ist eine Musikrichtung, die wohl kaum einer der Anwesenden in seinem Plattenschrank stehen hat(te). Aber wer nun dachte, dass der stark von Country geprägte Sound hier allenfalls fehl am Platze sein könnte, sah sich schon bald eines Besseren belehrt, denn kaum angefangen, entwickelte sich eine ausgelassene und fröhliche Stimmung im Festzelt. Je ein Banjo, eine Mandoline, ein Dobro (sieht aus wie Akustik-Gitarre, wird aber liegend gespielt), eine Akustik-Gitarre und ein (Kontra-) Bass sowie Leadvocals (wie Backing Vocals) waren dafür verantwortlich. Die bestens eingespielte Band überraschte mit einer exzellenten Spieltechnik, die sogar den neben mir stehen Crown Of Glory Gitarristen Hans "Hungi" Berglas beeindruckte. Und dann, zum ersten Mal an diesem Abend, folgte die Ankündigung von "Breakin' the law"! Die (neue) Erfahrung war für die Band wie für die Zuschauer gleichermassen spannend und man durfte mit Fug und Recht behaupten, dass sich Sunny Mountain Grass dabei achtbar aus der Affäre zogen. Gegen Schluss der guten Stunde ebbte die Resonanz dann allerdings etwas ab, aber dennoch konnte man getrost von einem überaus gelungenen, musikalischen Auftakt des "Rocktober-Festes" sprechen! Wen es allenfalls interessiert, hier die Bandpage: www.sunnymountaingrass.ch

Pesticide
Nach einer kurzen Umbaupause stiegen dann die Lokalmatadoren auf die Bühne, denn die Jungs, also Pesticide, stammen aus der Gegend, nämlich Hasle/Rüegsau, also mehr oder weniger gleich um die Ecke. Mir war der Name allerdings nicht mehr geläufig, aber zu Hause, als ich auf deren Homepage ging, machte es im wahrsten Sinne des Wortes wieder "klick". Die Band spielt gemäss eigener Definition einfach Rock, der sehr rhythmisch ist und manchmal auch eine leicht funkige Note besitzt. Groovemässig lassen sie sich etwas mit Pure Inc. vergleichen. Vor allem Gitarrist Roland Zenger erinnerte mit seinem prägnanten Spiel immer wieder mal an Sandro Pellegrini und auch Bassist Mathias Zenger machte mächtig Druck wieauch Drummer David Jutzi mit seinem variantenreichem Spiel auffiel und im Hintergrund glänzte. Sänger Thomas Kurz lag dann allerdings nicht in der stimmlichen Reichweite von Gianni Pontillo, wenn wir beim Vergleich mit Pure Inc. bleiben, aber seine Stimmlage passte optimal zum Sound von Pesticide. Zudem trieb er die zum Teil ordentlich abbangenden Leute in den ersten Reihen unablässig an. Man merkte schon, dass sie wohl etwas vom Heimvorteil profitieren konnten, aber es waren in erster Linie die Songs und die Performance, die zu gefallen vermochten. Ein paar Mal hörte ich das Rhythmus-Gerüst des schleppenden Kiss-Songs "War machine" heraus, was natürlich unweigerlich dazu führte, dass dazu kräftig die Matten geschüttelt wurden. Mit der DVD-Einspielung von "Judas Priest - Live" aus dem Jahre 1983 in Front (also im Rücken der Zuschauer), war es dann wohl nicht mehr so schwer, die Pesticide-Version von "Breakin' the law" runter zu zocken. Zusammen mit einem kopulenten Gastsänger schaffte es auch die zweite Band des Abends, die vom Veranstalter gesetzte Auflage zu meistern. Nach einer Stunde war dann Schluss und der reissende Absatz von etwa gut einem Dutzend verschenkter 4-Track CDs der ersten Aufnahmen von 2002 zeigte, dass Pesticide, obwohl nicht wirklich hart, ganz ordentlichen Zuspruch beim überwiegend jugendlichen Publikum fanden. Weitere Infos findet Ihr auf der überaus witzig gemachten Site: www.pesticide.ch

Set-Liste: "In the middle of the night", "Grave digger", "Drunk'n'weary", "World of war", "Numbered", "Tomorrow", "Girl's ass", "What happened", "Listen to me", "Breakin' the law", "Is it worth to live", "I know I'll try".

Crown Of Glory
Ziemlich genau zur Geisterstunde stieg dann der Headliner auf die Bühne und verwandelte den zum Teil arg angetrunkenen Haufen von Anfang an in einen regelrechten Moshpit. Als Opener wurde "The Limit" von der neuen CD "Spirit" gewählt und im Anschluss daran gleich der Ohrwurm "Here we are". Der Sound kam laut und deutlich und trotz etlicher Nebelschwaden der Trockeneismaschine (Scheisszeug..., denkt da eigentlich niemand an die armen Fotographen?) standen Crown Of Glory keineswegs im Dunst des Nebels, sondern powerten voll drauf los, was das Zeug hielt. Es gab kaum Verschnaufpausen bei Titeln wie "Destiny", "Immortal", "Illusions" oder "Crown Of Glory". Wo es früher noch ein wenig an der Präzision haperte, klang die Band tight wie selten. Der neue Gitarrist "Hungi" Berglas (als Ersatz für den ausgestiegenen Cyril Montavon) darf getrost als Glücksgriff bezeichnet werden, da er sich inzwischen bestens integriert hat und sich gut mit Markus Muther (g) wie auch Tiefton-Dame Ursi Dietrich ergänzt. Auch der neue Drummer Thomas Merz (kam für Marco Heller) verrichtete seine Arbeit ohne Fehl und Tadel. Trotz der vorgerückten Zeit und dem entsprechenden Alkoholpegel war die Stimmung trotz eher tiefen Temperaturen im Zelt konstant gut, was die Band natürlich fortwährend antrieb. Sänger Heinz Muther war topfit und lieferte eine saubere Gesangsleistung ab, die eigentlich alles zwischen Growls, cleanen Vocals und gelegentlichen Screams beinhaltete. Deshalb geriet die COG-Version von "Breaking the law" nicht unerwartet am besten. Während des, respektive kurz nach Beginn des Gig's stolperte "Tschörby", ein Mitglied des OKs im Backstage-Bereich derart unglücklich über anscheinend ein Kabel, dass das Fussgelenk dabei arg in Mitleidenschaft gezogen wurde und umgehend ein Arzt aufgesucht werden musste. Dabei verpasste der arme Kerl den Titel "Crown Of Glory", offenbar seinen Lieblingssong. Etwas später, mit den obligaten Krücken an der Hand und von Kollegen und Freunden gestützt, humpelte der Bedauernswerte wieder in Richtung Bühnenrand. Nachdem "Stand ground" von der Set-Liste gestrichen wurde, liessen sich Crown Of Glory aber nicht lange bitten, erfüllten den Wunsch postwendend und spielten das Stück somit ein zweites Mal. Tschörby dankte es mit einigen dicken Krokodilstränen aus der Mischung zwischen Schmerz und Ergriffenheit. Jetzt soll einer noch sagen, dass Metal-Musik keine Emotionen weckt! So endete das gute Konzert schliesslich nach satten 110 Minuten mit der Gewissheit, dass die Innerschweizer definitiv auf dem richtigen Weg sind! www.crown-of-glory.ch

Set-Liste: "The limit", "Here we are", "Destiny", "Immortal", "Illusions", "Crown Of Glory (1)", "Art of payback", "Spirit", "Ikarus", "Anthem of the end", "Salvation", "Dreamer", "Don't give up", "Keep the flame", "Breaking the law, "Reach the stars", "See your rise", "Crown Of Glory (2)".