Ich erzähle euch eine Geschichte über einen
Haufen Bands und einen ziemlich geschädigten Schreiberling. Tatort
war, wie kaum anders zu erwarten, das Z7. Die Sünder waren: Inactive
Messiah, Harm, Neuraxis, Mystic Circle, Incantation, Malevolent
Creation und natürlich Rotting Christ. Kurz gesagt, die
Domination-Tour stoppte in Pratteln und war drauf und dran, die
gesamte Hörerschaft in Grund und Boden zu walzen. In etwa so konnte
man meine Vorfreude, evtl. auch Ängste, auf das Konzert beschreiben.
Vor allem auf die griechischen Schwarz-Metaller und Headliner der
Tour, Rotting Christ, freute ich mich, da sie in meinen Augen
vorzügliche Musik hervorgebracht haben. Ansonsten kannte ich die
Bands nicht besonders gut, ich wollte eher wieder einmal so richtig
meine Matte kreisen lassen und den ganzen Frust und Stress aus mir
herausmoshen.
Inactive Messiah – Harm – Neuraxis
Zu Beginn des Abends, um genau zu sein um 18.00 Uhr, bewegten sich
die ersten Leute in Richtung Bühne, da die griechische Melodic/Death
Metal-Band Inactive Messiah die Instrumente in Betrieb nahm. Die
Band spielte erstaunlich gut und ich war bereits voll im Element.
Sehr majestätische Gitarrenwände, verpackt in rockigen Drums und
starkem Gesang. Vor allem die melodischen Rock-Passagen haben es mir
angetan, und auch den 10-15 Zuschauern vor der Bühne schien es zu
gefallen. Ein Start nach Mass, wenn es bloss so weitergeht. Nach dem
eher sittlichen Beginn setzte die norwegische Thrash Metal-Truppe
Harm alles daran, möglichst kompromisslos die Instrumente zu
vergewaltigen. Eigentlich ist ihnen das auch gelungen, Lärm haben
sie wahrhaftig verursacht, aber wirklich zusammengepasst hat da gar
nichts. Schwaches Drumming plus extrem schlechten Sound, was wohl
eher an der Mischung lag als an den an sich guten Gitarristen.
Insgesamt eine ziemlich laute, aber eher langweilige Vorstellung.
Der nächste bitte – kommt sofort: Neuraxis aus Kanada waren an der
Reihe. Die fünfköpfige Band spielt angeblich technischen Melodic/Death
Metal, was dann aber in Wirklichkeit eher Death Metal mit Metalcore-
und Grindcore-Elementen darstellte. Das Publikum, welches
zahlenmässig immer noch nicht zugenommen hatte, konnte sich mit dem
abwechslungsreichen Geknüppel anfreunden, ich hingegen langweilte
mich in Grund und Boden. Die Kanadier hatten aber wie Harm zuvor mit
dem Sound zu kämpfen, der leider absolut mies war. Technisch gesehen
haben Neuraxis sicherlich einiges auf dem Kasten, das kann man auch
auf ihren Alben erkennen, aber live klappte es aus meiner Sicht
nicht, den Hörer mitzureissen.
Mystic Circle
Die alten Hasen des Black Metal betraten die Bühne. Mystic Circle
aus Deutschland gibt es jetzt bereits seit 15 Jahren. Die
Zuschaueranzahl hatte sich aber nur minimal vergrössert, und auch
die Stimmung war nicht besonders angeheizt. Auch als die Band
anfing, ihre Musik zu zelebrieren, wurde das Z7 nicht heiss, was
eigentlich kein Wunder war, denn Mystic Circle machten einen völlig
laschen Eindruck und spielten drucklos daher, so dass sich keiner
wirklich rühren ‚konnte’. Ihr sonst so starken Black Metal, kroch
daher, als seien die Bandmitglieder auf der Bühne eingeschlafen.
Komischerweise schlichen sich thrashige Gitarrenriffs in die Songs,
welche wohl der ‚tollen’ Mischung zu verdanken waren. Ich hatte mich
im Vorfeld sehr auf Mystic Circle gefreut, obwohl sie Carpathian
Forest, die ich tausendmal lieber gesehen hätte, ersetzt hatten.
Aber ich wurde masslos enttäuscht und hoffe schwer, dass dies bloss
ein schlechter Tag war.
Incantation
Die Death Metal-Band Incantation aus den vereinigten Staaten waren
die nächsten, die mich und das Publikum endlich zum Headbangen
anregen sollten. Langsam stieg auch die Zuschauerzahl vor der Bühne,
wobei ich vom Publikum dennoch gewaltig enttäuscht
war.
Das Z7 war nicht mal zu ¼ gefüllt. Bekannt sind Incantation vor
allem dafür, dass sie ständig ihre Live-Musiker auswechseln,
ansonsten habe ich mir nur vereinzelte Samples angehört. Als sie
dann endlich ihre Instrumente zur Hand nahmen und mit ihrem
Geschreddere das Publikum begeisterten, fühlte ich mich echt fehl am
Platz. Ok, die Musik war druckvoll und die ersten Minuten auch noch
interessant, aber wenn man nach einer halben Stunde immer noch
denkt, man hört das erste Stück, dann ist doch irgendetwas nicht in
Ordnung. Es fehlte an Abwechslung. Das einzige, was ich wirklich
genial fand, war der Sänger, der sich beinahe auskotzte und trotzdem
noch geil klang. Der Sound war um Einiges besser abgemischt, was
aber auch nicht so eine Kunst war, denn bei Incantation hat sowieso
alles relativ gleich getönt. Naja, ich weiss nicht, ob Brutal-Death
Metal so gespielt werden muss, aber ich habe es doch vielseitiger in
Erinnerung. Eine insgesamt ebenso langweilige Vorstellung wie die
meisten Bands zuvor.
Malevolent Creation
Die letzte Death Metal-Band des Abends musste es richten, denn die
Vorgänger haben alle nicht sonderlich überzeugt. Wenn ich vorher bei
Mystic Circle von alten Hasen des Black Metals sprach, ist es wohl
angemessen, die Amerikaner als alte Hasen
des Death und Thrash Metals zu betiteln, denn Malevolent Creation
haben bereits 20 Jahre auf dem Buckel. Die Halle war jetzt bestimmt
zu einem Viertel gefüllt, was mich zuversichtlich stimmte. Ein Start
nach Mass, das erste Mal am Abend spürte ich den Drang, meinen Kopf
kreisen zu lassen und mich auszutoben. Exzellente Gitarren- und
Bassarbeit, kraftvolle Growls und ein Drummer, der endlich mal eine
gewisse Abwechslung hervorzaubern konnte. Es bildete sich sogar ein
kleiner Mosh-Pit, welcher aber bei so wenigen Leuten nicht besonders
grossen Ansturm erleben durfte. Die Amis spielten sich wild durch
ihre Alben, weshalb sie auch vielseitiger wirkten. Immer wieder
erlebte man die älteren Malevolent Creation, und dann wieder die
Neueren. Schade nur, dass der Sänger mit der Zeit immer heiserer
wurde und auch die Abwechslung einmal zu Ende war. Death Metal mit
Thrash-Riffs ist wohl weniger die Sorte von Musik, die mich wirklich
über längere Zeit begeistern kann, aber das Publikum zeigte mir,
dass die Amerikaner bis zum Schluss den Ansprüchen gerecht wurden.
Rotting Christ
Nach dem anstrengenden Todesmetall war jetzt noch der Headliner, der
eigentliche Grund für mein Erscheinen, an der Reihe. Die Griechen
Rotting Christ spielten abwechslungsreichen Black Metal mit Death-
und Gothic-Spuren. Ihr neustes Werk „Theogonia“, dieses Jahr
erschienen, wirkte aber um einiges schwarzmetallischer als ihre
Alben um die Jahrtausendwende, was mich zusätzlich positiv stimmte.
Die Konzerthalle füllte sich etwas mehr als über einen Viertel, was
in meinen Augen
Rotting
Christ nicht gerecht wurde. Die Band rettete doch tatsächlich den
ganzen Abend, der für mich eher Nackenschmerzen wegen des
abweisenden Kopfschüttelns als des vorgenommenen Headbangens,
eingebracht hat. Die Band aus Athen konnte mich voll und ganz
überzeugen, auch das Publikum zeigte sich von der besten Seite und
gab nochmals alles. Mit dem Song „In Domine Sathana“ hat Rotting
Christ wohl den Höhepunkt des Konzertabends erreicht. Jeder schrie
„In Nomine Satani, In Domine Satani“, als würde es nichts Schöneres
geben, als den Teufel persönlich anzubeten. Klischeehaft war ihr
Auftritt aber dennoch nicht, denn sie trugen sehr viel Ehrlichkeit
mit sich. Es war nicht das typische ‚Satan und Hölle’-Gequatsche,
was wir uns von anderen bösen Schwarzmetallern ständig anhören
müssen. Musikalisch ist die Band ohne Frage grandios, denn sie
vermischen viele Elemente und können diese auch noch wunderbar
spielen. Die Songs, welche übrigens von beinahe allen Alben
ausgewählt wurden, kamen sehr druckvoll daher und liessen keinen
Zuschauer ruhig stehen. Es war mit Abstand der beste Auftritt des
Abends, und trotz enttäuschenden Bands zuvor konnte ich dennoch mit
grosser Zufriedenheit nach Hause reisen.
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