Die fetten, sprich
erfolgreichen Jahre der ursprünglich dänischen Prog-Melodic Metaller
liegen schon über zwanzig Jahre zurück. Als deren Sänger D.C. Cooper
1998 ausstieg, folgten mit John West (1999 – 2007) und Mark Boals (2007
– 2011) zwar unbestrittene Hochkaräter am Gesang, aber der einstige
Erfolg liess sich nicht mehr wiederholen. Das galt mehr oder weniger
auch für die Alben dieser Zeit, wobei «Fear» (1999) dennoch heraus
stach. 2011 liefen sich André Andersen und D.C. Cooper erneut über den
Weg. Eine anschliessende kleine Tour liess den Spirit der alten Tage
wieder aufleben, und da Mr. Cooper seine Zusammenarbeit mit Alex Beyrodt
(Primal Fear, Voodoo Circle) bezüglich Silent Force beendet hatte,
stand dem Wiedereinstieg nichts im Weg. Seither sind wieder drei Alben
erschienen, zuletzt «Devil’s Dozen» (2015), wo sich die ursprünglichen
Trademarks spürbar zurück meldeten. So freute mich die Ankündigung
dieses Konzertes sehr, zumal ich die Band seit 2005 (!) nicht mehr live
auf einer Bühne gesehen und gehört hatte. Als Support spielten die
Berner Melodic Power Metaller Wicked Plan auf, die zum ersten Mal
überhaupt im (Mini-) Z7 auf der Bühne standen.
Wicked Plan
Was die Rhythm-Section der Combo um den „Schweizer Yngwie Malmsteen“
Dan Keller angeht, so zeichnet sich diese nicht gerade durch
Beständigkeit aus. Da gaben sich in den letzten Jahren schon ein paar
Musiker die Klinke in die Hand. Live war gar mal Adrian Wirz, der sonst
schon einige Jahre bei Irrwisch für die tiefen Töne sorgt, mit dabei.
Die neuen zwei Namen lauten Ed Cuennet (b) und Yanik Allenspach (d).
Letzterer ist ein Jungspund, der für frisches Blut sorgt. Wicked Plan
haben letztes Jahr mit «Out Of Fire» ihr zweites Langeisen
veröffentlicht, das insgesamt für eine ganz ordentliche Resonanz in der
Metal-Presse sorgte. Zentral im Wicked Plan-Sound ist das Ehepaar
Keller, wobei Dan als Gitarrist und Natali als Frontfrau agiert.
Begleitet durch ziemlich üppiges Licht und viel Trockeneis wurden
vornehmlich Songs des neuen Albums vorgetragen. Leider schien vor allem
Mrs. Keller beim allerersten Auftritt in der heiligen Halle zu Pratteln
sichtlich nervös zu sein, und das wirkte sich spürbar auf die
Performance als Ganzes aus. Da muss unbedingt noch eine Schippe
Coolness wie Gelassenheit drauf gepackt werden, und was das ausgeprägte
Vibrato in der Gesangsstimme angeht, so scheiden sich hier die Geister.
Letztlich ist es sicher eine Frage des jeweiligen Musikgeschmackes, und
Tobi Sammet (Edguy, Avantasia) wird deswegen natürlich ebenso verehrt
wie verachtet zugleich. Das Problem ist aber, dass ein permanent
vorhandenes Vibrato relativ schnell aneckt und dabei die sonst
zweifellos guten Vocals ihrer Varianz beraubt werden. Von der
Instrumentierung her war die Chose fraglos gut, aber was auf dem Album
bezüglich Rhythmus-Gitarre einfach gelöst werden kann, fehlte mehrfach
auf der Bühne und würde, falls vorhanden, für ein deutlich fetteres
Brett sorgen. Was mich allerdings wirklich störte, war die völlig
unnötige Coverversion von Iron Maiden’s Classic «Two Minutes To
Midnight», die notabene nicht mal auf der Setliste stand. Da hätte sich
eigenes wie vorhandenes Material aufgedrängt, zumal es ja eigentlich
darum geht, sich selbst zu präsentieren. Die Resonanz des grundsätzlich
sehr zurückhaltenden Publikums war dann aber ungerechtfertigt schwach
und wirkte optisch nicht gerade motivierend. Wicked Plan machten aber
das Beste daraus und Dan Keller bewies erneut, dass er es
offensichtlich mächtig drauf hat und «Out Of Fire» als Album die
entsprechende Aufmerksamkeit verdient. So gesehen besteht also immer
noch Potenzial und Luft nach oben.
Setliste: «Intro» - «Out Of Fire» - «The Sign» - «Black Out» - «The
Ring Of Amadon» - «Moon King» - «Two Minutes To Midnight» - «Dancing In
The Rain» - «Dragon Eye» - «Wicked Plan».
Royal Hunt
Wie gut, dass es Archive gibt, um den grauen Hirnzellen jeweils wieder
auf die Sprünge zu helfen. So trat nämlich der letzte Auftritt von
Royal Hunt hier im Z7 wieder ins Bewusstsein zurück. Geschlagene acht
Jahre (!) ist das jetzt wieder her, und nachdem ich 2005 die Gelegenheit hatte, John
West am Gesang erleben zu dürfen, war drei Jahre später Mark Boals an
der Reihe. Die Durchsicht dieser Review rief dabei wieder in
Erinnerung, dass dieses Konzert damals, trotz Maria McTurk (die auf der
laufenden Tour nicht mehr mit dabei ist), ziemlich ernüchternd ausfiel.
Umso grösser war deshalb die Freude auf heute Abend, denn ich sollte
endlich den Ur-Sänger D.C. Cooper mit seiner Stammcombo erleben dürfen.
Auf Konserve hatte ich D.C. in den vergangenen Jahren natürlich vor
allem mit der Götterscheibe «Walk The Earth» (2007) von Silent Force
immer wieder am Ohr. Die Grosstaten mit Royal Hunt, die letztlich im
Livekracher «1996» und dem Hammeralbum «Paradox» im Jahr darauf
mündeten, konnten somit jahrelang nur noch auf Tonträger genossen
werden. Zwei Dekaden später «Martial Arts» als Intro und danach gleich den
«Paradox»-Kracher «River Of Pain» mit der Original-Stimme von D.C.
Cooper zu hören, war schon ein erhebender Moment. Endlich war das
wieder vereint, was einfach zusammen gehört! Die geniale Gesangsstimme
des Amerikaners hat schon immer den Unterschied ausgemacht und bildet
nebst dem melodiösen Keyboard-Bombast von André Andersen die
unverkennbaren Trademarks dieser Band. Deshalb erstaunt es auch nicht,
dass der rege Wechsel an der E-Gitarre und Rhythm-Section grundsätzlich
kaum was geändert hatte. Bis zu dem Moment, als die Auszeit von Mr.
Cooper begann. Zum Glück gehört dieser Zustand der Vergangenheit an und
ist an die Hoffnung geknüpft, dass dies in Zukunft nicht mehr ändern
möge. Während der Gesang praktisch immer noch auf der Höhe der
ruhmreichen Vergangenheit lag, fehlte einerseits auf der Mini-Z7 eine
gehörige Portion Power wie Bombast und die Backing Vocals waren
gegenüber den Studioversionen zu wenig ausgeprägt. Nichtsdestotrotz
präsentierte sich das aktuelle Lineup mit Jonas Larsen (g), Andreas
Passmark (b) und Andreas „Habo“ Johansson eingespielt und motiviert
zugleich. Interessant war ausserdem die Tatsache, dass nebst drei neuen
Songs ebenso viele vom Debüt «Land Of Broken Hearts» gespielt wurden.
Von «Paradox» waren es immerhin oder besser gesagt nur zwei, doch
insgesamt ging die Auswahl in Ordnung. Mit «Lies» wurde die grandiose Scheibe «Fear» (1999)
wenigstens nicht ganz ausgelassen. Das jüngere Material kommt
allerdings nicht an die früheren Meisterwerke heran, aber seit D.C.
Cooper zurück ist, geht es kompositorisch wieder aufwärts. Das sah das
bestens gelaunte wie unterhaltene Publikum auch so und sorgte für eine
angeregte Stimmung. Nach knapp hundert Minuten blieb ein viel besseres
Gefühl als das letzte Mal an gleicher Stelle zurück. Es wäre natürlich
toll, wenn Royal Hunt die einstige Gunst ihrer Fans zurück erlangen und
beim nächsten Besuch im Z7 wieder die grosse Bühne rocken können. Bis
dahin kann man sich das kurz nach dem Konzert erschienene neue
Live-Album «Cargo» gönnen. Welcome back!
Setliste: «Martial Arts (Intro)» - «River Of Pain» - «One Minute Left
To Live» - «Army Of Slaves» - «Lies» - «Wasted Time» - «Heart On A
Platter» - «Flight» - «Drum Solo» - «May You Never (Walk Alone)» -
«Until The Day» - «Half Past Loneliness» - «Message To God» --
«Stranded» - «A Life To Die For».
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