Livereview: Royal Hunt - Wicked Plan

14. März 2016, Pratteln - Mini-Z7
By Rockslave
Die fetten, sprich erfolgreichen Jahre der ursprünglich dänischen Prog-Melodic Metaller liegen schon über zwanzig Jahre zurück. Als deren Sänger D.C. Cooper 1998 ausstieg, folgten mit John West (1999 – 2007) und Mark Boals (2007 – 2011) zwar unbestrittene Hochkaräter am Gesang, aber der einstige Erfolg liess sich nicht mehr wiederholen. Das galt mehr oder weniger auch für die Alben dieser Zeit, wobei «Fear» (1999) dennoch heraus stach. 2011 liefen sich André Andersen und D.C. Cooper erneut über den Weg. Eine anschliessende kleine Tour liess den Spirit der alten Tage wieder aufleben, und da Mr. Cooper seine Zusammenarbeit mit Alex Beyrodt (Primal Fear, Voodoo Circle) bezüglich Silent Force beendet hatte, stand dem Wiedereinstieg nichts im Weg. Seither sind wieder drei Alben erschienen, zuletzt «Devil’s Dozen» (2015), wo sich die ursprünglichen Trademarks spürbar zurück meldeten. So freute mich die Ankündigung dieses Konzertes sehr, zumal ich die Band seit 2005 (!) nicht mehr live auf einer Bühne gesehen und gehört hatte. Als Support spielten die Berner Melodic Power Metaller Wicked Plan auf, die zum ersten Mal überhaupt im (Mini-) Z7 auf der Bühne standen.

Wicked Plan

Was die Rhythm-Section der Combo um den „Schweizer Yngwie Malmsteen“ Dan Keller angeht, so zeichnet sich diese nicht gerade durch Beständigkeit aus. Da gaben sich in den letzten Jahren schon ein paar Musiker die Klinke in die Hand. Live war gar mal Adrian Wirz, der sonst schon einige Jahre bei Irrwisch für die tiefen Töne sorgt, mit dabei. Die neuen zwei Namen lauten Ed Cuennet (b) und Yanik Allenspach (d). Letzterer ist ein Jungspund, der für frisches Blut sorgt. Wicked Plan haben letztes Jahr mit «Out Of Fire» ihr zweites Langeisen veröffentlicht, das insgesamt für eine ganz ordentliche Resonanz in der Metal-Presse sorgte. Zentral im Wicked Plan-Sound ist das Ehepaar Keller, wobei Dan als Gitarrist und Natali als Frontfrau agiert. Begleitet durch ziemlich üppiges Licht und viel Trockeneis wurden vornehmlich Songs des neuen Albums vorgetragen. Leider schien vor allem Mrs. Keller beim allerersten Auftritt in der heiligen Halle zu Pratteln sichtlich nervös zu sein, und das wirkte sich spürbar auf die Performance als Ganzes aus. Da muss unbedingt noch eine Schippe Coolness wie Gelassenheit drauf gepackt werden, und was das ausgeprägte Vibrato in der Gesangsstimme angeht, so scheiden sich hier die Geister. Letztlich ist es sicher eine Frage des jeweiligen Musikgeschmackes, und Tobi Sammet (Edguy, Avantasia) wird deswegen natürlich ebenso verehrt wie verachtet zugleich. Das Problem ist aber, dass ein permanent vorhandenes Vibrato relativ schnell aneckt und dabei die sonst zweifellos guten Vocals ihrer Varianz beraubt werden. Von der Instrumentierung her war die Chose fraglos gut, aber was auf dem Album bezüglich Rhythmus-Gitarre einfach gelöst werden kann, fehlte mehrfach auf der Bühne und würde, falls vorhanden, für ein deutlich fetteres Brett sorgen. Was mich allerdings wirklich störte, war die völlig unnötige Coverversion von Iron Maiden’s Classic «Two Minutes To Midnight», die notabene nicht mal auf der Setliste stand. Da hätte sich eigenes wie vorhandenes Material aufgedrängt, zumal es ja eigentlich darum geht, sich selbst zu präsentieren. Die Resonanz des grundsätzlich sehr zurückhaltenden Publikums war dann aber ungerechtfertigt schwach und wirkte optisch nicht gerade motivierend. Wicked Plan machten aber das Beste daraus und Dan Keller bewies erneut, dass er es offensichtlich mächtig drauf hat und «Out Of Fire» als Album die entsprechende Aufmerksamkeit verdient. So gesehen besteht also immer noch Potenzial und Luft nach oben.

Setliste: «Intro» - «Out Of Fire» - «The Sign» - «Black Out» - «The Ring Of Amadon» - «Moon King» - «Two Minutes To Midnight» - «Dancing In The Rain» - «Dragon Eye» - «Wicked Plan».


Royal Hunt
Wie gut, dass es Archive gibt, um den grauen Hirnzellen jeweils wieder auf die Sprünge zu helfen. So trat nämlich der letzte Auftritt von Royal Hunt hier im Z7 wieder ins Bewusstsein zurück. Geschlagene acht Jahre (!) ist das jetzt wieder her, und nachdem ich 2005 die Gelegenheit hatte, John West am Gesang erleben zu dürfen, war drei Jahre später Mark Boals an der Reihe. Die Durchsicht dieser Review rief dabei wieder in Erinnerung, dass dieses Konzert damals, trotz Maria McTurk (die auf der laufenden Tour nicht mehr mit dabei ist), ziemlich ernüchternd ausfiel. Umso grösser war deshalb die Freude auf heute Abend, denn ich sollte endlich den Ur-Sänger D.C. Cooper mit seiner Stammcombo erleben dürfen. Auf Konserve hatte ich D.C. in den vergangenen Jahren natürlich vor allem mit der Götterscheibe «Walk The Earth» (2007) von Silent Force immer wieder am Ohr. Die Grosstaten mit Royal Hunt, die letztlich im Livekracher «1996» und dem Hammeralbum «Paradox» im Jahr darauf mündeten, konnten somit jahrelang nur noch auf Tonträger genossen werden. Zwei Dekaden später «Martial Arts» als Intro und danach gleich den «Paradox»-Kracher «River Of Pain» mit der Original-Stimme von D.C. Cooper zu hören, war schon ein erhebender Moment. Endlich war das wieder vereint, was einfach zusammen gehört! Die geniale Gesangsstimme des Amerikaners hat schon immer den Unterschied ausgemacht und bildet nebst dem melodiösen Keyboard-Bombast von André Andersen die unverkennbaren Trademarks dieser Band. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass der rege Wechsel an der E-Gitarre und Rhythm-Section grundsätzlich kaum was geändert hatte. Bis zu dem Moment, als die Auszeit von Mr. Cooper begann. Zum Glück gehört dieser Zustand der Vergangenheit an und ist an die Hoffnung geknüpft, dass dies in Zukunft nicht mehr ändern möge. Während der Gesang praktisch immer noch auf der Höhe der ruhmreichen Vergangenheit lag, fehlte einerseits auf der Mini-Z7 eine gehörige Portion Power wie Bombast und die Backing Vocals waren gegenüber den Studioversionen zu wenig ausgeprägt. Nichtsdestotrotz präsentierte sich das aktuelle Lineup mit Jonas Larsen (g), Andreas Passmark (b) und Andreas „Habo“ Johansson eingespielt und motiviert zugleich. Interessant war ausserdem die Tatsache, dass nebst drei neuen Songs ebenso viele vom Debüt «Land Of Broken Hearts» gespielt wurden. Von «Paradox» waren es immerhin oder besser gesagt nur zwei, doch insgesamt ging die Auswahl in Ordnung. Mit «Lies» wurde die grandiose Scheibe «Fear» (1999) wenigstens nicht ganz ausgelassen. Das jüngere Material kommt allerdings nicht an die früheren Meisterwerke heran, aber seit D.C. Cooper zurück ist, geht es kompositorisch wieder aufwärts. Das sah das bestens gelaunte wie unterhaltene Publikum auch so und sorgte für eine angeregte Stimmung. Nach knapp hundert Minuten blieb ein viel besseres Gefühl als das letzte Mal an gleicher Stelle zurück. Es wäre natürlich toll, wenn Royal Hunt die einstige Gunst ihrer Fans zurück erlangen und beim nächsten Besuch im Z7 wieder die grosse Bühne rocken können. Bis dahin kann man sich das kurz nach dem Konzert erschienene neue Live-Album «Cargo» gönnen. Welcome back!

Setliste: «Martial Arts (Intro)» - «River Of Pain» - «One Minute Left To Live» - «Army Of Slaves» - «Lies» - «Wasted Time» - «Heart On A Platter» - «Flight» - «Drum Solo» - «May You Never (Walk Alone)» - «Until The Day» - «Half Past Loneliness» - «Message To God» -- «Stranded» - «A Life To Die For».