Geht es um Prog-Rock, kommt wohl kein Fan um
Rush herum, gehören die Kanadier doch seit 35 Jahren zum Feinsten,
was es im Prog-Olymp gibt. Geddy Lee, Neil Peart und Alex Lifeson
liessen sich für 2 Konzerte in Deutschland nieder. Darum machten
sich auch ein paar ‚unwürdige’ Schweizer auf, um Rush livehaftig zu
erleben, und zu allem Glück waren sie noch mit einem fantastischen
neuen Werk im Gepäck gelandet, „Snakes & Arrows“, von dem sie
überraschend viel live präsentierten. Und so begann ein
unvergesslicher, genialer Abend.
Mit „Limelight“ und „Digital Man“, zwei alten Klassikern, wurde das
Konzert eröffnet. Die Jungs agierten sehr bodenständig und ohne
Starallüren, dafür mit ganz speziellem Humor: Gitarrist Alex Lifeson
hat um seinen Mikroständer eine Ansammlung von Barbie-Puppen und auf
seinen Verstärkern diverse Dinosaurier zur Schau gestellt. Bei Geddy
Lee sind gigantische Grillöfen aufgestellt, darin braten
Hähnchen-Attrappen die von einem Roadie in einem Gockelkostüm
umsorgt werden. Man merkt sehr schnell, dass die Chemie in der Band
stimmt und sie alle sichtlich Riesenspass haben. Zwar verzieht
Schlagzeuger Neil Peart während der ganzen Show nicht einmal eine
Miene. Dafür ist er ein versierter Songwriter und für alle die
tiefgründigen Texte verantwortlich. Die Musik verlangte den Zuhörern
doch einiges ab, da die Herren alle Facetten ihres Könnens an den
Tag legten und beim besten Willen keine 08/15-Songs spielten. Dies
zeigt sich vor allem bei einem der ersten Instrumentals, „The Main
Monkey Business“ aus dem neuen Album - organischer Sound mit
diversen Breaks und Spielereien. Sehr agil zeigte sich auch Geddy
Lee, er spielte Bass und bediente zugleich den Synthie mit
Fusspedalen und sang noch dazu. Bei dem Stück „Dreamline“ kam dann
zum ersten Mal die Lasershow zum Einsatz, bevor es mit dem nicht
ganz so ernstgemeinten Spruch von Geddy „We need a break, cause
we're getting old" in die Pause ging.
Mit „Far Cry“, einem Highlight des Konzertes, ging es in die zweite
Runde. Die mobile und effektive Lichtshow mit Feuerwerk gaben dem
Ganzem noch einen speziellen Touch. Vor allem die gewaltige
Lichtshow war kaum zu übertreffen, und auf drei riesigen
Bildschirmen wurden zu den jeweiligen Tracks noch Filmsequenzen oder
Bilder gezeigt, z. B. wurde ein fliegender Drache eingespielt, der
auf die Bühne zuflog und Feuer spie, bis die Bühne entzündet wurde
(mit Feuersäulen). Das konnte man kaum mehr toppen. Im zweiten Teil
wurden vor allem die neuen Songs wie „Armor And Sword“, „Spindrift“
oder das geniale „Working Them
Angels“ vorgestellt. Was dann folgte,
war nicht mehr von dieser Welt - das Schlagzeugsolo von Neil. Der
Ausnahme-Drummer hatte so viele Pauken, Becken, E-Pads und
Percussion-Instrumente, die er alle mit einer Präzision bearbeitete,
die man sich kaum vorstellen kann. Auch noch erwähnenswert ist die
letzte Zugabe „YYZ“, das die Halle nochmals zum Kochen brachte. Nach
gut 3 Stunden Spielzeit ging ein Konzert zu Ende, das jeden der ca.
6000 Besucher vollends zufrieden stellte und mit einem Lächeln im
Gesicht nach Hause schickte. Ein unvergesslicher Abend mit dem
Prädikat: Phänomenal!
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