Es ist schon erstaunlich, wie sich die schwedischen
Kriegs-Power-Metaller Sabaton in den letzten Jahren die
Karriere-Leiter hochgespielt haben. Ist die Halle bei einem alt
gedienten Meister wie Jon Oliva (ex-Savatage) nur locker besiedelt,
herrscht bei Sabaton dichtes Gedränge. «Sold Out» stand auf der
Homepage. Dass dieser Erfolg nicht einfach aus dem Nichts kommt,
weiss jeder, der die Band bereits vor dem Z7-Konzert livehaftig
erlebt hat. Nicht wenige Fans waren aber wohl auch wegen den
schottischen Piraten Metallern Alestorm gekommen, die das Publikum mit
ihrem Schunkelmetal in den Bann zogen.
Thaurorod
Bevor zu Freibeuter-Lieder gemosht werden durfte, wurde es zuerst mal
ein wenig frickelig und symphonisch. Die Finnen Thaurorod boten ein
beherztes Konzert, zählen aber von der Bühnenshow her definitiv noch
nicht zu den ganz Grossen. Dafür fehlte es an Bewegung und Charisma.
Ebenso verhielt es sich mit der Musik. Ihr Power Metal ist gut
gemacht und kann am besten als "nett" betrachtet werden. Das heisst,
dass die Lieder in einem Ohr rein und im anderen wieder raus gingen,
ohne gross Eindruck zu hinterlassen. Die Songs sind trotz guter
Ansätze austauschbar. Kommt hinzu, dass die Gitarren-Soli keinen
Ausdruck hatten und meist nur reines Gefrickel zu hören war. Mit Markku
haben die Finnen zudem einen Sänger an Bord, der besonders gegen
Ende des halbstündigen Konzertes erheblich Mühe bei den hohen Tönen
hatte. So war dann auch der Applaus am Ende des Auftritts nicht
euphorisch, sondern eher warm. Wollen sich Thaurorod gegen ihre
Konkurrenz durchsetzen, müssen sie noch einige Schritte nach vorne
machen, denn mit dem Gezeigten behindern sie sich nur selber.
Alestorm
Ein ganz anderes Bild präsentierte sich anschliessend bei Alestorm.
Klar, der Sound der Schotten ist poppig, lustig und über längere
Zeit nur schwer aushaltbar. Er macht aber auch unglaublich Spass.
Und so sahen das auch die Fans, die nach einem lustigen Intro ab
Band und einem «Are You
Ready
For The Pirates» völlig ausrasteten. Zu «Weaches & Mead» tobte
gleich der Mob, der von Sänger Christopher mit seinem rosafarbenen Keyboard noch
weiter angetrieben wurde. Es folgte der Eurovision-Song «Wolfes Of
The Sea», der besonders für die Fotografen im Graben zur
Belastungsprobe wurde. Denn wenn man mit voller Wucht von hinten mit
falsch gesungen Texten überfallen wird, schmerzt das einfach in den
Ohren, auch wenn man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Aus dem
Fotograben raus, verlor man schnell einmal den Überblick über das,
was im Publikum passierte. Irgendwann realisierte man, dass sich vor
den Liedanfängen ständig unaufgeforderte «Wall Of Death» bildeten.
Christopher war darüber nur noch erstaunt und schüttete weitere
Schunkel-Hymnen wie «Black Sails At Midnight» und «Over The Seas» in
die Menge. Bald wurde klar, dass sich die Schotten genau wie Sabaton
ebenfalls allmählich einen Headliner-Status erspielt haben.
Scheinbar genervt forderte Christopher zum Schluss zur ultimativen
Wall Of Death auf. "All your walls of death has been sucked so far.
So let's do a real one!" Es erstaunte, wie viel Platz im Z7 dadurch
plötzlich noch frei wurde. Das obligatorische «Kaptains Morgans
Revenge» und das ebenfalls tolle «Keelhauled» bildeten den Abschluss
eines Konzertes, das wohl noch vielen Fans lange in Erinnerung bleiben
wird.
Sabaton
Die Stimmung war heiss im Z7 und das Publikum wartete sehnsüchtig
auf den Auftritt der Schweden. Der Titeltrack des neuen Album
eröffnete schliesslich den Abend des Headliners und brachte die Stimmung nochmals
zum Kochen. Obwohl das Publikum sich nicht ganz so euphorisch verhielt
wie bei Alestorm, spürte man doch, dass sie die wahren Sieger des
Abends waren. Dazu zählte, dass bei Sabaton wirklich jedes Mitglied
von Anfang bis zum Schluss Spielfreude zeigte. Allzu grosse
Motivationsschwierigkeiten hatten die Schweden aber auch nicht, denn
laut Sänger Joakim war das Konzert im Z7 bisher das Grösste auf
ihrer «World War Tour 2010». Immer wieder schaute er ungläubig ins
Publikum, als könnte er nicht fassen, was da abging. Aber wie soll
man sich als Fan wehren, wenn die Band solche Kracher wie den Stampfer
«40:1» spielt. Die einzige Möglichkeit war einfach mitzufeiern.
Ernst wurde Joakim, als er «Final Solution» ankündigte. Ein Lied,
das die Judenvergasung im zweiten Weltkrieg behandelt. "Es gibt
Magazine, die nicht
wollen,
dass wir dieses Lied spielen!", erzählte er. "Wir wissen aber, dass
sich viele Fans diesen Song wünschen, und deshalb bekommt ihr ihn!"
Trotz dieser Rebellion wurde bei der gespielten Version schnell
klar, dass «Final Solution» nicht ganz mit «Arteru Dominatus» und «Primo
Victoria» mithalten kann. Die beiden Oberhits von Sabaton
rockten danach alles in Grund und Boden. "Es war eine perfekte
Freitagnacht für uns", bedankte sich Joakim zum Schluss
überschwänglich und feuerte mit «Metal Machine» die letzte Salve ins
Z7. Nach dem Konzert war wohl jedem Besucher klar, dass Sabaton live eine
Macht sind. In dieser Form dürfen sie uns ruhig in den nächsten 20,
30 oder 40 Jahren erhalten bleiben!
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