Es ist schon spannend, welche Entwicklung Sabaton in den letzten
Jahren durchgemacht haben. Nicht was die Songs betrifft, die waren
schon immer auf hohem Niveau, sondern vor allem vom Publikum her,
welches immer zahlreicher wurde. Ebenfalls erstaunt es, dass sie den
aktuellen Besetzungswechsel (minus 4, plus 3, das Keyboard wurde
nicht mehr besetzt) unbeschadet überlebt haben. Sabaton sind so
stark wie eh und je! Das beweist auch das neue Album «Carolus Rex».
Die dazu gehörende Tour tingelt unter dem Banner der «Swedish Empire
Tour» durch Europa und so nun auch ins Z7. Dabei musste das
heimische Publikum einen kleinen Abstrich bei den Vorbands machen,
denn Eluveitie, welche die Tournee ansonsten begleiten, waren im Z7
nicht vorgesehen. Eine zwiespältige Sache, die bei den einen Freude,
bei anderen Ärger hervor rief. Mit Wisdom fand aber die andere
Supportband den Weg ins Z7 und schien, ausser bei den Fotografen,
auf allgemeine Zustimmung zu stossen.
Wisdom
Seit rund zehn Jahren rocken die ungarischen Power Metaller Wisdom.
Schade, dass ihnen in dieser Zeit niemand erzählt hat, dass rotes
Licht auf der Bühne zwar eine tolle böse Stimmung erzeugt,
Fotokameras aber mühe damit haben und die Musiker deshalb in den
Magazinen, Zeitungen und anderen werbewirksamen Kanälen unscharf
erscheinen. Der Wisdomsche‘ Lichtmensch jedenfalls tauchte die Band
während der ersten drei Liedern in
duftes Rot. Also genau während
den Songs, während denen die Fotoknipser in den Fotograben dürfen.
Ob diesem negativen Eindruck reicher, war es danach ziemlich
schwierig, Wisdom gut zu finden. Zumal sich ihre Lieder sehr rasch
als filigraner, sehr melodienreicher Kindergarten Power Metal
heraus stellten. Dieser klang irgendwie zwischen Durch-schnitt und gut,
aber auf jeden Fall extrem austauschbar. Am Offensichtlichsten wurde
dieses Manko im Songwriting, als der Sänger mit "Scream For Me
Pratteln" das Iron Maiden-Cover «Wasted Years» einleitete. Zwischen
Cover und eigenem Songwriting stehen Galaxien. Dafür überzeugten
Wisdom mit einer tollen Bühnenpräsenz, welche den Abstand zur
Eisernen Jungfrau wieder deutlich verringerte. Das Z7 schien
allerdings meine Bedenken nicht zu teilen und feierte Wisdom kräftig
ab. Einzelne nickten zwar «nur» freudig mit, aber immerhin.
Wisdom punkteten an diesem Album, und ja, ich habe auch schon
schlechtere Vorbands erleben müssen. Ein Kommentar eines Bekannten,
der ebenfalls Freude an Wisdom hatte, brachte die Sache schliesslich
auf den Punkt: «Die Band ist nett.» Noch Fragen?
Sabaton
Hatte ich nach Wisdom bereits Angst, langsam Heavy Metal-Müde zu
werden, verwarf ich diesen Gedanken bei Sabaton schnell wieder, denn
die Schweden spielen mindestens drei Liegen höher als die Ungarn.
Hier stimmt das Songwriting, die Bühnenpräsenz, die Ansagen und auch
die Songauswahl. Nach dem obligatorischen Intro ab Band von «The
Final Countdown» legten Sabaton mit «Ghost Division» gleich
druckvoll los. Die Band schien fast hyperaktiv vor Motivation und
strahlte um die Wette. «Gott mit uns» schloss sich Stimmungsmässig
nahtlos an und verwandelte das Z7 in einen grossen Tanzpalast. Doch
bevor es weiter ging, verlangte Sänger Joakim Broden vom Publikum
mit ihm den Refrain von «YMCA» zu singen. Die hart gesottenen
Metalheads verstanden den Spass und machten bereitwillig mit. Ebenso
verhielt es sich, als Broden zwei Songs zur Auswahl gab. "Wir haben
viele E-Mails erhalten, die uns baten, auch einige Songs in
Schwedisch zu singen", erklärte Broden, in Anspielung auf die
Sonderversion vom neuen Album, welches passend zum Thema der
Schwedischen Eroberungszüge zusätzlich zur englischen Version
komplett mit Bezug zur Heimat eingesungen wurde. Heute gab es
also «Carolean's Prayer» in der Muttersprache der Band. Das
gefiel und könnte künftig durchaus ausgebaut werden!
Ebenfalls spannend war, dass zum Smasher «40:1» plötzlich
gepogt wurde. Ich warte jetzt gespannt auf das erste Sabaton-Konzert
mit einer Wall Of Death und Circle Pits. Eher martialisch ging es auch
während der Ansage zu, als Frontmann Joakim die Fans zum gemeinsamen
Saufwettbewerb aufforderte. Den 3 dl-Becher mit Bier schaffte
dann ein wackerer Metaller im Publikum in etwa 4.5 Sekunden - und
musste sich damit aber um fast eine Sekunde dem schwedischen Sänger
geschlagen geben. Als weiteres "Special" hatten Sabaton diesmal den
etwas an Savatage (Achtung: Verwechslungsgefahr!) angelehnten Song «Next To
You» dabei. Dabei betätigte sich der Sänger an den Keyboard-Tasten.
Ohne bemerkbaren Zugabeblock gingen die 90 Minuten ziemlich rasant vorbei. «The
Art Of War», «Primo Victoria» und «Metal Crüe» schlossen schliesslich ein
Konzert, welches ruhig noch etwas länger hätte dauern können. Wir
sehen uns wieder! Bestimmt!
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