Das einzig Positive an diesem Billing war (für mich) die
Tatsache, dass bereits die beiden Support-Bands vor fast gefüllten
Rängen aufspielen konnten! Sprich der Headliner interessierte mich
nicht die Bohne, obwohl die Popularität von Sabaton auf einem sehr
hohen Niveau ist. Das Package war insgesamt aber zu verlockend und
Delain gehören ja seit einiger Zeit zu meinen erklärten Faves. Zudem
wollte ich mir die erste Vorgruppe Battle Beast mit ihrer neuen
Frontfrau Noora Louhimon nicht entgehen lassen. Ihre Vorgängerin
Nitte Valo hatte ich 2012 live im Hallenstadion gesehen, wo Battle
Beast als Support von Nightwish unterwegs und schlicht der Hammer
waren! Nach dem Konzert gab es schon bald keine Tonträger mehr,
sämtliche sich vor Ort befindenden CDs und LPs (wovon ich Glückspilz
gerade noch eine abstauben konnte) waren nämlich ausverkauft! Der
Wechsel von Nitte zu Noora hat die Finnen aber glücklicherweise
nicht geschwächt, sondern eher noch gestärkt. Das ist gut so, denn
sonst wäre diese tolle Truppe mit Sicherheit bald wieder von der
Bildfläche verschwunden. Sabaton hingegen sind ein echtes Phänomen
geworden, die ohne Zweifel präsenter denn je sind.
Battle Beast Im Wissen darum, dass die erste Band bei
Dreier-Packages in der Regel gerade mal eine halbe Stunde auf der
Bühne stehen darf, trübte die Freude schon etwas auf den
bevorstehenden Auftritt. Doch so sind nun mal die Regeln und dies
führt gleichzeitig dazu, dass die meisten Gruppen das Beste daraus
machen sowie versuchen, sich in der knapp bemessenen Zeit möglichst
gut zu präsentieren. Battle Beast nahmen sich das offensichtlich zu
Herzen und legten von der ersten Sekunde an voll los. Unterstützt
durch die Optik, da Noora wie eine Amazone aussah und sich auch
so gebärdete, entfaltete bereits der Opener «Far Far Away» vom neuen
Album «Unholy Saviour» seine volle Wirkung. Ein echt geiler Kracher,
der da losgetreten wurde und beim Refrain bereits mit
Mitsingqualitäten glänzte, die aber leider zu früh kamen. Noch im
Fotograben stehend dachte ich, wie hammergeil es jetzt wäre, wenn
der Midtempo-Groover «Black Ninja» vom zweiten selbstbetitelten
Album ebenfalls gespielt würde. Ehe ich meinen Gedanken fertig
gesponnen hatte, kam er doch tatsächlich! Ein toller Song, der einem
sofort im Ohr hängen bleibt und hierbei trotz der
zwischenzeitlichen
Manowar-Rhythmik keine Abstriche zu machen sind. Nach dem ziemlich
rockigen Beginn folgte mit «Touch In The Night» die Disco-Nummer von
«Unholy Saviour», die mit dem ausgeprägten 80er-Synthiesound
bestimmt nicht allen Metalheads mundete. Mir dafür umso mehr und
wenn sowas nicht Überhand nimmt, dann kann man das durchaus bringen,
wobei ob das für eine halbstündige Show die richtige Entscheidung
war? Das harte und schnelle «Madness» bügelte allfälligen Unmut
darüber jedoch ziemlich schnell wieder aus. Mit «Iron Hand» wurde
schliesslich auch noch das Debüt-Album «Steel» (2011)
berücksichtigt. Wie erwartet, gingen die 30 Minütchen wie im Fluge
vorbei und gemessen am Schlussapplaus hätten Battle Beast locker
einen Headliner-Set hinlegen können. Interessant ist zudem, dass die
Musik der Finnen teilweise genau wie die von Sabaton daher kommt,
aber bei Letzteren ist einfach die ungenügende Gesangsstimme das
grosse Problem, das ich nicht abschütteln kann.
Setliste:
«Far Far Away» - «Black Ninja» - «Touch In The Night» - «Madness» -
«Iron Hand» - «Out Of Control».
Delain
Als es mit Nightwish nach dem Trennungs-Debakel mit ihrer ehemaligen
ersten Sängerin Tarja Turunen eine zeitlang eher bachab ging,
sprangen mitunter Delain aus Holland in diese Lücke und
überraschten mit sehr griffigem, melodischem Symphonic Gothic Metal.
Aushängeschild ist bekanntlich die adrette, talentierte wie schön
anzuschauende Frontfrau Charlotte Wessels, die nicht nur eine
Hammerstimme hat, sondern sich, wie die ganze Band, stets fannah und
bodenständig präsentiert. Kompositorisch durch den ehemaligen Within
Temptation Keyboarder Martijn Westerholt gesegnet und durch die
immer wieder mal unterstützende Hand von Nightwish Bassist Marco
Hietala verstärkt, konnte sich die Band kontinuierlich weiter
entwickeln. Selbst ein paar Wechsel des Line-Ups brachten Delain
nicht vom Kurs ab und mit jedem weiteren Album seit dem starken
Debüt «Lucidity» von 2006 wurde die Position in der Szene gestärkt.
Da der etatmässige Gitarrist Timo Somers anfangs Jahr projektbedingt
abkömmlich war, sprang für ihn die Gitarristin Merel Bechtold
(aktuell bei The Gentle Storm) ein. Und diese schmächtige junge
Lady, von der ich zuvor noch nie was gehört hatte, brachte sich
heute Abend mit ihrem posenreichen Spiel weit mehr als nur blosser
Ersatz für Timo ein!
Das war dann wieder der Moment, wo ich
vorbehaltlos wie generell den Hut vor Profimusikern wie Merel ziehe
und einfach nur Bauklötze staune, wie man sich innert so kurzer Zeit
in das Material einer sonst „fremden Band“ einarbeiten kann. Der
zweiten Support-Band des Abends stand eine Dreiviertelstunde zur
Verfügung, die mit dem Opener «Mother Machine» vom Vorgänger-Album
«We Are The Others» ihren Auftakt
nahm.
Charlotte Wessels zeigte sich dabei kleidungsmässig ordentlich sexy
und trug ihr wallendes Haar offen, was ihr natürlich perfekt zu
Gesicht stand. Auch der zweite Song «Get The Devil Out Of Me» war
noch kein Neuer, der folgte erst danach mit «Army Of Dolls» und
reihte sich als weiterer Earcatcher der Extraklasse in den
Backkatalog ein. Vieles erinnert von der Härte her (wieder) an die
(aktuellen) Nightwish, dezente aber stets songdienliche Synthie- wie
Pianosounds bereichern das melodische Klangbild, das von der
wunderbaren Gesangsstimme Charlotte Wessels optimal getragen wird.
Within Temptation, Epica oder Edenbridge…, sie alle beherrschen ihr
Handwerk, aber von der Qualität der Songs her stehen Delain der
Szenegrösse Nightwish klar am nächsten und man darf gespannt sein,
was die Niederländer in den kommenden Jahren noch veröffentlichen
werden. Im Herbst steht auf jeden Fall noch eine Headliner-Tour
(zusammen mit The Gentle Storm) an, wo man die heutige Aushilfe in
der Person der echt überzeugenden Merel Bechtold ebenso wieder
antreffen wird. Als letzter Song zeigte «We Are The Others» nochmals
unmissverständlich auf, wie sich ein Ohrwurm anhört, der einem
sofort in Erinnerung bleibt, sobald man ihn einmal gehört hat.
Setliste: «Mother Machine» - «Get The Devil Out Of Me» - «Army
Of Dolls» - «Go Away» - «Pristine» - «Not Enough» - «The Gathering»
- «Tell Me» - «Mechanist» - «We Are The Others».
Sabaton Eigentlich war ich ja nahe dran, meine
Zelte für heute Abend vorzeitig abzubrechen und umgehend den Heimweg
anzutreten, bevor der heutige Headliner auf die Bühne stieg. Im
Sinne einer vollständigen Berichterstattung und der wirklich echten
Neugier, was heute Abend im ausverkauften Z7 abgehen wird, blieb ich
trotzdem in der Halle. Ich gebe es unumwunden zu und stehe auch
dazu: Ich mag Sabaton nicht, basta! Allerdings konnte auch ich mich
der drückenden Präsenz der Schweden nicht entziehen, die zum
Beispiel das mit Abstand grösste Merchandising-Angebot einer
einzelnen Band aufgefahren haben, das meines Wissens je im Z7
feilgeboten wurde. Das wirkte nicht nur optisch, sondern das ist
wirklich beeindruckend! Nicht minder gewaltig fahren Bilder des
Woodstock-Festivals in Polen von 2012 ein, wo Sabaton je nach
Einschätzung vor 400‘000 bis 600‘000 Fans für unglaubliche
Reaktionen sorgten. Alles gut und recht sowie fest mit der Absicht
verbunden, niemandem in irgendeiner Form vor den Kopf stossen zu
wollen. Der Bühnenaufbau von heute Abend sah zusammen mit der
Panzerattrappe als Drumriser für Schlagzeuger Hannes Van Dahl auf
jeden Fall hammermässig aus und passte perfekt zur Grundthematik der
Sabaton-Songs.
Ein paar Minuten vor 21.30 Uhr war es dann soweit! Das mittlerweile
etablierte «The Final Countdown» der Landeskollegen von Europe
startete so zu sagen als „Vor-Intro“ und die Halle stand jetzt schon
fast Kopf! Die Spannung stieg während dem richtigen Intro «The March
To War» selbst im Fotograben stehend spürbar an und gelangte
mit dem Smasher «Ghost Division» von Null auf Hundert innert weniger
Sekunden! Sänger Joakim Brodén, natürlich wieder in seiner „Rüstung“
steckend, machte von Anfang Dampf und feuerte die Fans an, die
sogleich darauf einstiegen und mit der Humppa-Nummer «To Hell And
Back» umgehend in den Jump-Modus wechselten. Dazu wurde (leider nur
ab Band) ziemlich nölender Synthie-Sound unter den sonst
mehrheitlich ordentlichen Sound gepresst. Und so nahm das Metal-Fest
seinen voraussehbaren Gang mit einer Kriegshymne nach der anderen.
Vielen Sabaton-Fans dürften die Texte aber ziemlich am Arsch vorbei
gehen und erfreuen sich stattdessen am kollektiven Erlebnis eines
ausverkauften
Konzertes. Schon bald fingen dann auch die mittlerweile
ausgelutschten „Noch ein Bier!“-Rufe an, die, wenn sie einmal
losgetreten waren, kaum mehr abebbten. Joakim bewies dabei seine
offensichtliche Trinkfertigkeit, als er mit einem Fan um die Wette
trank und prompt gewann. Na ja…, wenn es denn sein muss. «The Art Of
War» als Midtempo-Song war ganz ok, aber mit Brodéns Gesang kann ich
einfach nichts anfangen und darum verschob ich mich bald einmal in
Richtung Bar, um das Geschehen aus der „sicheren Distanz“ weiter zu
verfolgen. Die total ergebenen Fans hatten derweil eine ziemlich
gute Zeit und zusammen mit ihren Helden gaben sie alles. Was bei der
ganzen Fröhlichkeit und lyrischen Kriegshelden-Verehrung, wie zum
Beispiel bei «Soldier Of 3 Armies» und angesichts des aktuellen
Weltgeschehens halt schon etwas hinterfragungswürdig ist, scheint
überhaupt niemand zu interessieren. Fakt ist, dass die Schweden im
Moment schwer angesagt sind und dem Z7 darum im Sommer nochmals
mit einem eigenen Festival ihre Aufwartung machen werden. Ich werde
an diesem Tag mit absoluter Sicherheit nicht zugegen sein und
wünsche jedoch allen Sabaton-Fans jetzt schon einen weiteren
begeisternden Konzertabend mit ihren Lieblingen!
Setliste:
«The Final Countdown (Europe Song)» - «The March To War (Intro)» -
«Ghost Division» - «To Hell And Back» - «Carolus Rex» - «40:1» -
«Gott mit uns» - «The Art Of War» - «7734» - «Soldier Of 3 Armies» -
«Resist And Bite» - «White Death» - «Far From The Fame» - «Swedish
Pagans» - «The Lion From The North» -- «Night Witches» - «Primo
Victoria» - «Metal Crüe» - «Dead Soldier's Waltz / Masters Of The
World (Outro)».
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