Grosse Erwartungen und ein schlimmes Kribbeln – die Gefühle
vor dem Megakonzert. Mit der deutschen Grösse Acccept und den
schwedischen Aufsteigern Twilight Force, welche in der Power Metal
Szene ein gewisses Ansehen geniessen, scheint ein actionreicher
Konzertabend bevorzustehen. Bereits um 13 Uhr sitzen einige Fans auf
den Treppen vor der St. Jakobshalle in Basel. Sabaton ist eine Band,
für welche man früh da sein muss, um in die Front Row zu kommen –
und dies lohnt sich jedes Mal! Zum Glück war das Wetter mit den Fans
und die Sonne schien sogar so stark durch, dass viele ihre Jacken
auszogen. Wenn das kein gutes Omen ist!
Twilight
Force Die Adventure-Metaller aus Falun schaffen es ohne
Zweifel, ein mystisches, geheimnisvolles Kribbeln hervorzurufen.
Vermummte Elfen stürmen die Bühne und bieten eine sympathische, wenn
auch leider nicht sehr starke Show. Mit sanftem Humor punkten die
Schweden aber bestimmt bei der Mehrheit des Publikums. Die recht
kurze Show hätte akustisch besser abgemischt werden können, im
Grossen und Ganzen jedoch bleibt ein positiver Gesamteindruck. Im
globalen Vergleich mit den anderen beiden Bands bleibt von dieser
Darbietung aber wenig haften. Es ist natürlich schwierig, mit
Konzertmaschinen wie Sabaton oder Accept mitzuhalten. Die optische
Darstellung der Konzerte von Twilight Force hat aber auf jeden Fall
grosses Potential, denn wer wird schon nicht gerne in eine
Fantasiewelt entführt? Der epische Sound ist natürlich
Geschmackssache und ich muss aber gestehen, dass ich diese Band
gerne wieder live sehen würde, obschon mir der hohe Gesang im
generellen nicht sehr zusagt. Auf jeden Fall ist dies eine der
Livebands, die es in Zukunft schaffen können, mit ihrem speziellen
Stil gross rauszukommen.
Accept
Eine geballte, metallene Faust schlägt auf dich ein und du kannst es
nur geniessen. Ein tolles Set des deutschen Kraftpaketes Accept regt
Jung und Alt zum Durchdrehen an. Bei den grössten Hits grölen alle
mit, auch wenn sie Accept noch nie zuvor gehört haben. Bevor ich ans
Konzert ging, war ich über die Wahl dieser Gruppe nicht sehr
erfreut, um ehrlich zu sein. Nach dem ersten Lied aber änderte ich
sofort meine Meinung und feierte kräftig mit. Die Bühne war in
gewisser Weise „industriell“ eingerichtet. Die Machtdemonstration an
den Instrumenten und die sichtbar gute Laune der Musiker waren ein
Fest, welches man gerne wiederholen möchte. Das ungefähr einstündige
Set verlockte zu intensivem Headbanging. Die überzeugende Darbietung
der Powertruppe aus Solingen bleibt bestimmt lange haften.
Setlist: „Stampede“ – „Stalingrad“ – „Restless and Wild“ – „London
Leatherboys“ - „Final Journey“ - „Princess of the Dawn“ – „Fast as a
Shark“ - „Metal Heart“ – „Teutonic Terror“ - „Balls to the Wall“
Sabaton
Anstatt Rock und Metal Hits zu spielen, hat man sich hier für etwas
entschieden, was ich in die Kategorie Filmsoundtrack einordnen
würde. So ist noch mehr Spannung im Raum, während die Bühne umgebaut
wird. Als es endlich Zeit war, erfreuen sich die Ohren am Cover von
In The Army Now. Die kleine Showeinlage von Minen suchenden Soldaten
alleine schafft es schon, eine Gänsehaut hervorzurufen und die Halle
singt kräftig mit. Danach folgen standardmässig The March to War und
Ghost Division. Die schwedische Kriegsmaschine kommt anders daher,
als bisher. Leinwand für visuelle Untermalung des Geschehens auf der
Bühne und Pyrotechnik ermöglichen ein komplett neues
Konzerterlebnis, welches lange in Erinnerung bleiben wird. Eine bunt
durchmischte Setliste und Statisten auf der Bühne, das alles war
showtechnisch das beste Sabaton Konzert, welches ich bis jetzt
gesehen habe. Bei Sparta und Carolus Rex sehen wir einen
verkleideten Joakim und auch haben die Jungs Kanonenschüsse mit
Feuerwerk inszeniert. Spätestens jetzt sollte jeder und
jede im Raum überzeugt sein, dass Sabaton eine ernstzunehmende Band
ist, die erstklassige Shows bietet. Was ich so nebenbei mitbekommen
habe, ist, dass die Bandmitglieder kürzlich krank und nicht so gut
in Form waren. Das könnte erklären, warum sich die Gags und bissigen
Sprüche in Grenzen hielten. Einerseits kann man die als erzwungen
bezeichnen, andererseits aber ist das ein Teil einer Sabaton Show –
zumindest für mich. Die kleinen Spielereien und Schubsereien waren
irgendwie nicht so, wie man sie etwa von der Heroes Tour kennt.
Weniger sympathische Sticheleien als sonst, ich hoffe, dass das nur
mit der Krankheit zusammenhängt, welche die Band scheinbar getroffen
hat. Die Show war eher ernst gehalten, gute Laune hat aber nicht
gefehlt. Das Highlight des Abends war die emotional aufwühlende
akustische Version von Final Solution. Ich konnte nicht umhin, ein
paar Tränen zu vergiessen. Etwas vermisst habe ich Metal Crüe,
welcher sonst immer zum Abschluss gespielt wurde. Dennoch würde ich
das Konzert als genial bezeichnen. Ich habe sehr viele Eindrücke von
diesem Abend und freue mich auf weitere Konzerte, hoffentlich mit
den guten alten, “dämlichen” Gags.
Setlist: „In the Army Now“
(Pre-Intro) - „The March to War“ (Intro) - „Ghost Division“ -
„Sparta“ - „Blood of Bannockburn“ - „Swedish Pagans“ (Tommy’s
Choice; vom Publikum angesungen) - „The Last Stand“ - „Carolus Rex“
- „Union“ - „The Lost Battalion“ - „Gott mit Uns“ (Noch ein Bier
Version) - „The Lion from the North“ - „The Final Solution“
(Acoustic) - „Resist and Bite“ - „Night Witches“ - „Winged Hussars“
- „Promo Victoria“ - „Shiroyama“ - „To Hell and Back“
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