2007 war es an der Zeit für die Thrasher aus Phönix, Arizona,
nach fast zehn Jahren Stille, ihr Live-Comback zu geben. Sacred
Reich standen und stehen nach wie vor für guten Old School-Thrash
mit vorwiegend sozialen und politischen Themen, die originell aber
trotzdem klar rüber gebracht werden, und dies wollten sie nun
ebenfalls im Z7 vollbringen. Mit den jungen Recken aus dem sonnigen
Kalifornien, die unter dem Namen Warbringer ihr Unwesen treiben,
haben sie sich einen wilden Opener an Bord geholt. Mit ihrem 2.
Album „Walking Into Nightmares“, welches von niemand Geringerem als
Exodus-Mastermind Gary Holt produziert wurde, erfreuen sie das Gehör
von so manchem Thrash-Veteranen ganz im Stile ihrer Vorbilder Slayer,
Exodus, Sodom etc.
Warbringer
Als ich ins Z7 einlief, zwanzig Minuten vor offiziellem Beginn, bot
sich mir ein trauriges Bild: Es war nur eine Handvoll Metalheads
anwesend. Die Security meinte nur, sie rechneten mit etwa 150
Personen. Aber das wurde dann beim Headliner sogar übertroffen, und
es fanden sich etwa 220 bis 250 Headbanger im Z7 ein, um ihre Helden
zu feiern. Als dann mit halbstündiger Verspätung die
Hallenbeleuchtung runtergefahren wurde, trotteten die jungen Kerle
aus Kalifornien auf die Bühne. Normalerweise spurten die Opener auf
die Bühne und legen gleich los, aber nicht etwa die Kalifornier. Da
wurden noch auf der Bühne SMS fertig geschrieben und Bierchen
geöffnet. Hin und wieder growlte der Sänger was ins Mic, ganz nach
dem Motto: Nimm dir Zeit, nicht das Leben. Aber dann wurde es doch
noch was mit musizieren, und wie! Sie knallten ihre relativ kurzen,
aber super knackigen Thrashgranaten ins Publikum, das sich etwas
zahlreicher vor der Bühne versammelt hatte. Es ist schwer, das
Schweizer Publikum auf Touren zu bringen, wenn man erst zum zweiten
Mal in der Eidgenossenschaft zu Gast ist. Aber sie gaben alles und
rifften, knallten, bangten und growlten, was das Zeug hielt.
Speziell Sänger John Kevill tigerte auf der Bühne rum wie ein Tier.
Schade oder besser gesagt taktisch unklug fand ich die häufigen und
zu langen Pausen zwischen den Songs, um sich mit Bier zu erfrischen.
Damit fiel die Show auf
Übungsraum-Niveau ab, und die davor erzeugte
Stimmung fiel wieder in sich zusammen. Klar, mit jedem weiteren Thrash-Hammer rissen sie die Leute wieder mit. Sie verstehen ihr
Handwerk wirklich gut und bringen den stark old school-lastigen
Thrash Metal genial rüber. Sogar ein geforderter Moshpit kam
zustande, wenn auch nur im Miniformat mit etwa 5 Personen. Das Ganze
wirkte sicherlich auch gut durch die Tatsache, dass die Band die
volle Lightshow zur Verfügung hatte, und auch soundmässig alles fett
und kraftvoll klang. Nach ¾ Stunden war aber dann Schicht im Schacht
für die Jungspunde, und sie räumten das Feld für die Jungs aus
Phönix, Arizona.
Sacred Reich
Der Rest der ca. 250 Fans begab sich von draussen hinein in die
Halle und wartete auf den Headliner aus Arizona. Begonnen hat die
Geschichte um die Jungs von Sacred Reich im Jahre 1985: Ab diesem
Jahr standen und stehen sie immer noch für guten, satten Power/Thrash
Metal mit sozialen und politischen Texten. Seit ich sie auf dem
Wacken Festival bei ihrem Reunion-Gig gesehen habe, hat es mich ganz
erwischt. Sie haben gerade ihre alten Alben neu aufgelegt und auf
den Markt geworfen, und jetzt rocken sie Europa mit einer
ausgedehnten Rundreise. Als Phil Rind, etwas mehr Bauch als früher
ist schon vorhanden, mit seinem Bass und einem super fetten Grinsen
im Gesicht auf die Stage kam, gab es kein Halten mehr: Sacred Reich
wurden lautstark willkommen geheissen, und die Band zollte dem
Tribut, in dem sie gleich loslegten. Der erste Song war gleich einer
der Klassiker aus dem langen Repertoire der Combo: „One Nation“
heizte richtig ein, und die Haare im Zuschauerraum flogen und die
Körper der Metalheads knallten beim Moshpit aufeinander, dass es
eine Freude war. Auch wenn es wieder nicht allzu viele waren, die
sich da im Kreis tummelten. Man merkte dem Vierer die Spielfreude
sehr gut an, Phil war dauernd am Grinsen und bedankte sich bei den
Zuschauern. Sacred Reich sind einfach eine Macht, gerade live zünden
die Tracks genial. Sie vereinen in Ihren Songs sehr ähnliche Trademarks, die Metallica
Mitte der 80er auch zu spielen pflegten.
Bei denen hat der Erfolg eingeschlagen, bei den Sacred Reich-Jungs
leider nicht in dem Ausmass. Da vereinten sich geniale
Melodieführungen mit harten, treibenden Beats, Stakkatoriffs, die
vom Drumming noch hochgepowert werden, rammten sich in die
Hörmuscheln. Die beste Mischung also, um ordentlich die Mähne zum
Fliegen zu bringen. Auch das Black Sabbath-Cover „War Pigs“, das
gegen Ende des 1¼-stündigen Sets gezockt wurde, kam wie eine
Granate. Mit Phils Voice klingt der Song super fett, Toni Iommi und
Ozzy hätten sicher ihre Freude an der Interpretation. Als der
Frontmann dann fragte: “Do you want to surf in Nicaragua?“ war
nochmals volle Kanne abfeiern angesagt, denn jeder ahnte, dass es
sich um das letzte Juwel im offiziellen Set handeln würde. Dem war
auch so, und die Jungs bedankten sich nochmals und gingen von der
Bühne. Aber nach einem ganz kurzen Break waren sie wieder da und
zockten nochmals einen Song. Aber um 23 Uhr war dann Sperrstunde.
Mit ihrem sehr Bass-dominierten Thrash Metal begeistern sie die
Leute einfach auch heute noch, und man kann sich nur auf eine
baldige Rückkehr der Combo auf europäische Bühnen freuen.
Setlist: „One Nation“, „Independent“, „Administrative“, „Love… Hate“,
„Sacred“, „Crimes“, „Who’s To Blame“, „Ignorance“, „Victim“, „War
Pigs“, „American Way“, „Death Squad“, „Surf Nicaragua“
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