Eigentlich war ja dieses Konzert schon für den April geplant
gewesen, jedoch musste die Show relativ kurzfristig abgesagt und
umgebucht werden, so dass sich dann am ersten Juni dieses Jahres
wiederum zahlreiche Metalheads im Abart versammelten, um die
wiedervereinigten Excruciation, ein Zürcher Urgestein, und natürlich
die Soundmagier von Samael ordentlich zu feiern. Was zunächst wie
ein Happening für einige Wenige aussah, mauserte sich fix zu einem
Fest für einen ordentlichen Haufen brüllender, begeisterter
Metaller, Rocker und sonstigen Leuten.
Excruciation
Gegen 21 Uhr war es dann schlussendlich soweit, und die 6 Jungs von
Excruciation betraten vor einem zahlenmässig sehr kleinen Publikum
die Bühne, was auf sie jedoch keinen Einfluss hatte, denn es wurde
der Doom Metal zelebriert, als gäbe es kein Danach mehr. Sänger
Eugenio wimmerte, schrie und flüsterte sich durch die Songs, litt
jede einzelne Zeile mit, brach auf der Bühne zusammen, blickte
anklagend gegen die Decke… Man sah überdeutlich, dass dieser Mann
seinen Part ernst nahm und dementsprechend agierte. Leider war dies
manchmal auch ein wenig zu viel des Guten, zeitweilig waren die
Gesten mehr irritierend denn die Texte unterstreichend. Da die Bühne
auch nicht für so viele Personen konzipiert war, standen sich die
Musiker mehrheitlich im Weg und konnten sich kaum bewegen, was dann
in seltsamen Grimassen ausuferte, ob diese nun gewollt ‚böse’ waren
oder nicht ist schwer zu sagen, jedenfalls wirkte dies teilweise
ungemein komisch. Auch was die Ventilatoren betraf, welche die
wenigen, schütteren Haare einzelner Bandmitglieder ziemlich schräg
durch die Luft wirbeln liessen, so konnte man dies entweder als
Stimmungsmacher oder als Amüsement betrachten. Nichts desto trotz
walzten sich Excruciation durchs Abart, und auch wenn der Sound
nicht wirklich toll war (ein Gitarrist musste mehrmals seine Geräte
und Kabelverbindungen prüfen, stellenweise gab’s arge
Rückkopplungsgeräusche und so weiter) , so bewiesen die Jungs, dass
sie einerseits Spass am Spielen haben und andererseits, dass sie
trotz mehrerer Lenze auf dem Buckel noch nicht zum alten Eisen
gehören. Nach gut 45 Minuten verabschiedeten sie sich standesgemäss
und wünschten noch viel Spass mit Samael.
Samael
Nachdem die Bühne vom Equipment von Excruciation geräumt worden war,
blieb nicht mehr übrig als das Keyboard mit einigen Zusätzen sowie
Ride- und Crash-Becken. Die Verstärker für die Gitarren und den Bass
schienen ebenfalls seitlich angebracht zu sein, und natürlich
blieben die Ventilatoren
am Bühnenrand stehen. So leer die Bühne
auch erschien, so sollte sie doch den nachrückenden Samael genug
Platz bieten, um sich ordentlich austoben zu können, ohne Gefahr zu
laufen, ineinander zu prallen. Das Publikum war auf eine stattliche
Anzahl angewachsen, und neben all den Metallern und Rockern fand
sich sogar eine Dame in einem asiatisch wirkenden Kostüm. Um es mit
anderen Worten auszudrücken: Um die Bühne herum war alles gerappelt
voll, nur seitlich gab es noch vereinzelt kleinere, leere Flächen.
Nach 22 Uhr erklangen stampfende Rhythmen aus den Boxen, und Samael
betraten unter tosendem Applaus die Bühne. Wer jetzt aufgrund der
neuesten Scheibe „Above“ nun vermutete, dass die Welschen jetzt
hauptsächlich den harten Kurs fahren würden, der hatte sich geirrt:
„Solar Soul“ eröffnete den Reigen, und es zahlte sich aus, dass XY
alle musikalischen Fäden in den Händen hielt: Der Sound kam klar und
deutlich aus den Boxen, man konnte die Instrumente deutlich
unterscheiden und Vorph’s markantes Reibeisen-Organ war sowieso
unüberhörbar. So konzentriert sich auch alle gaben, so blieb doch
zwischendurch genug Zeit, um kleinere Interaktionen mit dem Publikum
zu halten und zu zeigen, dass man den Auftritt mehr als nur genoss.
Samael zeigten sich in Bestform und zelebrierten Klassiker wie
„Rain“ oder „My Saviour“. Den ersten Abstecher in die alten Zeiten
wagten sie mit „Baphomet’s Throne“, und spätestens an dieser Stelle
war klar: Samael würden die alten Zeiten nicht wieder aufleben
lassen, aber sie würden sie neu interpretieren. Dennoch vergingen
einige Songs, bis Vorph sich ans Publikum richtete und es fragte, ob
es in Ordnung wäre, wenn sie jetzt etwas Schnelleres spielten, etwas
wirklich Schnelles. Nach dieser rhetorischen Frage wurde zum ersten
Mal an diesem Abend ein Stück vom neuesten Album, nämlich „Black
Hole“. Masmisein am Bass war total aus dem Häuschen und sprang immer
wieder auf der Bühne herum, während Makro stoisch gelassen und
völlig in sich versunken den Sechssaiter bearbeitete. „Into The
Pentagram“ war ebenfalls noch ein Song älteren Datums, aber generell
lag der Schwerpunkt auf einem Querschnitt aus den Alben „Passage“, „Eternal“,
„Reign Of Light“ sowie „Solar Soul“. Etwas enttäuschend war, dass
nicht mehr Tracks aus dem aktuellen Schaffen ins Repertoire
aufgenommen wurden, denn Kracher wie „Virtual War“ oder „Dark Side“
wären live auf jeden Fall genial gewesen. „Slavocracy“ wurde zwar
gespielt, jedoch stellte sich auch hier die Frage, wieso nicht auch
andere geniale Songs wie „Valkyrie’s New Ride“ oder „Suspended Time“
dargeboten wurden. Auch was die älteren Werke anbelangte, so wäre
doch „Black Trip“ live ein Kracher gewesen… Nun ja, schlussendlich
zählt nicht zwingend die Auswahl der Songs, sondern die Art und
Weise, wie die Band diese vortrug, und darüber liess sich effektiv
nicht streiten: Samael spielten so souverän und sphärisch wie eh und
je, und wer an ein Konzert dieser Gruppe geht, der weiss, was ihn
erwartet, nämlich geniale Musiker, die es verstehen, Atmosphäre und
Dichte zu erschaffen und den Zuhörer in fremde Welten zu entführen!
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