Livereview: Samael - Shadow's Far - Voice Of Ruin

15. Dezember 2017, Luzern – Schüür
By Natalia N.
Ende 2016 versprach die Band Samael, ihr 30-jähriges Jubiläum mit dem neuen Album zu feiern. Schliesslich erschien am 13. Oktober 2017 die Veröffentlichung «Hegemony», auf das die Fans der Band fast sieben Jahre warten mussten. In diesem Herbst feierte zudem der berühmte Club Schüür in Luzern seinen 25. Geburtstag. Nun, ich kann solch eine wundervolle Idee von Samael nur begrüssen, das neue langersehnte Album in den Wänden der Schüür - einem der ältesten Clubs der Schweiz - zu präsentieren. Also, am 15. Dezember, versammelten sich die Liebhaber der Live-Darbietung und der schweren Musik in Luzern, um diesen Abend in der Gesellschaft solcher Musikgruppen wie Voice Of Ruin aus Nyon, Shadow‘s Far aus dem Kanton Uri und natürlich Samael zu verbringen.

Voice Of Ruin

Als erste Band traten Voice Of Ruin auf. Pünktlich um acht Uhr abends standen sie auf der Bühne, und zu dieser Zeit war bereits eine ziemlich dichte Rauchwand auf der Bühne zu sehen. Zu Beginn befanden sich nur wenige Leute in der Halle, aber am Ende der Vorstellung waren doch viele Leute gekommen, und die Anzahl der Besucher begann, dem Status der Veranstaltung - dem Jubiläumsabend des Clubs - zu entsprechen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich dem Club zu diesem Ereignis gratulieren und betonen, dass diese Location in Luzern wirklich sehr gemütlich, bequem und technisch gut ausgestattet ist. Der diesbezügliche Dank wurde ebenso von den Frontmännern aller Bands, die heute Abend auf der Bühne standen, ausgesprochen. Es ist klar, dass der Erste, der dies tat, Randy von Voice Of Ruin in der Mitte des Sets war. Einleitend kündigte der Bandleader an, dass die Band Songs aus dem neuen Album «Purge & Purify» spielen wird, das im Mai 2017 veröffentlicht wurde. Nach dem Material, das ich zu hören bekam, kann ich schlussfolgern, dass die Band aufgehört hat, von einem Stil zum anderem zu springen und nun auf der klassischen Version des Groove \ Thrash Metal-Genres stehen geblieben ist, allerdings melodischer als die meisten Schöpfer dieses Stils. Dies verbindet natürlich das Material der Gruppe mit der Metalcore-Richtung. Im Grunde ist es der Verdienst von Nikolas, dem Gitarristen der Gruppe, der die Fans mit klaren, ausdrucksstarken Parts erfreute, die die Aufmerksamkeit der Zuhörer aufrecht hielten und ihnen manchmal nicht zu tanzen erlaubten oder einen Circle-Pit zu bilden. Schlagzeuger Dario, der Veteran der Gruppe, vermochte mit seinem Drumming die Fans ebenso zu erfreuen. Voice Of Ruin spielten 45 Minuten und verliessen die Bühne unter lautem Jubel des gut angeheizten Publikums.

Shadow's Far
Als nächste waren Shadow's Far an der Reihe, die gegen 21:00 Uhr zum ursprünglichen Zombie-Intro auf die Bühne kamen. Die Gruppe ist seit 2017 aktiv, und im Jahr ihrer Zwanzigjahrfeier begann sie häufiger Konzerte zu geben. Allerdings hat sie noch kein neues Album veröffentlicht. Zusammen mit alten, sehr starken Kompositionen wurden ausserdem zwei Cover-Versionen der Songs anderer Bands, nämlich Hatesphere und Carnal Forge, ausgemacht. Das Material klang frisch und brutal auf Kosten des Löwenanteils von Death Metal-Komponenten in der Musik. Meiner Meinung nach mangelt es der Gruppe jedoch an Kohärenz, was jedoch leicht zu beheben wäre, gäbe es nur mehr Mut! Natürlich hat der Sänger der Band traditionell aktiv mit dem Publikum kommuniziert und dieses wiederholt aufgefordert, näher an die Bühne heran zu treten und sich aktiver zu verhalten. Nicht sofort, aber dennoch wurde danach ein sehr würdiger wie fröhlicher Circle-Pit abgehalten. Roman bedankte sich mehrmals dem Publikum, der Konzerthalle und dem Veranstalter Metalstorm für die Organisation des Konzertes. Nachzutragen ist zudem, dass der Gitarrist Serge in seinem weissen gestreiften Hemd beim Duett mit dem „brutal“ aufspielenden Bruno, dem anderen Gitarristen, einen besonders guten Eindruck auf mich hinterliess. Shadow's Far spielten sehr kurz, nur etwa eine halbe Stunde, aber diejenigen, die zu dem Konzert kamen, wurden sehr gut eingeheizt, die ersten Reihen in der Halle waren am Ende der Vorstellung vollgepackt. Die Musiker hatten sich die lautstarken Ovationen mehr als verdient, da sie mit voller Hingabe auftraten. Ich denke jedoch, dass die Jungs einerseits Ehrfurcht vor der Performance der lokalen Prominenz Samael besassen, und andererseits erhielten sie Unterstützung von der Gruppe treuer Fans. Einige von ihnen wurden von Shadwo’s Far mit einem gemeinsamen Selfie von der Seite der Bühne aufgenommen, bevor diese die Bühne verliessen.

Samael
Für den Auftritt von Samael bereitete ein Team von Technikern die Halle längere Zeit sorgfältig vor, mindestens eine halbe Stunde. Man durfte nicht vergessen, dass die Veranstaltung über das übliche Konzert hinausging. Es war eine festliche Atmosphäre in der Halle zu spüren, die Leute gingen in den oberen Stock und zurück und trafen ihre Bekannten. Nach dem Auftritt von Samael plante man nämlich eine kraftvolle Aftershow-Party bis zum Morgen ein, und die Ankömmlinge mussten ihre Kräfte wieder herstellen. Das Intro zu Beginn war sehr lang, vielleicht das längste und feierlichste von allen, die ich bisher anhören konnte. Womöglich heizen sonst nur Meshuggah die Atmosphäre so an. Samael legen grossen Wert darauf, dass bei ihren Konzerten eine düstere und zugleich feierliche Atmosphäre geschaffen wird, und benutzen dafür originelle Lichteffekte. Es ist bekannt, dass Gitarrist Mak an der Visualisierung von Samael‘s Musik beteiligt ist. Auf Konzerten tritt Mak in einem Makeup auf, was wahrscheinlich die duale Natur der menschlichen Persönlichkeit symbolisiert, die sowohl von hellen Bestrebungen, als auch von dunklen Leidenschaften geprägt ist. Seit einigen Jahren kam Mak mit einem halb weiss, halb schwarz geschminkten Gesicht auf die Bühne. Diesmal war die Wirkung davon eher bunt: Die rote, blaue und grüne Farbe beherrschte die weisse.

Diese Pracht von Figuren aus den Lichtstrahlen vor dem Hintergrund des asketischen Logos der Gruppe war faszinierend. Ich gebe zu, dass ich Samael-Konzerte bisher aus verschiedenen Gründen nicht besuchen konnte, aber die Show beeindruckte sogar diejenigen, die die Richtung des gleichen rohen Old School Black Metal Genres bevorzugen, welches Samael zugunsten der mehr spektakuläreren Richtung Industrial ablehnte. Die Band gab die Setliste nicht preis, aber dem Sound nach dominierten neue Kompositionen aus dem letzten Album «Hegemony». Schliesslich war ich persönlich von der Geschicklichkeit des Programmierers und Keyboarders Xy überzeugt, der auf dem Synthesizer spielte und zur richtigen Zeit einen Schlagzeugpart live zu spielen vermochte. Die Band zeigte, dass sie trotz ihrer 30-jährigen Geschichte nach wie vor in guter Form und die krächzende Stimme von Vorph immer noch stark ist. Davon können sich aber bald alle überzeugen, denn das nächste Konzert ist bereits für Februar geplant. Es bleibt nur, den Organisatoren für die ausgezeichnete Idee zu danken - die Veröffentlichung des neuen Albums in den Wänden der Schüür zu feiern, die gleichzeitig das Vierteljahrhundert-Jubiläum zelebrierte. Übrigens spielten Samael oft in Luzern, so dass der Auftritt der weltberühmten Band am Jahrestag des Clubs enorm viel Symbolcharakter besass. Wir wünschen der Band und dem Club Langlebigkeit zur Freude aller Fans von qualitativ hochwertiger Musik und Sound! Danke allen!