Die Konzertflut riss heuer auch nicht in den Sommermonaten
ab, und nach The Cult im Z7, einem wiederum fetten BYH!!!-Festival
mitte Juli, Extreme in Pratteln, den Highland Games in Hägendorf
sowie Death Angel beehrten uns kurz vor dem Nationalfeiertag der
Schweiz gar auch noch Sanctuary und das ebenso in der Musigburg, nur
vier Tage nach Mark Osegueda und seiner Truppe. Anlass der Tour war
das aktuelle Album «Inception», worauf die alten Demos von 1986 in
ordentlich gepimpter Form auf die Menschheit losgelassen wurden.
Soweit so gut, aber nachdem die Band um den ehemaligen Nevermore
Shouter Warrel Dane vor gut drei Jahren mit der starken
Comeback-Scheibe «The Year The Sun Died» wieder Oberwasser bekam und
auch live ganz ordentlich ablieferte, sah es aktuell leider wieder
anders aus. Grund ist die schlechte gesundheitliche Verfassung von
Warrel, und so verkamen die letzten paar Konzerte zur Lotterie, was
die noch mögliche Gesangsperformance angeht. Da ja aber stets die
Hoffnung mitschwingt, es möge gerade an diesem Abend besser als
sonst werden, verblieb zumindest eine Chance. Solche Probleme
kannten Contorsion als Support zum Glück nicht.
Contorsion
Die Schweizer Exodus, wie die Seetaler Thrasher oft noch genannt
werden, haben heuer im Mai mit «United Zombie Nations» ihr drittes
Album raus gehauen und damit unterstrichen, dass sie mitunter zu den
besten Combos der Schweizer Thrash-Szene gehören. Frontmann Marc
Torretti, der sonst eigentlich auch noch das E-Gitarrenspiel
beherrscht, ist seit je her die treibende Kraft. Unterstützt durch
seine Sidekicks Simon Freiburghaus (g), Jon Schnider (g), Dani
Bürkli (b) und Rhythmusmaschine Matthias Eschmann (d) wird feinster
Thrash Metal zelebriert, der natürlich auch Vibes von Slayer,
Sepultura oder Testament in sich trägt. Zudem ist die Combo schon
weit über zehn Jahre unterwegs und hat sich längst als exzellente
Live-Band etablieren können. Sowas tut man gerne mit Vorteil vor
möglichst vielen Fans, doch zum Zeitpunkt des Konzertbeginns von
Contorsion waren noch mehr Leute im Foyer oder gar draussen, als vor
der Bühne. Nichtsdestotrotz wurden die anwesenden Fans
freundschaftlich
begrüsst und anschliessend gleich vom Opener «The Plague Of
Virtuality» in die richtige Richtung getrimmt. Bereits beim zweiten
Song «U.nited Z.ombie N.ations», dem Titeltrack der aktuellen
Scheibe, fanden sich bald einige Leute mehr in der Musigburg ein, und so
konnte die Party erst richtig gestartet werden. Klar hätte es noch ein
paar Nasen mehr vor Ort haben dürfen, ja sollen! Contorsion rissen
auf jeden Fall einen soliden und überaus groovigen Set runter. Dabei
gab es noch die Live-Premiere von «Isolation» abzufeiern, wo es, von
Marc erklärt, textlich um die Ein-samkeit geht, die im übertragenen
Sinn viele Leute durch die sozialen Medien ereilt. Zum Schluss gab
es mit dem letzten Brecher und Band-klassiker «Thrash Metal
Domination» nochmals ein volles Rohr auf Lauscher und Nackenwirbel.
Als das Licht nach gut 47 Minuten dann wieder anging, sah man auf
jeden Fall nur zufriedene Gesichter, und dies auf wie vor der Bühne.
Well done guys!
Setliste: «The Plague Of Virtuality» -
«U.nited Z.ombie N.ations» - «The Privilege Of War» - «Gone Too Far»
- «This Lying Breed» - «Unconditional Hate» - «Planet Parasite» -
«Gods Of The Sun» - «Isolation» - «Rise And Fall» - «Thrash Metal
Domination».
Sanctuary
Das hätte man sich vor einigen Jahren kaum vorstellen können und
hier bei uns in der Schweiz, respektive dieser Location, noch
weniger! Doch meistens kommt es anders, als man denkt. Mit dem
Abgang von Jeff Loomis (g) und Van Williams (d) bei Nevermore im
Frühling 2011 war das Ende von Nevermore besiegelt. Die Hoffnung der
Fans, Warrel Dane möge sich nun wieder seiner alten Combo Sanctuary
zuwenden und diese zu neuem Leben erwecken, liess dann tatsächlich
nicht lange auf sich warten. Die ersten Konzerte verhiessen erstmal
Gutes, obwohl die Stimme von Dane nicht immer mitspielte und diverse
Gigs deshalb ziemlich abkackten. Mit der aktuellen Studioscheibe
«The Year The Sun Died» (2014) konnten Sanctuary jedoch ab Konserve
wieder brillieren und die Fangemeinde schöpfte neue Hoffnung. Leider
änderte sich die grundsätzliche Situation nicht, und so musste man
halt annehmen, was einem eben geboten wurde. Das galt auch für das
heutige Konzert in Aarburg, wo sich die Band, bestehend aus Lenny
Rutledge (g), Nick Cordle (g), Jim Sheppard (b) und Dave Budbill
(d), sehr spielfreudig wie agil auf der Bühne präsentierte, während
Frontmann Warrel Dane ein ziemlich erbärmliches Bild abgab. Damit
einher gingen die arg angeschlagenen Stimmbänder, die ein Schatten
dessen waren, was früher mal ein absolutes Markenzeichen ausmachte.
So
quälte sich Dane, immer noch mit dem schrumpligen alten Cowboy-Hut
aus Leder auf dem Kopf und Fingerstulpen (!) an den Händen ziemlich
fahrig durch einen sonst mehr als ansprechenden Set. Zwischendurch
gab es ein paar Screams, die mindestens erahnen liessen, was sein
könnte, wenn der gute Mann mehr auf seine Gesundheit achten würde.
Immerhin war er soweit bei Laune und machte zwischendurch ein paar
Ansagen. Die Stimmung unter den etwa 150 Nasen war trotz allem gut bis
sehr gut, was in erster Linie für die tadellose Performance der
Instrumentalisten galt. So wurden alle Songs mit ordentlichem
Applaus bedacht, und das Publikum erfreute sich vor allem an alten
Klassikern von «Into The Mirror Black» wie den Titeltrack, «Future
Tense» oder «Eden Lies Obscured». Ebenso gut kam das neue Material
an, das kompositorisch wirklich überzeugte. Mit einem Mr. Dane in
Top-Form wäre das alles killermässig ausgefallen, aber die Realität
war leider eine andere. Dazu passte auch der Umstand, dass sich nach
dem Konzert alle Musiker ausser Dane unter die Fans mischten und
bereitwillig alles unterschrieben, was man ihnen hinhielt sowie sich
für entsprechende Erinnerungs-Fotos nicht zu schade waren. Im direkten Vergleich zu
Death Angel gingen Sanctuary zwar deutlich baden, doch unter dem
Strich war es dennoch ziemlich kultig, diese Band in der Musigburg
erlebt haben zu dürfen.
Setliste: «Ad Vitam Aeternam (Intro)»
- «Arise And Purify» - «Let The Serpent Follow Me» - «Exitium
(Anthem Of The Living)» - «Die For My Sins» - «Seasons Of
Destruction» - «Future Tense» - «White Rabbit (Jefferson Airplane
Cover)» - « Question Existence Fading» - «Frozen» - «The Year The
Sun Died» - «Battle Angels» - «The Mirror Black» - «Eden Lies
Obscured» - «Soldiers Of Steel» - «Sanctuary» - «Taste Revenge».
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