Ein spezieller Tag war es für mich schon,
denn mit den Mitgliedern von Satyricon den ganzen Nachmittag in
Fribourg bzw. in Gruyères herumzulungern, das HR-Giger-Museum zu
besuchen, ein Interview mit Frost und Satyr durchzuführen, den
Soundcheck der Bands zu begutachten und natürlich ein herrliches
Konzert zu erleben, hätte ich mir vor Kurzem nicht einmal in meinen
schönsten Träumen vorgestellt. Mit von der Partie war auch der
äusserst freundliche Kollege "El Muerte", der mich mit seinem
Englisch im Interview unterstützte und das Fotografieren übernahm.
Bereits um 13.20 Uhr traf ich in Fribourg ein. Da ich mich überhaupt
nicht auskannte in Fribourg, hat mich "El Muerte" abgeholt und die
Tramfahrt mit mir genossen. Kurz darauf waren wir bereits vor dem
Fri-Son. Circa eine halbe Stunde später fuhren wir in einem Bus,
mitsamt der ganzen Satyricon-Crew nach Gruyères, um das sagenhafte
HR-Giger Museum zu betrachten. Die Band zeigte sich sehr
interessiert, kaufte grosszügig ein und genoss den Nachmittag. Nach
einer Trink-Pause kehrten wir wieder zurück nach Fribourg, wo die
Band den Soundcheck durchzuführen hatte. Wir genossen die Stunden
vor dem Konzert, mit inbegriffen das Interview und freuten uns umso
mehr auf die Auftritte.
Insomnium
Die Halle füllte sich nur in langsamen Schritten, zuvorderst hatte
es genügend Platz, umso besser für die, die ihre Mähne schütteln
wollten. Insomnium hiess die Eröffnungsband, melodischer Death-Metal
aus Finnland. Alle die jetzt an Children Of Bodom-Mucke dachten,
falsch gedacht, denn Insomnium zeigten eine nicht nur technisch
perfekte Vorstellung, sondern knüppelten auch ziemlich drauf los.
Die Melodiebögen und die tollen Riffs waren das Pünktchen auf dem I.
Für mich war es der beste Auftritt einer Melodic-Death-Metal-Band.
Mit Songs von ihrem neu erschienenen Album "Above The Weeping World"
und auch älteren Stücken konnten die Finnen vorallem die nicht
obertruen Black-Metaller überzeugen. Trotz wildem Kopfschütteln
meinerseits, waren die Zuschauer vorallem wegen Satyricon und Keep
Of Kalessin gekommen und standen grösstenteils mit verrenkten Armen
da. Nur wenige trauten sich bis ganz nach vorne, doch da ging die
Post ab, ich würde mal meinen "Oberhammerheadbanging" vom Feinsten.
Trotz des recht ruhigen Publikums wurde die Band mit einem grossen
Applaus verabschiedet. Wie bereits erwähnt, hat mich die Band
positiv überrascht und ich werde von jetzt an öfters ein Auge auf
die Finnen werfen.
Keep Of Kalessin
Das Fri-Son wurde lauter, wurde voller, immer mehr Zuschauer kamen
in Richtung Bühne. Denn jetzt erwartete man eine Band, die wohl
keiner richtig einschätzen konnte. Die Norweger von Keep Of Kalessin,
die sogenannten "Exreme Epic Metal" spielen, haben sich 1994
gegründet und seitdem vier Alben auf den Markt gebracht. Ihr neustes
Werk "Armada" erschien in diesem Jahr, wurde überall gelobt und mit
hohen Bewertungen benotet. Der Gründer der Band war übrigens niemand
Geringerer als Obsidian C., dem Gitarristen der Hauptband dieses
Abends: Satyricon. Die Halle verdunkelte sich und mit einem
wunderbar
epischen
Intro begann der Auftritt der Norweger. Die Songs, vorallem von
"Armada", wirkten wirklich allesamt ziemlich extrem. Ein
Black-Metal-Touch, wie auch ein wenig Todesblei war in der
Knüpplerei herauszuhören. Leider war der Sound nicht sehr gut
abgemischt und die Drums hörten sich viel zu, wie soll ich sagen,
"extrem" an. Klar ist das Extreme das Markenzeichen der Band, aber
dies hatte bestimmt nichts mit der übertriebenen Lautstärke zu tun.
Sonst war aber alles in Ordnung. Die Zuschauer, wie bei den meisten
Schwarzmetall-Konzerten eher zurückhaltend, was ich aber überaus
verstehen konnte, denn manchmal war der Sound vollkommen "unbangbar",
nicht weil er zu schlecht war, sondern weil er schlichtweg zu
schnell war. Beinahe ihr ganzes "Armada"-Werk wurde durchgeknüppelt.
Einen besten Song konnte ich nicht herausfiltern, denn die Songs
waren alle auf ihre Art speziell. Auf jeden Fall sind Keep Of
Kalessin eine ganz besondere Metal-Band, die ihr Handwerk versteht
und stets ihr Ding durchzieht. Ich werde weiterhin ihre Alben zu
Hause geniessen, denn dort sind sie noch eine Spur besser als live.
Satyricon
Wenn ich vorher gesagt habe, "die Halle wird voller und lauter",
dann meine ich das jetzt erst recht. Vor der Bühne wurde jeder
Millimeter ausgenutzt und wenn man nach hinten schaute, sah man ein
ziemlich volles Fri-Son. Relativ spät, circa um 23.30 Uhr, betraten
die norwegischen Black'n Roll-Giganten Satyricon die Bühne. Schwarze
Kerzen und eine sonst ziemlich düstere Bühnengestaltung, Corpsepaint
inklusive, machten den Auftritt nicht nur zu einem Hörerlebnis,
sondern auch zu einem Augenschmaus. Als Frost sein riesig
aufgemotztes Schlagzeug in Betrieb nahm und die Gitarristen
loslegten, fragte man sich bereits, wo wohl Satyr steckte. Das
"Schlitzohr" wollte wohl den ganzen Applaus für sich gewinnen, denn
als der Sänger auf die Bühne marschierte, brach in Fribourg die
Hölle los. Die Fans klatschten, feierten, als gäbe es keinen Morgen
mehr. Langsam bewegte sich Satyr in Richtung Mikro. Immer noch
spielten die Instrumente und plötzlich setzte seine Stimme dazu ein.
Wie ein Stromschlag markierte sein Growl
bei mir ein Gefühl, das mich zum Abheben zwang. So wie es aussah,
war ich nicht der Einzige, dem es so erging. Die Zuschauer tobten
sich aus, die sonst so stillen und vorallem truen Black-Metal-Fans
bangten, was das Zeugs hielt und kamen nicht mehr zur Ruhe. Auf der
Bühne lief alles, wie man es sich von dieser Band erwarten kann, wie
am Schnürchen. Souverän meisterten die bereits "alten Hasen" im
Metalgeschäft ihren Auftritt. Kein Hit wurde ausgelassen: "K.I.N.G",
"Now Diabolical", "The Pentagram Burns", "Fuel For Hatred", "Repined
Bastard Nation" und "Mother North". Natürlich war das nur ein
kleiner Teil aus der Set-Liste von Satyricon. Besonders bei den
Songs von der neuen Scheibe war das Publikum völlig aus dem Häuschen
und brachte die Halle zum Beben. Nach einer langen Verschnaufspause
und ununterbrochenen Zugabe-Rufen kamen die Norweger wiederholt auf
die Bühne und gaben nochmal alles. Mit dem Song "Mother North" wurde
das überaus gelungene Konzert beendet. Satyricon haben wieder einmal
gezeigt, dass sie zu den Grössten im Metal-Bereich gehören. Gewisse
Textpassagen hatte ich noch tagelang im Ohr, wie auch ein ziemlich
nerviges Pfeifen, denn die Lautstärke wurde am Schluss beinahe
unerträglich und ich musste auf Oropax zurückgreifen. Schlussendlich
war mir aber dieses Pfeifen egal, denn ein Tag mit Satyricon zu
erleben und dann auch noch ein solches Konzert, ist definitiv genug,
um mich glücklich zu stimmen. Ich bedanke mich bei allen, die mir
das ermöglicht haben, besonderes bei "El Muerte". Es war wirklich
ein unbeschreiblicher Tag!
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