Dieses Package versprach schon zum
Vorneherein einen interessanten Abend. Beide Bands hatten jeweils
ihre neuen Studio-Alben mit im Gepäck und Masterplan kamen erstmals
mit dem neuen Line-Up (Mike Di Meo und Mike Terrana) auf Tour. Mit
ihren beiden superben Vorgänger-Alben, wo noch ein gewisser Jorn
Lande für die Vocals zuständig war, wurde die Messlatte bei Roland
Grapow & Co. ziemlich hoch angesetzt. Mit "MK II" liegt man jetzt
aber mindestens auf gleicher Augenhöhe und der Ex-Riot,
beziehungsweise aktuelle Sänger von The Lizards scheint sich bei
seiner neuen Wirkungsstätte sehr wohl zu fühlen. Was den Headliner
Saxon angeht, so kann man dazu nicht mehr viel sagen, denn ihre
Live-Shows und die Verbundenheit zu ihren Fans sind legendär und ich
habe bis auf den heutigen Tag noch keine schlechte Show der Briten
gesehen. Gleiches gilt für die Studioalben der letzten Zeit, wovon
der neuste Release "The Inner Sanctum" wieder einmal metallische
Feinkost zum Geniessen bietet. Vor deren Auftritt führten wir von
der Metal Factory noch mit beiden Bands Interviews, die zu gegebener
Zeit nachzulesen sind. Aber jetzt heisst es zuerst: Bühne frei für
harten Melodic Rock und Heavy Metal in Reinkultur! (Rsl)
Masterplan
Was gleich zu Beginn auffiel war, wie wenig Bühnenfläche man dem
Support eingeräumt hatte. Das Ganze hatte jedoch schon (s)einen
Grund, denn Neuzugang Mike Terrana hatte (natürlich) sein komplettes
Drum-Set dabei! Masterplan "MK II" liessen sich davon aber nicht
beirren und legten mit dem Opener "Spirit Never Die" ganz nach dem
Geschmack des Ex-Rage Drummers los wie die Feuerwehr. Der andere
"Neue"..., Mike Di Meo gab sich derweil auch keine Blösse und konnte
sich von Beginn weg auch gut in Szene setzen. Man merkte allerdings
schon, dass Jorn Lande ein anderer Typ Sänger war, aber es sollte
sich bald heraus stellen, dass sein Nachfolger die richtige Wahl
war. "Enlighten Me" (auch vom Debüt) geriet ebenso gut und dass Di
Meo, den ich zwar mit Riot nie, wohl aber mit The Lizards schon
zweimal im Z7 gesehen hatte, nicht nur bluesig performen kann,
wusste ich eigentlich bereits vorher. Und so kam es denn auch, dass
spätestens bei "Take Me Over", dem ersten der heute Abend gespielten
neuen Tracks kaum einer mehr einem gewissen Herrn Lande
nachtrauerte. Roland Grapow (g) wie auch der Rest der Band schien
den Auftritt auch zu geniessen. Der Ex-Helloween Klampfer gehört
auch zu der Sorte der Saitenhexer, die mit ihrem Spiel als
alleiniger Gitarrist die berühmt berüchtigten Soundlöcher auffüllen
können. Das galt nicht nur die hammergeilen Riffs, sondern auch die
zahlreichen Soli, die einfach nur geil waren. Das galt ebenfalls für
das bestens bekannte und energetische Schlagzeugspiel von Drum-Tier
Mike Terrana, der dem Masterplan-Sound
noch
eine Prise mehr Dampf verleiht, als es zuvor Uli Kusch (Beautiful
Sin) schon tat. Wenn man allerdings als Support mit Gueststatus (60
Minuten Show) spielt, dann sollte das Drum-Solo deutlich kürzer
ausfallen, damit mindestens einer, wenn nicht zwei Songs mehr
gespielt hätten werden können. Dennoch fiel die Bilanz des heutigen
Abends (Keyboader Axel Mackenrott hatte überdies Geburtstag) sehr
positiv aus. Wie stark das Debüt-Album von 2003 auch heute noch
daher kommt, zeigten zum Schluss "Heroes" und "Kind Hearted", dessen
Refrains lauthals mitgesungen wurden. Beste Voraussetzungen also für
den nun anstehenden Auftritt des Headliners, der vor gut 900 (!)
Fans aufspielen konnte! (Rsl)
Setlist: "Spirit Never Die" - "Enlighten Me" - "Take me Over" -
"Lost & Gone" - "Crystal Nights" - "Soulburn / Drum Solo Mike" -
"Back For My Life" - "Keeps Me Burning" - "Heroes" -- "Kind Hearted".
Saxon
Nah an der Grenze von "Sold out" (Vorverkauf über 900) präsentierte
sich das Z7, als nach etwa einer halben Stunde Umbaupause das Intro
der neuen Scheibe "The Inner Sanctum" aufdröhnte. Der Name Saxon
zieht halt nach über einem Vierteljahrhundert immer noch und wie
gerechtfertigt diese Erscheinung ist, das machen die Briten bei
jeder Live-Show klipp und klar! Und deren gibt es ja bekanntlich
mehr als genug, machen die Angelsachsen jeweils so ziemlich jedes
Jahr einen Abstecher in unsere schöne Schweiz. Auf der mit einem
epischen Backdrop, ebenfalls angelehnt an die neue Hammerscheibe,
brach sogleich mit "State Of Grace", dem Opener dieser Langrille,
ein wahres Tabularasa aus, denn die auf die Bühne gestürmten Musiker
zeigten sich von Sekunde Null an gewohnt agil und locker. Blickfang
war dabei natürlich immer Fronter Biff Byford, dieses Mal in einen
neuen, mit Totenköpfen verzierten Militärmantel. Zwar waren die
Reaktionen zunächst nicht gerade überschwänglich, das straighte "Let
Me Feel Your Power" liess das Fun-Barometer aber schon deutlich
ansteigen, was natürlich kein Vergleich zum Alltime-Hit "Motorcycle
Man" war. Während Nibbs Carter genickknackend seinen Bass
malträtierte, schien der heute auch ziemlich agile Paul Quinn leicht
stoned (diesen Verdacht bestätigte eine frühere Begegnung mit Quinn
an diesem Abend im Backstage-Bereich, als er grinsend und leicht
abwesend die Treppe hinunter schritt und ausführlich die dort
stationierten Waschmaschinen inspizierte...) - Nach der
melancholischen, aktuellen Single "If I Was You" und einer ruppigen
Version des Klassikers "Strong Arm Of The Law" war dann
Raritäten-Zeit: Mit Freude sagte Biff den nächsten, schon lange
nicht mehr gespielten Song "The Great White Buffalo" (von der 95er
Scheibe "Dogs Of War"), der in einer atemberaubenden Version zum
Besten gegeben wurde, genau so wie das noch unbekanntere "Travellers
In Time", welche beide mit ausgezeichneten Soli aus den
Fingerspitzen Doug Scarrett's glänzten. "It's Friday evening...",
scherzte Biff das Publikum an (wirklicher Wochentag: Mittwoch) und
kam auf die irgendwann (O-Ton) erscheinende Live-DVD zu sprechen,
die nach dem nun angespielten Nackenbrecher, dem furiosen "To Hell
And Back Again" betitelt sein wird. Wieder neueres Material
kredenzte man darauf in Form von "Red Star Falling", das laut und
atmosphärisch (überhaupt spielten
Saxon
wieder einmal laut wie die Sau! Der Tinnitus am Tag darauf war
Beweis genug...) das Publikum zum Mitsingen einlud. Ob es
nachfolgend klug war, mit "Requiem (We Will Remember)" von "Solid
Ball Of Rock" einen weiteren, eher vernachlässigten Track zum Besten
zu geben, darüber lässt sich streiten, herrschte während diesem
spannenden Zwischenspiel doch eher Verwunderung als exzessive
Partystimmung. Auf der Bühne fand diese jedenfalls ununterbrochen
statt, vor allem Biff peitschte als einer der wohl besten
Frontmänner überhaupt das ihm gefügige Publikum an und sang
dazwischen noch, als lägen die letzten 25 Jahre gar nicht erst
hinter ihm. Totales Durchdrehen dann beim unglaublichen "Princess Of
The Night", welches natürlich abgefeiert wurde, als wäre es der
letzte Song. Überraschend darauf, wie schnell Biff den wie gewohnt
lauthals geäusserten Fanwunsch, "Crusader" zu spielen, erfüllte,
denn diese Überhymne funktioniert immer und so gröhlte ein fast
volles Z7 die Ohrwurm-Lyrics mit, während die Band sichtlich darüber
erfreut, alles gab. Der neue Riff-Rocker "I've Got To Rock (To Stay
Alive)" schloss dabei ein abwechslungsreiches Set ab, welches
natürlich weitere Begehrlichkeiten auslöste. In blutrotes Licht
getaucht und von "Empire Rising" untermalt, kehrten die Briten
zurück auf die Bühne und überraschten mit der neuen, hammerharten
Hymne "Attila The Hun", diabolisch und thrashig lud dieser Track zum
Marathon-Banging ein, dem auch Nibbs frönte und der seit einigen
Jahren wieder mtimachende Drummer Nigel Glockler, dessen Power
Drumming Saxon fortwährend antrieb. So auch beim unschlagbaren
Hit-Medley, bestehend aus "Dallas 1 PM", "747" und "And The Bands
Played On". Das Publikum war nun völlig von der Rolle und schrie
sich beim obligaten Singalong zu "Wheels Of Steel" die Seele aus dem
Leib. "Power & The Glory" und das nach einem weiteren Abtreten
kredenzte "Denim & Leather" führten dieses Ausdauer-Rocken weiter
und zusammen mit den Fans feierten sich Saxon mit der neuen Hymne "Ashes
To Ashes", die die Einheit und Nähe, die die NWOBHM-Legende immer
gepflegt hat, beschwörte am Ende des weit über zwei Stunden
dauernden Gigs wieder zu kommen, um danach, völlig verschwitzt, die
Bühne endgültig zu räumen. Dankbar wissen wir, dass sie mit
Sicherheit wieder kommen werden, nämlich am 2. Juni in Winterthur,
zusammen mit Heaven And Hell und Motörhead beim "Spirit Of Rock"! (Kis)
Setlist: "State of Grace" - "Let me Feel your Power" - "Motorcycle
Man" - "If I Was You" - "Strong Arm of the Law" - "The Great White
Buffalo" - "Travellers in Time" - "To Hell and Back Again" - "Red
Star Falling" - "Requiem (We Will Remember)" - "Princess of the
Night" - "Crusader" - "I've Got To Rock" -- "Attila The Hun" -
"Dallas 1 PM" / "747 (Strangers in the Night)" / "And The Bands
Played On" --- "Wheels Of Steel" - "Power And The Glory", ---- "Denim
& Leather" - "Ashes To Ashes".
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