Leute! Fragt mich nicht, wie oft Saxon schon im Z7 aufgespielt
haben, aber ich wage zu behaupten, dass es insgesamt bereits
zweistellig geworden ist! Das britische Metal Urgestein hat die
NWOBHM entscheidend begründet und geprägt. Obwohl in der Folge
kommerziell gesehen nie so erfolgreich wie Judas Priest, Motörhead
oder Iron Maiden, scherten sich die Briten um jeden Modetrend und
zogen ihr Ding mit ein paar kleinen Richtungswechseln konsequent
durch. Wichtig war dabei zum Beispiel die geile 95er Rille «Dogs Of
War», als der Grunge zu Grabe getragen und die Szene mit allerlei
obskurem Metal-Gedöns bevölkert wurde. Durch permanentes Touren und
weitere guten Alben gewann der silberne Adler wieder sichtlich an
Höhe, was an zahlreichen grossen Festivals wie Wacken, BYH!! oder
aktuell dem Sweden Rock unter Beweis gestellt wurde. Das neuste
Album «Call To Arms» bietet abermals bestes Kraftfutter für echte
Metalheads und zeigt eindrücklich, wie gut Saxon derzeit sind und es
noch eine Weile bleiben werden. Mit auf Tour waren die aufstrebenden
Holländer Vanderbuyst und die bereits verblichenen Crimes Of
Passion.
Vanderbuyst
Die Retro-Geschichte ist ansich schon eine Weile am Laufen und hat
mittlerweile einige sehr interessante Acts wie Bigelf, The Devil's
Blood, The Sword, Ghost, The Parlor Mob und zuletzt Graveyard hervor
gebracht. Zu diesem nostalgisch gefärbten Reigen dürfen sich getrost
auch Vanderbuyst zählen, die meinen musikalischen Nerv mit ihrem
hammergeilen, selbstbetitelten Debüt voll getroffen haben! Das Trio
um Mainman Willem Verbuyst (g/v), Jochem Jonkman (v/b) und Barry van
Esbroek (d) agiert auf der CD schon sowas von frisch von der Leber
weg, dass das live wohl noch besser daher kommen müsste! Und genau
so war es dann auch und weil ich an diesem Abend bei der Anreise
leider etwas getändelt hatte, stand ich Punkt 20.00 Uhr noch
draussen, als es im Z7 drin schon ordentlich anfing zu rumpeln. Also
nichts wie rein und in den Fotograben, wo ich Vanderbuyst förmlich
explodieren sah und unweigerlich an Airbourne erinnert wurde. Da
sich Bassist Willem ja auch noch um
den Leadgesang kümmern musste,
war sein Bewegungsradius um einiges eingeschränkter als der von
Kollege Willem, der von Anfang an mit nacktem Oberkörper und seiner
umgehängten Gibson Flying-V wie ein Berserker über die Bühne fetzte,
wie ein Irrer rum poste und seine lange Matte stilgerecht in
Bewegung versetzte. Die während den leider nur 30 zur Verfügung
stehenden Minuten vorgetragenen Songs dürften wohl alle ab dem
ersten Langeisen gewesen sein, denn so lange dauern diese nämlich,
wenn einer dafür weggelassen wird! Das war für heute Abend
eigentlich unvermeidlich und zum Glück blieben die Oranjes bei ihren
eigenen Songs. Die angesprochene Vakanz ist nämlich das UFO-Cover
«Rock Bottom», das nüchtern betrachtet eigentlich kaum der Rede wert
wäre, aber wer sich diesen im Studio in einem Take (!) aufgenommenen
Klassiker auf Konserve anhört, wird seinen Ohren nicht trauen, was
die Jungs daraus gemacht haben! Über elf Minuten dauert dieser
sackstarke Ohrgasmus und nicht nur deswegen war es für mich nach dem
Opener Pflicht, mir beim Merchstand eines der wenigen, vorhanden
Exemplare in gelbem Vinyl zu krallen!
Crimes Of Passion
Sie konnten einem schon etwas leid tun..., die Jungs von Crime Of
Passion, denn nach dieser energiegeladenen Show zuvor hätte es
unmittelbar danach gerade den Headliner gebraucht, um hier noch eine
Schippe drauf legen zu können! Dies um so mehr, als dass bei den
Briten, die übrigens nicht mit der gleichnamigen Band aus den
Staaten zu verwechseln sind, vor allem oder eigentlich nur Sänger
Dale Radcliffe für entsprechenden Reibach sorgt(e), auch optisch.
Während seine Kollegen derweil kaum auffielen, ging der Sänger mit
seinem Stirnband und der wallenden Mähne klar in Richtung Sleaze-,
respektive Poser Rock. Da das neue Album noch nicht auf diese Tour
hin veröffentlicht war, dürfte das meiste Material neben dem einen
oder anderen neuen Song vom Debüt gewesen sein, das etwa 2008
erschienen ist. Damals spielten Crimes Of Passion ja an gleicher
Stelle das erste CH-Konzert überhaupt als Support von White Lion.
Deren CD (COP) fand den Weg auch zu mir und der eher metallastige
Sound vermochte durchaus zu gefallen. Heute Abend schien die Chose
aber nicht zünden zu wollen, denn trotz technischer Stärke und
agilem Einsatz, der aber nicht mit Vanderbuyst mitzuhalten
vermochte, kam bald einmal
Langeweile auf. Die Songs plätscherten
irgendwie ohne grosse Abwechslung vor sich hin und nur bei den
halbballadesken Geschichten war der Gesang wirklich okay. Oben weg
bekundete Herr Radcliffe sichtlich Mühe, die hohen Töne zu treffen.
Da konnte er noch so rum posen, es wurde einfach nicht wirklich
besser. Gegen Ende kam dann noch der Dio-Classic «Holy Diver» zu
(eher zweifelhaften) Ehren, der allerdings schon immer, also auch
2008 im Repertoire stand und nun angesichts der traurigen Umstände
wegen Ronnie's Tod vermeintlich passte. Dem war aber definitiv nicht
so, denn ich und viele andere Z7-Besucher fanden diese
Interpretation eher dürftig und letztlich echt unnötig an dieser
Stelle. Crimes Of Passion hätten gescheiter einen weiteren, eigenen
Track auspacken sollen. Nach ziemlich unspektakulären 35 Minuten
ging das Licht wieder an und schon war das eben Gesehene und Gehörte
vergessen. Wenn das neue Album, das eigentlich laut Homepage
nächstens mal das Licht der Welt erblicken sollte, nicht ein
deutliches, songwriterisches Zeichen setzt, wird man diese Truppe
entweder als ewige Support-Band oder eventuell bald gar nicht mehr
zu Gesicht bekommen.
Saxon
Mit der Aussage, in all den vergangenen Jahren eigentlich noch nie
eine schlechte Show von Biff und Co. gesehen zu haben, setze ich
mich kaum bis gar nicht in die Nesseln. Selbst als Bassist Nibbs
Carter auf der letzten Tour privat bedingt nicht mit dabei war,
machten Saxon einfach das Beste daraus und liessen mit Ersatz Yenz
Leonhardt (Ex-Kingdom Come, Lacrimosa, Iron Savior u. a.) ihren
mittlerweile ziemlich angewachsenen Backkatalog wirken. Heuer war
man in alter Besetzung und Stärke unterwegs, um das bezüglich dem
Release leicht verspätete, neunzehnte Studioalbum «Call To Arms» vor
zu stellen. Bei solch einer Gelegenheit beweisen die Briten stets
grosses Selbst-vertrauen, denn als Konzert- wie Album-Opener
fungierte dem entsprechend gleich eine Neukomposition, die sich treffend «Hammer Of
The Gods» nennt und einfach Saxon pur ist! Kaum angewärmt, folgte
mit «Heavy Metal Thunder» eine der Metal-Hymnen, die zum
Weltkultur-Erbe gehört! «Never Surrender» und «Motorcycle Man»
zündeten dann schon früh den Turbo und liessen das Z7 in gewohnter
Manier Kopf stehen. Die Party war initiiert und nun konnte ein
weiteres
Mal nichts mehr schief gehen. Mit traumwandlerischer Sicherheit
steuerte der Headliner seinen Kahn durch alle metallischen Gewässer
wie Untiefen und die Fans dankten es mit immer lauter werdendem
Beifall. Unterstützt durch superbes Stagelight ("Hausmarke Z7") und
viel Trockeneis wurde vor dem riesigen Backdrop mit dem
Band-Schriftzug ein hammermässiges Konzert zelebriert, das keine
Wünsche offen liess! «Rock'n'Roll Gypsy» stand zum Beispiel schon
eine ganze Weile nicht mehr im Set und was es mit «Demon Sweeney
Todd» auf sich hatte, fand ich erst jetzt heraus: «Sweeney Todd, the
Demon Barber of Fleet Street» ist ein Musical, das in den 70er
Jahren unter anderem in New York am Broadway aufgeführt wurde und
2007 mit Johnny Depp in der Hauptrolle als Kinofilm in unseren
Lichtspielsälen lief. Der Song stammt übrigens vom Album «Into The
Labyrinth» (2009) und gebärdete sich wie eine wilde Büffelherde.
Getragener, aber nicht minder heavy wurde darauf eine meiner
absoluten Lieblingshymnen überhaupt zelebriert: «The Eagle Has
Landed»! Am diesjährigen "Sweden Rock" war gar der legendäre, alte
Bühnenadler wieder mit dabei! Nach der musikalischen Traum-Landung
des Adlers stellte «Chasing The Bullet» als vierte Neuvorstellung
eindrücklich klar, wie stark Saxon immer noch sind und was es
braucht, um die Hütte richtig rocken zu können. Das Gitarristen-Duo Scarratt/Quinn lieferte die gewohnten Riffs und Soli satt, während
sich der wieder zurück gekehrte Nibbs Carter untrüglich in seinem
Element fühlte und von Altmeister Nigel Glockler (d) die benötigen
Beats erhielt. Zampano und Frontgaul Biff Byford bewies derweil,
dass er mit seinen mittlerweile 60 Jahren (!) immer noch einer der
besten und authentischsten Metal Shouter auf dem Planet Erde ist! Das
letzte Drittel des Gigs gehörte dann natürlich vollständig der
Abteilung "Klassiker", wovon «Crusader» mit einfachem, aber sehr
wirkungsvollem, eigenem Stagelight in Form von Kreuzen aufwartete und ein
Bild für die Götter absetzte. Den würdigen Schlusspunkt unter eine
weitere, grandiose Show der Extraklasse setzte einmal mehr der
unverzichtbare Longrunner «Wheels Of Steel» sowie der Moment, als
Biff die ihm zugeworfene Schweizer Fahne mit dem Saxon-Logo in die Höhe
streckte. Mögen diesem Metal-Urgestein hoffentlich noch ein paar
kreative und aktive Jahre gegönnt sein, denn trotz unendlich vielen
Nachahmern haben Saxon den Metal-Thron immer noch locker inne und
werden diesen auch nach dem Ende ihrer Karriere nie mehr hergeben!
Setliste: «Intro» - «Hammer Of The Gods» - «Heavy Metal Thunder» - «Never
Surrender» - «Motorcycle Man» - «Back In '79» - «Got To Rock» -
«Dallas 1 PM» - «Call To Arms» - «Rock'n'Roll Gypsy» - «Demon
Sweeney Todd» - «And The Bands Played On» - «Man And Machine» - «The
Eagle Has Landed» - «Chasing The Bullet» - «Play It Loud» - «Denim
And Leather» - «Princess Of The Night» -- «Crusader» - «747
Strangers in The Night» --- «Strong Arm Of The Law» - «Wheels Of
Steel».
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