Wenn Saxon zum Headbangen bitten, dann ähnelt dies einer
Einladung von alten Freunden. Grosse Überraschungen erwartet man
nicht, weder im Positiven noch im Negativen. Daran konnte auch die
Schüür, eine eher kleine Location für die britische
Metal-Institution, nichts ändern. Liess man das Banner halt im
Laster und zockte vor reduziertem Bühnen-aufbau. So ganz unpassend
war das ja auch wieder nicht, ist das aktuelle Album «Call To Arms»
musikalisch doch auch eine Reminiszenz an die Anfangstage der Band.
Wenn man sich mit alten Freunden trifft, dann lässt man sie gerne
aufleben, die alten Zeiten, und so geschah es auch an diesem Abend.
Doch nicht nur bewiesen Saxon, zusammen mit ihrem Special Guest
Anvil eindrücklich, dass traditionsreicher Metal auch heute noch
knackig wie saftig klingen kann und dass selbsternannte Nachfolger
wie der Opener Crimes Of Passion noch meilenweit davon entfernt
sind, in die Fussstapfen alter Kumpel treten zu können. (kis)
Crimes Of Passion
Es war, ist und wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben, wie es diese
Band hinkriegt, immer wieder als Support für die ganz Grossen des
Metals verpflichtet zu werden. Crimes Of Passion, so hart es auch
klingen mag, ist eine Band, auf die niemand gewartet hat. Oder um es
anders zu formulieren: Crimes Of Passion sind die Ausgeburt der
Langweile. Weder Ohrwurm noch Charakter hat der Fünfer aus England
und trotzdem wird er einem immer wieder aufgezwungen. So störte es
wohl niemanden, dass das Quintett zehn Minuten vor offiziellem
Konzertbeginn die Bühne der Schüür enterte, um sich etwas
Extra-Spielzeit zu beschaffen. Es interessierte aber auch nicht
wirklich jemanden, denn nur ein Bruchteil der Besucher versammelte
sich zu diesem Zeitpunkt vor der Bühne, um 08/15-Nummern wie «Pretty
In Blood» oder «To Die For» vom gleichnamigen Album (worauf übrigens
Biff Byford und Andi Deris als Gäste zu hören sind; weiss der Teufel
wie sie dazu überredet werden konnten!) über sich ergehen zu lassen.
Und so bleibt auch nach 45 Minuten Langeweile die Frage: Wie hat der
Fünfer diesen Slot nur gekriegt? Meine Vermutung: Entweder hat da
ein Papi verdammt viel Kohle springen lassen und/oder ein hohes Tier
hat Freude am Allerwertesten einer der Jungs gefunden. Anders kann
ich mir das sonst nicht erklären! (kis)
Anvil
Eigentlich kam es mir so vor, als wenn der letzte Besuch von Steve "Lips"
Kudlow (v/g), Robb Reiner (d) und Glenn "Five" Gyorffy (b) an diesem
Ort erst gewesen war. In der Tat liegen da keine vier Monate
dazwischen, denn Anvil waren mit Dio Disciples Ende Juni schon zu
Gast in Luzern. Somit war eine der sympathischsten wie unterbewertesten Metal-Combos dieses Planeten erfreulicherweise ein
weiteres Mal in der Schweiz. Somit war klar, was einen erwartete,
nämlich eine astreine Metal-Show. Den Anfang machte das rein
instrumentale «March Of The Crabs», was etwas ungewöhnlich erschien,
vor allem weil
die Band, kaum war sie auf der Bühne, ohne Ansage
gleich anfing zu spielen. Eigentlich war dies eine Art Intro, um
sich für das herrlich rumplige «666» warm zu spielen, das die Wände
der Schüür erstmals zum Erzittern brachte. Lips schien derweil
glücklicherweise spürbar mehr nüchtern denn stoned zu sein und legte
sich voll ins Zeug rein. Das galt auch für die Rhythmus-Truppe, wo
Robb seinen Kesseln keine Gnade gewährte und Glenn teilweise wie von
der Tarantel gestochen rum zuckte. Was war das für ein angenehmer
Kontrast zum wirklich grotten-schlechten Opener des Abends. Auch
soundtechnisch liess man nichts anbrennen und eigentlich hätten die
Canucks, wie schon bei Dio Disciples, als Special Guest von Saxon
aufgeboten werden sollen. Die bereits zahlreich aufmarschierten Fans
feierten Anvil nach allen Regeln der Kunst ab und diese dankten es
postwendend mit einem beherzten, 50-minütigen Auftritt. Ausser «Winged
Assassins», dem letzten Track der 83er Langrille «Forged In Fire»,
wurden nur Songs von «Metal On Metal» (1982) und dem brillanten
Neuwerk «Juggernaut Of Justice» (2011) gespielt. Letztere Kracher
passten bestens zum alten Repertoire (bei «Mothra» durfte natürlich
der legendäre Vibrator-Einsatz nicht fehlen!) und man kann nun
getrost von einer wenn auch (zu) späten Ehrerbietung für Anvil
sprechen. Einerseits kurbelte der (Kino-) Film über die bewegte
Bandgeschichte das Interesse bei den Fans (alt wie jung) wieder an
und wurde, zusammen mit den neuen, überzeugenden Songs zum Motor des
wohl ultimativen Aufbäumens dieser Szene-Legende. Völlig frei von
Berührungsängsten und irgendwelchen Allüren standen nach dem
Auftritt alle drei Bandmembers längere Zeit beim Merchstand und
erfüllten alle Wünsche ihrer Fans, zu denen nach diesem abermals
geilen Konzert wieder mehr gehören dürften als zuvor! (rsl)
Setliste: «March Of The Crabs» - «666» - «Juggernaut Of Justice» - «Winged
Assassins» - «Mothra» - «Swing Thing» - «Drum Solo» - «Fukeneh!» -
«New Orleans Voodoo» - «Metal On Metal».
Saxon
Leute..., Hand aufs Herz: Was gibt es denn Geileres, als einen der
besten Heavy Metal Act's der NWOBHM immer noch voll im Saft auf
einer Bühne abrocken zu sehen?!! Geschweige denn davon, dass sich die
Sets in den letzten Jahren zu reinen Wundertüten entwickelt haben
und trotzdem die meisten Saxon Fans stets auf ihre Rechnung kommen.
Biff und seine Hintermannschaft waren das erste Mal überhaupt in
Luzern und das erstaunt bei einer der "typischen Z7-Bands" der
letzten Jahre nicht wirklich. Die proppenvolle Schüür war ready, als
nach dem Intro mit «Hammer Of Gods» gleich der Opener des neuen
Albums «Call To Arms» die erste Duftmarke hinterliess. «Heavy Metal
Thunder» und «Never Surrender» als erste Kult-Oldies entzündeten
unmittelbar darauf den erwarteten Flächenbrand, der bis zum letzten
Ton anhalten sollte. Die ganze Band wirkte frisch wie motiviert
zugleich und ich frage mich jedes Mal aufs Neue, woher Bassist Nibbs
Carter die Physis her nimmt, dass er immer noch derart wie ein
Jüngling abbangen kann! Hoffentlich ereilt ihn eines Tages nicht das
gleiche Schicksal wie Jason Newsted (Ex-Metallica) oder aktuell Tom
Araya (Slayer), dessen Nacken für solche Einsätze leider überhaupt
nicht mehr mitspielt. Gitarrist Doug Scarratt frönt dem wilden
Rumgezapple hingegen überhaupt nicht, lieferte dafür aber scharfe
Soli und schwere Riffs satt ab. Sein Sidekick, respektive Ur-Gestein
Paul Quinn stand ihm dabei selbstverständlich in Nichts nach und
Nigel Glockler (d) hielt derweil die ganze Chose mit seinen
filigranen Fills wie straighten Beats überzeugend zusammen.
Bleibt noch Frontgaul Biff Byford, der seit diesem Jahr auch dem
ehrwürdigen 60er-Club angehört, sich dies aber zumindest auf den
ersten Blick kaum bis gar nicht anmerken liess. Die von Anfang an
guten Reaktionen der Fans beflügelten Saxon spürbar und liessen die
Lautstärke des Applauses stetig ansteigen. Nicht weniger als sechs
neue
Songs wurden gespielt, wovon ich eigentlich «Chasing The Bullet»
am meisten mag. Der Rest war schlicht eine musikalische Zeitreise
zurück zu den Anfängen des puren Heavy Metals der 80er. Bei «Motorcycle
Man» und «Dallas 1 PM» stand ich kurz vor der Erleuchtung und
schädelte voll dazu ab. Das Gefühl während dessen und vor allem
nachher: priceless!! Zu üppigem Flutlicht und massig Trockeneis
legten die Briten einen Hammer-Set hin, der mit den eher selten
gespielten «Rock'n'Roll Gypsy» und «Rock The Nations/Battle Cry»
weitere Glanzlichter setzte. Auch «Denim And Leather» groovte
natürlich abermals wie Sau und «Crusader» als erste Zugabe sorgte
nach wie vor für eine kribbelnde Gänsehaut. Meine Wenigkeit stand in
der zweiten Reihe und fühlte sich dabei pudelwohl wie die Made im
Speck! Als waschechter Heavy Metal Fan, ob alt oder jung, kommt man
keinesfalls an Saxon vorbei und da der Zahn der Zeit unerbittlich
voran schreitet, sollte man sich als Fan diese Szene-Institution
in der näheren Zukunft nicht entgehen lassen. Als nach fetten 110
Minuten das Licht wieder anging, sah man nur zufriedene Gesichter
und meine persönliche Bilanz fiel trotz dem Fehlen von weiteren
Klassikern wie «The Eagle Has Landed» oder «Broken Heroes» gar
euphorisch aus und bestärkte mich 100%-ig darin, dass es auf diesem
Planet nichts Besseres als diesen, "unseren" Sound gibt. Metal is forever...,
forever! (rsl)
Setliste: «Intro» - «Hammer Of The Gods» - «Heavy Metal Thunder» - «Never
Surrender» - «Chasing The Bullet» - «Motorcycle Man» - «Back In '79»
- «Mists Of Avalon» - «Dallas 1 PM» - «Call To Arms» - «Demon
Sweeney Todd» - «Rock'n'Roll Gypsy» - «Rock The Nations/Battle Cry»
- «When Doomsday Comes (Hybrid Theory)» - «Denim And Leather» - «Wheels
Of Steel» -- «Crusader» - «747 (Strangers in the Night)» - «Guitar
Solo Doug» - «Power And The Glory» --- «Bass Solo Nibbs» - «Strong
Arm Of the Law» - «Princess Of The Night».
|
|