«Warriors Of The Road – World Tour. Featuring all the hits
from the holy trinity Wheels Of Steel, Strong Arm Of The Law, Denim
And Leather» Mit diesen Worten und der neuen DVD im Gepäck wurde die
momentan laufende Saxon-Tour ins Leben gerufen. Was für die einen
der heilige Gral bedeutet und zwar, dass die drei erwähnten
Saxon-Werke im Mittelpunkt des Set stehen sollten, war für die
anderen eher eine zwiespältige Angelegenheit. Im Bewusstsein, dass Saxon mehr
als "nur" drei tolle Alben veröffentlichten, musste man wohl auf den
einen oder anderen persönlichen Hit verzichten, so auch in Pratteln.
Das Schöne war erneut, dass Saxon jedoch keinen Gig mit identischer
Setliste spielten. Aber dadurch musste zumindest der Schreiber
dieser Zeilen in Pratteln auf grandiose Tracks wie «The Great White
Buffalo», «Forever Free» oder das allmächtige «The Thin Red Line»
verzichten, welche an anderen Orten gespielt wurden. Trotzdem
besiegelten die teils schon über der 60-Jahre Grenze liegenden
Musiker, dass sie noch immer zu den besten Live-Truppen gehören und
tonnenweise Hits, Riffs, Powerbeats und Mitsingspiele in den Reihen
haben, um einen gelungen Abend zu kredenzen.
Gestartet wurde mit Halcyon Way, von denen ich nichts gesehen habe,
da ich zu dieser Zeit noch mit Saxon-Basser Nibbs Carter ein
Interview führte.
Skid Row So begann der Konzertabend mit den
ehemaligen Rock-Helden Skid Row, die in diesem Jahr schon zusammen
mit Buckcherry das Z7 unsicher machten. Die ehemalige Skandaltruppe
präsentierte sich der sehr gut gefüllten Halle bedeutend besser als
noch vor knapp einem halben Jahr. Frischer, packender und auf ihre
Hits bedacht, rockten Sänger Johnny Solinger, die beiden Gitarristen
Dave «Snake» Sabo und Scott Hill sowie die Rhythmustruppe mit Bassist
Rachel Bolan und Trommler Rob Hammersmith das Z7 in Grund und Boden.
Okay, die Jungs waren in den Endachtzigern und Anfangsneunzigern auf
der Bühne wilder. Aber wenn heute die Performance «ruhiger» ist, so
machen dies die Jungs durch eine breite Soundwand wett. Johnny kann
seinen Vorgänger Sebastian Bach sicher nicht immer vergessen machen.
Gesanglich singt er heute aber besser als die Skandalnudel Bach.
Johnny war immer bemüht das Publikum anzuheizen: «Are you shy? I
can't fucking hear you!!!», oder «My friends from Switzerland. See
my fist… Hey, hey, hey!» und schwitzte sich nach dem dritten Track
schon
mal die Kleider nass. Derweilen stand Scott mit seinen typischen
«kranken» Mimiken auf der Bühne und heizte die eh schon gute
Stimmung weiter an. Die Jungs spielen ihre Songs des Rock'n Roll
zuliebe und hatten eine Menge Spass dabei. Skid Row werden immer an
ihren beiden ersten Scheiben gemessen, welche von den Jungs mit
dieser Hitdichte heute nie mehr wieder komponiert werden können. Die
damalige Zeit und authentische Wildheit kann die Truppe heute in
dieser Form nicht mehr neu in Töne ummünzen. Dazu hat sich zu
viel verändert. Aber, der neue Track «We Are The Damned» beweist,
dass die rotzige Art noch immer in den Adern des Fünfers lebt.
Bedankt sich Rachel vor «Psycho Therapy» mit den Worten: «Thank you
from the bottom of my heart for the last 25 years. If I see you all
the peoples her, with the wonderful Iron Maiden, Judas Priest, Kiss,
Skid Row and AC/DC shirts… I know, Rock'n Roll is still alive in
Switzerland! Thank you for that», ist das mehr als nur ein
Lippenbekenntnis von Mister Bolan. Skid Row haben an diesem Abend
bewiesen, dass sie noch immer rocken können, ihre Hits noch immer
jeden Saal zum Kochen bringen und mit «Youth Gone Wild» und «18 And
Life» die jungen Fans zum Ausflippen und die alten zum nostalgischen
Träumen bringen. Thanks for that!
Setliste: «Slave To
The Grind» - «Piece Of Me» - «Let's Go» - «Big Guns» - «18 And Life» -
«Thick Is The Skin» - «Psycho Therapy» - «Monkey Business» - «We Are
The Damned» - «Youth Gone Wild».
Saxon
Man könnte meinen, dass nach einer solchen Vorstellung jeder
Headliner das Weit suchen würde. Nicht aber so Saxon. Der Fünfer um
Bandleader Peter «Biff» Byford spielte locker auf und startete als
Intro mit dem AC/DC-Song «It's A Long Way To The Top». Danach ging
es furios weiter mit lautem Motorengeräusch, «Motorcycle Man» und
den legendären schrillen Pfiffen von Biff. Obwohl die
Setliste im Schatten der allmächtigen Alben «Wheels Of Steel»,
«Strong Arm Of The Law» und «Denim And Leather» stehen sollte,
stammte fast die Hälfte der Songs nicht aus diesen Alben. Biff ist
trotz seiner 63 Jahre stimmlich noch immer auf der Höhe. Dies belegte
auch der lange Scream bei «Solid Ball Of Rock», der allen Besuchern
einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er war der Antreiber auf
der Bühne, der Zeremonienmeister, bei dem man sich aber oft Sorgen
machte, ob das Bangen noch angebracht ist, oder Biff gleich
sämtliche Knochen im Nacken brechen? Auch wenn mit der Zeit
das
Schütteln des Haupthaares (noch immer sehr lang) Takt sicherer und
entspannter wurde… Gesanglich bot die lebende Legende eine tadellose
Leistung. Alleine dafür muss man den Hut ziehen! Der absolute
Aktivposten bleibt hingegen der weitaus jüngere Nibbs, der bangend auf der
Bühne seine Runden zog und dabei oftmals seine Mitmusiker damit in Gefahr
brachte, sie umzurennen. Der Sympathikus, der schon längere Zeit in
Deutschland lebt, grinste und freute sich über die sehr lautstarken
Reaktionen der Fans. Die Gitarrenfront mit Paul Quinn und Doug
Scarratt feuerte zielsicher die Riffs der Gottesgaben «Crusader»,
«Wheels Of Steel», «Princess Of The Night» oder «I've Got To Rock
(To Stay Alive)» in die Halle und überzeugte bei den solistischen
Darbietungen. Speziell der instrumentale Part von «Frozen Rainbow»
und das Doppelsolo von «Suzie Hold On» sprachen für sich. Der
heimliche Held aller auf der Bühne stehenden Musiker bleibt aber
Nigel Glockler. Ein absolut sympathischer, mit einem grossen
Lausbubengen versehen Trommler, der trotz seinen 61 Jahren noch
immer einen verdammten Groove und donnernde Beats in den Konzertsaal
zu hämmern vermag. Alleine was der Gute mit seiner Doublebass Drum macht, können
viele seiner jungen Nachahmer nicht nachahmen.
Die 35 Jahre
Geburtstagsfeier von Saxon hatte neben einem unglaublichen Licht
leider einen teils sehr Bass und Schlagzeug domminierenden Sound an
gewissen Stellen im Z7. Das trübte für Wenige den Konzertgenuss.
Ansonsten tauchten alle mit ein ins mystische blaue Licht bei
«Lionheart», oder hüpften mit Biff im Kreis bei «I've Got To Rock
(To Stay Alive)», oder liessen sich von der Drum-Power bei
«Heavy Metal Thunder» plätten. Inwiefern ein
Track wie «Suzie Hold On» (Zitat: «We never played before in this
place») Sinn macht, oder man besser meine nicht gespielten Faves
«Dallas 1pm» und «20'000 Ft» gespielt hätte, muss jeder für sich
selber entscheiden. Fakt bleibt, dass Saxon in dieser Form kaum
Konkurrenz haben und die 35 Jahre der Truppe kaum anzumerken sind.
Dabei tauchte Biff in Erinnerungen ab, wie bei «And The Bands Played
On» (Zitat: «We played this song first at a festival with all the
other bands like Judas Priest, Rainbow, Saxon, Scorpions, April
Wine, Riot and (lachend)… Fuck, I forget all the other bands»), oder
das Publikum den Applaus von Biff nach «The Eagle Has Landed»
zugesprochen bekommt (noch immer einer der mystischsten Tracks auf
Erden) und die Fans lauter singen als Biff bei «To Hell And Back
Again». Der Abend war ein einziger Siegeszug der Engländer. «Last
night we played in Austria. Tomorrow we'll play in Munich. BUT
tonight we play in fucking Switzerland!» Wie wahr, Saxon machten
keine Gefangenen, rockten die Bude und liessen sich nach dem letzten
Ton von «Denim And Leather» zu Recht feiern. They came, they saw,
they conquer! Oder wie ein Song der Jungs schon immer prophezeite…
WE CAME HERE TO ROCK!
Setliste: «Motorcycle Man» -
«Sacrifice» - «Power And The Glory» - «Solid Ball Of Rock» -
«Lionheart» - ««Strong Arm Of The Law» - «I've Got To Rock (To Stay
Alive)» - «And The Bands Played On» - «Frozen Rainbow» - «Heavy Metal
Thunder» - «Suzie Hold On» - «Demon Sweeny Todd» - «The Eagle Has
Landed» - «To Hell And Back Again» - «747 (Strangers In The Night)» -
«Crusader» - «Princess Of The Night» -- «Wheels Of Steel» - «Denim And
Leather».
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