Nachdem uns Biff & Co. gerade zu Beginn des Jahres
konzertmässig besucht hatten, gab sich die britische Heavy Metal Bastion (allerdings ohne
den "Eagle") nochmals die Ehre bei uns. Mit dabei hatten sie dafür Doro, die
sich hiermit bei ihren Fans für zwanzig Jahre Support auf der Bühne bedanken wollte.
Zusätzlich stand ex-Savatage Shouter Zak Stevens mit Circle II Circle auf dem Programm.
Des Weiteren waren eigentlich noch Dionysus als Opener des Abends vorgesehen. Diese
konnten dann allerdings nicht auftreten, da ihr Sänger kurzfristig erkrankt war und das
Konzert deshalb gecancelt werden musste. Das bedeutete natürlich eine Änderung des
Konzertablaufes und so spielten Circle II Cirlce bedeutend früher auf, als von mir
angenommen. Gross war deshalb meine Verärgerung, als ich gegen 19.50 Uhr in Pratteln
eintraf und sich die Band mitten in ihrem drittletzten Stück befand! Tja..., da gibt es
immer wieder mal Verspätungen in Kauf zu nehmen und genau dann, wenn eine solche mal
erwünscht gewesen wäre, fällt man auf die Nase. Der schlechte Laune verflog dann aber
bald...
Cirlce II Circle
Die Belegung des Parkplatzes oben neben der Hauptstrasse ist immer ein guter Indikator
dafür, wieviel Leute jeweilen den Weg ins Z7 gefunden haben. Heute Abend musste das Auto
ordentlich weit hinten abgestellt werden, was grundsätzlich ein gutes Zeichen bedeutete.
In der Halle angekommen, musste die eben erwähnte, bittere Kröte des vorverlegten
Auftrittes geschluckt werden. Zak Stevens, der neusten Berichten zufolge eine komplett (?)
neue Hintermannschaft dabei hatte, sang gerade die letzten Zeilen von "Watching the
silence", den Titeltrack vom neuen Album und zu meinem Erstaunen bewegte sich unter
den paar Hundertschaften eigentlich (bis wohl auf die ersten zwei Reihen) rein gar nichts!
Es zeigte sich einmal mehr, dass das Publikum einfach nicht mehr das ist, was es noch vor
zehn oder fünfzehn Jahren war. Obwohl, als Zak an gleicher Stätte noch mit Savatage vor
gar nicht so langer Zeit auf der Bühne stand, ging es schon anders zu und her. Deshalb
habe ich keine Ahnung, was heute Abend los war, aber Heavy Metal Fans, die auf Saxon
stehen, sollten eigentlich etwas mehr für Circle II Circle übrig haben. Wie dem auch
sei, selbst "Edge of thorns" und zum Schluss "Taunted cobras" konnten
kaum was im optisch gut besetzten Z7 mehr ausrichten. Das wurde offenbar auch der Band
bewusst und darum verzichtete man wohl auch auf das eh unnötige Metallica-Cover
"Welcome home (Sanitarium)".
Set-Liste: "Out of reach", "Lies", "The circle", "Face
to face", "Into the wind", "Nothing's going on", "Sea of
white", "Watching in silence", "Edge of thorns", "Taunting
cobras"
Doro
Die kleine Düsseldorferin mit der grossen Stimme und dem äusserst fannahen Auftreten war
in den vergangenen Monaten relativ oft auf der Bühne anzutreffen. Noch jedes Mal gab sie,
zusammen mit ihrer Band, alles und bot der eingefleischten Fanschar stets eine
standesgemässe und authentische Heavy Metal-Show. Auch wenn die letzten paar Studio-Alben
zum Teil unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hatten, wetzten die tollen
Live-Auftritte jeweilen alles wieder aus. Deshalb war ich gespannt, was einen denn
heute Abend erwartete. Das heutige Konzert stand ja unter dem Motto, dass sich Doro
hiermit für zwanzig Jahre Support bei ihren Fans bedanken wollte und schon nach den
ersten Takten des Openers "I rule the ruins" war klar: Jetzt geht's ab Leute!
Der Sound kam ungewöhnlich laut und präzise aus der PA geschossen. Die Gitarren brateten
messerscharf, dass es eine wahre Freude war. Ich glaubte vor der Vorstellung der einzelnen
Musiker echt, dass die Gitarren-Front eine Neue sein musste. Pustekuchen! Doro's solide
Hintermannschaft bestand neben dem langjährigen Bass-Hünen Nick Douglas, Drummer Johnny
Dee (Britny Fox) und Gitarrero Joe Taylor auch aus Oliver Palotai, der für stimmige
Keyboard-Sounds und satte Sechssaiter-Riffs sorgte. Dies kam vor allem älteren Nummern
wie "Hellraiser", "Burning the witches", "Out of control"
(genial!) oder "Earthshaker rock" zugute. Doro befand sich stimmlich absolut auf
der Höhe und die Fans waren, im Gegensatz zum Trauerspiel bei der Vorband, endlich
aufgewacht und sorgten für die richtige Stimmung im Saal. "Für immer" kam
dabei ganz speziell rüber, man kriegte echt eine Gänsehaut! Nach dem Top-Auftritt in
Balingen 2002 war dies mit Abstand das beste Konzert, das ich bisher von Doro und ihrer
Band gesehen hatte. In diesem Zusammenhang war es natürlich schade, dass das entzückte
Publikum dem metallischen Ohrenschmaus "nur" gerade eine knappe Stunde lauschen
konnte. Ein Headliner-Set auf diesem Niveau wäre wirklich das Tüpfelchen auf dem
"i" gewesen. Von wegen angejahrt oder ausgelutscht: Doro 2003 - besser denn je!
Set-Liste: "I rule the ruins", "Always live to win", "Metal
racer", "True as steel", "Hellraiser", "Love me in
black", "Für immer", "Burning the witches", "Out of
control", "Burning up", "All we are", "Earthshaker
rock", "Fight".
Saxon
Wer als Metal-Fan diese NWOFBHM-Legende bisher noch nie live gesehen hat, dem bleibt einst
ein Platz im Rock-Himmel verwehrt, garantiert! Seit 1995, als Saxon mit dem in meinen
Augen, trotz anderweitig dazu formulierter Kritik, sehr guten Album "Dogs of
war" dem klassischen Heavy Metal in dieser musikalisch eher wirren End-Nirvana-Zeit
wieder neue Kraft einflössten, fliegt der Adler höher und majestätischer denn je. Die
nachfolgenden Alben bis hinein in die Neuzeit waren sicher teilweise Geschmackssache,
bewegten sich qualitativ aber stets im grünen Bereich. Die Live-Shows zähl(t)en jedoch
unbestritten und nach wie vor zum Besten, was die Szene hergibt. Frontmann Biff hat als in
Würde gealterter Sänger keinen Deut von seiner Ausstrahlung, wie Sangeskraft
verloren und lässt immer noch ganze Heerscharen von Möchtegern-Shoutern steinalt
aussehen. Die Band, zuletzt durch Doug Scarratt (g) und Fritz Randow (d) aufgefrischt,
spielt meist megatight auf und zelebriert den Metal genau so, wie er sein muss: hart und
laut! Dabei kommt es nicht darauf an, ob Saxon, wie auf der 97er-Tour, an gleicher Stätte
vor etwa 150 Leutchen weit über zwei Stunden lospowerten oder heute vor deutlich mehr
Fans aufspielen können. Dass dieses Mal nun der (Licht-) Adler zuhause blieb, war ein
Detail am Rande, tat aber der Performance auf der Bühne keinerlei Abbruch. Nachdem die
Bühne kräftig mit Trockeneis zugenebelt wurde, folgte nach dem Intro ein wuchtige
Version des Openers "Dogs of war", dem mit "Backs to the wall" ein
Track des allerersten Saxon-Albums folgte. "Rock the nations" entpuppte sich
danach als seltener Gast in der Set-Liste. Keine Songs wurden heute Abend von den Alben
"Power and the glory", "Forever free" und "Unleashed the
beast" berücksichtigt. Dies zeigt, wie schwierig es mittlerweile geworden ist, einen
möglichst vielen Fans genehmen Live-Set zusammen zu stellen. Obwohl meines Erachtens Doro
zuvor lauter und druckvoller klangen, bekam das gut mitgehende Publikum dennoch so oder so
ordentlich was auf die Lauscher. Besonders Gitarrist Paul Quinn schien mir
"wacher", als auch schon zu sein. Er genoss seine Solo-Einlagen, am Bühnenrand
stehend, sichtlich, während Doug, Nibbs und Fritz die Soundwand auffüllten. Biff's
Stimme klang in der total verrauchten Halle erstaunlicherweise immer klar und sauber. Mit
den gewählten Stücken war für jeden Fan, ob jung oder alt, mit Sicherheit ein jeweilig
persönliches Highlight dabei. Einzig "Court of the crimson king" zündet
einfach nicht so recht, aber das ist natürlich Geschmackssache. Als Alternative hätte
(auch ohne Adler) zum Beispiel "The eagle has landed" gut gepasst. Die
nachfolgenden Songs, unter denen sich erfreulicherweise auch "Broken heroes" und
"Ride like the wind" befanden, bügelten diesen Umstand jedoch mehr als
überzeugend wieder aus und nach guten 110 Minuten wurden die Helden des Abends gebührend
abgefeiert und lautstark verabschiedet. Bleibt nur zu hoffen, dass uns diese
Metal-Institution noch eine Weile erhalten bleibt!
Set-Liste: "Dogs of war", "Backs to the wall", "Rock the
nations", "Princess of the night", "Court of the crimson king",
"Motorcycle man", "Requiem (we will remember)", "Dallas 1
pm", "Are we travellers in time", "Strong arm of the law",
"Broken heroes", "20'000 feet", "Drum Solo Fritz Randow",
"Crusader", "747 strangers in the night", "Solid ball of
rock", "Ride like the wind", "Denim and leather", "Solo Doug
Scarratt", "Wheels of steel".
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