Im Jahre 2008 nach Christus erschien das mittlerweile sechste
Album der Münchner Mittelalter-Formation Schandmaul. Es wurde auf
den Namen „Anderswelt“ getauft. Nun, was ist eine Anderswelt? Damit
beschreiben sie ein Paralleluniversum in dem man vom Alltag
abschalten kann. Was in ihrer zehnjährigen Bestandeszeit für die
Band immer wichtig war, ist die Tatsache: Weniger ist mehr. Textlich
erzählen sie Geschichten für jedermann, die Lovestorys sind zwar in
fernen Zeiten angesiedelt, wurden aber in die Gegenwart übertragen.
Durch ihre speziellen Texte und Songs, die einfach jeden ansprechen
können, ziehen sie auch ein bunt gemischtes Publikum zu ihren
Konzerten an. Die aktuelle Tour steht nun ganz im Zeichen ihres
Jubiläums. Als besonderes Schmankerl bieten sie den Zuschauern in
jeder Spielstätte die Möglichkeit, per Voting die Setlist
individuell zu gestalten.
Die Spielleute aus dem Süden von Germanien machten sich im Zuge
ihrer Jubiläumstour auf einen Siegeszug durch den deutschsprachigen
Europaraum auf. Ohne Vorband legten sie mit gut halbstündiger
Verspätung los. Nach einem etwas wirren, halb Mittelalter- halb
Elektro-Intro stiegen die Jungs und Mädels auf die Bretter. Die
Bühne war bei den ersten Liedern eher dunkel und in Blau getaucht,
was dem Ganzen zwar einen guten Touch gab, aber für uns Fotografen
war es nicht besonders hilfreich. Hinzu kam, dass sich das Bierhübeli überlegen sollte, ob nicht doch ein Fotograben angebracht
wäre: Es ist sehr schwer, Fotos zu machen, wenn die Halle so gefüllt
ist wie an diesem Konzert, das aber nur kurz in eigener Sache. Die
Fans feierten die Band vom ersten Takt an ab und rockten voll los.
Die Stimmung war grandios und wurde der guten Laune und Spielfreude
der Münchner voll gerecht. Auch vom musikalischen Klang und der
Leistung her gab es absolut nichts zu bemängeln, das Ganze kam
kräftig und druckvoll daher. Bass, Drums und Gitarre hielten sich
mehrheitlich im Hintergrund sprich auf dem Drumpodest und
überliessen die Show den beiden Frauen, Anna an der Violine sowie am
Hurdy Gurdy und Birgit, die sich an den Flöten und Bagpipes zu
schaffen machte. Was natürlich speziell zu erwähnen ist, sind die
absolut schönen Kleider, in welche die zwei Ladys gewandet waren.
Auch nicht zu übersehen war Frontmann Thomas, der, mit Gitarre
bewaffnet, mit seiner Stimme die Zuschauer erfreute. Auch wenn ihre
Musik, für meinen Geschmack im ersten Moment, etwas zu wirr klang,
ergab jeder Song als Ganzes gesehen dann doch etwas Schlüssiges, das
einen auch packte. Speziell auch die kurzen, einfachen Texte machten
Spass, sie sich anzuhören. Thomas ging leider mit seiner melodischen
und cleanen Stimme zeitweise etwas in den Klängen der anderen unter,
und dadurch verstand man den Text manchmal nicht so richtig; aber
das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Fans aus Bern hatten die
Setlist per Online-Voting erstellt, und was dabei auffiel: Es waren
viele romantische Songs darunter. Da waren wohl mehrheitlich Damen
am
Abstimmen. Neben den Liebesmelodien lag der Schwerpunkt auf den
eher lustigen und fröhlichen Tracks, diese Songs animierten die Fans
natürlich, zusätzlich mitzusingen, zu hüpfen und zu tanzen. Die
Lichtshow wurde auch immer etwas bunter und tauchte mit Rot, Blau
und Grün die Bühne in die richtige Stimmung zu den Songs. Als es um
das „Geisterschiff“ ging, wurde es wieder düsterer und mit
melancholischen, traurigen Klängen wurde es mysteriös. Zum Liedchen
„Kein Weg zu weit“ erklärte Thomas, dass sie 1,5 Stunden lang das Bierhübeli gesucht hatten, weil das Navi ausgefallen war und die
Zeiten der Strassenkarten im Handschuhfach vorbei seien. Bei
„Vogelfrei“ ging es nochmals ordentlich rund im Zuschauerraum: Alle
hüpften und sprangen in die Höhe und feierten, was das Zeug hielt.
Ich glaube, das Bierhübeli ist an diesem Abend etwas mehr in die
Nähe des Bahnhofs gestampft worden, es wurde bei jedem Song
lautstark mitgesungen, dass es eine wahre Freude war. Was mir etwas
auffiel, war die Tatsache, dass gewisse Melodien ein wenig in die
Schlagerkategorie tendierten. Bei den wunderschönen Balladen wurden
die Wunderkerzen gezündet, und die Leute lagen sich in den Armen.
Nach einem ganz kurzen Drumsolo ging’s dann gleich noch mal amtlich
los in die letzte Runde, bis nach insgesamt ca. eindreiviertel
Stunden Konzerterlebnis dann der Vorhang geschlossen wurde und die
Fans wie auch die Band glücklich und zufrieden nach Hause gingen.
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