Die
immer beliebter werdenden finnischen Sentenced, die sich mit ihren depressiven
Selbstmord-Texten in Finnland bis zur goldenen Schallplatte gespielt haben, hatten auf
dieser Tour leichtes Spiel. Die ausverkauften Hallen, die ich in Nürnberg und Frankfurt
miterlebt habe, sprachen für sich. Mit dem Package Blackshine, Lacuna Coil und Sentenced
wurde hochwertige Unterhaltung geboten und keiner der Anwesenden hat nach diesem
Metal-Abend die Halle unzufrieden verlassen. Selbst für die so oft geäusserten
Autogrammwünsche standen die Bands vor und nach dem Konzert geduldig zur Verfügung.
Als Opener durften Blackshine auf die Bühne. Die Schweden sind den meisten Fans eher
unbekannt. Ihre grössten Erfolge hatten sie im Death Metal-Underground. Sie stellten
viele Stücke aus ihrem aktuellen Album "Soulless & proud" vor. Geboten
wurde erstklassiger, melodischer Death Metal mit viel Einsatz. Leider war der Mensch an
der Nebelmaschine doch etwas übereifrig, mit dem Ergebnis, dass Blackshine gut zu hören,
aber kaum noch zu sehen waren. Zu Ende des Sets wurde es in den vorderen Reihen immer
voller.
Immer mehr, vor allem recht junge, männliche Wesen strömten nach
vorne, um die nun folgenden Lacuna Coil nicht zu verpassen. Die
italienische
Band um die gutaussehende Sängerin Cristina Scabbia hat in letzter
Zeit viele Erfolge gefeiert. Mit ihrem dritten Album "Comalies"
sind Lacuna Coil gereift und bieten sehr emotionale Musik, die zu
oft einfach zu Gothic kategorisiert wird. Die Italiener bieten jedoch
weit mehr. Schon bei den ersten Tönen des Openers "Swamped"
war das Publikum begeistert. Neben dem optischen Highlight bekamen
die Fans wundervollen, gefühlvollen Metal geboten. Bei einem Song wie
"Heavens a lie" kam man sich vor, als würde man
in einem Popkonzert, umgeben von Teenagern stehen. Kreischende Fans,
die begeistert den ganzen Text mitsangen, waren während der kompletten
Show zu hören. Von den Italienern ging eine magische Kraft aus,
von der jeder in seinen Bann gezogen wurde. Besonders die tiefe
Stimme von Andrea Ferro harmonierte wunderbar mit Cristina, die
jedoch den Hauptteil der Vocals sang. Highlights waren Songs wie
das eben schon benannte "Heavens a lie", "Senzafine"
und "Self deception". Gar ein Begeisterungsturm wurde
durch "When a dead man walks" ausgelöst. Nach einer beachtenswert
guten Show mit Zugaben verliessen Lacuna Coil die Bühne, um Platz
für den Headliner zu machen.
Nach dieser guten Show und den unerwartet begeisternden Publikumsreaktionen bei Lacuna
Coil, hatte ich einige Bedenken, dass es Sentenced schwer fallen könnte, diese Show noch
zu toppen. Die waren aber völlig umsonst, wie sich schon
beim Intro "Konevitsan kirkonkellot" der Finnen zeigte. Es schien, als ob sich
die Fanschar seit der letzten Tour stark vergrössert hatte. Vielleicht hat ja der Erfolg
von HIM einen leichten Aufschwung für finnische Bands gebracht. Zu beweisen ist das
natürlich nicht. Nach dem Intro ging es los mit "Cross my heart and hope to
die", das schon lauthals von den Fans mitgesungen wurde. Sentenced boten mit ihren
depressiven, melancholischen Songs eine kurzweilige Show, die wegen Stimmproblemen leider
relativ kurz ausfiel. Dass die Finnen schon lange in dieser Formation zusammen spielen,
war klar zu erkennen, denn die Bühnenshow war gut
aufeinander abgestimmt. Keine langen Ansagen, sondern Musik pur..., das war das Motto des
Abends, wie Ville Laihiala erklärte. Auf der Set-Liste war der gesamte Schaffensweg der
Finnen vertreten. Angefangen vom Iron Maiden-Cover "The trooper", das komplett
vom Publikum gesungen wurde, während Sentenced grinsend auf der Bühne standen, über
"Noose", "Bleed" bis hin zu aktuellen Songs, war alles vetreten.
Insgesamt schien es mir jedoch, als wären Sentenced etwas ruhiger geworden. Die Songs
wurden mit riesiger Energie präsentiert, aber trotzdem waren es besonders die
melancholischen Balladen, wie "Noone there", die beim Publikum am beliebtesten
waren. Erst nach zwei Zugaben liess das Publikum Sentenced von der Bühne. Insgesamt ein
lohnender Abend, der noch recht lange im Gedächtnis bleiben wird.
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