Mit ihrem neuen, brutalen Silberling «A-Lex» im Gepäck wollen sie
die alte Welt abermals zum Beben bringen. Auf dem neuen Album haben
Sepultura die Story des Film «A Clockwork Orange» in ein neues,
hartes und musikalisches Gewand gesteckt. Man durfte also gespannt
sein, wie die Tracks live umgesetzt werden. Die zwei verbliebenen
Originalmitglieder Paulo Jr. (b) und Andreas Kisser (g) sowie die
zwei "Neuen" Derrick Green (v) und Jean Dolabella (d) bildeten
zusammen schon immer eine klasse Liveband und würden die Besucher
des heutigen Konzertes sicher nicht enttäuschen. Eröffnet wurde das
abendliche Geballer im Z7 durch Roots Of Death (CH), gefolgt von The
Sorrow (A).
Roots Of Death
Als Erstes waren die Jungspunde aus der Sonnenstube der Schweiz an
der Reihe, die noch relativ leere Halle zu rocken. Die Tatsache,
dass nicht besonders viele Zuschauer da waren, liess die Jungs
ziemlich unbeeindruckt und so legten diese gleich mit aller Wucht
los. Das energische Drum-Spiel von Sera trieb seine Kollegen vor
sich an und drückte dem Ganzen seinen Stempel amtlich auf. Die
Vocals von Kevin waren roh und hart, doch leider gingen diese
zeitweise in der Power des Sounds unter. Technisch befanden sich die
Tessiner auf einem sehr guten Niveau. Gerade die beiden Gitarristen
Boris und Paolo wussten mit hektischen Läufen und flinken Soli zu
gefallen. Von einer Band, die bereits mal in Wacken (2007) auf der
Bühne stand, kann man das aber auch erwarten. Die Zuschauer in den
ersten Reihen feierten mit der Band und liessen dazu ihre Matten
wild fliegen. Roots Of Death gaben alles und waren ein guter
Anheizer für die zwei nachfolgenden Bands. Sie bekamen sogar die
Ehre, als Zugabe einen Song mehr zu spielen. Da offenbar weder eine
Cover-Version einstudiert, noch ein neuer Song gespielt werden
konnte, nahm man kurzerhand nochmals den ersten Song der Setlist. Ob
das auch jeder gemerkt hatte? Seis drum, denn das death- und
hardcoregetränkte Thrash-Gebräu schmeckte so oder so.
The Sorrow
Die Österreicher legten anschliessend mit ihrer Mischung aus Melodic
Death und Metalcore mit Götheburger Touch ebenso heftig los. Sie
wollten der Schweiz wohl zeigen, wie hart sie spielen können und
legten gleich von Anfang an eine riesen Spielfreude an den Tag. Das
neue Album «Origin Of Storm» ist seit Ende Februar draussen
und
trägt teilweise die Handschrift von Mercenary. In der Heimat
kletterte die CD auf den respektablen Platz 25 der Charts!
Angesichts dem oft recht groovigen Gebretter natürlich erfreulich,
aber nicht zwingend zu erwarten. Die Rhythmus-Abteilung mit Dominik
(d) und Tobi (b & Backing Vocals) spielte tight zusammen und legte
damit die Richtung für die Gitarren, die im Doppelpack richtig fette
Riffs in die Gehörgänge jagten, wuchtig vor. Der Sound ging von
thrashig rau bis hin zu tiefen, druckvollen Death Riffs. Der Gesang
hing, wie zuvor schon, manchmal einfach in den Seilen und liess die
nötige Durchschlagskraft vermissen. Was diesem Bereich auch
anzukreiden ist, ist, dass etwas die Akzente fehlen. Die melodischen
Parts der Instrumentierung böten ansich die geforderte Substanz im
Sound. Leider quittierten die Zuschauer die ansich gute und fette
Leistung der Band mit wenig Beachtung und kaum Resonanz. Die ersten
Reihen machten zwar mit, aber sonst gab es leider Anstandsapplaus,
der der guten Performance eigentlich nicht gerecht wurde. An den
diesjährigen «Metal Dayz» stehen The Sorrow übrigens auch im Billing!
Mal sehen, wie es ihnen dann dort ergehen wird.
Sepultura
Seit 25 Jahren sind die Brasilianer eine feste Institution im Thrash/Death
Sektor. Als Max Cavalera im Jahre 1997 die Band verliess und für ihn
der grosse schwarze Mann Derrick Green kam, hatten viele Fans
Bedenken, dass die Band fortan nicht mehr das bieten kann, für was
sie lange Zeit standen. Aber dem war nicht so. Die aktuellen
Sepultura zeigten wieder deutlich, dass sie immer noch eine Macht
sind. Nach dem Intro plus Instrumentaleinlage stampfte Derrick auf
die Stage und dann konnte es los gehen. Wenn man den Frontmann so
anschaute, gab es nur eine Frage. Wer hat Angst vor dem schwarzen
Mann? Mit seiner Grösse und Statur, dazu der böse Blick, gepaart mit
der Stimme..., so kam das Ganze recht brutal und angsteinflössend
daher. Original Mitglied Andreas Kisser entlockte seiner Klampfe
derart imposante Riffs und flinke Soli, als ginge es darum, die
Gehörgänge zu vernichten. Der neue Mann hinter der Schiessbude
wusste auch mit hartem, auf den Punkt gespieltem Drum zu überzeugen.
Bei gewissen Parts wurde er von Derrick unterstützt. Der hatte eine
einzelne Tom auf der Bühne und konnte dort drauf hämmern. Die Band
wurde auch vom ersten Riff an gut abgefeiert und man merkte, dass
die Zuschauer in der mittlerweile gut gefüllten Halle nur auf sie
gewartet hatten. Songtechnisch lag das Hauptaugenmerk mehrheitlich
auf ihren neuen Tonträger «A-LEX», aber sonst gab es einen
Querschnitt durch das Schaffen der letzten 25 Jahre. Da waren Songs
vertreten, die von den Fans per Internet ausgewählt wurden und auch
sonst waren Bandklassiker wie «Arise», «Chaos A.D.» und natürlich
als
Rausschmeisser «Roots Bloody Roots» auf der Setlist zu finden.
Die Brasilianer haben den rauen Thrash/Death der Anfangstage zwar
etwas abgelegt und kommen treibender und groovender daher. Aber sie
haben immer noch die nötige Kraft und Gewalt, die Nackenmuskeln zu
mobilisieren. Was leider die Freude am Gig schmälerte, war die
Tatsache, dass der Sound-Mix in der Halle nicht wirklich das Wahre
war. Insbesondere der Bass wummerte und übertönte den Rest stark.
Dadurch verschwanden der Gesang oder auch die Gitarren zeitweise
etwas im Einheitsbrei. Den Fans hatte es augenscheinlich trotzdem
gefallen und waren auch bis zum letzten Song mit Begeisterung dabei.
Mit dem richtigen Sound wäre dieses Konzert zum absoluten Siegeszug
geworden. Auch wenn die Stimmen betreffend einer Reunion noch nicht
verstummt sind, fragt man sich: "Braucht die Metalwelt das
überhaupt?" In diesem Sinne verbleibe ich mit einem weinenden wie
lachenden Auge.
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