Seit 26 Jahren sind die Brasilianer in der harten Musikwelt
aktiv. Mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber immer dabei. 1996 stieg
Sänger Max Cavalera aus der Band aus. Da wurden Stimmen laut, welche
das nahe Ende der Combo prophezeiten. Aber die wurden eines Besseren
belehrt. Mit dem farbigen Riesen Derrick Greene wurde ein adäquater Ersatz
verpflichtet. Derrick hatte allerdings einen ziemlich schweren Stand bei den
Fans, doch jetzt, 14 Jahre später, hat der Hüne zur Genüge unter Beweis
gestellt, dass er eine starke und harte Stimme sein Eigen nennt. Mit
dieser kann er seinem Vorgänger das Wasser gut reichen. Im Jahr
2006 verliess dann auch noch Drummer Igor, der Zweite aus dem Cavalera Clan, die
Band. Aber auch das brachte die Jungs nicht zu Fall. Soviel zur
geschichtlichen Seite von Sepultura.
Momentan betouren sie den Globus mit ihrem letzten Tonträger «A-LEX»
im Gepäck. Darauf behandeln sie das Thema des ALEX aus dem Film „Clockwork
Orange“. Mit dem Machwerk konnten sie einmal mehr zeigen, dass sie
nach wie vor für harte Riffs, drückende Drumarbeit und eine wütende
Stimme stehen. Thrash Metal mit diversen Nebeneinflüssen wird einem
geboten. Somit ist ein Konzert der Jungs immer ein Garant für
Nackenschmerzen.
Blackwall
Die mir unbekannten Blackwall aus der Umgebung haben sich dem Groove
orientierten HC verschrieben. Pünktlich um acht Uhr jagten sie den
ersten Akkord aus den Boxen. Mit viel Freude und Drive prügelten sie
sich durch ein überzeugendes Set. Sie wussten ein fettes, grooviges
Brett zu fahren. Die Jungs überzeugten auf der ganzen Linie, das
nenne ich einen guten Opener. Der Mann hinter dem Mikro war in
ständiger Bewegung und brüllte sich die Seele aus dem Leib. Leider
fehlte ihm wohl zwischendurch etwas der lange Atem, will heissen
einzelne Parts rutschten in den Hintergrund und wurden von den Riffs
zermalmt. Die Band suchte auch immer wieder den Kontakt zum Publikum
und animierte dieses zum Mitmachen und um näher an die Bühne
heran zu treten. Das Ganze gelang eher mässig, aber das heisst noch
lange nicht, dass sie nicht zu gefallen wussten. Der Applaus wurde
nach jedem Track mehr. Diesen Auftritt kann man eigentlich nur als Sieg
werten.
Roots Of Death
Die "WOA Metal Battle" Gewinner des Jahres 2007 haben dieses Jahr ihr
erstes Album veröffentlicht. Mit ihrem Mix aus Thrash/Death Metal
gepaart mit starken Hardcore Einflüssen haben sie schon manche Stage
gerockt und eine gute Anzahl an Fans um sich scharen können. Sie
stiegen gleich amtlich fett in ihr Set ein. Das Kofmehl hatte sich
mittlerweile etwas mehr gefüllt. Brutal und hart zockten sie, was das
Zeug hielt. Ihr Stageacting war gut, auch wenn der Platz auf der
Bühne sehr eingeschränkt zur Verfügung stand. Mit sehr viel
Spielfreude jagten sie das Thermometer nach oben. Die Zuschauer
liessen sich von der Band infizieren und gingen recht gut mit. Der
geforderte Circle Pit kam aber nicht wirklich zu Stande. Dafür war
es wohl einfach viel zu heiss im rostigen Würfel. Die Jungs wissen
ihre Riffs in ein groovig hartes Gewand zu verpacken. Der Mann
hinter der Schiessbude knallte seine Beats und gab dem Rest der
Combo die Marschrichtung vor. Sänger Kevin brüllte sich regelrecht die
Innereien blutig und seinen Bewegungsdrang lebte er auch in vollen
Zügen aus. Es gab trotz der Hitze nicht viele Momente, in denen er
still stand. Roots Of Death waren ein würdiger, zweiter Anheizer und gaben
alles, um das Publikum auf Betriebstemperatur für die Brasilianer zu
bringen.
Sepultura
Um 22 Uhr war es an der Zeit, das brasilianische Riffgedonner zu
starten. Das Review könnte ziemlich kurz gehalten werden. Die Jungs
spielen ohne Mätzchen, will heissen keine grosse Show, nur die Musik
zählt, voll auf die Zwölf. Der Auftritt war ein Triumphzug. Wenn
Sepultura drauf steht, weiss man, was man kriegt. Knallharte Drums,
sägende Gitarren und ein unheimlich wirkender Derrick, der brüllt und
singt, als wäre er der Leibhaftige himself. Das Kofmehl füllte sich
immer mehr. Dadurch ging die Anzeige am Thermometer auch rasant und
schon fast bedrohlich nach oben. Man musste nur still in der Halle
stehen und es lief einem der Schweiss über die Stirn. Aber still
stehen und Sepultura, das sind zwei Dinge, die nicht zusammenpassen.
Die Temperatur war für die Jungs aus Südamerika wohl nicht so ein
Problem wie für uns Europäer. Als sie die Stage enterten, sah man den
Jungs, speziell Paulo Xisto, den Zahn der Zeit an. Der Mann am Bass
ist mittlerweile ziemlich stark ergraut. Aber das nur am Rande, denn an
Spielfreude und Härte hat er mit den grauen Haaren nichts verloren.
Die Band kam breit grinsend auf die Bühne als wären sie kleine Jungs
im Uebungsraum. Aber spätestens als Frontmann Derrick auf die
Bretter die die Welt bedeuten stapfte, gab es keinen Zweifel mehr.
Die Jungs haben nichts an Härte eingebüsst und wissen, was die Fans
wollen. Das 21 Songs umfassende Set bot einen perfekten Querschnitt
durch ihr Schaffen. Das ging über uralte Songs wie „Troops Of Doom“
und „Chaos AD“ bis hin zu den neuen Stücken des
aktuellen
Silberlings. Hin und wieder gab es Ansagen vom Fronter, sonst wurde
einfach Stück um Stück rausgedonnert. Von Beginn weg wurden sie
abgefeiert und die schweissnassen Fans gaben Vollgas, wie die Band
selbst auch. Der Groove und die Aggression ist ihr Fachgebiet. Wenn
Derrick dann noch seine eigene, vor dem Drumkit positionierte,
Trommel bedient, knallt es einfach nur noch hart. Der Mann kann einem
schon Angst einjagen. So gross und mächtig durchtrainiert, passt er
perfekt zum Sound der Band. Was die Band auszeichnet und einzigartig
macht, ist die Tatsache, dass sie viele Elemente aus der
südamerikanischen Musik verarbeiten. Etwa in der Hälfte musste ich
mir eine kurze Frischluftpause gönnen. Aber nur kurz, damit ich nicht
zuviel des fetten Auftritts verpasste. Obwohl Sepultura seit April
auf Tour sind und mit dem Konzert in Solothurn den letzten Europa
Gig für 2010 spielten, merkte man ihnen keine Müdigkeit an. Die
Schweiz wurde einmal mehr zur „Sepulnation“. Nach ganz kurzem Break
zogen sie dann dem Finale entgegen. Mit „Roots Bloody Roots“,
welches lautstark gefordert wurde, machten sie dann den Sack
endgültig zu. Müde, schweissnass aber glücklich machten sich danach
die vielen Fans auf den Nachhauseweg.
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