Falls jemand
unter Euch noch nie was vom Bad Bonn gehört hat, sollte er sich gründlich schämen. Das
kleine Café, das auf ungefähr 15 Jahre Geschichte zurückblicken kann, gilt seit langem
als Veranstaltungslokal der Extraklasse. Obwohl die Räumlichkeiten mit bis zu 250
Personen bis auf den letzten Platz voll sind, haben dort von 1349 und Cannibal Corpse
über Cradle Of Filth, Fantômas und Immortal bis hin zu Life Of Agony, Sodom, Stuck Mojo
und Such A Surge schon alle möglichen Gitarren-orientierten Bands gespielt. Aber nicht
nur Freunde der harten Kost kommen hier auf ihre Rechnung, der Elektronik wird hier
genauso wie dem Indie-Pop gefröhnt, Schräges trifft auf klar Strukturiertes, Chaos auf
Ordnung, Kreation auf Zerstörung. Kurzum: Hier wird für alle was geboten, die sich ihren
Weg abseits des Mainstrams suchen.
An diesem Abend wurde das Bad Bonn zum Austragungs-Ort einer Konzertreihe, deren Ursprung
im Label Mad3Music aus Bulle zu finden ist. Drei Freunde haben sich unter diesem Namen
zusamengefunden, um die Talente der Region zu fördern, Konzerte zu organisieren und
Veröffentlichungen zu vertreiben. Das Line-Up für diesen Event beinhaltete die mir bis
dato unbekannten Alien 8, Attack Vertical (Punk Metal) und Serge, eine erst kürzlich
formierte Band, deren Mitglieder allesamt schon vorher in der Freiburger Musik-Szene
tätig waren.
Alien 8
Als um ca. 22:00 Uhr Alien 8 die Bühne betraten, waren etwa 150 Personen anwesend, was
bei einem Club in dieser Grössenordnung durchaus als "eng" bezeichnet werden
darf. Nichtsdestotrotz hatte man beim anschliessenden Auftakt des Abends das Gefühl, dass
die Band im Proberaum wohl besser aufgehoben wäre, als auf den Bühnen dieser Welt. Was
als Thrash Metal angekündigt wurde, entpuppte sich live als banaler Sepultura / Machine
Head-Klon der lauwarmen Sorte. Obwohl oder gerade weil die Songs allesamt eine gewisse
Eingängigkeit aufweisen konnten, wollte sich partout kein einziges Stück aus der Masse
herausheben. Effekt-Spielereien, Double-Bass und Gastsänger zum Trotz, spannend wurde es
während den 40 Minuten kein einziges Mal - da half auch das eigens mitgebrachte Publikum
nicht weiter.
Attack Vertical
Attack Vertical, die als nächstes auf die Bühne stiegen, hatte ich schon mal live
gesehen, und zwar im alten Nouveau Monde in Fribourg. Wenn mein Erinnerungsvermögen nicht
getrübt sein sollte, so schwangen sie damals doch eher die Punkkeule als das
Metalschwert, und der Pit regierte vor der Bühne. Wenigstens zur Hälfte sollte diese
Vorahnung auch auf diesen Abend zutreffen. Der Punk liegt Attack Vertical immer noch eher
als der Metal, aber mehrstimmige Refrains kommen in beiden Stilistiken gut an. Doch was
den Pit angeht, war gleich zu Beginn klar, dass daraus nichts werden würde. Obwohl hier
der Applaus bisweilen stärker anschwoll, als noch bei Alien 8, konnte ich ansonsten kaum
Reaktionen im Publikum ausmachen. Ansonsten: Sauber gespielt, gutes Songwriting, aber
trotzdem: Punk und Metal sind seit jeher getrennte Wege gegangen, weshalb Punk beim
Metalpublikum auch nicht auf allzu offene Ohren stösst.
Serge
Serge hingegen hielten sich nicht lange mit dem Versuch auf, dem Publikum eine ungewohnte
Stilmischung zu verkaufen, sondern holten gleich von Beginn weg mit ihrem
zeitgenössischen Metalcore den Applaus auf ihre Seite. Obwohl die Musik (vor allem die
Tempi) stellenweise an älteren Hardcore erinnerte, erwies sich das Gebräu im Grossen und
Ganzen als absolut headbang-konform. Die fünf Jungs waren mehr oder weniger ständig in
Bewegung, was auf der kleinen Bühne durchaus als Kunststück bezeichnet werden darf, denn
es kam zu keinen nennenswerten Zusammenstössen. Am Mikro waltete übrigens niemand
Geringerer als Kéké, der Veranstalter der Metalact-Abende in Fribourg, dessen
Bemühungen, Schweizerdeutsch zu sprechen, vom Publikum mit lautem Humor quittiert wurden.
Nach zwei Zugaben (von denen eine ein bereits gespielter Song war) war dann aber definitv
Schluss, und Kéké entschuldigte sich unter dem Vorwand, dass sie einfach keine Stücke
mehr auf Lager hätten. Fazit: Auf Serge würde ich im folgenden Jahr ein Auge werfen,
hier könnte sich effektiv etwas tun...
|
|