Livereview: Serge - Attack Vertical - Alien 8
8. Januar 2005 Düdingen, Bad Bonn
By El Muerte
Falls jemand unter Euch noch nie was vom Bad Bonn gehört hat, sollte er sich gründlich schämen. Das kleine Café, das auf ungefähr 15 Jahre Geschichte zurückblicken kann, gilt seit langem als Veranstaltungslokal der Extraklasse. Obwohl die Räumlichkeiten mit bis zu 250 Personen bis auf den letzten Platz voll sind, haben dort von 1349 und Cannibal Corpse über Cradle Of Filth, Fantômas und Immortal bis hin zu Life Of Agony, Sodom, Stuck Mojo und Such A Surge schon alle möglichen Gitarren-orientierten Bands gespielt. Aber nicht nur Freunde der harten Kost kommen hier auf ihre Rechnung, der Elektronik wird hier genauso wie dem Indie-Pop gefröhnt, Schräges trifft auf klar Strukturiertes, Chaos auf Ordnung, Kreation auf Zerstörung. Kurzum: Hier wird für alle was geboten, die sich ihren Weg abseits des Mainstrams suchen.

An diesem Abend wurde das Bad Bonn zum Austragungs-Ort einer Konzertreihe, deren Ursprung im Label Mad3Music aus Bulle zu finden ist. Drei Freunde haben sich unter diesem Namen zusamengefunden, um die Talente der Region zu fördern, Konzerte zu organisieren und Veröffentlichungen zu vertreiben. Das Line-Up für diesen Event beinhaltete die mir bis dato unbekannten Alien 8, Attack Vertical (Punk Metal) und Serge, eine erst kürzlich formierte Band, deren Mitglieder allesamt schon vorher in der Freiburger Musik-Szene tätig waren.


Alien 8
Als um ca. 22:00 Uhr Alien 8 die Bühne betraten, waren etwa 150 Personen anwesend, was bei einem Club in dieser Grössenordnung durchaus als "eng" bezeichnet werden darf. Nichtsdestotrotz hatte man beim anschliessenden Auftakt des Abends das Gefühl, dass die Band im Proberaum wohl besser aufgehoben wäre, als auf den Bühnen dieser Welt. Was als Thrash Metal angekündigt wurde, entpuppte sich live als banaler Sepultura / Machine Head-Klon der lauwarmen Sorte. Obwohl oder gerade weil die Songs allesamt eine gewisse Eingängigkeit aufweisen konnten, wollte sich partout kein einziges Stück aus der Masse herausheben. Effekt-Spielereien, Double-Bass und Gastsänger zum Trotz, spannend wurde es während den 40 Minuten kein einziges Mal - da half auch das eigens mitgebrachte Publikum nicht weiter.

Attack Vertical
Attack Vertical, die als nächstes auf die Bühne stiegen, hatte ich schon mal live gesehen, und zwar im alten Nouveau Monde in Fribourg. Wenn mein Erinnerungsvermögen nicht getrübt sein sollte, so schwangen sie damals doch eher die Punkkeule als das Metalschwert, und der Pit regierte vor der Bühne. Wenigstens zur Hälfte sollte diese Vorahnung auch auf diesen Abend zutreffen. Der Punk liegt Attack Vertical immer noch eher als der Metal, aber mehrstimmige Refrains kommen in beiden Stilistiken gut an. Doch was den Pit angeht, war gleich zu Beginn klar, dass daraus nichts werden würde. Obwohl hier der Applaus bisweilen stärker anschwoll, als noch bei Alien 8, konnte ich ansonsten kaum Reaktionen im Publikum ausmachen. Ansonsten: Sauber gespielt, gutes Songwriting, aber trotzdem: Punk und Metal sind seit jeher getrennte Wege gegangen, weshalb Punk beim Metalpublikum auch nicht auf allzu offene Ohren stösst.

Serge
Serge hingegen hielten sich nicht lange mit dem Versuch auf, dem Publikum eine ungewohnte Stilmischung zu verkaufen, sondern holten gleich von Beginn weg mit ihrem zeitgenössischen Metalcore den Applaus auf ihre Seite. Obwohl die Musik (vor allem die Tempi) stellenweise an älteren Hardcore erinnerte, erwies sich das Gebräu im Grossen und Ganzen als absolut headbang-konform. Die fünf Jungs waren mehr oder weniger ständig in Bewegung, was auf der kleinen Bühne durchaus als Kunststück bezeichnet werden darf, denn es kam zu keinen nennenswerten Zusammenstössen. Am Mikro waltete übrigens niemand Geringerer als Kéké, der Veranstalter der Metalact-Abende in Fribourg, dessen Bemühungen, Schweizerdeutsch zu sprechen, vom Publikum mit lautem Humor quittiert wurden. Nach zwei Zugaben (von denen eine ein bereits gespielter Song war) war dann aber definitv Schluss, und Kéké entschuldigte sich unter dem Vorwand, dass sie einfach keine Stücke mehr auf Lager hätten. Fazit: Auf Serge würde ich im folgenden Jahr ein Auge werfen, hier könnte sich effektiv etwas tun...