Überrascht stand ich am Dynamo vor verschlossener Tür. Keine
Besucher auf den Treppen, kein Ticketverkauf, keine Türsteher.
Auftritt abgesagt? Irrtümlicherweise dachte ich, das Konzert würde
im Grossen Saal stattfinden, denn aufgrund der starken Besetzung der
Bands die aus Mitgliedern von Type O Negative, Life Of Agony und
Biohazard bestehen, war das für mich eigentlich gar keine Frage. Im
Werk 21, das bis zu 200 Leute fasst, bin ich dann fündig geworden.
Der Kellerraum war mit knapp 100 Besuchern zwar nicht gerade bestens
besucht, aber egal. Die Stimmung war grossartig! Bereits als Type O
Negative 2003 mit dem Studioalbum ĞLife Is Killing Meğ Erfolge
feierten, gründeten deren Gitarrist Kenny Hickey und Schlagzeuger
Johnny Kelly das Nebenprojekt Seventh Void, welches jedoch keine neue
Version von Type O Negative sein sollte, denn nach dem tragischen
Tod vom TON Sänger Pete Steel im Jahr 2010 wusste man nicht
wirklich, wie es weiter gehen würde. Dass auf dieser Tour A Pale
Horse Named Death im Vorprogramm spielten, war keine grosse
Überraschung...
A Pale Horse Named Death
Fast 50% der Besetzung bei A Pale Horse Named Death musste die Bühne
erst gar nicht verlassen und konnte beim Hauptact ohne grosse Pause
weiter schwitzen. Sal Abruscato (Gründungsmitglied Type O Negative,
Schlagzeuger bei Life Of Agony) der jetzt hier am Mikrofon und an
der Gitarre wieder zu finden war, machte trotz der nicht all zu
überzeugenden Stimme an der Front durch seine Ausstrahlung keine
schlechte Figur.
Der
düstere, erdige Sound passte einfach hervorragend zum muffigen
Kellergewölbe des Werk 21 und die Jungs in der ersten Reihe hatten
sich schon eine gute Ladung Bier in den Hals geschüttet was dazu
führte, dass sie während dem ganzen Konzert wild gestikulierten und
versuchten, damit den Sänger aus dem Konzept zu bringen. Die Band
hatte sichtlich Freude daran. Sal Abrusco erhob sein Bierbecher,
prostete dem Publikum zu, um dann wieder die Augen zu schliessen und
weiter zu fahren auf der endlos doomigen und schwermütigen Reise.
Zwischendurch ölte er zum Ausgleich seine Stimme und nuckelte am
Honigfläschen. Welch ein Kontrast und wie erwartet kommt der
wummrige Sound live noch viel besser rüber als auf CD.
Seventh Void
Seventh Void
Mit ähnlichem Sound folgte Seventh Void und Kenny Hickey schien
schon gleich zu Beginn irgend etwas nicht zu passen. Der ehemalige
Gitarrist von Type O Negative testete sein Mikrofon und war
plötzlich nur am Fluchen. "Where is the damn soundman?" Zur
Entspannung gab es dann gleich mal ein Bierchen, was aber leider
nicht viel weiter half. Basser Matt Brown schielte besorgt rüber, um
dann von Kenny einen Hammer abzubekommen, weil er angeblich das Bier
verschüttet hätte. Irgendwie dicke Luft auf der Bühne.
Johnny Kelly (dr) lachte sich über den nörgelnden Frontmann halb
kaputt. So und dann ging es auch endlich mal los. Schwermütige Riffs
dominierten den Abend. Doom-Metal aus den 80ern, etwas Stoner Rock
und eine Stimme voller Zorn und Hoffnungslosigkeit paarten sich zu
einer musikalischen Dampfwalze. Während dem Song ĞDie Aloneğ, welchen
sie dem verstorbenen Pete Steel widmeten, konnte sich der wild umher
fuchtelnde, extra aus Polen angereiste Fan einfach nicht mehr zurück
halten und stürmte auf die Bühne, um sich das Micro zu krallen.
Kenny sichtlich begeistert, empfing den gross gewachsenen
Blondschopf mit Handschlag und den Worten "Wow, a blond Pete Steel
Look-A-Like!". Eine solch starke Besetzung in einem winzigen Club
hautnah erleben zu können, ist einfach grossartig. Um 22.00 Uhr war dann
auch schon alles zu Ende und eine Zugabe lag leider nicht mehr drin.
Vielleicht war der gute Kenny tatsächlich an dem Abend nicht gut
drauf. Seine Bühnenpräsenz war in jedem Fall top. Im Foyer gab es
noch CDs (CHF 10.-) und T-Shirts (CHF 15.-) zu absolut fairen Preisen
und die Bands waren anwesend, um das Material auch noch zu
signieren. Kult!
|
|