Bei ihrem ersten Konzert in der Schweiz zum neuen Album "Everest"
zeigten sich Shakra von ihrer besten Seite. Aber auch ihre Vorbands
punkteten mit soliden Leistungen, wobei der Auftritt von Tempesta
zumindest bei Insidern eher Kopfschütteln als Begeisterung auslöste.
Ebenso verwunderlich war die Tatsache, dass das Volkshaus nicht
annähernd ausverkauft war. Wer dies allerdings als schlechtes Omen
für die neue Shakra-Scheibe deutet, der irrt. Denn in der Woche vor
dem Konzert kletterte der Silberling auf Platz 4 der Schweizer
Longplay-Charts. Es scheint deshalb eher so, als ob die hiesigen Fans
geduldige Wesen sind, welche auf ihre Lieblingsband bis zu den
Sommerfestivals oder der Herbsttour warten können. Die Ungeduldigen
genossen Shakra aber bereits Anfang Mai in Zürich.
Maxxwell
Mit Maxxwell bestieg eine noch ganz junge Hard Rock-Band die Bühne
des Volkshauses, wobei es sich bei den Musikern allesamt um
erfahrene Leute aus dem Raum Luzern handelt. In den Biographien der
Akteure finden sich denn auch ehemalige und aktuelle Bands wie Ancient Season, Crown Of Glory, Luke Gasser, Aka Profound oder Andy
Portmann. Umso weniger erstaunte es darum, dass Maxxwell gleich
richtig Gas gaben, um aus ihren 30 Minuten das Maximum
herauszuholen. Zu hören gab es ausgewählte Perlen des Debut-Albums
Dogz On Dope. Und dieses hat es in sich, auch wenn die Songs im
Volkshaus anders klangen als auf CD. Besonders Nöbis Stimme erinnert
auf Platte viel weniger an diejenige von Shakra-Sänger Mark Fox.
Trotzdem oder gerade deshalb erwiesen sich Maxxwell als ideale
Vorband von Shakra. Letztere schien ihren Support-Act auch nicht
unnötig behindern zu wollen und erlaubte dem Soundmischer, ein
tolles Brett zu fahren. Songs wie „Bad To The Bone“ oder „Dogz On
Dope“ kamen fett aus den Boxen und sorgten dafür, dass sich die zu
Beginn verhaltenen Publikumsreaktionen bis zum Ende in einen guten
Schlussapplaus verwandelten. Maxxwell boten eine kurze, dafür
herzliche Show, der schliesslich nur noch der letzte Kick und ein
wenig mehr Feuer in den Allerwertesten fehlte, um als wirkliches
Highlight in die Geschichte einzugehen.
Tempesta
Wer sich lieber Feinde als Freunde macht, ist bei Tempesta an der
richtigen Adresse. Und da ich eher zu ersten gehöre, wird mich das
Quartet wohl nach dem Lesen der nächsten Zeilen nicht mehr ganz so
lieb haben wie bisher. Damit es für sie erträglicher wird und ich
schliesslich auch der erste Eindruck zählt, gehe ich didaktisch
geschickt vor und zähle zuerst die positiven Aspekte des Auftritts
auf. Von diesen waren nämlich an diesem Abend nicht wenige
Vorhanden. Tempesta zeigten sich agil wie eh und je und schmissen
gekonnt Stimmungsbomben wie „Pain“ und „Do You Understand“ in die
wartende Menge. Zwar erinnern einem die Kompositionen immer noch an
Metallica zu Load- und Reload-Zeiten, sie können aber auch immer
wieder eigene Akzente setzen. Als Höhepunkt gab es beim Schlusssong
das eingebaute Solo von „Comfortably Numb“ des The Wall-Albums einer
sehr bekannten Band Namens Pink Floyd. Tempesta bewegten sich
redlich, konnten aber wie zuvor Maxxwell das Publikum nicht richtig
mitreissen. Vielleicht musste sich die Band auch schlicht zu fest
darauf konzentrieren, den Auftritt zu dem zu machen, was er in
Wahrheit war: Eine Show. Und wie bei einer Show üblich, war auch
hier mehr Schein als Sein. Tempesta gehören nämlich nicht zu den
Bands, die ihre Energie in das Üben von Backing Vocals investieren.
Wozu auch, schliesslich gibt es ein Tonband, das diese perfekt
wieder gibt. Dumm nur, dass man dazu auch noch gut schauspielern
sollte. Das Üben mit den scheinbar bösen Chorstimmen kann also nicht
ersetzt werden. Da dies bisher aber noch niemand der Band gesagt
hat, übernehme ich jetzt selbstlos diese schwere Bürde und spiele
ein wenig den Bösen. Denn was Tempesta da auf der Bühne
produzierten, wirkte schlicht lächerlich. Natürlich wäre das alleine
noch keine Katastrophe. Aber wenn Sprachrohr und
Sänger Reto
Thalmann sich zusätzlich den Fehler erlaubt zwei alte Songs als
solche ankündigt, welche auf dem kommenden neuen Album ihren Platz
haben werden, dann hat der Mann entweder getrunken oder getraut sich
nicht, die neuen Lieder zu spielen. Dass man sich dabei bei
Bandkennern nicht unbedingt beliebt macht, sollte klar sein und ist
dementsprechend peinlich. Wieso die Band auf dieses Verwirrspiel
setzt, bleibt mir ebenfalls ein Rätsel, denn nach dem bereits
aufgeschalteten Medley der wirklich neuen Songs zu urteilen, müssen
diese alles andere als versteckt werden. Ich verstehe es daher
nicht, dass man zwar auf eine Fanbasis aufbauen möchte, aber diese
gleichzeitig verscheissert. Ne, ne, ne, so geht das nicht! In
Betracht dieser groben Schnitzer war der Auftritt also nur zum
Heulen und hat schlicht mehr zerstört als aufgebaut. Aber wenn die
Band unbedingt ihr eigenes Grab schaufeln will, nur zu! Oder auf
diesen Auftritt bezogen in den Worten eines guten Kollegen
gesprochen: „Ihr habt nur zwei Probleme: Erstens, es gibt euch und
zweitens, ihr tut nichts dagegen!“ Aber zum Glück gab es ja noch
Shakra.
Shakra
Shakra kennen sich zwar ebenfalls mit Backing Vocals ab Band aus,
allerdings scheinen diese viel sparsamer und gezielter eingesetzt zu
werden als bei Tempesta. Es war eher lustig, wie Mark Fox bei der
Ballade „Why“ gleichzeitig Lead- und Backing Vocals gesungen hat.
Sichtlichen Spass hatten aber auch Shakra selbst, die mit „Ashes To
Ashes“ des neuen Albums das Konzert eröffneten. Dazu gab es erste
kleine Flammen zu sehen. Die Band hatte sich auf ihrer kurzen
Deutschland-Tournee prima für das Konzert im Volkhaus eingespielt
und strahlte im Kollektiv bis über beide Ohren. Und sogar beim sonst
eher zurückhaltenden Lead-Gitarristen Thom Blunier huschte ab und zu
mal ein Lächeln über die Lippen. Der neue Bassist Dominik Pfister
(ehemals Gitarrist bei Grey Monday) scheint gut ins Bandgefüge
eingeführt zu werden, so dass man getrost von einer Einheit sprechen
konnte. Letzterer durfte sich gar mit einem Basssolo vorstellen,
bevor der Rest kräftig in „Love Will Find A Way“ einstieg. Die
Setliste war an diesem Abend sehr ausgeglichen und deckte
erwartungsgemäss vor allem die Marc Fox-Ära ab. Dass man dabei auf
den ein- oder anderen Knaller des neuen Albums verzichtete, ging in
Ordnung. Bestätigt wurden Shakra dafür bereits nach relativ kurzer
Auftritts-Zeit mit einer Standing Ovation Publikums nach „She’s My
Ecstasy“. Es folgte „Chains Of Tempation“ des Fall-Albums, das
dermassen begeistert aufgenommen wurde, dass Fox seinem Rowdy die
Anweisung gab, das Publikum zu fotografieren. Die bereits erwähnte
Ballade „Why“ kam druckvoll aus den Boxen und schien live irgendwie
besser zu funktionieren als auf CD. Bei „Never Let You Go“ wurde
schliesslich die Gretchen-Frage gestellt, ob Shakra wirklich so gut
eingespielt und die Chemie untereinander wirklich hervorragend war.
Stimmt etwas bandintern nicht, merkt man das nämlich spätestens bei
diesem Song, der punktgenau gespielt extrem geil ist. Stimmt was
nicht, verliert auch der Song an Wirkung. Und tatsächlich
überzeugten Shakra gerade mit diesem Lied. Fox baute dabei im
Zwischenteil gekonnt die üblichen Singspielchen ein, nivellierte
aber erst aus, nach welchem Kriterium er das Publikum zum Spielen
teilen sollte. Die Variante unter 30 gegen über 30 schien
schliesslich zu funktionieren, so dass ein netter Wettkampf ums
„lauter Schreien“ entfachte. Schlag auf Schlag ging es danach dem
Ende zu, und Shakra schmissen „Why Don’t You Call Me Anymore“ und
das eingängige „Hands On The Trigger“ ins Volk. Ein kurz
angespieltes „Nothing To Loose“ beendete das reguläre Set. Diesem
konnten nach lautem Geschrei nur noch „The Other Side“ eines drauf
setzten, bevor von Flammen umrahmt „Rising High“ den wirklich
hervorragenden Auftritt von Sharka beendeten. Fazit: Mission
erfüllt, der Patient erschöpft aber glücklich.
|
|