Nachdem die Rocker aus dem
Emmental ihre neue Langrille «Powerplay» Ende Januar verdient auf den
Schweizer Chart-Thron hieven konnten, war es nun an der Zeit, das
entsprechende Gegenstück auf der Bühne abzuliefern. Vor dem ersten
Konzert der Tour 2013 in der Heimat, spielten sich Shakra in
Deutschland (Berlin, Köln und Ingolstadt) zuerst mal etwas warm. Das
war sicher keine schlechte Idee und das Gleiche sagten sich auch etwa
geschätzte knapp 600 Leute, die heute Abend nach Solothurn ins
ehrenwerte Kofmehl gepilgert waren. Sie, wie ich auch, waren gespannt,
ob die Kompaktheit der neuen Songs, ergänzt um ein paar oldschool
Tracks und Bewährtem aus dem Backkatalog den Nerv der Fans treffen
würden. Bevor diese Antwort abgegeben wurde, bestieg aber erstmal die
junge Band Drïzella aus Burgdorf die Bühnenbretter des „Köffu“. Es war
augenscheinlich, dass die Jungs mit den coolen Pseudonymen Colin
Cobra (v), Geronimo (g), Neo Nÿne (d) und Sammy Gunn (b) sehr jung
waren. Letzterer ist noch nicht lange in der Band, wie ich nach dem
Konzert in Erfahrung brachte. Nichtsdestotrotz liessen die Youngsters
es ordentlich krachen und sorgten für eine tolle Stimmung.
Drïzella
Obwohl die ausgewählten Namen zum Schmunzeln anregten und die
Mikroständer-Accessoires bei Steven Tyler (Aerosmith) abgeschaut
wurden, legten die „Bärner Giele“ (deutsch: Berner Burschen) ziemlich
selbstbewusst los. In der Schnittmenge von Glam Rock über Heavy Metal
bis hin zu Sleaze wie Melodic Rock oder Hair Metal präsentierten
Drïzella einen frischen Mix, der vor allem von den überraschend guten
Vocals des Colin Cobra profitieren konnte. Überhaupt legten Drïzella
bis auf den (noch) viel zu zurückhaltend agierenden Bassisten eine
richtig gute Show hin und fanden schon bald den Draht zum Publikum.
Insbesondere Gitarrist Geronimo überzeugte weitgehend nicht nur durch
sein Spiel, sondern auch dem entsprechenden Posen. Einzig das
zwischendurch überhaupt nicht spontan wirkende kollektive
Beinhochschwingen offenbarte noch Potenzial an dieser Stelle. Ansonsten
vermochte das jugendliche Quartett erstaunlich zu punkten, was im Wesentlichen
der Verdienst der grundsätzlich eigenen Songs war. Wo anderen die Ideen
ausgehen und oftmals halbgare Cover-Versionen ausgepackt werden,
liessen Colin und seine Jungs nichts anbrennen. Dazu gehörte natürlich
auch das Animieren des Publikums, einhergehend mit dem Anzetteln von
Mitsing-Parts, die, das sei an dieser Stelle hervor gehoben, auf
fruchtbaren Boden fielen. Mag sein, dass man in Solothurn von einem
gewissen Heimvorteil profitieren konnten, aber ich habe schon so viele
mitunter wirklich gute Support-Bands gesehen und gehört, die von
gelangweilten oder halt nicht bis schwer motivierbaren Fans quasi
ignoriert wurden. Nicht heute Abend im Kofmehl und nicht bei Drïzella.
Dafür gebührt ihnen Respekt, den Shakra dahin gehend unterstrichen,
indem sie ihrer Vorgruppe gar eine Zugabe gewährten und diese letztlich
stolze fünfzig Minuten (!) auf der Bühne stehen durften. Mit einem
kräftigen Schlussapplaus wurden die Burgdorfer schliesslich
verabschiedet und machten beste Werbung in eigener Sache.
Setliste: «Animal» - «Tequila n‘ Bulletz» - «Sex Drugs &
Rock’n’Roll» - «Lift Me Up» - «Nasty» - «Thunderbird» - «Rolling The
Dice» - «Breaking The Chains» -- «I Love 2 Tay Fuck».
Shakra
Nun war es am Headliner, den Klassenunterschied aufzuzeigen und das
taten die Emmentaler dann auch gleich vom ersten Ton an. «Life Is Now»,
ebenso der Opener des neuen Albums, eröffnete das Konzert, gefolgt von
«The Mask», ebenfalls von «Powerplay». Während die Band gleich voll
aufspielte, brauchten die Stimmbänder von John Prakesh noch ein
Weilchen, bis sie so zu sagen „warm“ waren. Nach dem ausgiebigen
Solo-Part war Thom Blunier dann auch auf Betriebstemperatur, wie sein
Sidekick Tom Muster auf der anderen Seite. Während Drum-Master Roger
Tanner hinten die Felle mit einem oberfetten Groove verdrosch,
komplettierte Dominik Pfister derweil den Rhythmus-Teppich davor.
Dieser dürfte für meinen Geschmack allerdings ruhig noch etwas mehr Gas
geben! Wie gut die neuen Songs sind, die Shakra auf der aktuellen
Langrille untergebracht haben, bezeugten insgesamt nicht weniger als
acht Tracks (!) daraus, also glatt drei Viertel der Scheibe! Das zeugte
von hohem Selbstvertrauen und übertrug sich im Nu auf das vorher von
Drïzella gut eingestimmte Publikum. Je länger der Auftritt dauerte,
desto besser klang Johns
Stimme und riss damit seine Kollegen regelrecht mit. Weniger gut war
hingegen (wie halt immer wieder mal im Kofmehl) das Licht, was das
Fotographieren zwar nicht gerade zur Tortur werden liess, für letztlich
brauchbare Pics aber entsprechend Geduld erforderte.
Mit «Higher» folgte ein erstes persönliches Highlight, das den Spirit
der frühen Tage optimal mit dem Songwriting der Gegenwart zu verbinden
vermag. Das ist auch der Moment, wo John Prakesh in Zukunft weiter
zulegen muss. Mir fehlt bislang noch mehr Spritzigkeit, wie sie zum
Beispiel Steve Lee (R.I.P.) in früheren Jahren hatte. Der Eindruck,
dass
man richtig unter Strom steht und jeden Abend sein letztes Hemd für die
Show hergibt. Auf dem Album kommt das bislang noch besser rüber, doch
die Tour ist ja erst angelaufen. «Dear Enemy» gehörte darauf in die
gleiche Kategorie, wo dieser Hammer-Groove einfach noch eindringlicher
noch vorne gepustet werden sollte. Und wenn wir schon beim Meckern
sind, gab es bei der sackstarken Ballade «Wonderful Life» zu mäkeln,
dass diese live nicht den gleichen Glanz und die Sanftheit der
Studio-Version zu wiederspiegeln vermochte. Das soll jetzt aber
keineswegs heissen, dass der Auftritt etwa schlecht gewesen wäre, im
Gegenteil. Das Publikum
ging stets ordentlich mit und wurde bestens unterhalten. Mit dem neuen
und wirklich sackstarken Album «Powerplay» haben es Shakra nun selbst
in der Hand, die Weichen für eine noch erfolgreichere Zukunft zu
stellen. Dafür müssen sie ganz simpel nur den Album-Titel, vor allem
den Wortbestandteil „Power“, konsequent umsetzen und das Ding
bedingungslos rocken! Die Schlusstriplette mit den Zugaben, darunter
der alte Smasher «Hands On The Trigger» von der Debüt-Scheibe, liess
das Kofmehl schliesslich nochmals richtig erzittern und keinen Zweifel
darüber aufkommen, dass mehr denn je mit Shakra zu rechnen ist. Damit
einher geht auch der aufrichtige Wunsch, dass die Schweizer vor allem
auf internationaler Ebene entscheidend Fuss fassen können. Verdient
hätten sie es eigentlich schon längst.
Setliste: «Life Is Now» - «The Mask» - «Love And Pain» - «Stronger Than
Ever» - «Dream Of Mankind» - «The Other Side» - «Secret Hideaway» -
«Too Good To Be True» - «Chains Of Temptation» - «Don't Keep Me
Hanging» - «Higher» - «Dear Enemy» - «Wonderful Life» - «Trapped» -
«Don't Try To Call» - «Back On Track» - «Rising High» -- «B True B You»
- «Hands On The Trigger» - «Ashes To Ashes».
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