Da war sie nun, die Tour zusammen mit den beiden besten
CH-Rockbands hinter Krokus und Gotthard. Shakra erweiterten ihre
Konzertreise und hatten als Support die Innerschweizer von Crystal
Ball an Bord. Was sich wie ein Kopf an Kopf Rennen liest, ist an und
für sich so gar nicht vergleichbar. Auf der einen Seite der erdige
Rock mit kernigen Gitarrenriffs und einem urwüchsigen Rhythmus und
auf der anderen Seite die Mischung aus fetten Riffs mit vielen
eingängigen Melodien. Somit der Dreck unter den Fingernägeln mit
dicken Schweisstropfen auf der Stirne gegen fette Chöre und
Fönfrisuren? Was sich hier irgendwie widersprüchlich liest, bot
einen tollen Konzertabend, der beide Lager des Rocks bestens
unterhielt und auf sehr gute Resonanzen des Publikums zählen konnte.
Es macht auch keinen Sinn die beiden Truppen zu vergleichen, oder
sie in einen Kampf ziehen zu lassen, sondern der Sinn ist und
bleibt, dass zwei tolle Bands zusammen in die Schlacht für die
Anerkennung des Rocks ziehen.
Crystal Ball
Da ich die beiden Truppen in der letzten Zeit immer wieder auf der
Bühne gesehen habe, könnten böse Zungen behaupten, ich hätte diese
Zeilen schon vor den Konzert geschrieben. ABER! An diesem Abend war
dann doch eben alles eine Spur anders. Wie zum Beispiel der Sound
von Crystal Ball, der um einiges differenzierter aus den Boxen kam,
als noch vor einer Woche in der "Hall Of Fame". Das fiel schon beim
Eröffnungstrio «Director's Cut», «Dr. Hell No» und «Suspended» auf.
Die kleine Bühne ging zu Lasten der Bewegungsfreiheiten von Tony,
Chris, Steven und
Scott, liess aber trotzdem das Dauergrinsen von
Trommler Marcel über die ganze Bühne erstrahlen. Die Darbietung war
einiges besser, sprich selbstsicherer, als noch vor einer Woche.
Tony Castell ging mehr aus sich raus und avancierte endlich wieder
im Ansatz zu der Rampensau, wie man sie aus alten Ain't Dead Yet-
und Krokus-Tagen kennt. So wollen wir dich wieder sehen Tony, wenn
du mit deiner Mähne wie ein Gott post und jeden Zentimeter auf der
Bühne zu deiner Showfläche machst! «Es freut uns riesig mit den
Jungs von Shakra zu spielen», verkündete Sänger Steven, der, wie
schon eine Woche zuvor, sehr gut bei Stimme war. Seine hohen Schreie
sind noch immer eine Genugtuung und hoben das Set der Innerschweizer
aus vielen anderen heraus. In wie weit es die Keyboards ab Band
braucht und eine Ballade wie «Home Again», darf durchaus diskutiert
werden. War ich noch ein grosser Verfechter davon, das ruhige Stück
fest in das Set zu integrieren, gelangte ich nach dem Konzert zur
Überzeugung, es wäre besser gewesen, diesen Part durch einen
schnelleren zu ersetzen. Dem Publikum schien «Home Again» aber zu
gefallen und somit bleibt meine "Kritik" völlig bedeutungslos. Mit
der Hymne «Paradise» und dem nachfolgenden «Hellvetia» liessen
Crystal Ball die Bremse wieder los und steuerten souverän und
mit viel Applaus dem Schlusspunkt ihres Auftritts zu. Mit «Déjà
Voodoo» und «Anyone Can Be A Hero» beendete der Fünfer seinen
Auftritt, der sicher noch Potenzial nach oben besitzt, aber anhand der
Reaktionen des Publikums sehr zu gefallen wusste.
Setliste: «Director's Cut» - «Dr. Hell No» - «Suspended» - «Never A
Guarantee» - «Gods Of Rock» - «Hold Your Flag» - «Home Again» -
«Paradise» - «Hellvetia» - «Mayday!» - «Déjà Voodoo» - «Anyone Can Be A
Hero».
Shakra Was dann folgte war nochmals
eine Steigerung zum eh schon absolut fantastischen Auftritt am
«Rock The Ring». Die Emmentaler waren eine verdammte Macht auf der
Bühne, spielten tight wie Arsch und überliessen mit einer
verkürzten, aber verdammt geilen Setlist nichts dem Zufall.
Unglaublich mit welcher Sicherheit und Lockerheit Shakra diesen
Abend bestritten und von Song zu Song noch enthusiastischere
Publikumsreaktionen für sich gewinnen konnten. So, dass am Ende des
Konzerts der Club förmlich brannte. Es war dieser Dreck in den
Songs, dieser Schweiss auf den Toms, dieser Staub in der Stimme und
diesen packenden Moment, der niemanden kalt liess. Gesegnet mit
einem fetten Sound, erklang das Riff bei «Raise Your Hands» wie ein
Abrisskommando und das Doppelsolo bei «Around The World» wie das
Evangelium des Rocks. Es war genau einer dieser Abende, an die man
sich sehr gerne erinnert. Und dies obschon, dass ich immer der
Meinung war, dass der Auftritt beim diesjährigen «Rock The Ring» nie
zu toppen sein würde. Auch Sänger Mark nahm sich mit seinen Ansagen
zurück und der Ausdruck der «…geile Sieche…» wurden um einiges
dezenter eingestreut, als sonst auf Tour. Allerdings liess er es
sich auch dieses Mal nicht nehmen und musste per Handy ein Foto für
Facebook und die Nachwelt schiessen.
Mit einem breiten
Grinsen stand Thom Blunier auf der Bühne und zimmerte seine
songdienlichen, solistischen Momente in die Musigburg. Weniger zu
Grinsen hatte Bassist Dominique, dem man ansah, dass die
bescheidenen Platzverhältnisse auf der Bühne seinen Aktionsradius
erheblich einschränkten. Dafür sah man Thomas Muster mit mehr Spass
in den Backen auf der Bühne stehen. Er genoss den Auftritt sichtlich.
Wie auch Trommler Roger Tanner, der mit seiner hammerharten
und tighten Arbeit einmal mehr für den bodenständigen
Groove verantwortlich war. «Aarburg, sit dir zwäng? Isches echli
heiss hie? Aber wenn's chaut wär, wär's jo ou nid guet!», gab Mister
Fox mit einem breiten Grinsen zu Protokoll. Ja, es war verdammt
heiss in der Musigburg und die Flüssigkeitszufuhr wurde rege
genützt. Shakra liessen aber auch keinen Moment aus, um die Hitze in
diesem Kessel noch zu fördern und hauten einen Hit nach dem anderen
aus dem Ärmel. Der einzige Moment, der etwas Abkühlung brachte, war
die unter die Haut gehende Ballade «Love Will Find A Way».
Ansonsten rockte es aus allen Rohren und mit Gänsehautmomenten wie
«The Journey» - «High Noon» - «Watch Me Burn» - «Ashes To Ashes» und
mit dem unverwüstlichen «Trapped» konnte eh nichts schief gehen. Durch «Wild
& Hungry», den ultimativen Oberkracher des letzten Studioalbums
«High Noon», wurde das offizielle Set beendet, um mit den Zugaben
«Now Or Never» und «Rising High» nochmals die letzten Reserven zu
mobilisieren. Der Fünfer kam, sah und siegte und verabschiedete sich
von einem völlig verausgabten Publikum.
Kurz nach der Show
standen Shakra, wie schon Crystal Ball, den Fans für Autogramme und
Fotos zur Verfügung. Ein noch zusätzlich sympathischer Abschluss
eines eh schon tollen Abends, der im Zeichen des Rocks stand.
Setliste: «Hello» - «Nothing To Lose» - «The One» - «Around
The World» - «Raise Your Hands» - «Eye To Eye» - «Life's What You
Need» - «The Journey» - «High Noon» - «Watch Me Burn» - «Love Will Find
A Way» - «Ashes To Ashes» - «Trapped» - «Why Don't You Call Me» - «Wild
& Hungry» -- «Now Or Never» - «Rising High».
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