Während sich viele Rock- und Metalfans schon im Schweizer «Sonisphere»-Fieber
befanden (ohne auch nur im Leisesten erahnen zu können, was sie dann
in Jonschwil erwarten würde!), quetschte sich mit Saul Hudson alias
Slash noch ein Hochkaräter dazwischen. Die meisten Leute
identifizieren sich bei diesem Namen natürlich stets noch mit der
glorreichen, aber insgesamt eher kurzen Zeit bei Guns n' Roses.
Danach gab es aber noch Slash's Snakepit und die Geschichte mit
Velvet Revolver, wo mit Matt Sorum (d) und Duff McKagan (b) ja
wieder zwei ehemalige Gunners mit von der Partie waren. Doch mit dem
Rausschmiss von Scott Weiland (Stone Temple Pilots) ist dieses
Kapitel wohl abgeschlossen. Nun scheint der gelockte Zylinderträger
wieder Blut geleckt zu haben, denn mit dem ersten, selbstbetitelten
Solo-Album ist er wieder zurück und stärker denn je! Mit
Unterstützung zahlreicher Szene-Kollegen entstand ein überzeugender
Silberling, der kaum Schwächen aufweist. Dies im Gegensatz zu dem,
was Ex-Kollege Axl W. Rose unlängst unter dem Banner Guns n' Roses
abgeliefert hat.
Slash
Aufgrund der zeitlichen Umstände, sprich dass ich gemäss der auf dem
Ticket aufgedruckten Zeit nicht zu spät in Zürich eingetroffen war,
nahm ich jetzt mal an, dass heute Abend keine Supportband
aufgespielt hatte. Dass dem wirklich so war, spricht dafür, dass das
Konzert des Headliners bereits um 20.00 Uhr angefangen hatte. Vor
gefühlt ausverkauftem Haus stand er dann tatsächlich da, mit der
obligaten Kopfbedeckung, den immer noch ansehnlichen Locken, seiner
Les Paul Gitarre und der vollver-spiegelten Pornobrille! Das letzte
Mal sah ich Herrn Hudson 1993, als Guns n' Roses im damals noch
alten Joggeli in Basel aufmarschiert sind. Scheisse! Ist das
wirklich schon so lange her?!! Wie dem auch sei, verstärkt durch
Sänger/Gitarrist Myles Kennedy (von Alter Bridge) und eine töfte
Hintermannschaft, bestehend aus (Rhythmus-) Gitarrist Bobby Schneck
(u. a. Audioslave, Green Day), Dave Henning (b) und Brent Fitz (u.a.
Live-Drummer von Alice Cooper) legte der Ex-Gunner kraftvoll und
unter den Augen seiner Frau sowie den beiden Söhnen mit dem
Album-Opener «Ghost» in Zürich los. Obwohl auf dem Album Ian Astbury
von
The Cult die perfekte Stimme zu diesem Song lieferte, schlug
sich Myles Kennedy von Anfang an bestens und auch das Publikum war von
null auf hundert begeistert! Kein Wunder auch, denn nach «Mean Bone»
von Slash's Snakepit folgte mit «Nightrain» bereits der erste
Smasher von Guns n' Roses und spätestens ab diesem Zeitpunkt waren
auch die Haus-Mäuse und Kellerasseln wachgerüttelt. Dass die etwas
später folgenden «Civil War» und «Rocket Queen» noch frenetischer
bejubelt wurden, zeigte unmissverständlich auf, wie zeitlos diese
Klassiker sind. Slash fühlte sich sichtlich wohl, riffte und
solierte ergriffen, so wie man es von ihm kennt. Auch die
Slide-Guitar wurde dann und wann ausgepackt. Nebst weiteren, neuen
Songs wie «Back From Cali», das auch auf dem Album von Myles
eingesungen wurde, kamen ebenso und nicht unerwartet ein paar Velvet
Revolver Tracks zu Ehren. Und zu allen Songs hinterliess Mr. Kennedy
eigentlich einen mehr als guten Eindruck. Dadurch wirkte der ganze
Set vor dem riesigen Backdrop homogen und kompakt zugleich.
Als Überraschung auf der laufenden Tour verkündete Slash, dass nun
das Instrumental «Watch This (Dave)» zum ersten Mal überhaupt
gespielt werde! Sowas hört man natürlich immer gerne und macht sich
natürlich gut bei setlist.fm im Netz. Das anschliessende Solo des
Meisters zeigte darauf deutlich, warum er immer noch zu den Besten
seines Fachs gehört. Das sehr gut aufgelegte Publikum lieferte
derweil immer schön lauten Applaus ab, im Wissen oder besser
hoffnungs-voll gestimmt, dass noch was von den Gunners folgen möge.
Und zur grossen Freude aller kam es dann auch so, will heissen
zuerst eine fulminante Version von «Sweet Child O'Mine». Leute, man
muss einfach dabei gewesen sein, um die guten, alten Vibes von
früher gespürt zu haben und obwohl natürlich der heutige
Kurzrasta-Kopf W. Axl Rose dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt
hätte, bebten die Grundmauern des X-Tra! Mann war das geil..., und
es sollte noch besser kommen! Im ersten Zugabenteil gab es zuerst
das bluesige «By The Sword» (Andrew Stockdale von Wolfmother auf dem
Album), bevor man sich mit «Communi-cation Breakdown» musikalisch und
absolut würdig vor den Übervätern Led Zeppelin verneigte. Die
glückseligen Fans antizipierten voll und wollten aber noch mehr! Die
Uhr zeigte mittlerweile 21.45 Uhr, doch die Sprechchöre waren
permanent zu hören und rissen nicht ab. Der beherzte Einsatz wurde
schliesslich mit einer unglaublichen Interpretation von «Paradise
City» belohnt, wo zu Beginn noch kurz was von
Santana angespielt
wurde! Das ganze X-Tra stand total Kopf und man wähnte sich glatt in
einer viel grösseren Location. Er war einfach unbeschrei-blich...,
laut und wild. Als nach fast zwei Stunden Spielzeit das Licht wieder
anging, sah man rund herum nur glückliche Gesichter, die
altersmässig eher über als unter 30 bis 40 Jahren waren. Und
jedermann war sich ohne Zweifel sicher, gerade ein herausragendes
Konzert erlebt zu haben. Anfangs September wird Slash's ehemaliger
Spezi Axl mit seiner Entourage im Zürcher Hallenstadion zu Gast
sein. Der direkte Vergleich drängt sich unweigerlich auf und wird
bei uns nachzulesen sein.
Setliste: «Ghost» - «Mean Bone» - «Nightrain» - «Sucker Train Blues»
- «Beggar's And Hangers-On» - «Civil War» - «Rocket Queen» - «Back
From Cali» - «Dirty Little Thing» - «Starlight» - «Fall To Pieces» -
«Nothing To Say»- «Watch This (Dave)/Instrumental» - «Guitar Solo/Godfather
Theme» - «Sweet Child O'Mine» - «Slither» - «Rise Today» -- «By The
Sword» - «Communication Breakdown» --- «Paradise City».
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