Aus Schaden bezüglich falsch gewählten Locations wird man klug!
Diese Erkenntnis wurde seitens der Veranstalter in der letzten Zeit
bei Airbourne und Manowar gemacht, die sich in der Basler St.
Jakobshalle (Airbourne mehr, Manowar weniger) ziemlich verloren. Um
den «Big 2», also der Hälfte der offiziellen «Big 4» (Metallica,
Slayer, Megadeth & Anthrax) dieses Erlebnis zu ersparen, wurde das
Konzert ins Zürcher Volkshaus gezügelt, wo man dann beinahe "sold
out" hatte vermelden können. Der geneigte Metal-Fan weiss schon
länger nicht mehr wie ihm geschieht bei dieser bemer-kenswerten
Dichte an Gigs und bei Slayer hat man eh das Gefühl, dass sie bald
jede Woche irgendwo spielen. Man mag das gutheissen oder nicht, aber
zwei so hochkarätige Genre-Bands lohnt es sich alleweil anzusehen,
auch wenn bei den Schlächtern Jeff Hanneman wegen einem Spinnenbiss
(wie "geil" ist das denn?) für die ganze Euro-Tour ausser Gefecht
gesetzt und durch Gary Holt (Exodus) und Pat O'Brien (Cannibal
Corpse) ersetzt wurde. Megadeth befinden sich derweil wieder in
Hochform, darum nichts wie hin nach Zürich!
Megadeth
Für eingefleischte Fans von Jag Panzer dürfte das Abwandern von
Gitarrist Chris Broderick wohl immer noch schwer wiegen, aber Boss
Dave Mustaine darf sich nun halt glücklich schätzen, einen
Top-Gitarristen wie ihn an Land gezogen zu haben. Seit 2010 Bassist
und Gründerkumpel Dave Ellefson nach gut acht Jahren Unterbruch auch
wieder mit an Bord ist, sind Megadeth stärker denn je, was aber in
erster Linie an den letzten drei sehr guten Alben «The
System Has
Failed» (2004), «United Abominations» (2007) und zuletzt «Endgame»
(2009) liegt. Seither sind Mustaine & Co. fleissig unterwegs und
haben wieder viel verlorenes Terrain zurück erobert. Eine
Sternstunde in diesem Zusammenhang war sicherlich der schweinegeile
Auftritt von 2007 an gleicher Stelle (zusammen mit Dream Theater)
und ein Jahr später im Rohstofflager als Headliner. Dann folgte 2009
das Gastspiel in Fribourg mit Judas Priest und letztes Jahr das
Sonisphere Schlamm-Festival. Heuer waren Slayer dabei und da es sich
um eine so genannte Double-Billing Tour handelte, spielten beide
Bands etwa gleich lange. Dass Dave und seine Jungs zuerst dran
waren, wieder-spiegelte dann jedoch schon etwas den gegenwärtigen wie
vergangenen Status. Als Opener wurde mit «Trust» gleich der
Chart-Breaker von «Cryptic Writings» serviert, den ich kaum bis gar
nicht erkannte, da ich den Song nie wirklich richtig am Ohr hatte.
Der Chef führte dabei gleich mal eine schöne Doppelhals-Gitarre
spazieren, die ent-sprechend in Szene gesetzt wurde. Es folgten «In
My Darkest Hour» und «Hangar 18» auf dem Fusse und spätestens jetzt
war der berühmte Funke schon auf den sehr gut antizipierenden Mob
übergesprungen, und von da an gab es kein Halten mehr. Jeder weitere
Songs wurde lautstark abgefeiert und erreichte beinahe den kultigen
Höchstpegel von 2007. Dave Ellefson (b) bewegte sich dabei
fortwährend auf der Bühne rum und trieb das Publikum im Volkshaus
immer wieder auf's Neue an. Begleitet durch oldschooliges Flutlicht,
gepaart mit einem Meer an Trockeneis wähnte man sich um Jahrzehnte
zurück versetzt. Der Sound war ganz ordentlich abgemischt und konnte
sich hören lassen. Nach der genialen Abrissbirne «Head Crusher» war
der längst zum Klassiker avancierte Mitsing-Hit «A Tout Le Monde» an
der Reihe, der wieder voll punkten konnte. Der gute Dave gehört
natürlich nicht zur Riege der Göttersänger, aber dafür besitzt er
eine Menge Charisma, Wieder-erkennungswert und ist überhaupt, auch
hinter den Kulissen, weit zugänglicher als noch vor ein paar Jahren.
Diese Einsicht oder der Wandel vom Saulus zum Paulus ist zum Glück
nicht zu spät gekommen und wird deshalb überall wieder mit viel
Applaus bedacht. Darum bedankte sich der Frontmann auch heute Abend
in Zürich artig und liess den ersten Teil des Konzertabends nach
knappen 70 Minuten mit der Zugabe «Holy Wars» fett ausklingen. Davor
schritt zu «Peace Sells, But Who Is Buying» überraschend noch das
Megadeth Maskottchen Vic Rattlehead kurz über die Bühne.
Setliste: «Trust, In My Darkest Hour» - «Hangar 18» - «Wake Up Dead»
- «Poison Was The Cure» - «1320» - «Sweating Bullets» - «She Wolf» -
«Head Crusher» - «A Tout Le Monde» - «Symphony Of Destruction» -
«Peace Sells» -- «But Who's Bying, Holy Wars.
Slayer
Vor dem Konzert hatte meine Wenigkeit ja noch einen Interview-Termin
bei Klampfenmeister Kerry King, der eigentlich überraschend guter
Dinge, sprich gut gelaunt war (!) und hinter der Bühne bei Weitem
nicht so bedrohlich und unnahbar wirkt(e) wie auf der Bühne. Die
aktuelle Tour der amerikanischen Thrash Metal Götter war heuer vom
an sich ärgerlichen Umstand begleitet, dass Jeff Hanneman
krankheitsbedingt ausfiel (siehe dazu auch die Einleitung). So kam
es denn zur seltenen Konstellation, dass heute Abend Pat O'Brien von Cannibal Corpse dessen
Platz einnahm. Da «World Painted Blood» als
letztes Studiowerk mittlerweile vor zwei Jahren erschienen ist,
diente diese Tour nicht ausschliesslich zur Promo, sondern ist
eigentlich als Auf-wärmprogramm für weitere anstehende Auftritte der
«Big 4» aufzufassen. Obwohl Slayer seit der Rückkehr von Drummer
Dave Lombardo vor bald einer Dekade ziemlich häufig unterwegs waren,
kommt man als Thrash- und Metal-Fan generell eigentlich nicht an
Slayer vorbei. Selbst ein bewegungstechnisch, respektive ärztlich
zurück gebundener Tom Araya vermag die richtige Stimmung noch locker
zu erzeugen. Seine blosse Anwesenheit reicht schon und kurz nach
22.00 Uhr initiierte der Titeltrack der aktuellen Soundrille das
gewohnte Mörderbrett. Der Druck, der dabei von Anfang an schon
erzeugt wurde, ist kolossal. «War Ensemble» präsentierte sich einmal
mehr unkaputtbar und «Postmortem» wie «Dead Skin Mask» gehören seit
über zwanzig Jahren ebenfalls meist fest zum Set. Und es sind halt
schon diese alten Schoten, die den anhaltenden Kult der Schlächter
nicht abklingen lassen. Die neueren Songs sind bei Weitem nicht so
griffig wie die zahlreichen Klassiker, werden aber trotzdem mit
kräftigem Applaus bedacht und das hält diverse Crowd-Surfer eh nicht
davon ab, über den Köpfen der Leute hinweg den Weg nach vorne in den
Fotograben anzupeilen. Was mir und auch anderen Leuten mit
zunehmender Dauer des Headliner-Auftrittes auffiel, war das
bestechend gute Spiel von Gast Pat O'Brien! Was der Knabe da in
flinker Manier aus seinem Instrument heraus holte, war allererste
Sahne und liess den guten Jeff mehr als einmal eher alt aussehen!
Vor allem die Soli kamen messerscharf wie präzise daher und da die
Lautstärke beider Gitarristen nicht unter-schiedlich war, hinterliess
das Ganze unter dem Strich einen sehr tighten Eindruck. Zu wie zuvor
schon massig Trockeneis und zwischendurch heftig zuckendem Licht
hielt sich das lärmige Quartett nicht zurück und powerte ohne Ende.
Insgesamt bestand ein Viertel des Sets aus neuen Songs und der Rest
war alte, bewährte Kost. Wer bei den ersten Gitarrenklängen von
«South Of Heaven» und den einleitenden Drums mit dem darauf
folgenden Hammer-Riff von «Raining Blood» keine Gänsehaut kriegt,
soll das nächste Mal an besser einen Kinder-geburtstag gehen.
Erwartungsgemäss war zum Schluss hin der Teufel los und wer sich
erlöst dachte, kriegte mit «Black Magic» eine seltene, steinalte
Perle vorgesetzt, ehe der obligate Todesengel das traditionelle Ende
einer Show von Slayer einläutete. Es war auch diesmal nach etwas
mehr als 70 Minuten brachial wie Sau, die Stimmung heiss und die
Temperaturen noch heisser. Das letzte Hammer-Konzert vom vergangenen
August konnte jedoch klar nicht getoppt werden, schon nur weil heute
Abend mein Fave «Hell Awaits» nicht gespielt wurde. Das schmälerte
das gute Gefühl auf dem nächtlichen Weg zurück zum Auto jedoch
keineswegs!
Setliste: «World Painted Blood» - «Hate Worldwide» - «War Ensemble»
- «Postmortem» - «Temptation» - «Dead Skin Mask» - «Silent Scream» -
«The Antichrist» - «Americon» - «Payback» - «Seasons In The Abyss» -
«Snuff» - «South Of Heaven» - «Raining Blood» - «Black Magic» -
«Angel Of Death».
|
|