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Social Distortion - The Peacocks - Me First & The Gimme Gimmes

29. August 2012, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.
Diese Herbstkonzertsaison begann mit einer erstaunlicher Zeitreise. In der Mitte der Arbeitswoche fand der Auftritt von Social Distortion aus Los Angeles statt. Diese Band vereinigt Punk, Blues, Country und Rockabilly und entwickelte dadurch ihren eigenen Sound, der unverwechselbar ist. 2011 drehten sie mit der Herausgabe des Albums “Hard Times And Nursery Rhymes”, das vom Zeitgeist der 30er Jahre in Amerika inspiriert war, die Zeit zurück: tiefgreifende Wirtschaftskrise, große Depression und Gangster. Zum Aufwärmen spielten die Schweizer The Peacocks, die Punk Rock mit einem gerüttelten Maß an Rockabilly spielten. Außerdem erwies sich dieser Tag als Festtag dank dem Auftritt von den Amerikanern Me First And The Gimme Gimmes, die Covers von den berühmten Punk Rock-Welthits sangen. Kein Wunder also, dass die Tickets längst im Voraus ausverkauft worden waren.

The Peacocks
Als erste Band traten The Peacocks auf. Es war von Anfang an klar, dass das Publikum seine Landsleute aus Winterthur kannte und sich auf ihren Auftritt vorbereitet hatte. In der Halle gab es viele Menschen, die im Stil der 50er Jahre gekleidet waren: Ladys in vielfarbigen Kleidern mit Full Circle Skirts und junge Gentlemen in Retro Bowling Shirts und Motorradjacken. Genau wie die Musiker hatte das Publikum Frisuren im Pompadour-Stil. Bemerkenswert war die Tatsache, dass die Mitglieder der Band keine Neulinge in der Szene sind und beim Aufwärmen bei ihren amerikanischen Kollegen ihre eigene Konzertsaison begonnen haben. Im nächsten Monat findet bei ihnen eine Reihe von Solo-Record-Release-Partys statt, in deren Rahmen ihr neues Album “Don't Ask”, das im Oktober herausgegeben wird, präsentiert wird. Das Trio – Vokalist/Gitarrist Hasu Langhart, Trommler Jürg Luder und Kontrabassist Simon Langhard - das die bekanntesten Hits aus ihrem vorigen Album “After All” und Frühwerken spielte, fand auch diesmal die Beachtung der Zuschauer. Der Kontrabass, den Simon mit Meisterschaft handhabte, verlieh dem Auftritt einen besonderen Charme. Seine Bewegungen auf der Bühne kann man nicht anders als Tanz mit Bassgeige bezeichnen. Das Publikum war begeistert und beobachtete jede Bewegung wie festgebannt.

Me First And The Gimme Gimmes
Nach der 30 minütigen Pause traten Me First And The Gimme Gimmes auf die Bühne, und im Raum wurde es sonnig und heiss wie am Hawaii-Strand. Die Band ist berühmt für ihre bunte Konzertkostüme und hinreißenden Shows. Dieses Konzert stellte auch keine Ausnahme dar. Vokalist Spike Slawson sah wie ein Pantomime aus, denn seine Körpersprache wirkte sehr hervorragend und ausdrucksvoll. Er zeigte beinahe mit den Fingern den Sinn jedes Liedes auf. Zum Beispiel, ganz am Anfang während des Covers “Stairway To Heaven” von Led Zeppelin, stellte er mit hoch erhobenen Händen den Treppenaufstieg von unten nach oben dar. Energievoll erschien auch Bassist Mike “Fat” Burkett mit einer blauen Irokese, die im gleichen Ton zu den Hemden der Musiker gefärbt war. Vor dem Cover “Summertime” kam er zum Rand der Bühne, um die Zuschauer, die im Verzückungszustand nach dem Lied “I Believe I Can Fly“ waren, mit Gesten zum Spass zu beruhigen. „Hört auf zu fliegen! Das ist ein sehr ernstes Lied!“ bat er sie und runzelte seine Stirn. Aber im nächsten Moment wurde er den Zuschauern gleich, griff über die Saiten seiner Bassgitarre und umarmte andere Musiker. Chris Shiflett ta so, als ob er seine glänzenden Solopartien den anderen Musikern zugeworfen hätte, und sie streckten ihrerseits die Hände aus, um sie zu fangen. Die Zuschauer begannen, dem Vokalisten von Anfang an beizustimmen, aber bei “Paradise City” sang schon die ganze Halle die bekannten Worte “Oh, won't you please take me home?” mit. Man kann mit Sicherheit sagen, dass das Publikum am Ende beinah in einem vollen Wahn befangen war. Im Raum fing ab und zu ein Moshpit an, viele begannen zu tanzen, obwohl es da wenig Platz zum Tanzen gab und überhaupt zu eng war. Im Allgemeinen schien das Publikum überhitzt zu sein, und eine Pause war auch notwendig.

Social Distortion
Nach einer halben Stunde war alles bereit für die Headlinerband Social Distortion. Die Halle war zu diesem Zeitpunkt schon bis obenhin voll, und die Ständer vom Merchandise-Shop waren beinahe leer. Man muss betonen, dass die Musiker einen großen Wert auf Bühnenausstattung legten. Alles, was auf der Bühne zu sehen war, sogar jede Kleinigkeit, war im Retro-Style: Hausmacherkruzifixe, Katze-Sparbüchsen, Spielzeuge, ein gelbes Verkehrszeichen “NO PARKING police order”, Rundfunkempfänger und ein Retrokraftfahrzeugmodell. Am Spannband in der Mitte der Bühne war das berühmte Logo der Band - Skelett mit Mütze, Glas und Zigarette - dargestellt. Die Musiker hatten eine lange Setliste aus den Liedern von allen ihren Alben zusammengesetzt. Auf jeden Fall klang “Telling Them” viel beeindruckender als Hit “Bad Luck”. Vokalist/Gitarist und Ideengeber Mike Ness hatte ein weißes Hemd an, war zurückhaltend und auf die Musik konzentriert. Eben an diesem Konzert wurde man von seiner Meisterschaft im Gitarrenspielen überzeugt – seine Solo-Partien waren so was von hervorragend. Während des Auftritts erwähnte Mike als Ausdruck der Hochachtung ein paar Mal den Namen “Johnny Cash“ - den Namen des erhabenen amerikanischen Countryinterpretes, dessen Schaffen den Klang der Band sehr beeinflusste, und so wurde auch als Tribute "Ring Of Fire" gespielt. In der Mitte der Setliste trugen zwei schöne Mädchen eine Torte mit Kerzen auf die Bühne, und man gratulierte den jungen Trommler David Hidalgo, der am nächsten Tag 28 Jahre alt wurde, zum Geburtstag. Er trat der Band kurz nach der Aufnahme des letzten Albums bei. Das war sehr häuslich und nett. Im Grossen und Ganzen war der Abend sehr interessant gewesen.

Set List: “I Was Wrong”,“So Far Away”, “Bad Luck, “Machine Gun Blues”, “Sick Boy”, “Telling Them”, “Cold Feeling”, “Bakersfield”, “Sweet & Lowdown”, “Story Of My Life”,“Sometimes I Do”, “Don't Drag Me Down”, “Dear Lover”, “Reach For The Sky”,“Juke Box”,“Far Behind”,“Ring Of Fire” (Johnny Cash-cover).