Das germanische Thrash-Urgestein hat mit der letzten Langrille
bewiesen, dass es noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Tom und
seine Mannen haben das Rumpeln nicht verlernt. «In War And Pieces»
ist eine absolute Thrash Metal-Granate. Das Trio, damals noch mit
Bobby hinter der Schiessbude, hat ein Stück Thrash Metal-Geschichte
abgeliefert, gleichzeitig auch auf neue Live-Schandtaten Lust
gemacht. Die Band ist in letzter Zeit nicht mehr regelmässig on the
road gewesen. Sodom spielten meist nur einzelne Gigs und keine
vollen Tourneen mehr. Aber im Jahr 2011 ist alles anders, man geht
wieder auf ausgiebige Europatour. Als Support sind die
Death-Thrasher aus Schweden, Die Hard, mit dabei. Als zusätzliches
Schmankerl hat sich für jeden Auftrittsort eine lokale Kapelle den
Support Slot sichern können. In der Schweiz waren es Dreamshade, die
versuchten, mit ihrem Melodic/Death die Zuschauer auf
Betriebstemperatur zu bringen.
Dreamshade
Es war ein ziemlich trauriges Bild um 19.50 Uhr, das sich einem in
der Halle bot, wenn man bedenkt, dass der Beginn auf 20 Uhr
angesetzt war: Gerade mal ca. 50 Metaller, die sich da eingefunden
hatten. Ziemlich pünktlich stiegen die Jungspunde von Dreamshade auf
die Bühne und legten ohne grosse Umschweife los. Mit ihrem Melodic/Death
Metal mit modernem Einschlag konnten sie doch ein gewisses
Wohlgefallen in den Gehörgängen erzeugen. Das Drumming war schon
hart und echt tight gespielt, Sera prügelte mit heftigen Double
Bass-Attacken die Kälte aus den anwesenden Gliedern, aber die
Reaktionen waren schon sehr verhalten im Zuschauerraum. Die zwei Äxte
und der Bass wussten ganz genau, wie man das volle Brett fuhr. Auch
was das Stageacting anging, konnte man nicht meckern. Der Meister
am Mikro gab alles, er brüllte sich die Seele aus dem Leib. Für sein
Alter machte er das sehr gekonnt und heftig. Der Einsatz der
Keyboards, sei es bei Intros oder auch sonst in den Songs, war schon
sehr stark akzentuiert. Die Band versuchte immer, die Zuschauer
mitzuziehen, blieb aber meist ziemlich erfolglos. Fazit des 30-minütigen
Auftritts: Saubere Sache, aber halt nichts wirklich
Bewegendes und vor allem öfters schon da gewesen.
Die Hard
Als zweiter Anheizer war der Toursupport aus Schweden an der Reihe,
die Bühne zu rocken. Während des Intros stiegen die ganz finsteren,
mit Corpsepaint, Nieten und Leder bestückten Kerle auf die Bühne.
Man wurde direkt um viele Jahre zurück versetzt, denn man hatte
zuerst den Eindruck, dass Cronos und seine Jungs von den frühen
Venom vor einem standen. Sie wirkten so richtig böse und true
underground-mässig. Und sie klangen auch so. Ihre eigenen Kreaktionen mischten sie gekonnt mit Coverversionen von
oben genannter Combo. Anfänglich mag dies noch ge-wöhnungsbedürftig
gewesen sein, aber je länger sie zockten und rumpelten, umso mehr
fand das Gehör Gefallen am rohen Spiel der Schweden. Die
Gitarre, der Bass und das Drumming rumpelten und prügelten im Up
Tempo alles nieder, was sich in den Weg stellte. Die Stimme glich
der von Cronos schon sehr. Auch die Art, wie Hasse am Mikro sie
einsetzte, ging ziemlich in die Richtung der Ur-Black
Metal-Formation. Auch die etwas zahl-reicheren Zuschauer fanden immer
mehr Gefallen an der Band und gingen doch etwas mehr mit, je länger
das Set dauerte.
Sodom
Dann war der Augenblick endlich gekommen: Die Fans mussten etwas
länger auf einen Live-Auftritt der Band aus dem Pott warten. Das
letztes Jahr angesetzte Konzert in Luzern wurde aufgrund eines
damals akuten Drummer-Mangels gecancelt. Aber endlich war es soweit,
und Tom, Bernemann und der Neue, Makka, begaben sich auf Tour zum
neuen, genialen Machwerk «In War And Pieces». Es waren zwar ein paar
Leute mehr im Z7 aufgelaufen als bei der ersten Band, gemäss Tom
Angelripper waren es 240 Gäste, die Halle wirkte schon sehr leer.
Dem entsprechend hatte man auch zu Beginn das Gefühl, dass Sodom,
insbesondere Tom, etwas schlechter Laune waren. Aber das sollte
schnell verfliegen oder sich als falsch erweisen, denn die Jungs legten
mit voller Wucht los und jagten gleich den Titeltrack der aktuellen
Langrille raus. Die Anwesenden gingen unaufgefordert steil und
zollten der geilen Setliste und dem starken und routinierten
Auftritt der Band den verdienten Respekt. Der neue Mann an der
Schiessbude wusste voll und ganz zu überzeugen. Auch wenn Bobby ein
netter und witziger Zeitgenosse war/ist, musikalisch wurde er kaum
von jemandem vermisst. Arschtight und mit sehr wuchtigen Schlägen
machte Makka den Zweiflern den Garaus. Bernemann war auch
unheimlich gut gelaunt. Er riffte und rockte, was das Zeug hielt,
stand selten still und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Tom liess
sich von
seinen
Mitstreitern und den Fans anstecken, die bis
zuhinterst voll mitgingen. Track um Track wurde mitgesungen, Haare
flogen im Rhythmus durch die Lüfte und sogar etliche Bierduschen
musste man als etwas zurückhaltender Zuschauer über sich ergehen
lassen. Das war etwas weniger erfreulich, da möchte man die jüngere
Generation schon ermutigen, zwar weiter so wild durch den Moshpit zu
rocken, aber trinkt euren teuer bezahlten Gerstensaft doch besser,
das tut euch und den anderen Anwesenden einfach besser. Aber zurück
zum musikalischen Geschehen: Die Band jagte einen Hit um den anderen
raus. Tom führte die Fans bis zu «Obsessed By Cruelty»-Zeiten
zurück. 18 Tracks insgesamt, eine absolute Thrash Metal-Dampframme,
was wollen das Herz, die Ohren und die Nackenmuskeln noch mehr?! Die
Band hat mal wieder gezeigt, dass sie zu den Thrash-Urgesteinen,
aber noch lange lange nicht zum alten Eisen gehört!
Setliste: «In War And Pieces» - «Sodomy And Lust» - «M-16», «Outbreak
Of Evil» - «The Saw Is The Law» - «Nuclear Winter» - «Proselytism
Real» - «The Art Of Killing Poetry» - «City Of God» - «Eat Me!» - «The
Vice Of Killing» - «Blasphemer» - «Agent Orange» - «Der Wachturm» -
«Ausgebombt» - «Napalm In The Morning» - «Remember The Fallen» --
«Bombenhagel» - «Tormentor».
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