Soilwork, Dark Tranquillity, Chimaira und ein
internationaler Aufsteiger zusammen auf Tour: Ziemlich fett.
Einziger Schweizer Zwischenhalt der Tour im Zürcher Abart: weniger
fett. Nicht dass mir das jemand in den falschen Hals kriegt, das
Abart hat seinen Reiz - Aber diese Bands hätten eigentlich Grösseres
verdient, und gerade Dark Tranquillity und Soilwork gehören weniger
ins Umfeld der Bands, die im eher zeitgenössisch orientierten Zürich
ein und aus gehen. Nichtsdestotrotz war der Event recht schnell
ausverkauft, obwohl der Wechsel in der Headliner-Position (Chimaira
wurden wegen andauernden Albumaufnahmen durch Caliban ersetzt) für
einige gerechtfertigte Fragezeichen sorgte.
Sonic Syndicate
Da der Event zeitlich arg begrenzt war, stiegen die sechs Schweden
von Sonic Syndicate schon um 19h40 auf die Bühne. Die vier
Mucker und die beiden Frontmänner konnten in diesem Jahr bereits für
einigen Wirbel sorgen, nebst strategisch geschickt platzierten (und
bisweilen auch recht penetranten) Werbekampagnen, erhielten sie für
Newcomer-Verhältnisse bisher überraschend gute Live-Kritiken, unter
anderem auch für ihren Auftritt am Wacken Open Air. Dennoch war ich
ziemlich überrascht, als sich die jüngeren Fans um mich herum als
äusserst textsicher erwiesen, und lautstark in die eingänigen
Melodien einsetzten. Überhaupt setzte die Band grundsätzlich auf
simple und direkte Strukturen, und lieferte so eine solide Grundlage
für das sichtlich begeisterte Publikum. Man könnte sich jetzt
durchaus fragen, ob das Emo-Gepinsle im Gesicht des Gitarristen,
oder die Emo-Frisuren allgemein für Zustimmung im Metal-Sektor
sorgen wird - aber an der ordentlichen Performance gibt's nichts zu
rütteln. Knapp dreissig Minuten steht der Sechser auf der Bühne, es
wird ordentlich gebangt & gepost, die Songs knallen, und vor allem
die Vocals sitzen: Definitiv ein solider Einstand.
Dark Tranquillity
Dass Grössen wie Dark Tranquillity bereits als zweiter Act eines
Abends auf die Bretter müssen, wurde im Vorfeld nicht von allen goutiert
- leider kämpft die Band schon seit Jahren gegen ihren Status als
ewige Zweite, und daran wird sich in naher Zukunft wahrscheinlich
auch nichts ändern. Mikael Stanne und seinen Mannen schien das
allerdings herzlichst egal zu sein - als Dart Tranquillity um 20h45
nach einem kurzen Intro die Bühne enternten, warf sich der Fronter
gleich in seine besten Posen und steckte mit Hilfe seines breiten
Lächelns auch gleich die Trophäe des Herzensbrechers des Abends ein.
Obwohl auch der Rest der Band überaus spielfreudig und gut gelaunt
in Erscheinung trat, konnte doch keiner dem Frontmann das Wasser
reichen - die Fans frassen ihm förmlich aus der Hand. Die
dargebotenen Songs stammten hauptsächlich von den letzten beiden
Alben. Klarer Fall, ein Set mit etwas
mehr Dauer als die vorgesehenen 35 Minuten hätte für etwas mehr
Abwechslung gesorgt - Aber die Fans zeigten sich auch so äusserst
zufrieden.
Soilwork
Soilwork hingegen durften ein paar Minuten länger auf der Bühne
stehen, wovon aber auch jede Sekunde ausgereizt wurde. Björn «Speed»
Strid und seine Mannen sind nun schon eine Weile als hervorragende
Live-Band bekannt, aber der Gig im Abart überraschte selbst mich -
Die Band scheint eine neue Stufe erreicht zu haben, die Musiker
hämmerten sich verdammt tight durch's Set, während vor allem Björn
durch unglaublich flexible und kräftige Vocals punkten konnte.
Drummer Dirk
Verbeuren gab sich gewohnt introvertiert und konzentriert (Er trug
ein Shirt der Schweizer Band Sybreed), Ola Frenning (Bass) war
erneut der Dreh- und Angelpunkt einiger gekonnt platzierten Gags,
aber was die Präsenz angeht, so war auch hier Vokalist Björn das
Mass aller Dinge. Vom ersten Song an stürmte er auf das Publikum
los, stützte sich auf den Köpfen der vorderen Reihen ab, suchte
immer wieder Augenkontakt, und animierte die Fans zum Mitsingen, was
dementsprechend auch aus überraschend vielen Kehlen erwiedert wurde
- Soilwork sind über die Jahre hinweg weit über den Status
«Untergrund-Phänomen» hinaus gewachsen, auch wenn es bei ihnen etwas
länger gedauert hat, als bei ihren Kumpels von In Flames. Die Band
liess nur die ersten beiden Alben aussen vor, ansonsten wurde
mindestens je ein Song von allen Platten gespielt - Höhepunkte waren
dabei nebst der erstaunlich gut funktionierenden neuen Single
«Exile» auch die beiden Songs «Nerve» und «Stabbing The Drama» vom
vorherigen gleichnamigen Album - Der Publikumsgesang toppte hier
klar die Gänsehautgrenze. Soilwork schafften es zudem, die Fans zu
einem kleinen Circlepit hinzureissen, was im Abart doch eher eine
problematische Aktion darstellt. Rein schon aufgrund der
Thermometer-Resultate dürften Soilwork als Gewinner des bisherigen
Abends ausgehen, die akkustischen Messergebnise waren quasi nur das
Tüpfchen auf dem I.
Setlist Soilwork: Bastard Chain, As We Speak, One With The Flies,
Follow The Hollow, Rejection Role, Stabbing The Drama, Exile, Nerve
Kurz darauf musste ich mich leider auf den Weg machen, um den
letzten Zug Richtung Fribourg zu erwischen - Der Bericht über
Caliban fällt also an dieser Stelle aus.
|
|