Soilwork als Headliner, darauf mussten die Schweizer Fans eine
ordentliche Weile warten - ganze vier Jahre hat's gedauert. Die Band
beehrte den hiesigen Boden zwar immer wieder mal als Teil eines
gröberen Tour-Packages, aber sämtlichen Fans, denen es nach einem
kompletten Set gelüstete, wurden dabei auf eine harte Probe
gestellt. Als kurz vor Tourbeginn dann auch noch die bisher
bestätigten Zimmer's Hole die ganze Sache abblasen mussten,
reagierte der grösste Teil der Fans nicht im geringsten - Man war
halt auf den Headliner eingestellt, und der hatte gefälligst
aufzutauchen. Dementsprechend überrascht war ich, dass beide
Vorbands mehr als nur Standard-Applaus erhielten - Der Fakt, dass
beide Acts ihre Wurzeln in Frankreich haben, und an diesem Abend
eine ordentliche Ladung Romands angereist waren, spielte hier
allerdings eine nicht ganz unwichtige Rolle. Von den 600 anwesenden
Nasen sprachen mindestens ein Fünftel französisch, was im Z-7 schon
irgendwie fremd wirkte.
Antana
Antana eröffneten den Melodic-Death-Reigen äusserst passabel - Von
der Band hatte wohl kaum einer der Anwesenden bis hierhin etwas
gehört, doch die gute Stimmung auf der Bühne griff schnell um sich.
Äusserst überraschend wirkte auch die optische Erscheinung des
Secherpacks, fünf der Mucker waren Glatzenträger - Parallelen zu
Clawfinger waren nicht nur musikalisch nicht von der Hand zu weisen.
Obwohl der Härtegrad im Verhältnis zum eben erwähnten schwedischen
Quintett dann doch etwas nach oben geschraubt wurde, blieben die
Ähnlichkeit äusserst präsent. Groove-Orientierte Songs, dazu noch
ordentlich Sampler-Einsatz und melodische Gitarrenarbeit, das
funktioniert live natürlich auch nicht allzu schlecht. Der Mix
entsprach leider nicht Ansatzweise der dargebotenen Leistung,
Details gingen beinahe komplett im Soundmatsch unter, und irgendwo
auf halber Strecke war das ganze für die Ohren mehr belastend als
geniessbar. Als das Set sich nach gut vierzig Minuten dem Ende
zuneigte, blieb der erste Eindruck jedoch auf der positiven Seite
hängen - Definitiv noch ausbaubar, aber bereits grundsolide.
One-Way-Mirror
One-Way-Mirror hatten bis hierhin ebenfalls noch nie einen Fuss auf
schweizerischen Boden gesetzt, was man von den Musikern der Band
aber keinesfalls behaupten konnte: Sänger Guillaume Bideau fungierte
erst diesen Sommer mit seiner Stammkappelle Mnemic als Einheizer von
Metallica in
Jonschwil, die beiden Klampfen-Brüder David und Franck
Potvin waren bis anhin rege Besucher mit ihrer Hauptband Lyzanxia,
und Drummer Dirk Verbeuren ist nicht zuletzt als Mann für's gröbere
zeitgleich bei Soilwork am Start. Diese offensichtlich erfahrene
Mannschaft gepaart mit ordentlich Partylaune sorgte von Anfang an
für ordentlich Action und gleichzeitig breites Grinsen bei den
Zuschauern. Denn obwohl sich die Band ziemlich tight durch ihr noch
sehr jungs Debüt-Album hämmerte, schien das Hauptaugenmerk irgendwie
auf dem beinahe kindisch anmutenden Humor zu liegen - Sämtliche
Mucker waren hin und wieder für ordentlich Schabernack aufgelegt.
Sänger Guillaume gab sich mit queren Ansagen ordentlich Mühe (Und
intonierte dabei kurzerhand noch Scorpions und weitere Zeitgenossen
der ollen Deutschen), während Klampfer Franck Potvin seinen Kopf
gerne mal am Hemd des Fronters abtrocknete. Dazwischen folgten in
regelmässigen Abständen Sprüche und Gesten in Richtung des
weiblichen Publikums. Die Mucke hindes kam auch nicht schlecht aus
den Startlöchern – Sehr eingängig, streckenweise an Bands wie Stuck
Mojo erinnernd, aber mit einem kälteren, nordischeren Touch. Dirk
trieb das Ganze zwar äusserst zielstrebig voran, liess aber
glücklicherweise den Songs den Vortritt. Die vierzig Minuten gingen
dank der Direktheit der Mucke und der Band dann auch wie im Fluge
vorbei, und irgendwo vor zehn Uhr war die Bühne dann frei für
Soilwork…
Soilwork
Die liessen aber einem äusserst amüsanten Intro ab Band den Vortritt
- kein geringerer als Oberdoktor Devin Townsend pries darauf die
Vorzüge von Schweden auf, um das Publikum auf das bevorstehende
Konzert vorzubereiten. Das Quintett riss bereits mit dem Opener 'Sworn
To A Great Divide' einiges an Reaktionen, konnte glücklicherweise
aber auch während der Show weiter an Boden gut machen. 'As We Speak'
vom Überalbum 'Natural Born Chaos' kam äusserst fett, und spätestens
nach dem dritten Song 'Exile' stimmte dann auch der Sound. Oberhühne
Björn 'Speed' Strid (Vocals) brillierte erneut durch seine
dynamische Leistung, und obwohl ihm zwischendurch die Puste ausging,
wirkte sich das kaum auf den Gesang aus. Dem Rückkehrer Peter
Wichers (Gitarre) merkte man deutlich an, dass seine
zwischenzeitlichen Aushilfsaktivitäten bei Killswitch Engage nicht
spurlos an ihm vorbeigegangen waren – Er bewegte sich, übrigens wie
der Rest der Band auch, überraschend viel, setzte der ganzen
Performance aber mit gelegentlichen Grimassen und Faxen noch das
Hütchen drauf. Lediglich Chefhippie Ola Flink (Bass)
vermochte dies
zu toppen, indem er während des Spielens äusserst… spastisch und
verwirrt wirkende Tänzchen aufführte. Neuzugang Sylvain Coudret
(Gitarre) hielt sich diesbezüglich etwas zurück, und bildete dabei
mit Keyboarder Sven Karlsson und Drummer Dirk das Rückgrat. Alles in
allem kam die Band aber klar als äusserst solide Einheit rüber, die
offensichtlich Spass an der Show hatte – Was angesichts der
andauernden Line Up-Probleme nicht zwingend als logisch anzusehen
war. Die Setliste umfasste beinahe sämtliche Alben der Schweden,
einschliesslich eines fetten 'Chainheart Machine' vom gleichnamigen
Album, sowie überraschend viel Mucke vom bereits erwähnten 'Natural
Born Chaos'. Das Publikum verhielt sich überraschend enthusiastisch,
und schmetterte der Band starke Reaktionen vor den Latz – Was Björn
immer wieder zu einem breiten Grinsen und zusätzlichen Kommentaren
anstachelte. Zwar vergaben die Mosher bei 'One With The Flies' die
Wall Of Death sensationell, aber ansonsten war ziemlich Halligalli
angesagt: Mitsingen, Headbangen oder einfach kollektives Rumhüpfen
stand an der Tagesordnung. Als sich Soilwork nach einer schmerzhaft
langen Pause mit 'Follow The Hollow' und dem abschliessenden 'Nerve'
ein letztes Mal zurückmeldeten, wurde wohl nicht nur mir bewusst,
wie viel Potential in dieser Band steckt. Ich hätte gerne noch eine
weitere Stunde lang den Klängen des Fünfers gelauscht, aber immerhin
haben Soilwork bewiesen, dass sie die Szenen-Chefs von In Flames
locker vom Thron schubsen könnten, wenn sie denn darauf aus wären…
Fett!
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