Letzte Nacht hatte es geschneit - perfekte Voraussetzungen
für die Ankunft der Isländer. Dass sie sich hier tatsächlich
pudelwohl fühlten, zeigte sich an der tollen Atmosphäre, die an
diesem Abend in der Luzerner Schüür geherrscht hatte. Zusammen mit
den beiden Vorbands sorgte man für Abwechslung und jede Menge schöne
Momente.
Obsidian Kingdom
Pünktlich um 20.00 eröffneten Obsidian Kingdom den Konzertabend und
gingen dabei gleich von Null auf Hundert. Die temperamentvollen
Herren aus Barcelona wieselten auf der Bühne herum und schüttelten
energisch ihre für diesen Zweck etwas dürftig behaarten Köpfe.
Musikalisch fielen insbesondere die abrupten Wechsel zwischen
ambientlastigen Parts und harten, modernen Passagen auf. Das
Publikum schien noch etwas uneins, was es von der Darbietung halten
sollte. Im Endeffekt wirkte die Show etwas zu aufgesetzt und man
erhielt den Eindruck, als ob sich jedes einzelne Bandmitglied ins
Zentrum stellen möchte. Nichts desto trotz - der Band gefiels und
sie durfte sich zum Schluss gar über den ein oder anderen Headbanger
in den noch lichten vorderen Reihen freuen.
Sahg Einiges gesetzter wirkte im Anschluss der
Auftritt der Norweger Sahg. Mit ihrer Mischung aus NWoBHM und etwas
Stoner und Doom schafften sie es im Nu, Feststimmung unter dem
Publikum zu verbreiten. Für besonderen Hörgenuss sorgte die Stimme
von Olav Iversen, die etwas an jene von Audioslave-Fronter Chris
Cornell erinnert. Der Platz vor der Bühne wurde im Verlauf des
Auftritts stetig enger, sehr zur Freude der Musiker. Nach dem
Auftritt von Sahg waren die Leute bereit, die Wende einzuläuten und
für Sólstafir wieder einen Gang runterzufahren.
Sólstafir
Alles wartete gespannt auf den Hauptgast des Abends. Wer darauf
gehofft hatte, dass das neue, von der europäischen Musikpresse hoch
gelobte Album "Ótta" entsprechend dem Konzept am Stück und in der
originalen Reihenfolge gespielt würde, wurde gleich zu Beginn
enttäuscht. Obwohl von Enttäuschung konnte natürlich keine Rede sein
- nicht bei solch einer Darbietung. Bis ins letzte Detail stimmte
einfach alles. Mit ihrem einzigartigen Kleidungsstil - sei dies nun
Shirt mit Kravatte, angehipsterter Cowboy-Look oder Kapitänsmütze -
sorgten die vier Herren für visuelle Highlights. Der wichtigste
Punkt ist und bleibt aber natürlich die Musik und hier wurden alle
Register gezogen. Mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik und
der emotional geladenen Stimme schien sich Aðalbjörn Tryggvason
seinen Weltschmerz von der Seele zu singen. Die Instrumentalisten
glänzten mit höchst dynamischem Spiel, was in den etwas sanfteren
und langsameren Passagen besonders deutlich wurde. Der perfekte
Moment: Als für 'Ótta' das Banjo ausgegraben wurde. Natürlich liess
man heute keine der anwesenden Damen nach Hause, ohne als eine der
Zugaben noch das lautstark geforderte 'Fjara' zu spielen.
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