Livereview: Sólstafir - Sahg - Obsidan Kingdom

05.11.2014 Schüür - Luzern
By Patricia L.
 
Letzte Nacht hatte es geschneit - perfekte Voraussetzungen für die Ankunft der Isländer. Dass sie sich hier tatsächlich pudelwohl fühlten, zeigte sich an der tollen Atmosphäre, die an diesem Abend in der Luzerner Schüür geherrscht hatte. Zusammen mit den beiden Vorbands sorgte man für Abwechslung und jede Menge schöne Momente.

Obsidian Kingdom

Pünktlich um 20.00 eröffneten Obsidian Kingdom den Konzertabend und gingen dabei gleich von Null auf Hundert. Die temperamentvollen Herren aus Barcelona wieselten auf der Bühne herum und schüttelten energisch ihre für diesen Zweck etwas dürftig behaarten Köpfe. Musikalisch fielen insbesondere die abrupten Wechsel zwischen ambientlastigen Parts und harten, modernen Passagen auf. Das Publikum schien noch etwas uneins, was es von der Darbietung halten sollte. Im Endeffekt wirkte die Show etwas zu aufgesetzt und man erhielt den Eindruck, als ob sich jedes einzelne Bandmitglied ins Zentrum stellen möchte. Nichts desto trotz - der Band gefiels und sie durfte sich zum Schluss gar über den ein oder anderen Headbanger in den noch lichten vorderen Reihen freuen.


Sahg
Einiges gesetzter wirkte im Anschluss der Auftritt der Norweger Sahg. Mit ihrer Mischung aus NWoBHM und etwas Stoner und Doom schafften sie es im Nu, Feststimmung unter dem Publikum zu verbreiten. Für besonderen Hörgenuss sorgte die Stimme von Olav Iversen, die etwas an jene von Audioslave-Fronter Chris Cornell erinnert. Der Platz vor der Bühne wurde im Verlauf des Auftritts stetig enger, sehr zur Freude der Musiker. Nach dem Auftritt von Sahg waren die Leute bereit, die Wende einzuläuten und für Sólstafir wieder einen Gang runterzufahren.


Sólstafir
Alles wartete gespannt auf den Hauptgast des Abends. Wer darauf gehofft hatte, dass das neue, von der europäischen Musikpresse hoch gelobte Album "Ótta" entsprechend dem Konzept am Stück und in der originalen Reihenfolge gespielt würde, wurde gleich zu Beginn enttäuscht. Obwohl von Enttäuschung konnte natürlich keine Rede sein - nicht bei solch einer Darbietung. Bis ins letzte Detail stimmte einfach alles. Mit ihrem einzigartigen Kleidungsstil - sei dies nun Shirt mit Kravatte, angehipsterter Cowboy-Look oder Kapitänsmütze - sorgten die vier Herren für visuelle Highlights. Der wichtigste Punkt ist und bleibt aber natürlich die Musik und hier wurden alle Register gezogen. Mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik und der emotional geladenen Stimme schien sich Aðalbjörn Tryggvason seinen Weltschmerz von der Seele zu singen. Die Instrumentalisten glänzten mit höchst dynamischem Spiel, was in den etwas sanfteren und langsameren Passagen besonders deutlich wurde. Der perfekte Moment: Als für 'Ótta' das Banjo ausgegraben wurde. Natürlich liess man heute keine der anwesenden Damen nach Hause, ohne als eine der Zugaben noch das lautstark geforderte 'Fjara' zu spielen.