Livereview: Sonata Arctica - Epica - Ride The Sky
09. November 2007, Pratteln Z7
By Rockslave
Die Melodic Speedster, respektive Symphonic Metaller aus Finnland haben in den letzten paar Jahren beeindruckende Erfolge hinlegen können. Dass dies unter anderem auch in Japan gelungen ist, erstaunt nicht, da dort diese Art Mucke bekanntlich schon seit Längerem auf grösseres Interesse stösst. Meine erste Begegnung mit Sonata Arctica war zum Glück nicht ein Song wie "Blank File" oder "8th Commandment", sondern "Replica". Dadurch erst beschäftigte ich mich näher mit dieser Band und fand bald heraus, dass diese Einiges mehr auf dem Kasten haben, als es zum Beispiel die unsäglichen und oberpeinlichen DragonForce je haben werden. Einfach nur schnell spielen ist mittlerweile nicht mehr so schwierig wie auch schon, aber um sein Publikum bei der Stange halten zu können, braucht es gutes und abwechslungsreiches Songwriting, dazu eine Portion Persönlichkeit, die Sänger Tony Kakko überzeugend rüber bringt. Seine klare Stimme ist perfekt dazu geeignet, dem sehr melodiösen Sound noch eins drauf zu setzen. Nach "Ecliptica" als Klasse-Debüt von 1999 ging es danach mit "Silence" (2001) erst richtig los! Und oh Wunder..., selbst der Verfasser dieser Zeilen, sonst kein Freund von ausufernden Speedorgien ä la (frühe) Helloween, Rhapsody und Konsorten, fand echt Gefallen an den Nordländern. Spätestens mit "Reckoning Night" (2004), wo sich mit "Don't Say A Word" eine der geilsten Metal-Hymnen schlechthin befindet, wird Bombast Metal, wie ihn danach auch Nightwish zelebrieren, weiter zementiert. Obwohl das neuste Album "Unia" sich hörbar von diesen Wurzeln entfernt hat, war das Z7 heute Abend ausverkauft, was ja auch nicht alltäglich ist. Begleitet wurden die Finnen auf dieser Tour von Epica und Ride The Sky.

Ride The Sky
Treibende Kraft ist hier der Ex-Masterplan Drummer Uli Kusch (Beautiful Sin), der ein paar gute Musiker, darunter Sänger Björn Jansson (Mischung aus Jorn Lande und Fernando Garcia), um sich geschart hat. Ein heutzutage (leider) alltäglicher Vorgang, der erklärt, warum in den letzten paar Jahren Metal Bands wie Pilze aus dem feuchten Waldboden schiessen. Freilich macht ein grosser Name in der Szene noch lange keine gute Band aus. Die Kritiken zum Debüt-Album "New Protection" fielen zwar mehrheitlich gut bis zuweilen euphorisch aus. Dennoch fielen dann und wann auch Voten wie "drei Songs sind gut, der Rest jedoch mittelmässig". Dem kann ich voll und ganz zustimmen, denn die Hörproben beim Record-Dealer meines Vertrauens beeindruckten mich nicht sonderlich. Solche Mucke machen Dutzende anderer Bands auch, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Da nützt es auch nix, wenn der Laden, wie heute Abend, erfreulich voll war. Ride The Sky fuhren in der Tat mittelmässige Kost auf, die erst noch durch aufgesetztes Gepose weiter abgewertet wurden. Als Erstes konnte vor allem Björn Jansson seine stimmlich Klasse der Studio-Aufnahmen nicht ausspielen und daneben gebärdete sich vor allem Gitarrist Benny Jansson (ist wohl der Bruder) wie ein Anfänger auf der Bühne. Die ständig gereckte Hand mit dem Evil-Zeichen sah einfach nur billig und peinlich aus. Uli Kusch bearbeitete seine Felle derweil sicherlich auf hohem Niveau, aber das reichte nicht aus, um aus dieser Nummer heraus zu kommen. Der ganze Auftritt, respektive die zugestandene Zeit von 30 Minuten löste keinerlei Reaktionen beim Publikum aus und wenn ich diesen Auftritt kürzest möglich beschreiben muss, fällt mir hierzu nur das ein: Total langweilig!

Epica
Da hatten es Epica natürlich von vorne herein besser, da eine Band mit einer hübschen und begabten Sängerin wie Simone Simons zumindest bei den Herren der Schöpfung schon mal entsprechend im Voraus punkten kann. Diese chauvinistische Herangehensweise wird den Qualitäten der Band aus Holland jedoch nicht gerecht. Seit vier Jahren erscheinen Alben der Gothic Metaller aus dem Land der Tulpen und Holzschuhe. Dass dieses Genre inzwischen mit massig Konkurrenz ausgestattet ist, macht es für jeden einzelnen Vertreter aus dieser Ecke zunehmend schwieriger, sich jeweils vom anderen absetzen und/oder unterscheiden zu können. Dem, was Evanescence vor einiger Zeit kommerziell mal losgetreten haben, eifern nun auch Within Temptation, After All, Sirenia, Lacuna Coil, Nightwish oder auch unsere Legenda Aurea mit unterschiedlichem Erfolg hinterher. In Sachen Popularität sind Epica, gemessen am lautstarken Jubel der Fans, schon einige Schritte voran gekommen. Mit einem strahlenden Antlitz, zu Beginn oft in rotem Licht gehalten, erzählte Simone ihren Schweizer Fans erstmal, dass diese Location der schönste Aufenthaltsort in Europa sei! Jubel brandete auf und die Band sog diesen richtig gehend in sich auf. Den Auftakt bestritt gleich das neue Album mit dem Intro "Indigo", gefolgt vom Opener "Obsessive Devotion" und die Fans gingen gleich von Anfang an voll mit. In den schnellen Passagen, wie zum Beispiel bei "Menace Of Vanity" klangen die Songs, bedingt durch die Grunts von Mark Jansen, eher härter als zum Beispiel bei Nightwish. Dessen Einfluss oder mindestens Inspiration kam hingegen bei "Chasing The Dragon" hörbar zum Vorschein. "Cry For The Moon" und "Consign To Oblivion" als ältere Vertreter des Diskographie passten dabei gut zum aktuellen Material. Mich persönlich berührte der Auftritt allerdings nicht sonderlich bis überhaupt nicht, was aber nichts zu Sache tut. Die Band spielte sehr versiert wie tight auf und bekam einen guten Sound sowie stattliches Licht ab. Einzig das optische Element in Sachen Bühnenaufbau konnte aufgrund der Support-Rolle nicht optimal genutzt werden. Die nicht wenigen Epica Fans antizipierten aber lautstark und kamen daher während fast einer Stunde voll auf ihre Kosten.

Setlist: "Indigo" - "Obsessive Devotion" - "Sensorium" - "Menace Of Vanity" - "Chasing The Dragon" - "Sancta Terra" - "Cry For The Moon" - "(Quietus)" - "Consign To Oblivion".

Sonata Arctica
Ich fragte mich nach dem auch von vielen Fans wie Journalisten teils zwiespältig bewerteten, neuen Album "Unia", ob Sonata Arctica immer noch die Gleichen geblieben sind. Die Antwort darauf heisst "jein". Also grundsätzlich sicher, aber mit den neuen Songs, die eine eher weniger metallene, dafür progressivere und beileibe nicht mehr so schnelle Note aufweisen, betreten die Finnen schon etwas gefährliches Terrain! Für die einen ist es bereichernd, was Tony Kakko & Co. nun zelebrieren, die anderen wünschen sich weitere Hämmer der schnelleren Sorte. Man kann es halt nie allen recht machen. Fakt ist, dass das Fan-Interesse immer noch so gross ist, um den Laden locker auszuverkaufen. Dem alleine gebührt schon mal der erste Pluspunkt, denn das Z7 kennt auch die andere Situation zur Genüge! Den Anfang machten nach dem Intro mit "Black And White" und "Paid In Full" gleich mal zwei neue Tracks, die sich mehr nach Threshold als Sonata Arctica anhörten, jedoch die bewährte Melodie-Stärke an den Tag legten. "Paid In Full" hätte danach glatt auch von Nightwish stammen können. Irgendwie steckte da noch der Wurm drin, denn das Publikum reagierte kaum. Erst bei "Victoria's Secret" tauten alle Beteiligten zum ersten Mal auf, weil das der gewohnte(re) Sonata-Sound war. "Broken", auch von "Winterhearts Guild" (2003), war dann allerdings an dieser Stelle des Sets etwas fehl platziert, da insgesamt einfach zu ruhig. Gleichzeitig konnte den Kritikern von *Unia" aufgezeigt werden, dass es solche Songs schon früher gegeben hat. Die Stimmung wurde dadurch natürlich flach gehalten, was sich danach bei "8th Commandement" schlagartig änderte. Der Schwung dieser schnellen Nummer wurde jedoch jäh gebremst, weil danach mit "Tallulah" eine waschechte Ballade folgte. Bei "Fullmoon" waren dann Mitsing-Qualitäten gefragt, die wieder Bewegung ins Volk brachten. Mein Eindruck bis dahin war, dass die Finnen irgendwie mit einer (kleinen) unsichtbaren Bremse behaftet agierten. Es fehlte etwas an Spritzigkeit und der berühmten Motivation bis in die Fingerspitzen. Obwohl der Zuspruch sicherlich dem Aufmarsch entsprach, war von Ekstase weit und breit nichts zu sehen. Das lag zum Einen sicher auch am neuen Material, denn schon auf der CD klingen zum Beispiel "Caleb" und "I Won't Fade" zumindest für Sonata Arctica Verhältnisse gewöhnungsbedürftig. Die Live-Umsetzung braucht somit auch seine Zeit. Zum Glück hatten Tony Kakko & Co. aber noch ein paar Rosinen wie "San Sebastian", "My Land" und das unverzichtbare "Don't Say A Word" am Start. Ende gut, alles gut? Nicht ganz, da die Spielzeit mit exakten 90 Minuten zwar ordentlich, üblich..., was auch immer war, aber vor einem ausverkauften Haus dürfte man dem zahlenden Publikum schon noch die eine oder andere Zugabe zugestehen. Fazit: Sicherlich gutes Konzert, aber früher waren Sonata Arctica klar stärker und dass "Replica" fehlte, war für den Rezensenten unverzeihlich!

Setlist: "Intro" - " In Black & White" - "Paid In Full" - "Victoria's Secret" - "Broken" - "8th Commandement" - "Tallulah" - "Fullmoon" - "Caleb" - "Black Sheep" - "It Won't Fade" - "Gravenimage" - "San Sebastian" - "My Land & Solo" - "Don't Say A Word" - "The Cage" - "Outro (incl. Vodka & Nukkumatti).