Die Melodic Speedster, respektive Symphonic
Metaller aus Finnland haben in den letzten paar Jahren
beeindruckende Erfolge hinlegen können. Dass dies unter anderem auch
in Japan gelungen ist, erstaunt nicht, da dort diese Art Mucke
bekanntlich schon seit Längerem auf grösseres Interesse stösst.
Meine erste Begegnung mit Sonata Arctica war zum Glück nicht ein
Song wie "Blank File" oder "8th Commandment", sondern "Replica".
Dadurch erst beschäftigte ich mich näher mit dieser Band und fand
bald heraus, dass diese Einiges mehr auf dem Kasten haben, als es
zum Beispiel die unsäglichen und oberpeinlichen DragonForce je haben
werden. Einfach nur schnell spielen ist mittlerweile nicht mehr so
schwierig wie auch schon, aber um sein Publikum bei der Stange
halten zu können, braucht es gutes und abwechslungsreiches
Songwriting, dazu eine Portion Persönlichkeit, die Sänger Tony Kakko
überzeugend rüber bringt. Seine klare Stimme ist perfekt dazu
geeignet, dem sehr melodiösen Sound noch eins drauf zu setzen. Nach
"Ecliptica" als Klasse-Debüt von 1999 ging es danach mit "Silence"
(2001) erst richtig los! Und oh Wunder..., selbst der Verfasser
dieser Zeilen, sonst kein Freund von ausufernden Speedorgien ä la
(frühe) Helloween, Rhapsody und Konsorten, fand echt Gefallen an den
Nordländern. Spätestens mit "Reckoning Night" (2004), wo sich mit "Don't
Say A Word" eine der geilsten Metal-Hymnen schlechthin befindet,
wird Bombast Metal, wie ihn danach auch Nightwish zelebrieren,
weiter zementiert. Obwohl das neuste Album "Unia" sich hörbar von
diesen Wurzeln entfernt hat, war das Z7 heute Abend ausverkauft, was
ja auch nicht alltäglich ist. Begleitet wurden die Finnen auf dieser
Tour von Epica und Ride The Sky.
Ride The Sky
Treibende Kraft ist hier der Ex-Masterplan Drummer Uli Kusch (Beautiful
Sin), der ein paar gute Musiker, darunter Sänger Björn Jansson
(Mischung aus Jorn Lande und Fernando Garcia), um sich geschart hat.
Ein heutzutage (leider) alltäglicher Vorgang, der erklärt, warum in
den letzten paar Jahren Metal Bands wie Pilze aus dem feuchten
Waldboden schiessen. Freilich macht ein grosser Name in der Szene
noch lange keine gute Band aus. Die Kritiken zum Debüt-Album "New
Protection" fielen zwar mehrheitlich gut bis zuweilen euphorisch
aus. Dennoch fielen dann und wann auch Voten wie "drei Songs sind
gut, der Rest jedoch mittelmässig". Dem kann ich voll und ganz
zustimmen, denn die Hörproben beim Record-Dealer meines Vertrauens
beeindruckten mich nicht sonderlich. Solche Mucke machen Dutzende
anderer Bands auch, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden
wollen. Da nützt es auch nix, wenn der Laden, wie heute Abend,
erfreulich voll war. Ride The Sky fuhren in der Tat mittelmässige
Kost auf, die erst noch durch aufgesetztes Gepose weiter abgewertet
wurden. Als Erstes konnte vor allem Björn Jansson seine stimmlich
Klasse der Studio-Aufnahmen nicht ausspielen und daneben gebärdete
sich vor allem Gitarrist Benny Jansson (ist wohl der Bruder) wie ein
Anfänger auf der Bühne. Die ständig gereckte Hand mit dem
Evil-Zeichen sah einfach nur billig und peinlich aus. Uli Kusch
bearbeitete seine Felle derweil sicherlich auf hohem Niveau, aber
das reichte nicht aus, um aus dieser Nummer heraus zu kommen. Der
ganze Auftritt, respektive die zugestandene Zeit von 30 Minuten
löste keinerlei Reaktionen beim Publikum aus und wenn ich diesen
Auftritt kürzest möglich beschreiben muss, fällt mir hierzu nur das
ein: Total langweilig!
Epica
Da hatten es Epica natürlich von vorne herein besser, da eine Band
mit einer hübschen und begabten Sängerin wie Simone Simons zumindest
bei den Herren der Schöpfung schon mal entsprechend im Voraus
punkten kann. Diese chauvinistische Herangehensweise wird den
Qualitäten der Band aus Holland jedoch nicht gerecht. Seit vier
Jahren erscheinen Alben der Gothic Metaller aus dem Land der Tulpen
und Holzschuhe. Dass dieses Genre inzwischen mit massig Konkurrenz
ausgestattet ist, macht es für jeden einzelnen Vertreter aus dieser
Ecke zunehmend schwieriger, sich jeweils vom anderen absetzen
und/oder unterscheiden zu können. Dem, was Evanescence vor einiger
Zeit kommerziell mal losgetreten haben, eifern nun auch Within
Temptation, After All, Sirenia, Lacuna Coil, Nightwish oder auch
unsere Legenda Aurea mit unterschiedlichem Erfolg hinterher. In
Sachen Popularität sind Epica, gemessen am lautstarken Jubel der
Fans, schon einige Schritte voran gekommen. Mit einem strahlenden
Antlitz, zu Beginn oft in rotem Licht gehalten, erzählte Simone
ihren Schweizer Fans erstmal, dass diese Location der schönste
Aufenthaltsort in Europa sei! Jubel brandete auf und die Band sog
diesen richtig gehend in sich auf. Den Auftakt bestritt gleich das
neue Album mit dem Intro "Indigo", gefolgt vom Opener "Obsessive
Devotion" und die Fans gingen gleich von Anfang an voll mit. In den
schnellen Passagen, wie zum Beispiel bei "Menace Of Vanity" klangen
die Songs, bedingt durch die Grunts von Mark Jansen, eher härter als
zum Beispiel bei Nightwish. Dessen Einfluss oder mindestens
Inspiration kam hingegen bei "Chasing The Dragon" hörbar zum
Vorschein. "Cry For The Moon" und "Consign To Oblivion" als ältere
Vertreter des Diskographie passten dabei gut zum aktuellen Material.
Mich persönlich berührte der Auftritt allerdings nicht sonderlich
bis überhaupt nicht, was aber nichts zu Sache tut. Die Band spielte
sehr versiert wie tight auf und bekam einen guten Sound sowie
stattliches Licht ab. Einzig das optische Element in Sachen
Bühnenaufbau konnte aufgrund der Support-Rolle nicht optimal genutzt
werden. Die nicht wenigen Epica Fans antizipierten aber lautstark
und kamen daher während fast einer Stunde voll auf ihre Kosten.
Setlist: "Indigo" - "Obsessive Devotion" - "Sensorium" - "Menace Of
Vanity" - "Chasing The Dragon" - "Sancta Terra" - "Cry For The Moon"
- "(Quietus)" - "Consign To Oblivion".
Sonata Arctica
Ich fragte mich nach dem auch von vielen Fans wie Journalisten teils
zwiespältig bewerteten, neuen Album "Unia", ob Sonata Arctica immer
noch die Gleichen geblieben sind. Die Antwort darauf heisst "jein".
Also grundsätzlich sicher, aber mit den neuen Songs, die eine eher
weniger metallene, dafür progressivere und beileibe nicht mehr so
schnelle Note aufweisen, betreten die Finnen schon etwas
gefährliches Terrain! Für die einen ist es bereichernd, was Tony
Kakko & Co. nun zelebrieren, die anderen wünschen sich weitere
Hämmer der schnelleren Sorte. Man kann es halt nie allen recht
machen. Fakt ist, dass das Fan-Interesse immer noch so gross ist, um
den Laden locker auszuverkaufen. Dem alleine gebührt schon mal der
erste Pluspunkt, denn das Z7 kennt auch die andere Situation zur
Genüge! Den Anfang machten nach dem Intro mit "Black And White" und
"Paid In Full" gleich mal zwei neue Tracks, die sich mehr nach
Threshold als Sonata Arctica anhörten, jedoch die bewährte
Melodie-Stärke an den Tag legten. "Paid In Full" hätte danach glatt
auch von Nightwish stammen können. Irgendwie steckte da noch der
Wurm drin, denn das Publikum reagierte kaum. Erst bei "Victoria's
Secret" tauten alle Beteiligten zum ersten Mal auf, weil das der
gewohnte(re) Sonata-Sound war. "Broken", auch von "Winterhearts
Guild" (2003), war dann allerdings an dieser Stelle des Sets etwas
fehl platziert, da insgesamt einfach zu ruhig. Gleichzeitig
konnte
den Kritikern von *Unia" aufgezeigt werden, dass es solche Songs
schon früher gegeben hat. Die Stimmung wurde dadurch natürlich flach
gehalten, was sich danach bei "8th Commandement" schlagartig
änderte. Der Schwung dieser schnellen Nummer wurde jedoch jäh
gebremst, weil danach mit "Tallulah" eine waschechte Ballade folgte.
Bei "Fullmoon" waren dann Mitsing-Qualitäten gefragt, die wieder
Bewegung ins Volk brachten. Mein Eindruck bis dahin war, dass die
Finnen irgendwie mit einer (kleinen) unsichtbaren Bremse behaftet
agierten. Es fehlte etwas an Spritzigkeit und der berühmten
Motivation bis in die Fingerspitzen. Obwohl der Zuspruch sicherlich
dem Aufmarsch entsprach, war von Ekstase weit und breit nichts zu
sehen. Das lag zum Einen sicher auch am neuen Material, denn schon
auf der CD klingen zum Beispiel "Caleb" und "I Won't Fade" zumindest
für Sonata Arctica Verhältnisse gewöhnungsbedürftig. Die
Live-Umsetzung braucht somit auch seine Zeit. Zum Glück hatten Tony
Kakko & Co. aber noch ein paar Rosinen wie "San Sebastian", "My
Land" und das unverzichtbare "Don't Say A Word" am Start. Ende gut,
alles gut? Nicht ganz, da die Spielzeit mit exakten 90 Minuten zwar
ordentlich, üblich..., was auch immer war, aber vor einem
ausverkauften Haus dürfte man dem zahlenden Publikum schon noch die
eine oder andere Zugabe zugestehen. Fazit: Sicherlich gutes Konzert,
aber früher waren Sonata Arctica klar stärker und dass "Replica"
fehlte, war für den Rezensenten unverzeihlich!
Setlist: "Intro" - " In Black & White" - "Paid In Full" - "Victoria's
Secret" - "Broken" - "8th Commandement" - "Tallulah" - "Fullmoon" -
"Caleb" - "Black Sheep" - "It Won't Fade" - "Gravenimage" - "San
Sebastian" - "My Land & Solo" - "Don't Say A Word" - "The Cage" - "Outro
(incl. Vodka & Nukkumatti).
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