Was gibt es grundsätzlich schöneres, als einen normalen
Dienstagabend mit einem Live-Konzert zu beenden? Wahrscheinlich
nicht sehr vieles. Der Moment, wenn die erste Band die Bühne betritt
und einen lauten Abend einläutet. Diesen Moment durften die Kanadier
von Striker im Kofmehl, Solothurn geniessen, die neben Triosphere
aus Norwegen den zweiten Supportact des Abends stellten. Die Krone
gehörte schliesslich den Power Metal-Finnen von Sonata Arctica, die
gerade in den letzten Jahren doch immer wieder Kritik für ihr
Schaffen einstecken mussten. Musikalisch von ihren Power
Metal-Wurzeln entfernt, zu sanft und an Biss verloren…! Dies nur
einige Statements, die es zu lesen gab. Dennoch wollte ich mich
selbst von der Live-Qualität und dem neuen Album „The Ninth Hour“
überzeugen.
Striker
Striker, die trotz der Veröffentlichung ihres fünften Albums noch
immer als Newcomer gelten, legten dann nach sieben Uhr richtig los.
Sie spielten ein hohes Tempo und legten ganz schön Energie an den
Tag. Ihr Mix aus Heavy, Speed und Thrash Metal bezauberte zunächst
nur ein paar wenige Zuschauer, die sich bereits am frühen Abend
eingefunden hatten. Kontinuierlich tropften aber im Verlauf ihres
kurzen Sets immer mehr Leute herein, die sich auch für die Ansagen
von Sänger Dan Cleary empfänglich zeigten. Die Bühne ist eher klein
und Drummer Adam Brown füllt diese ziemlich gut aus. Die beiden
Gitarristen Simon Fallon und Tim Brown lassen sich aber davon nur
leicht beeindrucken und rocken die Bühne, dass es einfach eine
Freude ist, ihnen zuzuschauen. Mit einem Solo nach dem anderen holt
Brown alles aus seinem Instrument heraus und Cleary putzt seine
Stimmbänder nach guter alter Metal-Manier durch. Gerade richtig warm
gespielt und die Menge erobert, neigt sich nach einer guten halben
Stunde der Auftritt von Striker schon wieder ihrem Ende zu, was in
Anbetracht der nachfolgenden Leistung von Triosphere doppelt bitter
war. Dies sollte sich allerdings erst hinterher herausstellen.
Setliste: «Crossroads» «Former Glory» «Locked In» «Lethal Force»
«Phoenix Lights» «Out For Blood» «Born To Lose» «Full Speed Or No
Speed» «Fight For Your Life»
Triosphere
Nach einer kurzen Umbaupause erklangen die ersten Töne der Norweger
von Triosphere, die Kompositionen aus Power-, Symphonic- und
Progressiv-Metal zum Besten geben sollten. Die Betonung liegt auf
„sollten“, denn das Quartett schaffte es nicht, den hohen Fahrtwind
von Striker wieder aufzunehmen. Dies war vermutlich nicht nur
Eigenverschulden, denn die Lautstärke hätte durchs Band wirklich
lauter
sein
dürfen an diesem Abend. Der gewisse Wumms in der Bauchgegend hat
eindeutig gefehlt und so wollte der Funke bis zum Schluss ihres
Auftritts nicht wirklich überspringen. Selbst die Versuche von
Frontfrau und Bassistin Ida Haukland, mit dem Publikum auf
Tuchfühlung zu gehen, schlugen fehl und so blieb es eine eher
traurige Darbietung. Gut gelaunt und aktiver Showposten der Norweger
war an diesem Abend einzig Gitarrist Marius Bergesen, der sich zu
den Solos immer mit einem Grinsen im Gesicht auf den Monitoren
platzierte, damit sich möglichst viele gleichzeitig von seiner
Arbeit überzeugen konnten. Dies half allerdings auch nicht, das
Publikum bei Laune zu halten und unter der Menge wurde getuschelt,
dass man doch Striker länger hätte spielen lassen sollen. So war
dann auch niemand wirklich ernsthaft böse, als sich Triosphere
schliesslich ganz von der Bühne verabschiedeten und dem Hauptact des
Abends Platz machten.
Setliste: «Als ich nach der Setliste
fragte hiess es, die bräuchten keine, denn sie würden sowieso jeden
Abend dasselbe spielen. Diese Antwort passte zum Auftritt des
Abends»
Sonata Arctica Nun ging es um
alles oder nichts. Tony Kakko und seine Sonata Arctica betraten
gegen halb zehn die Bühne des Kofmehl. Sie waren die Hoffnungsträger
des Abends und so lastete unwissentlich ein grosser Druck auf ihren
Schultern. Immer noch ziemlich leise und mit der eher ruhigeren
Nummer „Closer To An Animal“ stiegen die Finnen in ihr Set ein. Ich
war skeptisch. Jedoch bereits beim zweiten Song „Life“ von der
aktuellen Platte „The Ninth Hour“ erwachte das Publikum und
sang im Refrain lautstark mit. „The Wolves Die Young“ komplettierte
schliesslich den Einstiegsdreier aber trotz der Geschwindigkeit des
Songs wirkte es, als spielte die Kombo mit angezogener Handbremse.
Auch die Drums waren stellenweise sehr laut und gegenüber den Vocals
zu dominant. So ging die erste Viertelstunde ins Land und die
gespielten Songs gingen mehr oder weniger für die Soundeinstellungen
drauf. Jedenfalls bei mir stellte sich noch keine Euphorie ein.
Die anschliessend vorgetragene Ballade „Tallulah“ war dann das
erste Highlight des Abends. Kakko setzte sich dafür an den Rand der
Bühne und schmetterte den Song in gekonnter Manier einem entzückten
Publikum entgegen. Ja, eines muss man ihnen wirklich lassen. Sie
sind Balladengötter der ersten Stunde und dies beherrschen Sonata
Arctica bis heute. Darauf folgte ein Mix aus neuen und älteren Songs
und besonders „FullMoon“, ein Track vom ersten Album „Ecliptica“
sorgte beim Publikum für Verzückung. Schliesslich setzten sie mit
der Nummer „The Power Of One“ noch einen drauf und zeigten damit ihr
vorhandenes Potential, das sie im Verlauf des Konzerts öfters
vermissen liessen. Der erste Abgang kündigte sich an und Tony Kakko,
Elias Viljanen, Henrik Klingenberg, Pasi Kauppinen und Tommy
Portimo
gönnten sich und den Fans eine kurze Verschnaufpause. Was danach
folgte, waren die beinahe schon obligaten Zugaben „I Have A Right“
und „Don’t Say A Word“. Die endgültige Entlassung der treuen
Gefolgschaft, geschah zu den Klängen des stets eingeplanten
„Vodka-Medley’s“.
Sonata Arctica waren bestimmt die Gruppe
mit dem grössten Namen des Abends, jedoch auch meiner Sicht, nicht
mit der grössten Leistung. Striker waren ohne einen Hehl daraus zu
machen die gewaltigste Darbietung des Abends. Es war wirklich sehr
schade, dass sie das Los der ersten Band gezogen hatten, denn diesen
Jungs hätte man gut und gerne ein wenig mehr Spielzeit überlassen
können.
Setliste: «Intro» «Closer To An Animal» «Life» «The
Wolves Die Young» «In Black And White» «Tallulah» «Fairytale»
«FullMoon» «Among The Shooting Stars» «No More Silence
Intro/Abandoned/Pleased/Brainwashed/Exploited» «We Are What We Are»
«The Power Of One» «Keeping Music Alive (Speech)» «Misplaced» «I
Have A Right» «Don’t Say A Word» «Vodka-Medley»
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