Eigentlich konnte man sich nach dem Jonschwiler Schlamm-Festival von
2010 und dem finanziellen Desaster von Basel im Jahre 2011 glücklich
schätzen, dass der Brand "Sonisphere" 2012 in Yverdon-les-Bains,
2014 in Basel (mit Metallica als Headliner) und letztes Jahr in Biel
(obwohl das Line-Up hier nichts für Metalheads war) seine
Fortsetzung fand. Dass es heuer von den verpflichteten Bands her
wieder ganz im Sinne der Metal-Zunft ausfiel, war sehr erfreulich.
Dazu kam, dass der Anlass erstmals seit 2011 wieder auf zwei Tage
angesetzt war. Mit den Headlinern Iron Maiden (am Freitag) und
Rammstein (am Samstag) wurden zwei Hochkaräter gebucht, die, um es
gleich vorweg zu nehmen, total gegen 70'000 Fans (!) anzulocken
vermochten. Überraschend war dabei die Tatsache, dass am ersten Tag
"bloss" 20'000 Fans auf die Luzerner Allmend pilgerten, respektive
gelassen wurden und tags darauf somit satte 50'000 für eine
grandiose Stimmung sorgten. Wer sonst noch auf dem Billing stand und
wann welche Reaktionen auslöste, könnt Ihr nun in unserem
Festival-Bericht nachlesen. (rsl)
Freitag, 03. Juni 2016
(Erster Tag)
Das bestimmende Element am
ersten Festivaltag war eindeutig der Regen! Was zu Beginn noch in
Richtung heiter(er) ging, verwandelte sich in der Folge in
zwischenzeitlichen Dauerregen. Es goss Bindfäden vom Himmel
herunter, und wer irgendwie ein Dach über dem Kopf fand, konnte sich
wahrhaft glücklich schätzen. Das traf mitunter auch auf uns von der
Riege der Presseleute zu, die sich dank den Bändeln und Pässen
ziemlich frei zwischen der Bühne und dem Headquarter bewegen konnte.
(rsl)
The Wild Lies Nach lockerer Anreise und
Unterkunftsbezug in Reusstal bei einem netten Kollegen (a big thanx
to Manuel - you rock!) mussten El Tino und meine Wenigkeit zuerst
die Presse-Pässe, respektive Bändel abholen. Hätten wir bereits von
Anfang an gewusst, dass das Presse-Zentrum in den Räumlichkeiten des
FC Luzern vis-à-vis der Bühne eingerichtet war und man dann direkt
über den Backstagebereich hinter der Bühne locker aufs Gelände hätte
gelangen können, wäre uns das Anstehen am normalen Eingang und die
Filzerei erspart geblieben. Die Briten von The Wild Lies als Opener
standen bereits um 15:30 Uhr auf der Bühne, als wir immer noch in
der Schlange standen. Somit bekamen wir das Ganze nur aus der Ferne
mit. Das, was da allerdings an unsere Lauscher gelangte, hörte sich
nicht mal schlecht an. Da schien eine ordentliche Portion Groove
vorhanden zu sein, was aber von der Herkunft her nicht weiter
erstaunte und man so zum Beispiel an das härtere Material der
Landesbrüder von Thunder erinnert wurde. (rsl)
The
Raven Age Danach folgten The Raven Age aus..., London!
Das harte Melodic Metal Brett schien jedoch um diese Zeit, sprich
gegen halb fünf kaum jemanden wirklich anzumachen, und somit wären
wir bereits beim Reizthema "Golden Circle" angelangt. Für die ersten
Bands stellte dieser nämlich sicher, dass die wirklich
interessierten Fans erst in einigem Abstand zur Bühne zuschauen und
-hören konnten, während vorneweg bloss ein paar Dutzendschaften
rumhampelten. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, wo sich
das Pressezentrum befindet, konnte meine Wenigkeit, da die
PhotographenInnen jeweils geschlossen zur Bühne hingeführt wurden,
noch nicht mittun, seis drum. So lauschte ich einfach noch ein
wenig, aber wirklich vom Hocker haute mich diese Darbietung nicht.
Im Rahmen der Sonisphere-Gigs spielten die Jungs kurz zuvor zum
Beispiel auch bei "Rock im Revier" in Dortmund (Nachfolge-Event von
"Rock am Ring") und dem "Rockavaria" in München. Dort war die
Resonanz womöglich besser, aber hier in Luzern gestaltete sich der
"Golden Circle" als wahrer Stimmungskiller. (rsl)
Gojira
Mindestens einmal hatte ich die französischen Prog Technical Death
Metaller schon mal gesehen, nämlich vor vier Jahren in
Yverdon-les-Bains. Hängen geblieben war schon damals nichts, und die
Band interessiert mich bis heute nicht die Bohne. Es gibt aber
offenbar nicht wenige Leute, die die Truppe in den höchsten Tönen
loben und verehren. Im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Albums
«Magma» spielten die Bleus also erneut auf einer grossen
Festival-Bühne. Ich tummelte mich für die ersten Bilder im
Fotograben und bekam so während den ersten drei Songs nicht wirklich
viel mit. In der Nachlese von «Magma» fällt dann bei einem Song wie
dem auch gespielten «Silvera» eine gewisse Ähnlichkeit zu den
Norwegern von Communic auf. Der markante Unterschied sind jedoch die
oft hardcoreangelehnte Shouts von Joseph Duplantier, die meine
musikalischen Geschmacksnerven nicht wirklich treffen. Dass der
Knabe vor ein paar Jahren mal bei Cavalera Conspiracy als Bassist im
Line-Up stand, war mir nicht bewusst. Wie dem auch sei, für mich
mögen Gojira technisch sicherlich das Nonplusultra sein, aber die
vielschichtige Musik, die dann nebst Growls auch cleane Vocals im
Sound unterbringt, ist nicht wirklich eine Festival-Band. Sowas
kommt in einem gut gefüllten Z7 vor enthusiastischen Fans viel mehr
zur Geltung. Meins sind die Jungs aber definitiv nicht. (rsl)
Tremonti Kurz bevor Mark Tremonti (Creed und
Alter Bridge) mit seinen Jungs auf die Bühne kam, begann es ziemlich
heftig zu regnen. An einen Gang in den Fotograben war da nicht zu
denken. Da hätte ich danach mit (m)einer hundert pro defekten Kamera
gleich nach Hause fahren können. So lauschte ich der Band aus dem
Zelt im Backstage-Bereich, und auch hier ist das wieder so eine
Sache mit dem "personal taste of music". Das Ganze weist auf jeden
Fall Groove und Melodie auf, aber mich ödet diese letztlich eher
eindimensionale Mucke irgendwie ziemlich schnell an. Die lauten und
betont melodischen Vocals wirken oft ziemlich angestrengt. Schreit
mich einen alten verbohrten Esel, aber was hier musikalisch
verbraten wird, bedient sich (wie viele andere natürlich auch!) bei
sattsam bekannten Wurzeln. Im Gegensatz zu Gojira passen Tremonti
allerdings deutlich besser zu einem Festivalpublikum, das zumindest
schon mal ordentlich antizipierte. Petrus konnte damit aber offenbar
ebenso nicht viel anfangen und liess die Himmelsschleusen während
des ganzen Auftritts offen. Das liess dann so keine wirklich
ausgelassene Stimmung aufkommen, doch das kümmerte die Band nicht
die Bohne, und diese stellte mitunter einige Songs des neuen,
respektive dritten Albums «Dust» vor. Kaum waren die letzten Klänge
auf der Bühne verhallt, hörte es vorübergehend auf zu regnen. Das
wäre jetzt glatt was für die Riege der Verschwörungstheoretiker
gewesen, aber lassen wir das und ja, Alter Bridge höre ich mir
zwischendurch schon auch mal an, jedoch nicht regelmässig. (rsl)
Sabaton Ohne Pyros und dem Drumriser in
Panzerform wirkten die Schweden extrem nackt. Man kann über das
Musikalische denken wie man will, aber den Erfolg kann man dem
Fünfer nicht wegdiskutieren. Sänger Joakim peitschte das Publikum
immer wieder an und dieses frass dem kurzgeschorenen Metal-Shouter
förmlich aus den Händen. Mit «Carolus Rex» wurde das Strickmuster
der Tracks schnell klar. Ein simpler Rhythmus, der sofort in die
Beine
wie
Hände geht und von einem viel zu dominanten Keyboard, das ab Band
kam, zugekleistert wird. Dies zu Lasten der Gitarren. Optisch ging
das Marketing einmal mehr völlig auf. Mit den auf Camouflage
aufgebauten Bühnenklamotten steht mit Sabaton schon fast ein fest
institutionalisierter Brand auf der Bühne. Die Jungs hatten ihren
Spass, rannten viel herum, liessen ihre Matten schwingen, ausser
Kurzhaar Igel Joakim, und sich feiern. Die Truppe, wie auch die Fans
liessen sich die Stimmung nicht durch den wieder einsetzenden Regen
vermiesen. Das Motto des Auftritts war ganz klar: «Noch ein Bier»,
auf das warteten die jungen Fans, und somit stimmten alle in die
fast durchgehenden kosakischen Chöre ein, welche früher von
Dschingis Khan in den Disco-Dielen zum allgemeinen Abschunkeln
animierten. Nach dem Auftritt fanden sich die treuen Anhänger
bestätigt, dass Sabaton eine der besten, wenn nicht die beste
Metal-Band ist, während die ebenso vielen Anti-Freaks erneut
genügend Futter hatten, um die Truppe nach Herzenslust in der Luft
zu zerreissen! (tin)
Setliste Sabaton: «The Final Countdown
(Europe)» - «The March To War (Intro)» - «Ghost Division» - «Far
From The Fame» - «Carolus Rex» - «Swedish Pagans» - «The Art Of War»
- «Gott mit uns» - «Resist And Bite» - «To Hell And Back with "Wind
Of Change" snippet by Scorpions» -- «Night Witches» - «Primo
Victoria» - «Metal Crüe» - «Dead Soldier's Waltz (Outro)».
Iron Maiden Im strömenden Regen harrten die
20'000 Besucher aus, um sich den Headliner am Freitagabend nicht
entgehen zu lassen. Die grosse Bühne gab einen Einblick auf die
gespenstische Kulisse im Urwald-Look. Nach dem obligaten Intro zu
UFOs «Doctor Doctor» startete Eddie seinen Marsch durch den
Dschungel, befreite die Ed Force aus den Schlingen des Gestrüpps und
liess das Flugzeug mit einem händischen Katapultstart in die Wolken
ziehen. Die folgenden knapp zwei Stunden Spielzeit
waren eine ernüchternde Reise. Klar sind die Briten noch immer die
wohl grösste Metal-Band der Welt, aber die wirklich grossen
Glanzzeiten fangen langsam an zu wackeln. Auch oder trotz
Maskottchen Eddie. Das Ungeheuer hatte seinen grossen Auftritt bei
«Book Of Souls» als Kreatur, die von Bruce Dickinson malträtiert
wurde und bei «Iron Maiden» hinter dem Schlagzeug von Nicko McBrain.
Das Hauptaugenmerk der Setliste lag eindeutig auf dem neuen Album,
aus welchem sechs neue Lieder gespielt wurden. Zusammen mit den
Klassikern «The Trooper» - «Hallowed By Thy Name» - «The Number Of
The Beast» - «Iron Maiden» und «Fear Of The Dark», sowie dem neueren
«Blood Brothers» und den entstaubten und schon lange nicht mehr
gespielten «Children Of The Damned» - «Powerslave» und «Wasted
Years» ergab dies eine für die Fans wohl ziemlich stimmige
Geschichte. Dass es schwierig wird, bei einer solchen Vergangenheit
alle zufrieden zu stellen, ist klar. Allerdings ist es sehr mutig
auf Klassiker wie «Wrathchild» - «Run To The Hills» - «2 Minutes To
Midnight» oder «The Evil That Men Do» zu verzichten, die eine
aufgeheizte Stimmung garantieren würden. Allerdings können Bruce,
Nicko, Bassist Steve Harris und das Gitarren-Dreigestirn Adrian
Smith, Dave Murray und Janick Gers spielen was sie wollen, der
Erfolg scheint ihnen immer sicher zu sein.
Das
musikalische Rückgrat der Truppe ist und bleibt jedoch Bassist
Steve, der aber eine bedeutend ruhigere Performance abliefert, als
auch schon. Daneben brillierte Adrian, der von den drei Gitarristen
der absolute Leader ist. Dave solierte locker und souverän, während
das überdrehte Duracell Häschen Janick einmal mehr völlig
übertrieben auf der Bühne herum hampelte und eigentlich nur mit dem
Solo bei «Blood Brothers» Akzente setzen konnte. Als toller Moment
entpuppte sich «The Red And The Black» mit seinen vielen
Solo-Teilen, bei denen sich die drei Gitarristen die Parts
zuspielten und Steve den Song mit einer feinen Bassharmonie
beendete. Mit vielen Feuersäulen versuchte das Sextett dem Regen den
Garaus zu machen, aber auch die gegen die Wassermassen gerichteten
Ansagen von Bruce schienen die Metal-Götter nicht milde zu stimmen.
Die unzähligen «Scream for me Lucerne, scream for me Switzerland»
verfehlten ihre Wirkung nicht und stachelten das Publikum
unaufhörlich an. Gewohnt sicher sang Bruce, wechselte immer wieder
seinen Bühnenklamotten und bedankte sich wiederholt beim Publikum
fürs Ausharren. «We give a fuck about the rain», war dabei ein
ebenso lustiger Moment, wie jener, als er sich über die
Dezibel-Grenze in der Schweiz aufregte: «We breaking the law! It's a
bullshit 105 decibel». Als Strafe stieg dann gleich zu Beginn bei
«Book Of Souls» das Mikro aus. Bruce rannte wie
gewohnt mit seiner Fahne von links und rechts und liess das Publikum
den Text von «The Trooper» mitjohlen. Bei den alten Klassikern
schien die Allmend förmlich zu explodieren. War dies bei «Hallowed
By Thy Name» - «Fear Of The Dark» - «The Number Of The Beast» oder
«Iron Maiden», Bruce hatte die 20'000 im Griff und verabschiedete
vom offiziellen Set mit den Worten: «Iron Maiden gonna get all of
you»!
Im Zugabenblock folgte was folgen musste, nämlich «The
Number Of The Beast». Rechts neben dem Drum sass ein grosser,
gehörnter Teufel, der freudig mitverfolgte, mit welcher Inbrunst
selbst auf der Tribüne der Klassiker von 1982 aus voller Brust
mitgeschrien wurde. Dies begleitet von unzähligen Stichflammen.
«You're fucking brilliant. Maiden is all about a family», liess
Bruce die Fangemeinde wissen, was jene zu weiteren Jubelchören
verleiten liess. Mit dem eher ruhigen «Blood Brothers», überraschten
die Engländer am Schluss ebenso, wie mit dem Übertrack «Wasted
Years», der endlich wieder aus der Mottenkiste ausgegraben wurde.
Was für ein grandioser Abschluss mit einem Adrian in absoluter
Spiellaune. Auch wenn das Wetter und die Setliste den Gesamteindruck
etwas trübten, den Maiden-Fans war dies alles scheissegal. Sie
feierten ihre Helden ab und liessen sich die Party-Laune nicht
verderben. Maiden kamen, sahen und siegten einmal mehr. (tin)
Setliste Iron Maiden: «Doctor Doctor (Intro)» - «If Eternity
Should Fail» - «Speed Of Light» - «Children Of The Damned» - «Tears
Of A Clown» - «The Red And The Black» - «The Trooper» - «Powerslave»
- «Death Or Glory» - «The Book Of Souls» - «Hallowed By Thy Name» -
«Fear Of The Dark» - «Iron Maiden» -- «The Number Of The Beast» -
«Blood Brothers» - «Wasted Years» - «Always Look On The Bright Side
Of Life (Outro)».
Samstag, 04.Juni 2016 (Zweiter
Tag)
Dank dem Umstand, am Vortag nicht wesentlich nass
geworden zu sein und den Luxus eines warmen Bettes in der Nähe
genossen zu haben, beflügelte einen ungemein für den zweiten
Festivaltag in der Luzerner Allmend. Nebst dem deutlich besseren
Wetter war es zudem augenscheinlich, dass viel mehr Leute als noch
am Freitag zu kommen schienen. Der Eindruck täuschte nicht und am
Schluss befanden sich nicht weniger als 50'000 Fans (!) auf dem
Gelände, echt krass! (rsl)
tuXedoo Die jeweils
erste Band eines Festivals hat es grundsätzlich nicht leicht, aber
da kommt man nicht darum herum, will heissen raus auf die Bühne und
so tun, als wäre schon voll der Bär los. Das taten dann tuXedoo
auch, die aus Österreich stammen (!) und ihren Stil als "Original
Austrian Alpencore" bezeichnen. Damit hätten wir schon die nächste
Baustelle in Sachen persönlicher Motivation, und da unsere Ankunft
eigentlich eine Punktlandung war, standen die Jungs um 13.15 Uhr
programmgemäss (aber ohne mich im Fotograben) auf den Brettern die
die Welt bedeuten und zündeten ihr Metalcore-Gewitter. Da die
Geschichte mit dem "Golden Circle" am zweiten Festival-Tag
selbstverständlich die gleiche war wie tags zuvor, verpufften
tuXedoo und ihre ohne Zweifel energetische Performance vor praktisch
leeren Rängen ebenso wie ihre Vorgänger am Vortag. Das hätte man als
Veranstalter womöglich auch anders organisieren können und diesen
Bereich nur zu Beginn für alle Fans zugänglich machen können. Doch
das ist leichter gesagt als getan, denn dann hätte man diese Zone
jeweils ja völlig leeren müssen, bevor die echten "Golden Circler"
kommen. Wie dem auch sei, aber da vor der Bühne eigentlich "keine
Sau" stand, spielten tuXedoo so zu sagen für ein imaginäres Publikum
und sowas ist definitiv uncool! (rsl)
Shakra
Somit schwante mir für Shakra als einzige Schweizer Vertretung am
diesjährigen "Sonisphere-Festival" nicht gerade Schreckliches, aber
zumindest Ungutes. Und genau das geschah dann eigentlich, denn kurz
vor 14.00 Uhr war praktisch nach wie vor "kaum wer da", sprich
direkt vor der Bühne. Die Emmentaler Hardrocker, die unlängst mit
dem Top-Album «High Noon» und der Rückkehr von Frontmann Mark Fox
wieder positiv von sich reden machten, hatten sich das ziemlich
sicher etwas lebendiger vorgestellt. Leider sah die Wirklichkeit
aber anders aus, und der dämliche "Golden Circle" erwies sich ein
weiteres Mal als totaler Stimmungskiller für die ersten Bands.
Letztlich liessen sich die Schweizer aber ebenso wenig aus dem
Konzept bringen und rockten mit dem fetten «High Noon»-Backdrop im
Rücken voll nach vorne los. Vor allem die neuen Songs zeigten auf,
dass man unmissverständlich wieder Blut geleckt hat und dies auch
umzusetzen vermag. Mark Fox versuchte derweil aus der gegebenen
Situation das Beste raus zu holen. Gleiches galt für die agile
Hintermannschaft, die sich echt bemühte und gute Miene zur
beschissenen Platzsituation machte. Vor allem die Guitar-Soli von
Thom Blunier setzten die gleichen Glanzzeichen wie auf Tonträger.
Hier in Luzern zeigte sich der offensichtliche Nachteil bei nur
einer Bühne mit der entsprechenden Situation vor Ort. Unter dem
Strich fiel das Fazit für Shakra dennoch klar positiv aus, denn
lieber so auftreten und alles geben, als eben nicht mit dabei zu
sein. Zwei Wochen später wird man dann in Hinwil bei "Rock im Ring"
ja bald sehen, ob es besser wird. Hoffentlich! (rsl)
The Shrine Das lärmige Trio aus Kalifornien brachte
danach eine stilistische Abwechslung ins Billing, denn jetzt war
Psychedelic Violence Rock'n'Roll angesagt! Schon nur diese
Bezeichnung trug etwas Kultiges in sich, wobei das von wegen
"Violence" noch einer abschliessenden Erklärung bedurfte. Was das
schliesslich war, zeigt sich ziemlich rasch, denn von der ersten
Sekunde an gaben Josh Landau (v/g), Courtland Murphy (b) und Jeff
Murray (d) Vollgas! Auf dem unerlässlichen Teppich der alten Black
Sabbath zelebrierten die
Amis
eine Retro Rock Sause der Extraklasse. Mit im Gepäck hatten sie das
aktuelle zweite Album «Bless Off», dessen Motiv auch auf dem
Backdrop abgebildet war. Die Ausgangslage für ein schweisstreibendes
Miteinander mit den Fans wäre also gegeben gewesen. Wäre, denn es
schien sich immer mehr zu bewahrheiten, dass der grosse Haufen der
50'000 Besucher der Allmend nur wegen dem Headliner aufmarschieren
würde. So muss ich mich auch hier zum wiederholten Male über den
Flop des "Golden Circle" beklagen, der die Fans nicht an die Bühne
führte, sondern diese zwangsläufig auf Distanz hielt. So lärmten The
Shrine quasi für sich selber und erzeugten als Trio einen ordentlich
lauten Geräuschpegel. Die Band ist in ihrer Stilecke von massig
zumeist guter Konkurrenz umgeben, doch die Amerikaner gehen
unbändigem Groove mehr als nur gut ins Ohr und dieser Vintage-Sound
schreit natürlich förmlich nach Vinyl, das ich dann aber nirgends
auf dem Gelänge aufreiben konnte, sofern es überhaupt angeboten
wurde. The Shrine haben sicher nicht für Ekstase im Publikum (wie
denn auch?) sorgen können, aber die ungestüme und "oldfashioned"
Performance gefiel mir sehr gut und dass sowas zum Beispiel im
Mini-Z7 oder als Part des "Up In Smoke"-Festivals in Pratteln seine
Wirkung hinterlassen würde, war unschwer zu erkennen. (rsl)
Powerwolf
Mit einem grossen Backdrop wurde der Auftritt des Wolfsrudels
angekündigt. Die einzig wahre Metal-Messe konnte starten und mit
einem kirchlichen Intro, dem sich vor dem Publikum verneigenden
Musikern und dem fulminanten «Blessed And Possessed» liessen
Powerwolf speziell das jüngere Publikum in völlige Ekstase
verfallen. Links und rechts vom Schlagzeug stand ein Keyboard, an
dem jeweils ein grosser, goldener Adler hing. Fehlte am Vortag bei
Sabaton der überlaute Keyboarder, so brillierten Powerwolf mit einem
seit Jahren fehlenden Bassisten. Den Freiraum nutzten die beiden
Gitarristen und rannten wie gehetzte über die Bühne. Sänger Attila
begrüsst derweilen die Fans mit den Worten: «Einen wunderschönen Tag
Sonisphere Luzern. Herzlich Willkommen zur einzig wahren Metal
Messe!» Und ja, es war eine Zeremonie, die uns die Wölfe servierten.
Auch wenn der Sound unter den auch hier zu dominanten Keyboards
leidet, so verbreitete der Fünfer eine schon fast kultige
Atmosphäre. Leider war der vorderste Zuschauerbereich, der "Golden
Circle", immer noch fast leer und so konnten die Fans der
Aufforderung vom Sänger: «Kommt nach vorne» leider nicht Folge
leisten. Schön war es mitanzusehen, dass der Regen
sich
verabschiedete und die Worte von Attila: «Luzern, wollen wir die
Scheisswolken wegschreien», tatsächlich Wirkung zeigte. Die Wölfe
sind einfach sympathisch und verdammt fannah. «Meine liebsten
Freunde aus Luzern, seid ihr noch da?», wollte der Hohepriester
wissen und konnte sich der lauten, aber etwas fernen
Publikumsreaktion gewiss sein. «Viele Dankeschön, Luzern! Seid ihr
bereit für die richtige Army», fragte Attila und leitete über zu
«Army Of The Night». Im Gegensatz zu Sabaton klingen Powerwolf um
einiges abwechslungsreicher und auch ohne «noch ein Bier» bedeutend
spassiger und bodenständiger. Auch wenn sich die eine oder andere
Pose wiederholt, es war eine coole Metal-Party, welche die Deutschen
zelebrierten. Als Attila mit einem Kelch auf der Bühne stand, die
Show lebt nun mal von diesen klerikalen Relikten, neigte sich die
Spielzeit dem Ende zu. Mit «We Drink Your Blood» und einem
Augenzwinkern verabschiedeten sich Powerwolf von Luzern sowie der
Gewissheit, neue Fans für sich gewonnen zu haben. (tin)
Setliste Powerwolf: «Blessed And Possessed» - «Coleus Sanctus» -
«Amen And Attack» - «Armata Strigoi» - «Army Of The Night» -
«Werwolves Of Armenia» - «We Drink Your Blood».
Anthrax
Für mich folgte dann das eigentliche Highlight der gesamten zwei
Tage. Die wiedererstarkten Anthrax versetzten Luzern in einen
dreissig Minuten andauernden Thrash-Hit-Nachmittag. Seitdem Joey
Belladonna wieder am Mikrofon steht, hat die Truppe endlich wieder
den Shouter, der eine positive, freundliche, sympathische und
anspornende Bühnenpräsentation zeigt. Nichts gegen den Armored Saint
Sänger John Bush, der vielleicht der bessere Performer ist, aber
keiner kann mit einem so breiten Grinsen Hits der Sorte «Caught In A
Mosh» - «Antisocial» oder «Indians» ins Publikum pfeffern wie Joey.
Neben ihm hüpfte, rannte und bangte Frank Bello mit seiner
unglaublichen Mimik. Der Bassist ist ein wahres Rhythmus-Monster,
der mit seinem Spiel dem Sound einen famosen Druck verleiht. Was für
eine gnadenlose Harke war «Got The Time», dank dem rasenden
Bassspiel von Mister Bello! Auch wenn John Dette als Ersatztrommler
einen verdammt guten Job ablieferte und auch schon bei Slayer,
Testament oder Iced Earth eine hammergeile Figur abgab, den
Powerfuss von Charlie Benante mit seinem sehr eigenen Stil, kann man
nicht ersetzen. Ersetzen kann man aber den seit einiger Zeit zu
Volbeat abgewanderten Rob Caggiano. Jonathan Donais ist in meinen
Augen der bedeutend bessere Sologitarrist, weil er endlich wieder
die Metal-Elemente zu Anthrax zurück bringt. Was für ein Solopart
bei «Antisocial», den uns Jonathan um die die Ohren haute.
«Nice
to be back, you crazy motherfuckers», begrüsste Joey mit einem
spitzbübischen Grinsen Luzern und stimmte vor «Antisocial» ein sich
aufbauendes und von den Fans laut mitgesungenes «Oh-Oh» an. So ganz
nebenbei sang er am Schluss dieses Songs noch kurz Iron Maidens «Run
To The Hills». Er spielte mit dem Publikum nach Belieben und dies
mit einem unglaublichen Fun-Faktor. So diktierte er dem Kameramann
auf das Publikum zu filmen, anstelle immer «nur» die Band auf den
grossen beiden Video-Wänden zu zeigen. Die Band weiss, wem sie den
Erfolg zu verdanken hat und aus diesem Grund wollen sie auch immer
wieder mit ihren Fans eine gute Zeit haben. Auf dem grossen Backdrop
erstrahlte das Cover der neuen Scheibe «For All Kings», allerdings
nicht mit den Köpfen der Musikern, sondern mit Totenköpfen. «Good
morning Switzerland. Do you like Thrash Metal?», wollte Scott von
den Anwesenden wissen und stimmte mit «Evil Twins» einen der beiden
neuen Tracks an. Der andere war «Breathing Lightning». Hier wurde
klar, dass die beiden noch nicht das Klassikerpotenzial entfalten,
wie die anderen Tracks, aber sich bestens in die Setliste einfügten.
Schnell kamen Anthrax zum Schluss und verabschiedeten sich mit
«Indians» von Luzern. Auch wenn durch die sehr kurze Setliste
«Medusa» und «Madhouse» zum Opfer fielen, es war eine verdammte
Offenbarung, was uns die Mosh-Könige da ablieferten. «Thank you very
much and enjoy yourself. We see us next year on our own headliner
shows!» Ganz bestimmt meine Herren! (tin)
Setliste Anthrax:
«Impaled» - «Caugh In A Mosh» - «Got The Time» - «Antisocial» -
«Evil Twin» - «Breathing Lightning» - «Indians».
Apocalyptica
Mit Apocalyptica standen dann drei Cellisten, ein Schlagzeuger und
zwischendurch auch Sänger Frankie Perez auf der Bühne. Nun ja, die
Truppe ist in meinen Augen mit dem gleichen Schicksal behaftet wie
Sabaton oder Rammstein. Entweder man mag den Sound oder man lässt
ihn links liegen. Auch wenn vor knapp zwanzig Jahren Apocalyptica
mit ihrer Interpretation von Metallica-Klassikern auf sich
aufmerksam machten, so hat sich die Faszination, Metal-Tracks in
einem cellistischen Gewand zu präsentieren, inzwischen merklich
abgelutscht. Das schien auch die breite Masse in Luzern ähnlich zu
sehen. Die grossen Reaktionen konnten die Jungs mehr oder weniger
nur mit ihren Metallica-Covers einholen, und so wurden «Master Of
Puppets» und «Seek And Destroy» fett abgefeiert. Der Rest blieb,
irgendwo zwischen nett und okay akzeptiert, schlicht hängen. Ob sich
die Jungs mit Frankie einen Gefallen tun, bleibt eine andere offene
Frage. Was will der Junge präsentieren? Metal, Crossover, oder
Hardcore? Hier würde ein packender, den Fans ins Gesicht springender
Shouter gut tun, der den doch schnell monoton klingenden eigenen
Liedern mehr Leben einhauchen würde. (tin)
Slayer
Spätestens mit dem heutigen Co-Headliner änderte sich das Bild des
Golden Circles sich dann schnell und füllte sich (endlich!)
zunehmend. Mit dem Intro «Delusions Of Savior» und Einspielungen auf
den Video-Screens wurde gekonnt auf den Titeltrack des neuen Albums
«Repentless» eingestimmt. Slayer waren, sind und werden immer eine
Macht auf der Bühne sein. Mit dem singenden Bassisten Tom Araya hat
der
Vierer
auch einen verdammt netten und sympathischen Frontmann, der an
diesem Tag aber völlig geschwächt auf der Bühne stand. Der Grund lag
an seiner kaum vorhandenen Stimme. Dies hörte man kaum beim Singen,
aber wenn sich Tom ans Publikum wenden wollte, kam nur noch ein
leises Krächzen durchs Mikrofon. Mister Araya entschuldigte sich
dafür beim Publikum: «Thank you for coming here. I do my best»,
lächelte und freute sich aber über die sehr ansprechende Reaktion
des Publikums. Es lag somit nicht nur am weissen Bart von Tom, dass
er einen sichtlich gealterten Eindruck hinterliess, sondern auch an
seinen angeschlagenen Stimmbändern. Neben ihm stand Kerry King. Kahl
rasiert, voll tätowiert, und wie immer mit einer schweren Kette an
der Hose behangen, stand er auf der Stage, schleuderte seine Riffs
und Solos in die Menge und bangte seinen eh schon dicken Hals noch
fetter. Auch wenn Jeff Hanneman (R.I.P.) das Zeitliche viel zu früh
segnete und er bei «Angel Of Death» durch ein grosses Backdrop in
Form des Budweiser Emblems mit den Worten «Hanneman 1964 – 2013
Still Reigning» gewürdigt wurde, passt sein Ersatz Gary Holt
(Exodus) um einiges besser zu Slayer. Gary ist der Metal-Gitarrist,
wie er im Lehrbuch steht. Im Gegensatz zu Jeff, der seine
Punk-Einflüsse nicht verleugnete, erklingen heute die
Slayer-Solos und Riffs wieder um einiges metallener. Mister Holt
macht auch auf der Bühne einen sehr wilden Eindruck, bangte,
posierte und rannte wie ein Derwisch herum. Mit seinen Kotletten am
Gesicht macht er sogar dem Kotletten-Gott Glen Danzig grosse
Konkurrenz. Gönnte sich Gary ein Bier zwischen den Songs, pflegte
Tom seine Stimme mit einem Tee. Das ist eben auch Metal! Paul
Bostaph sieht derweil mit seinem Catweazle-Bart schon fast
beängstigend aus, aber als feste Bank ist er bei Slayer nicht mehr
wegzudenken.
Musikalisch hauten Slayer gewaltige
Abrissbirnen aus den Boxen. Mit «Mandatory Suicide» landete eine
Urgewalt in der Allmend, die Seinesgleichen sucht. Ebenso wirkte
«South Of Heaven» majestätisch und gewaltig, wie auch «Raining
Blood», das mit einem Moshpit im Publikum abgefeiert wurde. «Black
Magic» haute wie «Fight Till Death» den alten Metal aus den Boxen.
Hier wird einfach klar, dass Slayer mit ihren ersten vier
Studioalben Geschichte geschrieben haben und die neuen Songs einen
verdammt schweren Stand haben. Nach dem fantastischen «Seasons In
The Abyss» gingen die Jungs kurz von der Bühne, um mit «South Of
Heaven» den zugabemässigen Block einzuleiten. Mit «Raining Blood»,
«Black Magic» und «Angel Of Death» wurde diese Hammershow
abgeschlossen. Mit einem kurzen «thank you very much» verabschiedete
sich Tom vom Publikum, und die Bühne wurde für den Umbau zur
Headliner-Show von Rammstein freigegeben. (tin)
Setliste
Slayer: «Delusions Of Saviour (Intro)» - «Repentless» - «Dead Skin
Mask» - «Born Of Fire» - «Disciple» - «War Ensemble» - «You Against
You» - «Mandatory Suicide» - «Fight Till Death» - «Hate Worldwide» -
«Seasons In The Abyss» - «South Of Heaven» -- «Raining Blood» -
«Black Magic» - «Angel Of Death».
Rammstein
Die ersten Ankündigungen für das Sonisphere-Festival 2016 liessen
schon bald frohlocken! Mit Iron Maiden und Rammstein hatte man zwei
Schwergewichte der Szene verpflichten können, die stilistisch
unterschiedlicher nicht hätten sein können. Beide Bands verfügen
jedoch über eine
eingeschworene
Fangemeinde, die längst nicht mehr nur aus Die-Hard Metalheads
besteht. Da sah man teils gleich ganze Familien mit Kindern im
Primarschulalter, entsprechend eingekleidet und mit einer unbändigen
Vorfreude ausgestattet. Nachdem Slayer für die richtige Einstimmung
auf die Dunkelheit gesorgt hatten, war es dann um 21:00 Uhr endlich
soweit: Rammstein live on stage! Was mir schwer imponierte, war, mit
welcher Geschwindigkeit die komplette Bühne für Rammstein
hergerichtet werden konnte! Da gebührt also den Roadies und
Technikern ein fettes Lob und dass die Leute das Ganze auch wirklich
im Griff haben, zeigte sich schon bei der Eingangssequenz, als
gerade zu Beginn hinter der Bühne vier fette rote Feuerwerkssäulen
in den Himmel schossen. Der ausbrechende Jubel war nach dem
Runterzählen des Counters infernalisch und spätestens jetzt
realisierte jeder und jede, dass wirklich zweieinhalbmal mehr Leute
da waren als bei Iron Maiden! Rammstein wählten als Opener «Ramm 4»,
wo gleich ein textliches Medley, bestehend aus diversen Titeln und
Textzeilen zu einem "neuen" Song verbraten wurde. Weiter ging es mit
«Reise, Reise», dem Titeltrack des gleichnamigen Albums. Interessant
war die Tatsache, dass vom Album «Mutter» (2001) nicht weniger als
sechs Songs berücksichtigt wurden, von «Reise, Reise» deren vier,
wobei «Amerika» seit 2012 nicht mehr im Set stand. Spätestens ab
«Feuer frei!» ging es dann mit der grundsätzlich schon saumässig
üppigen Lightshow und den Feuereffekten erst richtig los! Mit der
einsetzenden Dunkelheit kam das Ganze dann noch effektiver rüber und
man wähnte sich in einem kriegsmässigen Inferno.
Zu sattem Sound und den ureigenen scharfen Gitarren-Riffs liefen
Rammstein zur Hochform auf und mit zunehmender Hitdichte ging auch
das Publikum immer steiler ab. «Ich will» und «Du hast» waren
einfach nur grandios und sorgten für Gänsehaut hoch drei wie offene
Mäuler zugleich, als bei letzterem Song gegen den Schluss hin
Feuerwerkskörper zwischen der Bühne und dem Mischpult (-Tower) hin
und her gejagt wurden. Überhaupt gab es natürlich Feuersäulen satt,
dessen Wärme ja man trotz der Distanz unmittelbar spürt. Ob man
Rammstein nun mag oder nicht, aber die Show war und ist nach wie vor
gewaltig und stellt hierbei alles in den Schatten. Es gibt ausser
KISS keine andere Band, die da auch nur annähernd mithalten kann.
Dazu kommt, dass das letzte Album «Liebe ist für alle da» von 2009
ist und Rammstein seit dem Debüt «Herzeleid» von 1995 erst sechs
Studioalben veröffentlicht haben! Der Backkatalog gibt jedoch nach
wie vor genug her, um eine abwechslungsreiche Show zu bieten.
«Sonne» als erste Zugabe ist eh ein zeitloser Song und die
akustische Version von «Ohne dich» war mal was anderes und passte
wunderbar. Das Finale der etwa gut 105-minütigen Hammershow gehörte
natürlich dem Übersong «Engel», wo Till Lindemann, bestückt mit den
stählernen Flügeln, in die Höhe gezogen wurde. Wie immer bekam
natürlich Keyboarder Flake abermals sein Fett weg, als er sich bei
«Ich tu dir weh» in einen schiffsartigen Behälter legen musste und
Till von einem Podest glühende Feuerwerksware aus einem grossen
Milchkessel auf ihn niederfallen liess. Natürlich kann man diese
Gimmicks auch doof finden, aber das gehört nun mal zu einer
kompletten Live-Show von Rammstein, wie das unentbehrliche Feuer.
Als sich die Band (ausser Flake, der jeweils bis zum letzten Ton
weiter spielt) während des Outros nach «Engel» zum Bühnenrand begibt
und schon fast demütig vor seinen Fans hinkniet, ist der Jubel
grenzenlos! Bleibt zu hoffen, dass bald einmal noch ein weiteres
gutes Studioalbum folgen wird und man ein weiteres so eindrückliches
Konzert erleben darf! (rsl)
Setliste Rammstein: «Intro/Ramm
4»» - «Reise, Reise» - «Hallelujah» - «Keine Lust» - «Zerstören» -
«Feuer frei!» - «Seemann» - «Ich tu dir weh» - «Du riechst so gut» -
«Mein Herz brennt» - «Links 2-3-4» - «Ich will» - «Du hast» -
«Amerika» -- «Sonne» - «Ohne dich (Acoustic Version)»» - «Engel».
|
|