Für mich hatte
dieser Konzerttag etwas Besonderes an sich und das nicht nur, weil ich am Nachmittag ein
relaxtes Interview mit Oberhäuptling Max Cavalera führen durfte. Nein..., es waren die
Erinnerungen an den mittlerweile legendären 16. Februar 1996, als an diesem Ort Sepultura
anlässlich der Promo-Tour für das damals noch nicht veröffentlichte
"Roots"-Album auf der Bühne standen und einen Hammer-Gig (mit Tom G. Warrior
und Martin Ain von Celtic Frost als Surprise Guests zu "Procreation of the wicked)
hinlegten, der notabene der Letzte sein sollte, den ich von Sepultura im ursprünglichen
Line-Up sehen sollte. Auch wenn sich viele Fans heute an einer Reunion erfreuen würden,
findet diese wohl eher nicht statt. Soulfly haben sich jedoch in den letzten Jahren
kontinuierlich weiter entwickelt (im Gegensatz zu Sepultura) und auch klar gesteigert, was
das aktuelle Album "Prophecy" deutlich zum Ausdruck gebracht hat und zu Recht
als bisher ausgereifteste Arbeit gilt. Als Support fungierten an diesem Abend gleich zwei
Schweizer Bands, was auch nicht sehr oft vorkommt.
P.M.T.
Dieses Kürzel steht für Pre-Menstrual-Tensions und für dass es diese Band aus dem Raume
Lausanne erst seit 1996 gibt, haben sie schon für eine ganze Latte bekannter nationaler
Acts wie The Young Gods, Core 22, Shovel, Hare, Gurd, Unfold, Nostromo und internationale
Grössen der Marke Machine Head, Sepultura, Meshuggah, Clawfinger oder auch Dog Eat Dog
bei schon über 100 (!) Konzerten eröffnet. Mit dem heutigen Abend kamen noch Soulfly
dazu und im Juli werden sie in Montreux für Korn (!!) den Support spielen. Das lässt
sich also für eine so junge Schweizer Band echt sehen und hören! Stilistisch hauten die
insgesamt sechs Musiker dem zu Beginn etwas lethargischen Publikum ihren rüden Psychocore
kraftvoll um die Rüben. Das Ganze kam ziemlich tight rüber und man merkte der Truppe
schon bald an, dass sie ohne Zweifel über Einiges an Bühnenerfahrung verfügten. Grosse
Verschnaufpausen gab es nicht und mit zunehmender Dauer des Auftrittes wurde der Applaus
verdientermassen immer lauter. Für mich klang es zuweilen etwas zu brachial und diffus,
aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Tipp: Besucht mal die sehr professionell
aufgemachte Website unter www.pmt1.com - es lohnt sich!
Annulation
Die Death-Thrasher aus dem Grossraum Zürich stehen erst seit drei Jahren auf der Bühne
und haben seither eine Hand voll Konzert bestritten, also deutlich weniger als ihre
Kollegen vorher und..., das hörte man auch. Der Annul Metal, wie ihn die Band selber
nennt, kam streckenweise recht wuchtig daher, klang aber oftmals etwas unausgereift. Die
Ansagen von Sänger/Gitarrist Dominique Weber zwischen clean und gegrunzt wirkten zudem ziemlich
aufgesetzt. Musikalisch gab es jedoch schon den einen oder anderen Lichtblick, aber
irgendwie fehlte (mir) der rote Faden, da man tempomässig für diese Musik für einmal zu
abwechslungsreich reagierte. Man wähnte zwischendurch glatt zwei verschiedene Bands auf
der Bühne, wenn man vom Foyer aus dem Auftritt lauschte. Zudem war die Fertigkeit von
Drummer Simon Rüegger an seinem Instrument für diese Art Musik eher bescheiden. Sehr
filigran kam das nicht daher. Insgesamt war es jedoch ein unterhaltsamer, aber dennoch nur
mittelklassiger Auftritt. Hier muss noch kräftig gearbeitet werden, um weiterhin bestehen
zu können. Dazu gehören unter anderem natürlich weitere Konzerte, von denen dieses Jahr
noch ein paar anstehen, darunter auch als Support von Destruction im September. Bis dahin
heisst es: Gas geben Annulation! Infos zur Band siehe unter www.annulation.ch - get
thrashed!
Soulfly
Wenn ein alter Hase wie Max Cavalera auf die Bühne kommt, bricht innerhalb von Sekunden
die Hölle aus. So auch an diesem Abend, als es gleich mit "Prophecy", dem
Titeltrack des neuen Albums, als Opener los ging. Sofort verwandelte sich das Volkhaus in
ein Tollhaus! Auch wenn der Balkon nicht besetzt war, reagierten die anwesenden Fans von
Anfang an sehr euphorisch und liessen ihre Körper ekstatisch zucken. Getragen durch einen
mördermässigen Sound ging es Schlag auf Schlag weiter. Nach "Seek 'n' strike"
folgte ein weiterer neuer Song, als die Hütte bei "Roots bloody roots" richtig
gehend anfing zu beben. Wenn man nun die Augen schloss und nur der Musik lauschte, wähnte
man sich echt im Jahr 1996, als Sepultura hier auch alles in Schutt und Asche legten.
Diese Band wird für immer ein Teil von Cavalera sein und dessen ist er sich genau bewusst
und auch stolz drauf. Dass es nun nicht mehr so wie früher ist, muss man eben versuchen
zu akzeptieren, was bei so einer Performance kaum Mühe bereitete. Die jetzige Begleit-Band,
bestehend aus Mark Rizzo (g), Bobby Burns (b) und Joe Nunez (d) sorgte für ungeheuren
Druck, allen voran Drummer Nunez, der ununterbrochen eine der härtesten Doublebass-Drums
spielte, die ich je in dieser Art an einem Konzert bisher gehört hatte. Einfach
unglaublich, wie fett dieses Drum klang, es fegte einen fast aus den Latschen. So
unspektakulär und "brav" der Typ hinter den Kesseln aussah, so hammermässig
spielte dieser Schlagzeug, Wahnsinn! Auch Mark Rizzo sorgte derweil für wieselflinke
Licks, die mitunter pfeilschnell und sehr präzise rausgefeuert wurden. Warum er
allerdings bei nacktem Oberkörper während das ganzen Konzerts über ein Rucksäcklein
auf dem Rücken trug, mutete etwas seltsam an und es nähme mich Wunder, was er, danach
gefragt, dazu für eine Anwort geben würde. Max Cavalera selber steuerte vor allem
hammerharte Riffs und auch ein paar Soli zum wirklich beeindruckenden Gesamtsound bei.
Während die neuen Songs wie "Execution style", "Defeat u" und
"Mars" sogleich ordentlich abgefeiert wurden, verwandelten
diverse weitere, alte Sepultura-Schoten wie "Refuse/Resist", "Troops of
doom", "Mass hypnosis" und wenn ich mich recht erinnere, auch "Inner
self" das Volkshaus in einen einzigen Pulk von heftig durchstartenden Bangern und
Bangerinnen..., ein Bild für die Götter! Gleichzeitig wurde einen (vielleicht
schmerzlich) bewusst, welches Potenzial auch heute noch in diesen Sepul-Classix steckt(e).
Ein guter Song ist und bleibt eben ein guter Song..., für alle Zeiten. Bekamen Soulfly
auf der letzten Tour den Vorwurf zu hören, dass ihre Konzerte jeweilen etwas gar knapp
ausgefallen seien, so bekamen die Fans heute Abend solide rund 90 Minuten geboten, die
aber auf der laufenden Tour auch schon überboten worden sind. Egal, denn der Auftritt in
Zürich konnte in allen Belangen überzeugen und ich werde mir künftig (wenn man dafür
nicht gerade nach Genf fahren muss!) jeden weiteren Auftritt als Pflichtpendenz notieren!
Anbei der originalgetreue Inhalt der Set-Liste, der offenbar nicht ganz dem Konzert
entsprach: "prophecy", "seek n strike", "living sacrifice",
"roots", "jump.bring it", "refuse", "execution
style", "head up.inner self", "intro.sum of your",
"troops", "bleed", "defeat you", "mars",
"berimbau.tribe", "mass hypnosis", "porrada",
"attitude.fire.drums", "intro.primitive", "no (aber ich denke sie
haben "fire" gespielt..)", "eye for an eye".
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