Kurz vor unserem Metal Factory Festival in Dietikon, das heisst
drei Tage zuvor, führte mich meine Wenigkeit noch nach Zürich ins
Dynamo. Im grossen Saal oben waren Soulfly zu Gast, die ihr
brandneues Album «Omen» mit im Gepäck hatten. Das glänzt abermals
mit der bewährten Mischung aus pfeilschnellen Thrash-Granaten und
göttlichen Riff-Walzen. Auch wenn die von vielen (Alt-) Fans herbei
gesehnte Sepultura Reunion, das heisst im alten Lineup, immer noch
nicht vom Tisch ist, füllen Soulfly diese Lücke schon seit Jahren
fast gleichwertig aus. Das liegt in erster Linie natürlich am
unverkennbaren Gesang von Mastermind Max Cavalera. Der Rest der
Truppe, der heute unter dem Namen Sepultura zwar durchaus aktiv ist,
kann den früheren Zeiten das Wasser jedoch nie und nimmer reichen.
Zu eigenständig und kompakt wurde einem die Mucke um die Lauscher
geblasen. Über diese Eigenheit verfügten auch die beiden
Support-Bands des heutigen Abends, zu denen die Schweizer Combos
Pigskin und Roots Of Death gehörten, die das Publikum schon mal
ordentlich auf Touren brachten.
Pigskin
Die fünfköpfige Band aus dem Kanton Schwyz existiert schon ein paar
Jahre, nämlich seit 1997. Bewegte man sich früher eher im Bereich
Hardcore/Crossover, kommen nun vermehrt thrashige Elemente zum
Einsatz. Pigskin liessen sich heute Abend nicht lange bitten und
ballerten nach dem Intro mit dem Opener «Before I Die» gleich den
ersten Wutklumpen ins Publikum. Beste Voraussetzungen also, um den
Saal bald zum Kochen zu bringen. Spätestens bei «153 Divisions (Kill
The First)» war der Zapfen ab und der Moshpit schon ansehnlich. Da
es keinen Fotograben hatte, bekam ich das entsprechend zu spüren.
Das hiess für mich also, die "Gefahrenzone" möglichst schnell wieder
verlassen zu können. Aus der sicheren Distanz hörte sich das Ganze
dann nicht minder heftig an! Die beiden Gitarristen lieferten eine
überaus fette und klampfen-mässig runter gestimme Soundwand, bei der
die Soli allerdings etwas untergingen. Man merkte jedoch gut, dass
hier Musiker am Werk waren, die technisch ordentlich was auf dem
Kasten hatten. Die thrashige Mucke kam sehr kompakt daher und mir
persönlich gefiel nur der etwas zu fest am Metalcore hängende Gesang
nicht so. Sonst war diese erste Darbietung des Abends eigentlich
ohne grösseren Makel und heizte den ohnehin schon warmen Saal
merklich weiter auf! Den aufmunternden Schlussapplaus nach einer
halben Stunde Spielzeit hatte man sich dabei redlich verdient.
Setliste: «Intro» - «Before I Die» - «Order Of Domination» - «153
Divisions (Kill The First)» - «Blood Wave» - «Run Down» - «Facing Me»
- «The Never Ending Black».
Roots Of Death
Nach der tadellosen Vorstellung von Pigskin war es nun an Roots Of
Death, den nächsten Sargnagel einzuschlagen. Auch diese Schweizer
Truppe hat mittlerweile ein paar Jährchen auf dem Buckel und
verfügte ebenso über die technischen Qualitäten, um solch einen
brachialen Sound entsprechend töfte rüber bringen zu können.
Stilistisch waren hier auch noch Elemente aus der Death Metal Ecke
zu vernehmen. Auch hier startete die Show mit
einem Intro, gefolgt
vom Opener «Stained Generation». Im Set befanden sich auch ein paar
neue Tracks vom Album «Dirty Mankind Collapse», das anfangs Mai
erschienen ist. Da die Band noch etwas heftiger zu Werke ging als
ihre Vorgänger, war der Zuspruch im Publikum, das jetzt optisch klar
zugenommen hatte, recht gut. In entsprechende Stimmung vesetzt, war
es für Sänger Kevin dann ein leichtes Unterfangen, die Fans physisch
in zwei Lager zu trennen und eine kleinere «Wall Of Death»
anzuzetteln. Ich selber brauche das nicht, aber was mich immer
wieder wütend macht, sind die paar Dünnbrettbohrer unter den "Fans",
die der grösstenteils friedlich abfeiernden Meute ihren hirnrissigen
wie schwachsinnigen Pogo aufdrängen und dazu nicht selten auch die
Ellbögen voll ausfahren. Muss man sich wirklich blutige Köpfe
einfangen lassen, wenn man doch bloss Spass haben will?!! Na ja...,
es war schon schlimmer, aber dennoch. Was die optische Stimmung
ausmachte, war es zuvor von der Lightshow her besser, das heisst
jetzt ziemlich eintönig. Was hingegen positiv auffiel, war der
weitestgehend rauchfreie Saal, was angesichts der Hitze wirklich
angenehm war, auch für die Musiker, sprich vor allem den Sänger. Die
zweite halbe Stunde verstrich ebenso schnell wie vorher und war
geprägt von einem überzeugenden Auftritt der heimischen Musikszene.
Setliste: «Intro» - «Stained Generation» - «Forsake It» - «Dirty
Diamond Mankind» - «Untitled Portrait» - «The Quester» - «Brutal
Uniform» - «Spin The Black Circle».
Soulfly
Eines gleich vorweg: Ich habe Soulfly in den letzten Jahren bereits
ein paar Mal live gesehen und wurde bisher noch nie enttäuscht! Auch
der Beginn der heutigen Headliner-Show mit einem brutal fetten Sound
liess auf das nächste Highlight schliessen. Das sah der mittlerweile
optisch gut gefüllte Saal auch so, denn der Mob ging von Anfang ab
wie ein Zäpfchen. Dies nicht zuletzt, weil Mastermind Max Cavalera
den Circle Pit verbal umgehend herauf beschwor. Ein genauerer Blick
hin zum Bandboss offenbarte allerdings weniger Erfreu-licheres. Zum
einen hat der gute Max deutlich sichtbar an Leibesfülle zugelegt und
zum andern schien er ziemlich müde zu sein, da er seine Augen beim
"Singen" praktisch immer geschlossen hatte. Seine Kollegen wirkten
da offensichtlich um einiges frischer und legten ihrem Chef einen
hammermässigen Sound-teppich hin. Allen voran liess Gitarrist Marc
Rizzo einmal mehr sein kongeniales Spiel aufblitzen und trug diesmal
nicht, wie oft oder fast immer das komische, kleine Rucksäcklein auf
dem Rücken. Joe Nunez bediente (s)ein optisch karges Schlagzeug,
aber was er da an Groove erzeugte, war von einer anderen Welt und
wurde von Bassist Bobby Burns druckvoll ergänzt. Wie die beiden
Support-Bands zuvor, hatten auch Soulfly entsprechende Intros am
Start, respektive gleich deren drei, denen als Opener «Blood Fire
War Hate» (vom letzten Album «Conquer») und danach «Prophecy» und «Into
The Primitive» folgten. Es wurde somit verschiedenen Bandphasen
gehuldigt,
nur die CD «Dark Ages» (2005) blieb aussen vor. Daneben
gab es natürlich, wie immer zum Glück und Freude der Alt-Fans, ein
paar Sepultura Perlen aus der Vergangenheit wie «Refuse/Resist», «Troops
Of Doom» und das unverwüstliche «Roots Bloody Roots» abzufeiern, das
stets gegen Ende des Sets gespielt wird und deshalb im Zugabenteil
untergebracht war. Doch bevor es soweit war, folgte nach «Porrada»
die schon fast obligate Tribal-Drum Einlage und mitten im Set zum
Excel Cover-Song «Your Life, My Life» setzte sich dann unerwartet
Igor, der jüngere Sohn von Max (der den gleichen Vornamen wie sein
Bruder trägt - MF), anstelle von Joe Nunez ans Drum und spielte
wacker auf! Auf der limitierten Ausgabe von «Omen» steht letzterer
Song auch drauf, plus eine weitere "Cover-Version" von «Refuse/Resist»,
die Zyon, der ältere Sohn eingetrommelt hat. Für Szenen-Nachwuchs
aus dem Hause Cavalera ist somit gesorgt! Als «Eye For An Eye» als
letzter Song des Abends ausgeklungen war, zeigte die Uhr erst eine
Spielzeit von 70 Minuten an. Ein etwas (zu) kurzes Gastspiel als
Headliner, aber gemessen an der Intensität des Konzertes und der
infernalisch heissen Innentemperatur im Dynamo-Saal war das
frühzeitige Ende eine Ernüchterung wie Erlösung gleichermassen.
Setliste: «Intro/Blood Fire War Hate» - «Intro/Prophecy» - «Intro/Into
The Primitive» - «Seek'n'Strike» - «Jeffrey Dahmer» - «Mars/Fire» -
«Refuse/Resist» - «Doom» - «Last Of The Mohicans/Walk» - «Porrada/Drums»
- «Your Life, My Life» - «Troops Of Doom» - «Unleash» -- «Rise Of
The Fallen» - «Roots Bloody Roots» - «Jumpdafuckup» - «Eye For An
Eye».
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