Im Jahre 2013 machte sich der brasilianische Patriarch der
härteren Musik, Max Cavalera, mit seiner Band Soulfly auf die Reise
rund um die Welt. Die Tour trug den klangvollen Namen "Summer
Maximum Cavalera Tour". Tatsächlich, diejenigen, die ins Konzert
kamen, hatten die Chance, wenn auch nicht alle aber die meisten
Cavaleras aus dem „Clan“ zu Gesicht zu bekommen. Als Vorband zu
Soulfly trat Lody Kong auf, die von Max’s Söhnen – Zyon und Igor -
gegründet wurde. Der Leader der zweiten Vorband Incite ist der
Stiefsohn von Max – Richie. Das Konzert fand in Luzern in der Schüür
statt. Mit seinem Interieur ist es wohl der gemütlichste Club von
allen, in denen ich je gewesen bin. Die Akustik ist jedoch wegen zu
dünner Wände eher als blechern zu beschreiben. Trotzdem ist es den
Technikern von Anfang an gelungen, den Sound gut zu transportieren,
so dass alle Instrumente deutlich zu hören waren.
Lody Kong
Um 19:30 kamen die Jungs von Lody Kong auf die Bühne und spielten
Hardcore/Punk, verstärkt durch Groove-Musik. Die zwei ersten Songs,
„Earth Is Yellow“ und „Disconnected“, haben keinen grossen Eindruck
auf mich gemacht und waren eher eine Enttäuschung. Doch in der
zweiten Hälfte ihres Sets spielten sie die Werke von ihrer ersten
EP. Diese Songs zeichnen sich durch ihre Originalität aus, da sie
eine harmonische Mischung aus psychodelischen und schweren Motiven
widergeben. Besonders imponiert haben mir „Crazy Joe“ und „Bloody
Toy Boats“. Die Jungs experimentieren dreist mit Ton und Rhythmus,
was ihrer Musik einen besonderen Reiz verleiht. Der hellblonde
Frontman und Gitarrist Igor besitzt eine markante Stimme, und sein
Äusseres und die Performance erinnern stark an die Legende der
Grunge-Bewegung Kurt Cobain. Na ja, kein schlechter Vergleich für
ihn. Alle Bandmitglieder verdienen höchstes Lob: Trotz ihrer Jugend
haben sie ein beeindruckendes Niveau der Darstellung erreicht und
demonstrierten ein ausgezeichnetes Zusammenspiel. Hinzuzufügen ist
noch, dass alle Interessenten ein T-Shirt mit Band-Logo und eine EP
„Bird“ umsonst erhielten. Hoffentlich wird die Band auch in Zukunft
zusammen mit anderen gleichgesinnten Bands in dem Genre auftreten.
Sehr viele Fans kennen und schätzen diese Art von Musik. Der
Auftritt von Lody Kong Band dauerte genau 30 Minuten, und um 20 Uhr
verliessen sie die Bühne.
Incite
20 Minuten später kamen die Musiker von Incite auf die Bühne
gestürmt. Das kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Band wurde
2007 gegründet und hat schon genug Material einstudiert, um das
Publikum für volle 40 Minuten von den Stühlen zu reissen. Genau so
lange donnerten ihre teilweise sehr extremen Songs von der Bühne.
Headliner der Band, Frontman Richie, wirkt ziemlich komisch, da er
das genaue Gegenteil von seinem bekannten Stiefvater ist. Mager und
hoch aufgeschossen raste er hin und her, wie von einer Tarantel
gestochen. Übrigens, Gitarrist Gene Macazan war ebenfalls sehr
aufgeregt. Kurzum, in diesen 40 Minuten war auf der Bühne der Teufel
los. Gene’s Gitarre heulte und gab schrille Töne von sich aus, die
die Luft wie Kugel durchschnitten. Kein Wunder – Krieg ist das
Hauptthema in den Werken der Band. Vor kurzem veröffentlichte sie
ihr zweites komplettes Album unter dem Namen „All Out War“. Und
natürlich vertraten hier die Musiker auf indirekte Weise ihr letztes
Werk. Aus diesem Grunde also wies Richie sehr emotional auf den
Tisch mit Merchandise-Produkten am Ende der Halle hin und forderte
alle auf, ihr neues Album unverzüglich zu kaufen. Man kann also mit
vollem Recht behaupten, dass Max eine würdige Thrash-Band im
Cavalera-„Clan“ herangezogen hatte. Punkt neun verliess sie die
Bühne.
Soulfly
Eine halbe Stunde lang bereiteten die Techniker die Bühne für den
Auftritt von Soulfly vor. Gegen halb zehn fingen die ersten Reihen
von Fans an, den Fussballspruch „Ole-ole ole-olee!“ zu rufen.
Inzwischen kamen die Musiker auf ihre Plätze, und das Prophecy-Intro
begann zu ertönen. In den letzten zehn Jahren kommt mir Max Cavalera
wie ein antiker, wandernder Prophet vor: Dreads und wilde Behaarung
passen sehr harmonisch zu seinem Gesicht. Er gestikulierte viel und
heftig, eine kleine
Handbewegung – und das Publikum wusste Bescheid,
und es tat, was er wollte. Oft hielt Max das Mikrophon in einer
Hand, während er mit der anderen Gitarre spielte. Das sah aber nicht
wie Gitarrenspiel aus, sondern eher, als ob er ein geheimnisvolles
Ritual ausübte oder etwas in der Art. Ich kann diesen hervorragenden
Musiker aus der Welt der schweren Musik nicht genug loben. Er war
es, der ein absolut neues Herangehen an die Musikschöpfung
entwickelte, welches den extremen Musikgenres einen leuchtenden
Glanz verliehen hat. Ich muss auch die ausgezeichnete
Gitarrenleistung von Marc Rizzo erwähnen. Ohne Zweifel ist er ein
sehr erfolgreicher Neuzugang bei der Besetzung der Band in den
letzten Jahren. Seine Gitarrensoli verleihen der Musik zusätzliche
Dynamik und Kraft. Nicht zu unterschätzen ist auch der Beitrag des
Bassisten Tony Campos. Er singt zusätzlich mit Max ein sehr
harmonisches Duett. Am Schlagzeug sitzt Max’s Sohn Zyon. Der kennt
sich nun sehr gut im Repertoire der Band aus. Soulfly haben ein
langes Set vorbereitet, das mit Pausen anderthalb Stunden dauerte.
Es hat mich besonders gefreut, dass Max auch alte Songs spielte, die
noch aus seiner Sepultura-Zeit stammen. Dies waren echte Old School
Hits! Sie sind auch jetzt nach dreissig Jahren noch aktuell! Auf
dieser Tourne stellte die Band ihr neues Werk „Bloodshed“ vor,
dessen rhythmische Struktur sehr stark an Punk erinnert. Kein
Wunder, dass sein zweiter Sohn Igor mitsang, als sie den Song zu
spielen begannen. Das ist Klasse, wenn ältere und jüngere
Generationen innerhalb einer Familie so gut miteinander harmonieren!
Diese Einheit der Generationen wirkt echt cool. Und wir warten nun
sehnsüchtig auf das neue Album von Soulfly, das noch in diesem
Herbst herauskommen soll!
Set-list: “Intro-Prophecy”; “Intro-Primitive”; “No Hope = No Fear”;
“Defeat U”; “Seek N Strike 3”; “I and I”; “Babylon”; “Refuse\Resist”;
“Territory”; “ Cockroaches „; „Wasting Away“; “Arise/ D.E.C.”;
“Intro-World Scum”; “Straigthate”; “Porrada”; “Rise Of The Fallen”;
“Bloodshed”, “Revengeance”; “Roots”; “Eye For an Eye”.
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