Überall dort, wo der Basler Gianni Pontillo seinen
hammermässigen Gesang einbringt, entsteht schlicht und einfach
geiler Sound! Das fing vor langer Zeit mit Pure Yeast an, fand mit
Pure Inc. die konsequente Fortsetzung und The Order setzten noch
einen oben drauf. Das Sahnehäubchen folgt jedoch mit der neuen Band
Souls Revival, wo es eigentlich wieder zurück zu den Anfängen geht,
respektive bewährte Rhythmus-Elemente der Vergangenheit einfliessen.
Diese Roots wiederum werden mit der Leichtigkeit und dem Spass des
spontanen Musikmachens zusammengebracht. Was letztlich resultiert,
ist an sich simpler Rock, der jedoch nur so vor Authentizität sprüht
und für die Band wie sein Publikum höchsten musikalischen Genuss
generiert. Nach dem sackstarken Debüt «Lost My Way» (2015), das
speziell bei den mittlerweile wieder zahlreichen Freunden des Vinyls
für pure audiophile Glücksgefühle sorgte, ging der Zweitling
«straight2tape - Session One» noch einen Schritt weiter: «The
Ultimate Live-Recording straight from Mic to Tape, no editing, no
overdubbing!». Heute Abend wurde in der Met-Bar die LP-Taufe
abgehalten, begleitet vom Support-Act Vandercash.
Vandercash
Ich musste mir zuerst die Augen reiben und echt zweimal auf das
Backdrop schauen, damit ich den Bandnamen richtig las, um
vermeintlich mit „Vandercrash“ nicht daneben zu liegen. Ebenso kamen
mir kurzerhand die leider längst verblichenen Vanderbuyst aus den
Niederlanden in den Sinn. Soweit, so gut. Von Vandercash hatte ich
zuvor freilich noch nie was gehört. Das kann gut und schlecht
zugleich sein, aber allen Unkenrufen zum Trotz, ist die Perfor-mance
auf der Bühne entscheidend. Kaum stand die Truppe darauf, war es
dann aber so, dass ausser dem wirklich exzellenten Drummer Chrigu
Traussnig und der durchaus fähigen Saitenfraktion mit Gitarrist
Donny Eberli und Bassist Clem (der wie der Zwillingsbruder der
leider viel zu früh verstorbenen Celtic Frost Legende Martin
Stricker alias Martin Eric Ain aussah) ein entscheidendes Merkmal
fehlte! Die Rede ist von einem ausdrucksstarken Frontmann, und das
war Tony Scevola, ohne ihn als Menschen zu diskreditieren, beileibe
nicht. Was auf der Studioscheibe soweit noch
knapp
in Ordnung geht, fiel in der Live-Version völlig ab. Nebst der Aura
einer Valiumtablette bezüglich Stageacting und Draht zum Publikum
war Tony‘s Gesang, gelinde ausgedrückt, inexistent. Da war einfach
nichts…, kein Druck und absolut keine Variabilität. Dazu kommt die
emotionslose Stimmfarbe des Gesangs, die sich ziemlich limitiert
zeigte. Ausserdem würde der Sound mit einem Rhythmus-Gitarristen
wesentlich fetter daher kommen. Aufgrund von älteren Fotos auf der
offiziellen Bandhomepage, wo mitunter fünf Musiker zu sehen sind,
hat das Line-Up der Aargauer Band offenbar zum Schlechten hin
geändert. Der grundsätzlich nicht sonderlich spektakuläre oder gar
harte Rocksound offenbarte zwischendurch zwar den einen oder anderen
musikalischen Lichtblick, doch insgesamt war bei Vandercash deutlich
mehr Schatten als Licht auszumachen. Das wirkte sich entsprechend
auf das eh spärlich aufmarschierte Publikum aus, dem ausser
ausgesprochen zaghaftem Anstandsapplaus nicht mehr zu entlocken war.
Daran vermochte selbst die überlange Spieldauer (als Support) von
gegen einer Stunde (!) nichts mehr daran zu rütteln!
Setliste: «Meat On My Bones» - «Obsessed» - «Small Town» - «Remember
Those Days» - «Dying Day» - «Vandercash» - «Swinging On Your Feet» -
«Wasteland» - «Pride» - «Empty Highway» - «Flushing Meadow» - «Left
Is On The Right» - «Playing Hard Times» - «Come Around».
Souls Revival
Mit dem Headliner stand danach ein anderes Kaliber auf der Bühne,
und es war meine erste livehaftige Begegnung mit Souls Revival
überhaupt! Nachdem es mir zeitlich nicht vergönnt war, das Line-Up
der Debüt-Scheibe mit Gianni Pontillo (v), Stefan Schroff (g), Luca
Leombruni (b) und Flavio Mezzodi (d) zu sehen wie anzuhören, freute
ich mich umso mehr auf Souls Revival 2.0, und dies nicht zuletzt
auch wegen der verstärkten Sechssaiter-Abteilung. Mit Sandro
Pellegrini an der zweiten Gitarre hielt nämlich nicht nur ein
Top-Gitarrist in die Band Einzug. Vielmehr ist nun so zu sagen,
zusammen mit Kumpel Gianni, die Hälfte von Pure Inc. wiederbelebt
worden, was sich unweigerlich auf die Setliste auswirken sollte. Der
Fokus des mit Spannung erwarteten Auftrittes, der gleichzeitig die
Plattentaufe markierte, stand natürlich auf dem neuen Material von
Souls Revival. Hat man bei nur einem Album Mühe, einen ganzen Set
mit eigenen Songs zu bestreiten, standen nun Ausschnitte aus zwei
Longplayern zur Wahl. Den Auftakt machte der Album-Opener «Dog In A
Bathtub», und der Hund in der Badewanne legte gleich von null auf
hundert los. Getragen von Giannis prägnanten Vocals rockte die
ganze Band locker
drauf
los und lieferte eine entfesselte Darbietung ab. So wurden, wie zum
Beispiel bei «Get Off» und «Return Of», coole und ruhige Parts
eingestreut, ehe die Rock-Maschine wieder angeworfen wurde. Gitarrist
Sandro legte sich dabei als Vollblut-Musiker wieder so wie zu seinen
besten Pure Inc. Zeiten ins Zeug und ergänzt sich offensichtlich
bestens mit Sidekick Stefan, der im Verlauf des Konzertes einige
feinste Hammer-Soli vom Stapel liess.
Einmal richtig warm
gespielt, groovte sich der Fünfer durch einen geilen Querschnitt der
bisherigen Disko-graphie, zu dem sich der agile Frontmann absolut
keine Blösse gab. Die Rhythm-Section mit dem neuen Tieftöner-Crack
Yannick Schmidt, seines Zeichens auch noch Sänger und Gitarrist bei
Black Mount Rise (Bassist Tevfik Kuyas, der das Album miteingespielt
hat, ist nicht mehr dabei) und Drummer Marc Friedrich gaben
zumindest optisch die „Youngsters“ der Band ab, und was das Duo an
unabdingbar benötigter Power in diesem Bereich erzeugte, war
schlicht grandios. Das Zusammenspiel aller Protagonisten war eh ein
Augen- und Ohrenschmaus der Extraklasse. Da Souls Revival mit ihrem
Können längst bewiesen haben, dass es
nicht darauf ankommt, wo sie spielen, lässt noch auf viele weitere
stimmige Auftritte und Alben hoffen. Gab es bei «Lost My Way» noch
drei offizielle Formate (Digital, CD und Vinyl), gibt es für
«straight2tape - Session One» nur noch deren zwei, das heisst keine
CDs mehr! Dies entspricht dem gegenwärtigen Trend der sinkenden
Tonträger-Verkäufe, doch der Titelzusatz «Session One» lässt
hoffnungsvoll erahnen, dass diese Reihe über kurz oder lang
weitergeführt wird. Das Sahnehäubchen, neben der an sich ohne
grossen Firlefanz, aber mit Jacky und Ivy Wolfisberg als Studiogäste
der Aufnahmen und vor Ort spontan ausgerufene Taufpaten, würdig
begangenen LP-Taufe, war aber klar der Pure Inc. Klassiker «Fear My
Eyes», wofür Mr. Pellegrini fast zu wenig Platz auf der Met-Bar
Bühne zur Verfügung hatte. Auf den Jahreswechsel hin wird das
Quintett übrigens eine kleine Tour in…, aufgepasst…, Russland (!)
spielen und im neuen Jahr weiterführen, was zuvor angerissen wurde.
Setliste: «Dog In A Bathtub» - «Lie To Me» - «The Real
Motherfucker» - «Something's Gotta Change» - «Lost My Way» - «Get
Off» - «Return Of» - «Ocean / My Riverbed» - «Set Me Free» - «High
Diary Of A Suicidal Man» - «Raise Hell» - «Fear My Eyes» -
«Wonderful Life» -- «Sorry».
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