Dem Prog-Ereignis des Jahres schlechthin fieberten so circa 400
Leute entgegen. Wie würden sich die Beard's wohl ohne Neal Morse präsentieren?
Zuerst gab es noch eine Überraschung in Form der ersten Vorgruppe: Das California Guitar
Trio. Drei Amis, die nur mit akustischen Klampfen bewaffnet eine tolles Instrumental-Programm
darboten, das zur Krönung "Bohemian rhapsody" von Queen in voller Länge
beinhaltete, toll! Danach boten uns Enchant Ami-Prog der Spitzenklasse. Die Frisco-Progger
um den Wahnsinns-Gitarristen Doug A. Ott boten einen soliden Set quer durch ihre
Schaffensperioden.
Danach hiess es aber Bühne frei für die wahren Meister des Prog-Rock, und ich
darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass die Beard's ohne Neal kein bisschen von ihrer
Qualität eingebüsst haben, im Gegenteil. Ich habe selten eine Band in so guter
Spiellaune erlebt, wie Spock's Beard an diesem Abend. Eröffnet wurde die Show mit dem
zwanzigminütigen "A guy named Sid" vom neuen Album "Feel euphoria".
Irgendwie war die Band an diesem Abend total von den Socken, es gab viel zu Lachen
während der Show, da die Musiker wirklich für einigen Klamauk sorgten. Allen voran
"Komiker" Ryo, dessen Rowdie mir echt leid tat. Ryo rüttelte in guter, alter
Jon Lord-Manier dermassen an seinen Keys rum, dass der deshalb geforderte Rowdie dauernd
die Keys festhalten musste. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon kippte der ganze
Keyständer auf Ryo und klemmte diesen zwischen seinen Instrumenten ein.
Während drei Crew-Mitglieder alles wieder in Ordnung brachten, spielte Crazy
Ryo einfach unbeirrt weiter. Ein besonderer Leckerbissen war das Drum-Solo auf zwei
Drumkits. Da Nick ja die Lead Vocal-Parts übernahm, wurde ein Tour-Drummer engagiert und
so dreschten sie zum Teil zu zweit auf die Felle, einfach gigantisch. Neben
"Onomatopoeia" und "The bottom line" von "Feel ..." wurde
ein cooles Medley von "Snow" gespielt, weiter folgte der Kracher
"Thoughts" und das obergeile "The Doorway" vom "Beware of
Darkness"-Album und Vieles mehr. Die kleinen, spontanen Sessions fehlten dabei
natürlich ebenso wenig.
Ryo, Dave, Nick und Alan präsentierten sich in absoluter Best-Form. Zu Nick
ist noch zu erwähnen, dass er in seiner neuen Rolle als Lead-Sänger völlig aufgeht. Er
ist der geborene Frontman(n), der nebenbei wirklich hervorragend Gitarre spielt. Während
Alan zeigte, was er auf der Klampfe drauf hat, schien das Ryo eher etwas langweilig zu
sein. So kam dieser unvermittelt hinter seinen Keys hervor und begann, Nick mehrmals
anzurempeln. Wie gesagt, eine derartige Spielfreude habe ich selten gesehen. Ich darf ohne
Umschweife behaupten, dass Spock's Beard im Moment zum Besten gehören, was es auf dem
Prog-Sektor überhaupt gibt. Die durchgeknallten Jungs boten im Z7 eine astreine Show, die
sich gewaschen hatte und Seinesgleichen sucht. Es bleibt zu hoffen, dass wir noch viele
Gigs dieser Art von den souveränen Amis zu sehen bekommen.
|
|