Auf dieses
Konzert hatte ich mich schon lange gefreut! Obwohl Status Quo die Schweiz in den letzten
Jahren vor allem auf diversen Open-Air's beehrten, liegt meine letzte Begegung mit ihnen
schon fast zwanzig Jahre (!) zurück. Damals, also 1984, hiess die Tour "End of the
road" und man musste echt befürchten, die Jungs nie wieder live spielen sehen zu
können. Glücklicherweise hielten sie sich jedoch nicht daran und blieben ihren immer
noch sehr zahlreichen Fans bis heute erhalten. Mit dem aktuellen Album "Heavy
traffic" von letztem Jahr kam nach ein paar seichteren Scheiben wieder mal ein Teil
heraus, das erstaunlich frisch und rockig ausgefallen ist. Grund genug um zu erfahren, wie
das wohl auf der Bühne umgesetzt wird. Die Nachricht, dass das Konzert von Zürich den
Stempel "Sold out" bekam, wunderte mich dann aber doch etwas. Vor ein paar
Jahren hätte man dies für kaum noch möglich gehalten. Im Fotograben an vorderster Front
stehend, bekam ich mit, wie fit der Altherren-Club noch zu sein scheint. Bevor der
Boogie-Rock jedoch in den Halle geblasen wurde, kam das aus drei Generationen bestehende
Publikum in den Genuss einer besonderen Support-Performance, die man so kaum erwartet
hätte. Hier die Details dazu:
WTG (Who's That Girl)
Als das Licht ausging erschien das Duo mit lediglich je einer Akustik-Gitarre ausgestattet
auf der Bühne und alle werden sich dann wohl gefragt haben, was das denn nun werden
sollte. Ich befürchtete schon das Schlimmste, denn das Schweizer Publikum bringt es auch
in einem gefüllten Hallenstadion locker fertig, dass kaum Emotionen geweckt werden. Chris
und ihr Begleiter Ralf legten zuerst etwas gedämpft los, steigerten sich aber permanent
mit jedem Song, den sie intonierten. Die Cover-Versionen der Beatles, Crowded House, Chuck
Berry oder Tina Turner wurden immer lauter beklatscht. Beide Vollblutmusiker, die so schon
seit 1998 unterwegs sind, boten eine tolle Show ohne irgend welchen Show-Firlefanz. Die
Gitarren wurden dabei absolut fehlerfrei und kräftig gespielt. Selten gesehen und gehört
sowas. Der Oberhammer folgt dann aber gegen den Schluss, als Chris die immer besser
mitgehenden Fans mit zwei furiosen Versionen von Tina Turner's "River deep, mountain
high" und "Nutbush City limits" zu schierer Begeisterung trieb. Einfach
klasse wenn man sieht und erleben darf, wie wenig es eigentlich braucht, um 12'000 Leute
bestens unterhalten zu können. Wer mehr über das sehr talentierte Duo (das auch eigenes
Material geschrieben hat) erfahren möchte, klinkt sich bei www.whosthatgirl.de ein.
Nach einer Umbaupause von knapp einer halben Stunde ging die Bühnenbeleuchtung zum
zweiten Mal an diesem Abend aus und leitete einen Event der Superlative ein. Status Quo
Anno 2003 vor ausverkauftem Haus? Ja, es war kein Traum, sondern Wirklichkeit. Die Bühne,
über und über mit weissen Amp's bestückt, war
bereit, den "Altherren-Club" zu empfangen. Und dann ging es los! Unter
ordentlichem Jubel wurde der Opener "Caroline" angestimmt und die Party nahm
ihren Anfang. Logo, dass natürlich das Gründer-Duo Rossi/Parfitt dabei im Zentrum stand,
aber die restlichen Bandmitglieder, ausser Drummer Matthew Letley (der Jeff Rich
ersetzte), gehören auch schon eine ganze Weile zur Band. Für meine Begriffe sah vor
allem Rick Parfitt trotz seiner fünf (!) Bypässe sehr "fit" aus, wie man das
auch immer interpretieren will. Von Beginn weg in Bewegung, haute er seine drei
"Standard-Akkorde" unentwegt in die Saiten und zelebrierte zusammen mit
Mastermind Francis Rossi den unnachahmlichen Quo-Sound. Nach "The wanderer" und
"Something 'bout you baby" folgte mit "Don't waste my time" der
nächste Ur-Klassiker, gefolgt von den ebenso legendären Smashern "4500 times"
und "Rain".
Das Publikum ging immer besser mit und der Geräuschpegel wurde zeitweilen so
laut, dass der etwas zu leise Sound glatt davon verschluckt wurde! Wer das nicht selber
vor Ort erlebt hat, kann sich das kaum vorstellen! Die vier neuen Songs "All stand up
(never say never)", "Solid gold", "Heavy traffic" und
"Creepin' up on you" kamen sehr frisch daher und unterstrichen, dass das neue
Album tatsächlich noch Akzente setzen kann. Nach einem der unweigerlichen, aber
unterhaltenden Medley wurde langsam, aber stetig das Schlussdrittel in Angriff genommen.
Und nun stand die Halle Kopf! Der Uralt-Heuler "Gerdundula" (auf "Dog of
two head" von 1971) wurde frenetisch abgefeiert und ebnete den Weg für einen Knaller
nach dem anderen. Mittlerweile hatte der Knöpfchendreher endlich die Lautstärke ein
wenig angehoben. Somit kamen die alten Schoten der Marke "Big fat mama",
"Roll over lay down", "Down down", "Whatever you want" und
"Rockin' all over the world" echt fett daher
und verwandelten das Hallenstadion in ein wahres Tollhaus.
Der Zugabenteil wurde, von der offiziellen Set-Liste abweichend, mit weiteren Medley's von
unvergessenen Gassenhauern wie "Bye bye Johnny" veredelt. Im Nu waren dann knapp
zwei Stunden schon vorüber und das Konzert, obwohl irgendwie zu abrupt, leider bereits
vorbei. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dieser Auftritt für Schweizer
Verhältnisse sehr ansprechend war und die Band gezeigt hat, was für grandiose Songs sie
der Welt hinterlassen hat und dass "The end of the road" wohl bis auf Weiteres
vertagt wird! Im Sommer werden Status Quo übrigens auf dem Heitern oben in Zofingen
wiederum in der Schweiz auftreten. Wer an diesem Abend nicht dabei war, kriegt also
nochmals eine Chance, don't miss it!
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