Die zusätzlichen Informationen zum Konzert von Steam Roller machten
den entscheidenden Unterschied aus! Wäre da nicht der Name des
etatmässigen Whitesnake-Klampfers gestanden, hätte ich diese
Konzertankündigung sehr wohl gelesen, dann aber unter "ferner
liefen" abgehakt. Da sich die weisse Schlange vorübergehend ins
Dickicht zurück gezogen hat, darf sich David Coverdales
Hintermannschaft derweil anderweitig beschäftigen. Das sind neben
Doug noch Bassist Michael Devin und Drummer Brian Tichy, die
zusammen im September und Oktober in Europa unterwegs gewesen sind.
Bei den letzten neun Konzerten, wovon das hier in Pratteln das
Zweitletzte war, wurde Brian durch Joe Travers (Zappa Plays Zappa)
ersetzt. Auf dem musikalischen Speisezettel standen neben wenigen
Whitesnake-Songs diverse Covers, die mehr oder weniger jeder der
anwesenden Leute kannte, und je älter je mehr. Der grosse Reiz
dieses Club-Konzertes lag jedoch vor allem darin, dass man so einen
versierten Musiker wie Doug mal ganz aus der Nähe anschauen und
geniessen konnte. Diese Gelegenheit nahmen dann aber zur grossen
Enttäuschung der Tourmanagerin (Zitat: "It's a joke!") nur gerade
etwa drei Dutzend Leute wahr! So war dann auch keine Support-Band
von Nöten.
Steam Roller
Zuletzt gerade von drei Gigs in Griechenland und Zypern angereist,
wo sich zwischen 200 und 500 (!) Fans für Steam Roller
interessierten, wunderte sich die Band und ihr Tross schon ob der
gähnenden Leere in der Galery. Doch sowas ist an dieser Stelle
bereits einigen anderen Combos widerfahren und über die Gründe lässt
sich spekulieren. Hier in der Schweiz sehe ich das Problem vor allem
in der Dichte an Konzerten. Es ist schlicht zuviel los, aber da
erzähle ich ja nix Neues. Doug, Michael und Joe sind aber Profis und
darum waren sie einerseits sehr wohl erstaunt über den mageren
Zuschaueraufmarsch, doch andererseits hielt sie das natürlich nicht
davon ab, um etwa 21.30 Uhr mit dem Led Zeppelin Klassiker
«Immigrant Song» in den Set einzusteigen. Michael Devin übernahm die
meisten Lead-Vocals, was auch gut war, denn Dougs Gesangskünste
waren eher bescheiden. Viel besser schnitt sein Gitarrenspiel ab,
das in dieser Dreier-Konstellation ganz anders rüber kam, als man
das sonst von ihm gewohnt ist. Der Sound war deshalb eher rau, da
keinerlei Keyboard-Sounds vorhanden waren. Während «Steal Your Heart
Away» (von der aktuellen Whitesnake Scheibe «Forevermore») riss eine
Saite bei Dougs goldener Les Paul. Kurzerhand wurde das Konzert
unterbrochen, damit der Schaden behoben werden konnte. Dieser an
sich ungeplante Unterbruch kam den anwesenden Rauchern natürlich
sehr gelegen und so gönnten sie sich draussen ihre Glimmstängel.
Etwa fünfzehn Minuten später war das Arbeitsgerät von Herrn Aldrich
wieder einsatzbereit. Mit «Crying In The Rain» versuchten Steam
Roller darauf, die Stimmung wieder in Gang zu bringen, was aber nur
bedingt gelang, denn das Ganze kam wegen den fehlenden Orgel-,
respektive Keyboard-Klängen und überhaupt ziemlich blutleer daher.
Weitaus besser gelang Claptons «Cocaine», Joes Drum-Solo und etwas
später auch Marleys «I Shot The Sheriff». Gerade davor wurde es bei
der unbrauchbaren Version von «Slow An' Easy» offensichtlich, dass Whitesnake-Songs in diesem Rahmen und ohne David Coverdale definitiv
nicht funktionieren. Als dann «Smoke On The Water» riffmässig
angestimmt wurde, schwante mir umgehend Schreckliches, aber es ging
gerade noch. Hier machten dann die Leute immerhin mal mit, aber das
war ja auch nicht schwer. Am Besten gefiel mir eigentlich «Young
Man», das zwar nicht an das Original von The Who heran reichte, aber
dennoch überzeugen konnte. Der Schluss gehörte dann, wie der Anfang
schon, Led Zeppelin. Gut 110 Spielminuten wurden schliesslich netto
verbraten und es war ok, mehr aber auch nicht. Ein zahlreicheres
Erscheinen der Fans hätte dem Konzert sicher zu flotterer Fahrt
verholfen, aber viel mehr wäre eh nicht raus zu holen gewesen. Die
Unterschrift von Doug auf der mitgebrachten CD von Lion («Trouble In
Angel City», 1989) und das gemeinsame Foto liessen aber jede Form
von Unmut im Keim ersticken.
Setliste (ohne Gewähr): «Immigrant Song (Led Zeppelin)» - «Never In
My Life (Mountain)» - «I Wish (Stevie Wonder)» - «I Ain't Got Nobody
(Santana)» - «Steal Your Heart Away (Whitesnake)» -- PAUSE -- «Crying
In The Rain (Whitesnake)» - «Cocaine (Eric Clapton)» - «Drum Solo
Joe» - «Led Boots (Jeff Beck)» - «Billie Jean (Michael Jackson)» - «Slow
An' Easy (Whitesnake)» - «I Shot The Sheriff (Bob Marley)» - «Smoke
On The Water (Deep Purple)» - «Young Man (The Who)» -- «The Wanton
Song (Led Zeppelin)» - «Guitar Solo Doug» - «Communication Breakdown
(Led Zeppelin)».
|
|